Repertoirebegrenzung

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11.12.2014 11:22
#1 RE: Repertoirebegrenzung
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Administrator

Was Chrimo in einem anderen Thread angesprochen hat, beschäftigt auch mich schon geraumere Zeit: Welchen Bestand an auswändig beherrschten Liedern werden wir morgen noch haben?
Bei jeder Neuausgabe eines Gesangbuchs wird an den Texten gefeilt. Beim GL 1975 setzten sich in den meisten Fällen die Theologen durch; nach 40jährigem Gebrauch waren die meisten (nicht alle!) Texte dann aber doch noch in Fleisch und Blut übergegangen. Im GL 2013 scheint eine andere Fraktion die Oberhand behalten zu haben. Etliche Texte und Melodien wurden re-formiert (absichtlich mit Bindestrich). Man ist also wieder zum Umlernen genötigt. Auch wenn die meisten lesen und schreiben können: [wink] mit dem Auswendigsingen ist es in vielen Fällen nun vorbei - es sei denn, man bleibt anachronistisch bei den "alten" Versionen.

Seit einigen Jahren beobachte ich den Trend, dass bei Begräbnissmessen kaum noch Sangeswillige mitfeiern. Um allseitige Frustrationen zu vermeiden, "umrahme" ich diese Gottesdienste daher instrumental. Gerade mal das Sanctus gebe ich zum Singen frei - und erlebe dann, dass Zelebrant und Organist in trauter Zweisamkeit der Gemeinde etwas vorsingen...

Überzeugter Gemeindegesang, den es in den Tagen meiner Kindheit noch gab, ist inzwischen längst abgekommen.
Mir scheint, dass großes Repertoire und guter Gesang nicht zusammengehen wollen. Bei uns im Burgenland gibt es immer noch sehr viele Gemeinden, die bloß ein rudimentäres Grundrepertoire pflegen; die Lieder wiederholen sich im Jahr sehr oft, sodass Vieles auch auswändig beherrscht wird.
Jene Gemeinden, die ein reicheres Repertoire haben, singen dagegen eher verhalten; nur ein Bruchteil der Mitfeiernden beteiligt sich am gemeinsamen Gesang.

Sorry, habe mich mit diesem Beitrag ziemlich ins Offtopic begeben...


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11.12.2014 11:37
avatar  Offenbass 32 ( gelöscht )
#2 RE: Repertoirebegrenzung
Of
Offenbass 32 ( gelöscht )

Tja Gemshorn....das Gute ist, daß du Problem und Lösung bereits beide geschrieben hast. Also ließe sich da was ändern. Wir werden es so halten, daß die Lieder, die seit Jahrzehnten/Jahrhunderten sitzen beibehalten und bei den neuen Liedern mächtig sieben. Alles was nur eine Spur von Getingel vermuten läßt fliegt raus. Von unseren 883 Liedern im GL ist eh mindestens 1/3 für die Mülltonne....ich neige gar zur Hälfte.


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11.12.2014 17:26
#3 RE: Repertoirebegrenzung
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Administrator

Also wieder weg mit "Wie schön leuchtet der Morgenstern", "Herr, deine Güt ist unbegrenzt" und "Wachet auf, ruft uns die Stimme"...?


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11.12.2014 22:10
avatar  Offenbass 32 ( gelöscht )
#4 RE: Repertoirebegrenzung
Of
Offenbass 32 ( gelöscht )

Wieso? Die Lieder sind bei uns seit Ewigkeiten bekannt und werden gern gesungen


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11.12.2014 22:18
#5 RE: Repertoirebegrenzung
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Administrator

Bei uns sind sie erst seit wenigen Jahren bekannt. Daher immer noch "neues" Liedgut.


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12.12.2014 00:06
avatar  chrimo ( gelöscht )
#6 RE: Repertoirebegrenzung
ch
chrimo ( gelöscht )

Also erstens - ich LIEBE Offtopic - das ist letztlich nicht selten interessanter als der Ausgangspunkt *g*

Und wenn das Büchl halt - mangels ev. und nun auch noch Brandenburger - doch völlig unbekannt ist ... wäre das hier sehr tot [wink]

Tja, das auswendig Singen. Das ist noch ein Extra-Problem. Hier in die Altersheime kann ich noch gehen und Volkslieder singen - wer nicht mehr singen oder murmeln kann, schunkelt verzückt lächelnd ... mit Chorälen ist es da aber auch dürftiger, im tiefsten entkirchlichten Brandenburg ... da sitzen ja selbst bei den Weihnachtslieder wenn dann nur 1. Strophen - weil es ab der zweiten dann schon wieder fromm wird [wink] ("Der Christbaum ist der schönste Baum" , "Am Weihnachtsbaum die Lichtger brennen" ....) (oder teils ganz üble Nachdichtungen...)

Und das Singen überhaupt ... nun ja ... das ist schon so eine Sache mit dem "wenig Liedgut - kräftiger Gesang" versus "viele Lieder - schwacher Gesang". Kann ich glücklicherweise nicht so ganz aus vollem Herzen bestätigen - unsere Gemeinde ist schon sehr experimentierfreudig und singt auch bei unseren "anderen" Abendgottesdiensten wacker mit der Band mit ... aber wirklich VERTRAUT sind natürlich nur Lieder, die man OFT singt. Naja, und bei evangelischerseits meist gerade mal 5 Liedern pro Gottesdienst (allg. liturgische Stücke ausgenommen) kommt man z.B. mit Advents-, Weihnachts-. Oster- und Pfingsliedern auch nicht so wirklich rum.

