Warum überhaupt interne Abstrahlungen?

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01.09.2014 11:19
avatar  PeterW
#1 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
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+ 12.1.2018

Angeregt vom Thread Neue Concertos, speziell Klagen über den Ausfall elektronische Bauteile und die Mühen bis zur Reparatur, frage ich mich, warum eine DO überhaupt eine interne Abstrahlung haben muß.
Das mag auf den ersten Blick als Wunsch nach etwas "inkompletten" aussehen, doch sollten dafür folgende Gründe genannt sein:

  • An der Qualität der Endstufen und Lautsprecher muß werksseitig i. d. R. gespart werden, damit diese nicht als Preistreiber wirken.[/*]
  • DO-Hersteller sind naturgemäß nun nicht gerade die innovativen Füchse in Verstärker- und Lautsprechertechnik. Sollten also besser bei ihren Leisten bleiben.[/*]
  • Die als Kniebeschallung konstruierten internen Abstrahlungen sind darüber hinaus akustisch - gelinde ausgedrückt - von zweifelhaftem Wert. Im schlimmsten Falle schreckt diese vor einer Kaufentscheidung ab, obwohl insgeheim die DO für eine externe Abstrahlung optimiert vorgesehen ist und die interne quasi nur als redundanter Notsitz eingebaut wird, der zudem sinnlose Kosten verursacht.[/*]
  • Ein Austausch defekter Endstufen kann nur mit den Originalen erfolgen, ein Upgrade auf den Stand aktueller Technik ist Jahre später kaum möglich.[/*]

Es würde also genügen, wenn jede DO je nach Preisklasse 4-, 8-, 12- oder mehr-Channel-Ausgänge mit entsprechend konfugierbarem Routing und Equalizer zur Verfügung stellt.
Der Rest ist dann ausschließlich eine sportliche Aufgabe für die Händler, die aus einem geeigneten Sortiment von akt. und pass. (+Verstärker) Lautsprechern und Subwoofern Empfehlung unterbreiten können und entsprechende Konfigurationen fürs Kundenvorspiel vorhalten.
Der Kunde wählt dann nach Gusto und Geldbörse aus. Wenn ihm der Anschluß an seinen Radio-Wecker ausreicht - auch gut, und wenn er eine Abstrahlung im Wert des Mehrfachen einer DO glaubt brauchen zu müssen, wird er auch mit dieser glücklich werden, und wer ausschließlich mit Kopfhörern spielen will, braucht gar nichts.

Einen kleinen Schwachpunkt hat der Vorschlag: Faltungshall- und manche anderen Raumakustik-Schmankerl lassen sich wohl nur als Gesamtpaket anbieten... Dafür könnte z. B. RSS lizensiert werden oder die Hersteller lassen sich noch etwas ganz anderes einfallen.


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01.09.2014 12:08
#2 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ma

Weil viele potentielle DO-Käufer gerne das Komplettpaket hätten und sich nicht viel Gedanken um die Lautsprecher machen, würde ich sagen... die heutigen Systeme mit Faltungshall u.ä. sowie Hochtönern bzw. vollwertigen Lautsprechern (Viscount) auf Notenpulthöhe sind doch schon ein Quantensprung ggü. der reinen Hosenbeinbeschallung!

Die Abstrahlung der Concerto erfüllt ihren Zweck gut; sicher könnte man da noch Tausende investieren und sie noch überzeugender abstrahlen, aber da halte ich es mit Gemshorn, der fragte: "Wozu?" [grin]
Für mein Arbeitszimmer ist das schon sehr ok und ich werde mich mit einem solchen eher beengten Aufstellungsort in guter Gesellschaft mit sehr vielen DO-Käufern befinden, von daher ist der Bedarf an noch hochwertiger Abstrahlung nicht unendlich groß.

Sobald eine Firma verschiedene Optionen für ein Modell anbietet, wird jede einzelne Orgel vermutlich etwas teurer...

Gloria Concerto 350 Trend

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01.09.2014 14:38
avatar  Michal ( gelöscht )
#3 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Mi
Michal ( gelöscht )

Also schon Hammond-Orgeln gab es wahlweise mit interner und externer Abstrahlung und auf Wunsch sogar mit einem Schalter wo man dann beides im Wechsel oder gleichzeitig aktivieren konnte. Die Kult-Hammond (B3) ist bemerkenswerter Weise genau die Variante OHNE interne Abstrahlung.
Die Modelle mit interner Abstrahlung (die heute meist deaktiviert oder ausgebaut ist) sind auf dem Markt heute wesentlich billiger (weil eben keiner den Ballast haben möchte, den man eh nicht wirklich gebrauchen kann). Aber natürlich gab es damals Leute, die in ihrem kleinen Wohnzimmer keine separaten großen Lautsprecher haben wollten. Und genau dafür bot Hammond eine baugleiche A-100 mit internem Lautsprecher und Verstärker an (Originaltext: "B-3 / C-3's internals in an integrated package with power amp and speakers".
Also man könnte – wenn man wollte - halt wieder mal aus der Vergangenheit lernen und verstehen, dass es viele Leute gibt, die keinen minderwertigen Ballast kaufen möchten, den sie gar nicht brauchen (und der dann obendrein noch defektanfällig ist).

Und bei Viscount ist man ja gleich vollständig auf dem Holzweg, denn seit OS 1.8+ kann man die interne Abstrahlung gar nicht mehr (mit dem ehemals dafür vorgesehenen Schalter [Console]) abschalten. Den Tipp von Viscount die Lautstärke der internen Abstrahlung dann halt auf null zu drehen (ich wär' gar nicht drauf gekommen) bringt nichts wenn die Endstufen spinnen (die krachen nämlich mit voller Leistung unabhängig von dem Lautstärkeregler der vor ihnen ist, was bedeutet, dass man die Orgel dann einfach gar nicht mehr einschalten kann. Unabhängig davon hat mich aber immer schon das Rauschen aus den internen Lautsprechern genervt (auch wenn der Lautstärkeregler auf Null ist weil es eben von den minderwertigen Endstufen kommt) wenn ich die Orgfel als MIDI-Spieltisch für Hauptwerk verwende.

Nein, man lerne aus der Vergangenheit.
Und auch damals war der Kundengeschmack, was die Lautsprecher angeht, ganz anders als es sich der Orgelhersteller wünschte (Hammond hasste das Leslie). Ohne dem Leslie wäre die Hammond aber nie die Orgel geworden, für die man sie heute schätzt. Das hat jetzt aber nicht mit dem Wunsch zu tun, dass die Orgel auch ohne interne Abstrahlung angeboten wurde, denn damals hatte man einfach die Wahlmöglichkeit zwischen interner kleiner Lautsprecher oder aber der Version mit einem externen Hammond-Lautsprecher (der einfach besser war, aber natürlich auch mehr Platz benötigte und natürlich teurer war). Oder eben aber auch beides - für den, der wollte. Oder aber auch die Lösung mit ganz anderen Lautsprechern und Verstärkern (auch damals war der Klang der Orgel maßgeblich beeinflusst von den Verstärkern und Lautsprechern – es war auch plötzlich Mode die Orgel über Gitarrenlaussprecher wiederzugeben weil sie dann ganz anders - viel rockiger - klang).

Mit zwei Modellen konnte man damals also locker alle glücklich machen. Warum geht das heute nicht? Und warum muss man sowas überhaupt erst diskutieren? [sad]

VG
Michal


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01.09.2014 17:03
#4 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
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Administrator

Danke für diesen hochinteressanten Denkanstoß!
Wenn ich recht sehe, dann ist Physis ein erster, sehr wichtiger Schritt zur zukunftssicheren Orgel von morgen: Neue Registerdefinitionen können auf einfachem Weg in die Orgel implementiert werden. Das Prozedere ist denkbar einfach gestaltet, sodass er vom Kunden selbst bewerkstelligt werden kann. Jedenfalls ist eine Digitalorgel mit klanggenerativer Technologie dem Verfall durch klangästhetische "Alterung" entrissen; sie bleibt stets aktuell, wenn herstellerseitig immer wieder neue Registerdefinitionen bzw. -verfeinerungen angeboten werden. Der erste, m.E. allerwichtigste Schritt zur Orgel der Zukunft ist damit gesetzt.
Bei der Klangerzeugung hat man den traditionellen Weg bisher nicht verlassen; so tritt früher oder später die Situation ein, dass die ein für allemal eingebaute Abstrahlung altert und von moderneren Lösungen gnadenlos überholt wird.

Die im Eingangsposting angebotene Lösung beseitigt dieses Problem.

Maßgeschneiderte Lösungen - von der Sparvariante Kopfhörer bis hin zur opulenten Luxusabstrahlung - ließen sich ganz einfach anbieten. Es wird Sache des fachkundigen Händlers sein, seinem Kunden unterschiedliche Gesamtpakete zu offerieren - die bei Bedarf dennoch modifiziert werden können.

Dass die Möglichkeiten der Klangwiedergabe vielfältig sein dürfen und es letztlich dem Willen des Kunden anheim gestellt ist, über die Qualität seiner Orgelabstrahlung selber zu entscheiden - ist es das, was als Quintessenz von "Hauptwerk" bleibt?
Es wird Kunden geben, die aus diversen Gründen (zunächst?) mit einer kostenschonenden Kopfhörerlösung das Auslangen finden: Die Palette reicht dabei vom Besitzer hellhöriger Neubauwohnungen bis hin zu Orgelbegeisterten mit stark begrenztem Budget. Trotzdem - und das ist die Stärke dieses Vorschlags - bleibt die Option, die gewählte Abstrahlung zu einem späteren Zeitpunkt zu ergänzen, abzuändern, auf den allerneuesten Stand der Lautsprechertechnik zu bringen.

Faltungshall sollte in jedem Fall fix an Bord sein - der Kunde muss lediglich vor Kauf darüber informiert sein, dass er erst ab einer gewissen Mindestausstattung in den Vollgenuss dieses Features kommt.

Kurzum: Die Idee, auf interne Abstrahlung gänzlich zu verzichten, halte ich für zukunftsweisend. rgel:
Wenn die Hersteller sich darauf einlassen (und das werden sie), wird auch der traditionelle Spieltischbau neu hinterfragt werden können; subtrahiert man die Lautsprecher, wird es nämlich recht leer im Gehäuse - sodass auch neue Konsolenvarianten angeboten werden können. Ähnlich dem Flachbild-TV könnten in Anlehnung an die Spieltafeln bei Pfeifenorgeln neue digitale Flachorgeln in die Wohnzimmer Einzug halten - Orgeln mit geringstem Platzbedarf also, da nur noch die Klaviaturen in den Raum hineinragen.

Das alles klingt heute noch ein bisschen nach Science-Fiction, aber ich nehme eure Prognosen entgegen, wann wir zum erstenmal auf Digitalorgeln dieses Typus treffen werden.
Dafuer:


Auf Orgelsuche.

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01.09.2014 17:43
avatar  PeterW
#5 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
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+ 12.1.2018

Zitat von Martin78
[...] aber da halte ich es mit Gemshorn, der fragte: "Wozu?"

Was er gerade, auch mit einem Ausblick in die Zukunft getan hat und meine Intention voll trifft.
Ich frage mich allerdings, ob dem Ästheten Gemshorn ein an die Wand geschraubtes, minimalistisches Bauhaus-Spielbrett mit angehängtem Pedal genügen würde, auf dem nicht mal mehr ein handgeschnitztes Engelchen-Teufelchen-Pärchen Platz fände

Martin, der Kunde wird auch mit der variablen Zusammenstellung "alles aus einem Guß" vom Händler bekommen und wird auch nicht mehr dafür bezahlen müssen als für eine Komplett-DO, wenn er nicht in die Vollen langt. Die Frage des Platzes sollte spätestens seit den mäDchenhandflächengroßen »Direct/Reflecting® Cube Speaker Arrays« von Bose (falls die sich für die Orgel, ergänzt natürlich mit einem Sub, und den Kunden und seinen Raum eignen), oder anderen sehr guten und preiswerten Produkten der Elektroakustikindustrie gelöst sein.

Auch Faltungshall & Co sollte sich bei geeignter Aufstellung dann doch noch realisieren lassen.


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01.09.2014 19:14
avatar  Michal ( gelöscht )
#6 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Mi
Michal ( gelöscht )

Ja, dann müsste man nämlich nicht auf Hauptwerk ausweichen wenn man im 1-Zimmer Appartement eine Dreimanualige (ohne riesen Kasten drumherum) haben möchte. Und nicht jede Dreimanualige braucht eine X-Kanalige Abstrahlung (weder intern noch extern) weil man bei Betrieb einer solchen (auch der internen) ohnehin aus dem Appartement flöge.
Hingegen genügen einem Anderen vielleicht 2 Manuale, möchte aber für seinen Partykeller den richtigen Rums dazu und dann wird die interne Abstrahlung auch wieder nicht befriedigen (und somit umsonst gekauft und bezahlt).

Freilich die Concertos/Sonuse sind Orgeln, die viele voll zufrieden stellen, da von der Größe handhabbar sind und eine gute Abstrahlung mit sich bringen. Aber alle anderen Leute, die die es kleiner, handlicher oder leiser haben möchten und die, die es größer und aufwendiger haben möchten bleiben außen vor. Und die großen Unicos & Co. mit interner Abstrahlung auszurüsten war m. E. immer schon Unsinn.

Eine Palette von Orgeln – gestaffelt nach Manualzahl, Registerzahl und Ausführung, also welcher Typ von Spieltisch, wie beispielsweise Positiv oder Französisch bis typisch Amerikanisch oder eben auch skelettiert, d. h. möglichst leicht und platzsparend, welches Holz oder Furnier und vor allem auch in welcher Gewichtsklasse, welche Klaviaturen und welche Wippen oder Manubrien und diese leuchtend oder mechanisch)
und
eine Palette von Abstrahlungen beispielsweise von professionell vielkanalig mit digitalen Endstufen bis hin zu Pfeifenprospekten oder aber auch eine interne Lösung oder gar der Kopfhörer oder die ohnehin vorhandene Surround-Anlage vom TV/Video
und
alle könnten bedient werden und sich auch entsprechend ihrem Geldbeutel weiterentwickeln.
Das ist doch genau das, was Hauptwerk so erfolgreich macht. Man kann klein Einsteigen, hat aber alle Optionen offen.

Freilich sind DO-Kunden i. d. R. etwas weniger bastelfreudig und wollen fertigere Lösungen als der typische Hauptwerkler. Aber das wäre ja genau die Existenzberechtigung und Aufgabe der Händler. Nämlich fertige Systeme anzubieten, bzw. diese zusammenzustellen und zu installieren. Und alles eben immer updatefähig - denn wer gibt heute schon noch viel Geld aus, wenn er sich damit technisch festnagelt – bei der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung heute.

Heute ist es so, dass wenn Du drei oder gar vier Manuale in einer DO haben möchtest Du einen Monsterschrank bekommst, der nur in große Häuser noch reinpasst und dann auch noch eine interne Abstrahlung hat, die Du in diesen Räumen ohnehin - mangels anpassungsfähigkeit - nicht gebrauchen kannst.
Andererseits ist es auch nicht richtig zu behaupten, dass es niemanden gäbe, der sich für ein barockes Massivholzmöbelmonster mit mechanischen Manubrien begeistern könnte (ich gehöre z. B. zu dieser Sorte - auch wenn die gleiche Technik von der Klangerzeugung drin ist wie bei einem Modell das nur einen Bruchteil kostet).

M. E. muss die DO-Branche etwas modularer denken lernen. Nur so gibt es eine Chance sich gehen virtuelle Orgeln behaupten zu können.
Die Keyboards (oder vor allem auch die Heimorgeln) sollten Warnung genug sein – die sind nämlich zumindest in den höherpreisigen Lagen nahezu ausgestorben. Da gibt es heute faktisch (also abgesehen von ein paar chinesischen Wersis oder japanischen Rolands oder ähnlichen Exoten) nur noch Computersysteme mit Masterkeyboard … und externer Abstrahlung (um bei Thema zu bleiben)!

VG
Michal


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01.09.2014 22:44
avatar  pvh
#7 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
pv
pvh

Hallo,

wenn ich mich so umsehe (nicht hier im Forum), habe ich den Eindruck, dass die meisten Kunden ein fertiges Produkt kaufen wollen und keine Einzelteile. Das ist ja bei vielen Produkten so, ein Fahrrad beispielsweise stellt sich ja auch nur eine für den Markt verschwindend kleine Minderheit aus Einzelteilen (Rahmen, Sattel, Bremsen, Tretlager...) zusammen.

Abgesehen davon, dass viele Kunden sicher überfordert wären mit der Zusammenstellung der Komponenten einer Digitalorgel, möchten sie sicher auch keine Einzelteile herumstehen haben. Wenn ich eine DO im Wohnzimmer stehen hätte, würde ich auch keine externen Lautsprecher haben wollen, die beiden der Stereoanlage (im Regal) reichen mir. Und der Klang ist vielen DO-Besitzern, die ich kenne, auch nicht so wichtig.

Das gilt auch für Kirchengemeinden, ich habe jedenfalls deutlich mehrer DO in Kirchen und Kapellen ohne externe Abstrahlung kennengelernt als solche mit externen Lautsprechern. Oftmals werden doch selbst bei einfachem Keyboards die internen Lautsprecher verwendet. Selbst diese große gotische Halle wurde übergangsweise mit einer alten DO ohne externe Abstrahmung beschallt. Übrigens haben manche Leute damals gar nicht bemekrt, dass eine olle DO mit Hosenbeinbeschallung und nicht diese schöne Orgel gespielt wurde.

Ob es eine modulares System geben kann, hängt davon ab, wie aufwändig das wäre und wie groß der mögliche Kundenkreis. Ich glaube jedenfalls, dass die "Komplettorgel" auch zukünftig den Markt dominieren wird, auch wenn das hier im Forum manchen nicht so gefällt.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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02.09.2014 00:38
avatar  Michal ( gelöscht )
#8 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Mi
Michal ( gelöscht )

Mit "modular" meine ich keine Einzelteile, sondern eher ein Baukastensystem so wie es in anderen Industriezweigen schon lange üblich ist. Heutige Kunden wünschen möglichst maßgeschnittene Produkte. Nicht nur weil sie höhere Ansprüche haben, sondern weil sie kein Geld für Dinge ausgeben wollen, die sie nicht brauchen und dieses gesparte Geld eher in die Features investieren wollen, die ihnen wichtig sind. So hat das Baukastensystem z. B. bei der Automobilindustrie sowohl bei den Kunden Vorteile als auch beim Hersteller.
Ein Auto ist sehr teuer. Viel teurer als es früher einmal war. Es ist aber auch viel mehr Technik und Sicherheit und Bedienungsfreundlichkeit drin. Kaum einer gibt sich noch mit Karoserie, Motor und vier RäDern zufrieden. Auch dann nicht, wenn es diese in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Chromapplikationen gäbe und entsprechender preislicher Abstufung. Vielmehr ist es so, dass einer einen kleinen Wagen haben möchte weil er eben keinen Güterzug braucht und auch kein Geld für Platz und Raum ausgeben möchte, den er nicht nutzen würde. Vielmehr sind ihm z. B. das Soundsystem oder die Fahrassistenten oder z. B. die "Konnektivität", also die Möglichkeit das Smartphone u. ä. an das Bordsystem zu docken wichtig. Er kauft also einen kleinen Wagen mit Bose-Soundsystem ab Werk und was weiß ich was für Schnickschnack. Ein Rentner beispielsweise, dem ist das Soundsystem völlig egal weil er eh schlecht hört, dem ist viel wichtiger, dass er einen Nachtsichtassistenten hat weil er außerdem auch schlechter sieht. Nun ist es heute möglich einen Wagen genau nach Bedarf und Wunsch mit Features auszustatten. Unabhängig von Größe und Klasse. Ach und der Kleinwagenfahrer möchte spritzig unterwegs sein und der Rentner schwört auf den robusten Diesel oder erinnert sich an seine vergangenen Jahre als Umweltaktivist und möchte Hybrid fahren. Alles kein Problem. AMG C-Klasse mit 7.1 Dolby-Surround und Mercedes s 350 CDI oder Hybrid mit Massagesitzen und Einsteighilfe. Darüber hinaus wollen einige Leute sehr spezielle Coupes oder andere lieber alltagstaugliche Cabrios mit Hardtop und Familien wiederum Autos mit Entertainmentsystem auf den Rücksitzen, damit die Kids bei der Fahrt beschäftigt sind. Man muss also heute keinen Rennwagen mehr kaufen um über 300 PS zu bekommen. Und auch keine Nobelkarosse um ein Entertainmentsystem an Bord zu haben.
Möglich macht dies das Baukastensystem das ein modulares Konzept voraussetzt.
Das bedeutet also nicht, dass man ein Auto in Einzelteilen bekommt, sondern dass man sehr einfach individualisieren kann und die Diskussion was sinnvoll oder "üblich" sei oder meist gewünscht würde ziemlich obsolet geworden ist.
Die Industrie profitiert weil die Herstellung und Ersatzteilbevorratung und Logistik einfacher wurde.
Und der Geldbeutel wird zwar weiterhin – typisch Deutsch – maximal strapaziert – aber man bekommt genau das was man wirklich braucht und wollte und dafür gibt man das Geld auch leichter oder bereitwilliger aus.
Freilich kann man fragen ob das denn alles sein muss. Aber die Frage ist Unsinn, denn den Fortschritt hat bisher noch niemand aufhalten können. Die Frage ist also eher – gehe ich mit Technik und Fortschritt mit oder werde ich als Käufer Konsumverweigerer oder als Hersteller bankrott.

Tja und nichts anderes trifft bei der Musikinstrumentenbranche zu.

Also Entwarnung – keine Orgel à la Böhm zum selber löten, sondern vielmehr eine Chance für Händler nicht ganz von Billiganbietern im Internet verdrängt zu werden. Denn was es heute mehr denn je braucht ist kompetente Beratung und Aftersales-Service. Eben weil es nicht nur Modell X oder Y gibt, sondern alles jeweils in zig Varianten und das ohne dass die Herstellung dadurch viel teurer würde.

Ich hatte z. B. – ich schreibe das hier als Lachnummer mit ernstem Hintergrund – die Lenkradheizung vergessen. BlöD weil ich habe Arthrose und das tut beim Orgelspielen ohnehin schon sauweh. Ein warmes Lenkrad ist da ein Segen für mich – für andere purer Unfug. Der Autohändler hat also eines nachgerüstet (alles kein Problem bei modularer Bauweise) und ich bin so dankbar, dass ich das nächste Auto wieder bei ihm kaufen werde.

Ja, ich weiß die Kirchen sind auf einem anderen Denkweise basierend errichtet worden. Ich war letzte Woche in Passau auf einem Orgelkonzert (das nebenbei gesagt sowas von langweilig war) aber ich war auch aus anderem Grund froh, dass es nach einer Stunde aus war weil ich einfach auf der Bank mit der eingebauten Rückengeißelung nicht mehr sitzen konnte (eine Frau vor mir hat sich fast quer auf die Bank gelegt und beim Mann neben ihr angelehnt – die einzige sinnvolle Lösung – auch wegen der einschläfernden Organisten). Derweil ich einen davon aus seiner Jugendzeit noch gut kannte. Aber der hat einfach zu viel geistliche Musik gespielt. Einige der wenigen Zuhörer sind gegangen und das beim Sound der weltgrößten Domorgel. Tolle Leistung. Tolle Improvisationen und tolle Kirchenbänke. Da nützen selbst eine neue Spielkonsole und fünf Orgeln mit irgendwas 17.000 Pfeifen auf einmal nichts mehr.

Gute Nacht
Michal


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02.09.2014 01:42
avatar  ( gelöscht )
#9 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Gast
( gelöscht )

Hallo zusammen,

vergleichen wir die Digitalorgel doch mal mit einer Stereoanlage. Beides sollten doch Geräte für die hochwertige Klangwiedergabe sein. Bei einer Stereoanlage weiß jedes Kind, dass die guten Anlagen ein Paar (oder mehr) separate Boxen haben um den Klang gut wiedergeben zu können. Die billigeren "Ghettoblaster" dagegen klingen halt nicht ganz so schön, aber man kann sie bequemer mit sich herumtragen. Aber keiner käme wohl auf die Idee, die Lautsprecher einer HiFi-Anlage mit ins Verstärkergehäuse einzubauen.

Und ich würde behaupten wollen, dass fast jeder "Otto Normalverbraucher" so eine Anlage mit separaten Lautsprecherboxen irgendwo ganz selbstverständlich zu Hause stehen hat - obwohl sie nicht einteilig ist!

Jedem ist also klar, dass eine gute Stereoanlage aus einem Set besteht, das ein Paar separate Lautsprecher hat. Ob man dann auf ein komplettes Set eines Herstellers vertrauen will, oder die Boxen separat kauft, ist dann noch eher Geschmacksache. Manch einer kauft High-End-Boxen bei einem anderen Hersteller und mancher Andere hört sowieso nur mit Kopfhörer.

Die Digitalorgeln wollen wohl die wenigsten mit sich herumtragen. Also aus welchem Grund müssen da die Lautsprecher eingebaut sein? Wenn eine Digitalorgel nur mit externen Lautsprecherboxen (oder wahlweise ganz ohne) geliefert wird, werden sich die Kunden sicher rasch daran gewöhnen wie bei einer guten Stereoanlage auch. Aber im Moment ist dort die Entwicklung beinahe im Zeitalter von Opas Dampfradio mit eingebautem Lautsprecher stehen geblieben.

Auch wenn ich mich da jetzt sicher wieder bei einigen unbeliebt mache, aber was ich (auch hier) auf Fotos und real vom Innenleben aktueller Digitalorgeln gesehen habe, lässt mir die Zehnägel nach oben rollen. Praktisch ausschließlich Lautsprecherchassis aus dem Low-Budget-Segment - selbst bei Orgeln für zig Kilo-Euro. Qualität wie man sie in Supermarkt-Stereoanlagen findet, aber wirklich nichts Hochwertiges. Macht genau genommen auch wenig Sinn viel hochwertigeres einzubauen, wenn man ein akustisch so unvorteilhaftes Gehäuse dafür zu bieten hat wie eine Digitalorgel. Eine große Kiste mit platten Wänden, deren Resonanzen nicht vernünftig in den Griff zu bekommen sind, wo auch noch anderes Innenleben darin ist und auch eine gewisse Dichtigkeit kaum zu gewährleisten ist. Im Prinzip ein unberechenbares Umfeld für einen Lautsprecher.

Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass einzelne DO-Modelle trotzdem mit der internen Abstrahlung ihre Besitzer zufrieden stellen können. Das liegt dann daran, dass der Frequenzverlauf dieses an sich sehr unlinearen Abstrahlsystems entweder durch Equalizer oder eben auch durch die Intonation der einzelnen Töne wieder geebnet wird. Dies kann man auch gut daran erkennen, dass das Klangbild mit einem hochwertigen, linearen Kopfhörer sehr unschön verbogen klingt, und man deshalb bei Kopfhörerbenutzung deutlich anders intonieren muss.

Was man aber nicht wegbekommt, ist das Abstrahlverhalten an sich, das ziemlich unkoordiniert um den großen Kasten herum verläuft. Der Klangeindruck ist an jeder Stelle ein anderer. Man hat sich dann Notlösungen ausgedacht und "wirft" den Schall dann sozusagen eben zu verschiedenen Seiten aus dem Gehäuse heraus. Neuerdings dann ganz oben nur noch die hohen Töne, da dort eben auch kein Platz für ordentliche Lautsprecher mehr scheint - passt eben nicht ins traditionelle Spieltischkonzept.

Dann hat man aus dieser Not eine Tugend gemacht und wirbt nun mit dem Nachteil als Vorteil. Viele Kanäle sollen es bringen. Den Schall einfach wild im Raum verteilen. Lautsprecher an allen Ecken und Enden eingebaut - leider alles nur Billigware, anstatt nur ein Paar hochwertige. Egal, die Anzahl der Lautsprecher ist das entscheidende Werbeschlagwort. Natürlich wird jedes Chassis einzeln gezählt. 12-Kanal !!! Bei genauer Betrachtung dann 4 Hochtöner, 4 Breitbänder als Mitteltöner und nochmal 4 Tieftöner unterschiedlichster Größen ?? 12 Chassis entspricht genau der Anzahl, die 4 Stück übliche 3-Wege HiFi-Boxen enthalten würden. Also ist 12 Kanal bei der Orgel vergleichbar oft nicht viel mehr als Stereo plus ein paar Surroundboxen.

Natürlich will man auch für die 12 eingebauten Verstärker nicht so viel Geld ausgeben, wenn man eh nur recht billige Lautsprecher verbaut hat. Die Orgel soll ja noch bezahlbar bleiben und verdienen will man schließlich auch genug. Also addiert man flucks die Leistung aller 12 Endstufen und schon hat die Orgel 12x50 = 600 Watt - das hört sich gut an, ist aber bei Verteilung auf so viele Lautsprecher akustisch nicht ganz richtig gerechnet. Anstatt dann eben zwei hochwertige Endstufen einzubauen, dann lieber 12 billige ?? Rauscht halt bisschen und ein paar klangliche Details gehen im Verstärker auch unter - egal.

Man könnte nun sagen, eine echte Orgel strahlt ja auch von vielen Pfeifen aus in alle Richtungen ab und hört sich an jedem Punkt anders an. Aber - hier beißt sich dann die Katze in den Schwanz. Man will mit der DO dann doch gewisse Klänge reproduzieren, die angeblich einem Original entsprechen sollen, z.B. durch Samples von Silbermann´schen Pfeifen. Und gerade für die Reproduktion eines originalen Klanges ist dann eine solche Abstrahlung überaus ungeeignet. Zumal dann die unvorhersehbaren akustischen Einflüsse des Wohnraums noch hinzukommen, gegen dessen Wände man den Klang nach allen Seiten "wirft". Hier klingt dann die Silbermannpfeife womöglich eher wie eine Blechtröte.

So - nun sind wir auch mal wieder an dem Punkt angelangt, wo das Thema "Modularität" der DO anscheinend wieder von Interesse sein könnte. Genau diese Gedanken hatte ich im Januar 2013 schon - siehe Ideenbörse 2013 .An der Stelle hatte ich damals dann aber meine Aktivitäten hier im Forum heruntergefahren, da offenbar viele User darin auch keinen großen Sinn sahen. Modularität macht sicherlich Sinn! Es muss im DO-Bereich nur so aussehen, dass der Hersteller oder Händler ein DO-Set komplett nach den Wünschen des Kunden zusammenstellt. Anzahl der Manuale, Anzahl und Art der Registerschalter, Klangerzeugungsmodul, Abstrahlung usw...
...selbstverständlich kann das ganze auch zu einer (wieder lösbaren) Einheit verbunden werden, die nach Orgel ausschaut und später erweitert oder verändert werden kann.

Die Digitalorgel ohne interne Abstrahlung anzubieten ist m. E. der erste und unabdingbare Schritt Richtung Modularität und vor allem auch Qualität in der Abstrahlung zu vernünftigen Gesamtkosten.

Gruß Michael


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02.09.2014 07:59
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#10 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
An
Anonymous ( gelöscht )

Ach das klingt ja alles so schön von wegen Modularität. Aber wer die Stückzahlen des DO-Marktes kennt, der hat sowieso nur noch Tränen in den Augen und macht sich um einige Hersteller ernsthaft Sorgen. Nun sollen diese Mittelständler also noch modular arbeiten aber bitte weiter für billige Preise? Die Kunden, die auch für Kirchen nur noch kleine Orgeln mit interner Abstrahlung wollen, wächst nach meiner Beobachtung. Denn der dramatische Niedergang der Orgel geht fröhlich weiter.

Fakt ist, dass alle diese Wünsche der Individualisierung zwar toll klingen, der Kunde aber nicht bereit ist, dafür auch adäquat zu bezahlen. Und damit hat sich das Thema aus praktischen Gründen auch schon erledigt. Modular geht, solange man mit Kopfhörer arbeitet gut. Im Raum ist man damit am Ende.

Würde dann eine Orgel modular ab zweikanalig angeboten, dann würde sich auch nur noch zweikanalig gekauft!! Und wer jetzt hier behauptet, dass man das doch jeder Laie sofort höre, ob da nun zwei oder acht Lautsprecher klingen - dem gebe ich gern die Telefonnummer von Omi Müller.

Zum Schluss: der Vorwurf, die Hersteller hätten nichts entwickelt, stimmt nun definitiv nicht. Ich hatte den direkten Vergleich von Instrument aus 1990er Jahren und eins von heute. Die internen Lautsprecher sind dermaßen gut und mit soviel Leistungsreserven versehen, dass man damit wirklich eine Kathedrale beschallen kann. Dem steht allenfalls die europäische Lärmschutzverordnung entgegen oder das körperliche Wohlergehen des Organisten, den der Schall als erster trifft. Gegen eine Wand strahlend, sind die neueren Modelle einfach unglaublich gut und das für kleines Geld. Mag ja sein, dass HiFi-Freaks sich da viel bessere Boxen kaufen. Die von Rodgers sollen ja auch eine Offenbarung sein. Aber wie gesagt: Omi Müller…. Putz:


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02.09.2014 08:17
avatar  pvh
#11 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
pv
pvh

Hallo,

@Michal: Auto ist inzwischen vielleicht ein schlechtes Beispiel für "Modularisierung": Ist es bei Neuwagenkäufen nicht inzwischen so, dass man nur noch komplette Pakete ordern kann? Wer Metallic-Lackierung will, muss das Klima-Paket inkl. Navi ordern, und CD-Player nur im Sound-Paket inkl. Chromausstattung und irgendwelcher Breitreifen auf Zierfelgen? Mit anderen Worten: Man ist gezwungen, Extras im Paket mit zu ordern, die man gar nicht braucht und möchte.

@Mikelectric: Bei der Stereoanlage muss man ja 2 Boxen haben, wenn man Stereo hören will, sonst geht das nicht. Ich bin da, was den Klang angeht, auch nicht ganz ohne Anspruch. Aber was würde ich im Fachgeschäft (da kaufe ich wirklich) sagen: "Ich hätte gerne eine Stereoanlage, mit der ich sehr gut Klassik hören kann, die aber wegen meiner Bücher möglichst wenig Platz beansprucht und die nicht mehr als ## Euro kostet." Mit einzelnen Komponenten würde ich mich nicht beschäftigen wollen. Nun machen das ja doch viele Leute und kaufen Einzelteile im Großmarkt, das ist mir klar. Die Frage ist aber, zu welcher Zielgruppe der Großteil der DO-Käufer gehören. Ich vermute einmal, dass es im Gegensatz zum Forum hier gerade im Segment der gehobenen, aber auch bei den einfacheren DO (letztere für Übezwecke) eher die "Paketkäufer" und weniger Bastler und HiFi-Nerds gibt. Für deren Bedürfnisse dürften 2 zusätzliche Lautsprecher in Kopfhöhe (links und rechts auf dem Spieltisch), am besten noch eingebaut, genügen.

Davon abgesehen gibt es das modulare Konzept doch schon: Kann man nicht Spieltische, Verstärker, PC, Software, Lautsprecher etc. alles einzeln kaufen und sich auch von einem Händler zum Paket schnüren lassen? Allerdings scheint das bisher nicht die großen Käufergruppen anzuziehen.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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02.09.2014 08:27
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#12 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Zitat von Michal
Aber der hat einfach zu viel geistliche Musik gespielt. Einige der wenigen Zuhörer sind gegangen und das beim Sound der weltgrößten Domorgel. Tolle Leistung. Tolle Improvisationen und tolle Kirchenbänke. Da nützen selbst eine neue Spielkonsole und fünf Orgeln mit irgendwas 17.000 Pfeifen auf einmal nichts mehr.

Gute Nacht
Michal



Was hätte er sonst im Dom wohl spielen sollen?

Ich finde es schon ganz witzig, was hier so geschrieben wird. Klar, wenn man nichts bezahlen will, bekommt man eben auch nur Billiglautsprecher. Wenn man mehr bezahlt wird auch die Qualität besser. Interessant ist auch zu lesen, welche Ansprüche hier immer wieder gepostet werden, insbesondere was die Intonationsmöglichkeiten anbelangt. Wenn man dann aber bedenkt, dass einige User schon in diesem kleinen Kreis in ihrem Leben kaum Kontakt mit einer echten PO gehabt haben, frage ich mich, wie das in der Masse gehen soll? Hier formulieren wenige Leute, (sind es drei oder fünf?) Ansprüche, die an der Realität total vorbei gehen. Jetzt erwarte ich nur noch meine Steinigung.


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02.09.2014 09:09
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#13 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Zum Thema Orgelkonzert:
Man kann viel "weltliche" Musik spielen, seien es Bearbeitungen von Opern, Operetten oder Musicals, man kann Filmmusik spielen oder einen Ausflug in die Popmusik unternehmen oder was in Richtung Jazz machen. Literatur für Orgel ist sehr vielfältig geworden, während die Programmauswahl mancher Organisten eher einfältig daherkommen...

Zum Thema modulare Orgel:
Eine rein modulare Orgel gibt es in Ansätzen, nämlich die Moarke-Reihe von Johannus. Dort kann man sich fast alles selbst aus einem Katalog zusammenstellen und bauen lassen.
Allerdings hat das, wie meine Vorschreiber zu bedenken gaben, seinen Preis. Eigens angefertigte Schuhe kosten nun einmal mehr als die von der Stange in Massenfertigung.
Es ist wie im klassischen Orgelbau: 70% sind Lohnkosten und die machen den hohen Preis aus. Zumindest wenn man nicht möchte, dass demnächst auf den Instrumenten "Designed by Johannus, assembled in China" steht.
Und es ist ein bisschen wie mit meinem neuen Herd: ich hätte auf eine eingebaute Uhr, manche Aufback- und Knusperbackprogramme sehr gut verzichten können. Aber nun sind sie im Herd drin und stören mich nicht. Genau wie viele Funktionen meines PCs, meines Hades und meiner Waschmaschine noch nie von mir benutzt worden sind.
Aber sie sind nunmal dabei und das stört mich nicht.

Zum Thema Intonation - Physis:
Die Werksintonation auch der Concerto ist ein Kompromiss und soll möglichst vielen Organisten auf Anhieb gefallen oder zumindest eine gute Basis für eigene Intonationen bieten.
Hier haben wir das modulare Konzept in Reinkultur: nimm dir welche Register du auch willst( in einem bestimmten Rahmen freilich) und gestalte sie Ton für Ton ganz nach deinem Geschmack.
Es ist wie beim Fotoapparat: es ist für manche ein Segen, dass man Blende, Belichtung, Weißabgleich und ähnliche Parameter manuell einstellen kann. So sind individuelle Bilder nach dem eigenen ästhetischem Empfinden möglich.
Aber manchmal möchte man einfach schnell die niedliche Ente mit ihren Kindern ablichten.. und das geht halt nur mit der werkseitigen Automatikeinstellung.
So hat jeder das Gewünschte und Omi Müller kann beruhigt mit ihrer Seniorengruppe zur Abtei der heiligen Einfältigkeit in Tuntenhausen fahren und der ehrwürdigen Mutter Oberin endlich mal richtig die Geheimnisse der Bibel und der Tiefenreinigung dritter Zähne offenbaren...


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02.09.2014 11:03
avatar  Michal ( gelöscht )
#14 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Mi
Michal ( gelöscht )

Zitat von Mikelectric
Auch wenn ich mich da jetzt sicher wieder bei einigen unbeliebt mache, aber was ich (auch hier) auf Fotos und real vom Innenleben aktueller Digitalorgeln gesehen habe, lässt mir die Zehnägel nach oben rollen. Praktisch ausschließlich Lautsprecherchassis aus dem Low-Budget-Segment - selbst bei Orgeln für zig Kilo-Euro. Qualität wie man sie in Supermarkt-Stereoanlagen findet, aber wirklich nichts Hochwertiges. Macht genau genommen auch wenig Sinn viel hochwertigeres einzubauen, wenn man ein akustisch so unvorteilhaftes Gehäuse dafür zu bieten hat wie eine Digitalorgel. Eine große Kiste mit platten Wänden, deren Resonanzen nicht vernünftig in den Griff zu bekommen sind, wo auch noch anderes Innenleben darin ist und auch eine gewisse Dichtigkeit kaum zu gewährleisten ist. Im Prinzip ein unberechenbares Umfeld für einen Lautsprecher.


Absolut richtig! Kann ich nur bestätigen.
Überhaupt der ganze Beitrag spricht mir aus der Seele.

Zitat von Laurie Phelps
Zum Schluss: der Vorwurf, die Hersteller hätten nichts entwickelt, stimmt nun definitiv nicht. Ich hatte den direkten Vergleich von Instrument aus 1990er Jahren und eins von heute.


Ja, das stimmt auch, wenn man z. B. meine alte Galanti mit der neuen Unico vergleicht. Aber ist das wirklich das technisch machbare?

Zitat von chp
Hallo,
@Michal: Auto ist inzwischen vielleicht ein schlechtes Beispiel für "Modularisierung": Ist es bei Neuwagenkäufen nicht inzwischen so, dass man nur noch komplette Pakete ordern kann? Wer Metallic-Lackierung will, muss das Klima-Paket inkl. Navi ordern, und CD-Player nur im Sound-Paket inkl. Chromausstattung und irgendwelcher Breitreifen auf Zierfelgen? Mit anderen Worten: Man ist gezwungen, Extras im Paket mit zu ordern, die man gar nicht braucht und möchte.


Absolut richtiug und das ärgert mich maßlos. Das ist aber auch vornehmlich eine Spezialität der ausländischen Marken. Bei meinem deutschen Auto kann man wirklich jedes Feature einzeln auswählen. Nimmt man sogenannte "Pakete" spart man aber gegenüber der Einzelauswahl. Das ist m. E. eine legitime Möglichkeit den Konsumenten zu mehr Konsum anzuregen.

Zitat von Kirchenmusiker
Zum Thema Orgelkonzert:
Man kann viel "weltliche" Musik spielen, seien es Bearbeitungen von Opern, Operetten oder Musicals, man kann Filmmusik spielen oder einen Ausflug in die Popmusik unternehmen oder was in Richtung Jazz machen. Literatur für Orgel ist sehr vielfältig geworden, während die Programmauswahl mancher Organisten eher einfältig daherkommen...


Absolut richtig. Wobei einer der Organisten sich ohnehin entschuldigt hatte, dass es auch kein richtiges Programmheft gegeben hätte da es Probleme mit "kirchlichen Genehmigungen" gab. Und das bei dem gebotenen Hallelujagejaule. Da habe ich den beiden Organisten vielleicht unrecht getan und das Problem sitzt eher woanders. Na, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn die Orgel ausstirbt. Womit ich wieder bei meiner Forderung wäre: Die Orgel muss raus aus der Kirche um zu leben! Und das weltliche Volk da draußen ist anspruchsvoller als Omi Müller, gell. Also um den Staub aus den Pfeifen zu blasen (bildlich gesprochen) braucht es entsprechende Abstrahlungen. Sonst will das einfach keiner hören oder gar Geld dafür ausgeben wollen.

VG
Michal


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02.09.2014 11:56
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#15 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Zitat von Michal


Zitat von Kirchenmusiker
Zum Thema Orgelkonzert:
Man kann viel "weltliche" Musik spielen, seien es Bearbeitungen von Opern, Operetten oder Musicals, man kann Filmmusik spielen oder einen Ausflug in die Popmusik unternehmen oder was in Richtung Jazz machen. Literatur für Orgel ist sehr vielfältig geworden, während die Programmauswahl mancher Organisten eher einfältig daherkommen...


Absolut richtig. Wobei einer der Organisten sich ohnehin entschuldigt hatte, dass es auch kein richtiges Programmheft gegeben hätte da es Probleme mit "kirchlichen Genehmigungen" gab. Und das bei dem gebotenen Hallelujagejaule. Da habe ich den beiden Organisten vielleicht unrecht getan und das Problem sitzt eher woanders. Na, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn die Orgel ausstirbt. Womit ich wieder bei meiner Forderung wäre: Die Orgel muss raus aus der Kirche um zu leben! Und das weltliche Volk da draußen ist anspruchsvoller als Omi Müller, gell. Also um den Staub aus den Pfeifen zu blasen (bildlich gesprochen) braucht es entsprechende Abstrahlungen. Sonst will das einfach keiner hören oder gar Geld dafür ausgeben wollen.

VG
Michal




Kommt darauf an. In der Kirche hätte ich gerne ausschließlich geistliche Musik, im Konzertsaal, und natürlich an den digitalen Hausorgeln, ist ja alles möglich. Sorry, ich bin schon wieder OT.


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