Es gibt aber - bei aller Vielfalt - Lieder, die MÜSSEN immer drankommen. "Macht hoch die Tür" - zwei bis fünfmal (inkl. Christvesper), an Heilig Abend IMMER "Stille Nacht"/"O du fröhliche"; Ostern (und die Sonntage danach) IMMER zum Abschluß "Christ ist erstanden"; Erntedank IMMER "Wir pflügen und wir streuen"; Weltgebetstag IMMER "Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen" (oder die andere Übersetzung vom gleichen Lied).
Und das merkt man natürlich dann schon (wie auch bei "Nun danket alle Gott", "Lobet den Herren" - ja, immer noch die Altfassung EG 317 - , "Großer Gott, wir loben dich" ), daß die Gemeinde sich FREUT, daß sie die altbekannten Lieder singen kann. Und ich freu mich, daß auch die Jüngeren (so denn anwesend) diese Lieder kennen- und vielleicht ja auch lieben lernen.
ICH hab mich ja auch in sie verliebt - und auf die paar Jahre mehr nach 16hundertirgendwas kommt es dann auch nicht mehr an [wink]

Und Beerdigungen ... ja, das ist leider oft so. Mein Mann hat jetzt schon die Standardfrage an die Hinterbliebenen dabei: WOLLEN sie singen - oder wollen sie die Choräle nur hören, ggf. mitlesen? Tja, und dann sagen sie "singen" - und es singt vorn der Pastor und hinten seine Gemahlin [wink] ... glücklicherweise sind wir da beide "gut ausgestattet" - und die Beerdigungshallen klein!, aber es ist schon recht frustrierend. Und manchmal ist man ja auch heiser...
Manchmal SEHE ich wenigstens, daß sich ein paar Lippen bewegen, wenn ich schon nix höre ... oft bleiben sie aber einfach auf den Heften sitzen ... und Lesebrille hat eh kaum einer mit.

Im Brandenburgischen gibt es jetzt Workshops für "Gemeindevorsänger": http://www.kirchenmusik-ekbo.de/1092306/ Die Orgel - so vorhanden - schweigt in vielen Gemeinden, und nicht alle Pfarrer sind von Hause aus sangesfähig (da sieht es in kath. Kreisen doch meist deutlich besser aus, wahrscheinlich wird da auch mehr gesiebt daraufhin) - aber bisher ist die Teilnehmerzahl eher verschwindend...
In der kath. Ortsgemeinde habe ich noch so eine echte "Gemeindevorsängerin" erlebt. Die gute Frau war irgendwie schon uralt und kam nur mit Mühe die Emporentreppe hochgekrabbelt, Stimme war nicht (mehr) wirklich schön - aber laut [wink]
War sie krank, merkte man das deutlich am Gemeindegesang - und ich war meiner rechten Hand beraubt, sie führte mich hilfreich durch die für mich doch nur bruchstückhaft bekannte Liturgie

Upps ... das war jetzt aber wirklich lang. Gibts hier ne maximale Länge


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12.12.2014 06:50
#7 RE: Repertoirebegrenzung
Ma

Zitat von Gemshorn
Bei uns sind sie erst seit wenigen Jahren bekannt. Daher immer noch "neues" Liedgut.



Krass!

Gloria Concerto 350 Trend

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12.12.2014 13:49
avatar  Offenbass 32 ( gelöscht )
#8 RE: Repertoirebegrenzung
Of
Offenbass 32 ( gelöscht )

Zitat von Gemshorn
Bei uns sind sie erst seit wenigen Jahren bekannt. Daher immer noch "neues" Liedgut.



Was ist denn bei euch los? Sind da die Informationsstrippen kaputt oder warum kamen die bei euch so spät an?
Außerdem hast du es doch selbst in der Hand was du einführst und was nicht. Da würxe ich sehr wählerisch vorgehen.


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12.12.2014 14:17
#9 RE: Repertoirebegrenzung
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Administrator

Österreich hatte vor dem GL 1975 eine zum Teil völlig andere Liedkultur; die Einführung des GL wurde 1975 - so erzählten mir Zeitzeugen - als "grober Aderlass" (Originalton eines Befragten) empfunden, sodass das bis dahin gepflogene Repertoire plötzlich zu einem großen Teil nicht mehr zur Verfügung stand.

Die genannten Lieder habe allesamt erst ich eingeführt - in den letzten Jahren.

Pro Gottesdienst bringe ich maximal 4, regulär aber eigentlich nur 3 "Zeitlieder" unter - der Rest besteht aus Ordinariumsgesängen.
Nun rechne man einmal: Drei Adventsonntage (ein vierter wird ja von der Schrumm-Schrumm-Fraktion "blockiert", auf die dann folgende Lieder aufgeteilt werden müssen:

- Macht hoch die Tür
- Kündet allen in der Not
- Wir sagen euch an
- O Heiland, reiß die Himmel auf
- Maria durch ein Dornwald ging
- Komm, du Heiland aller Welt
- Wachet auf, ruft uns die Stimme
- Tauet, Himmel, den Gerechten
- Herr, sende, den du senden willst (O-Antiphone)
- Maria, sei gegrüßet
- O komm, o komm, Emmanuel
- Der Engel des Herrn

"Die Nacht ist vorgedrungen" würde ich zu gern einmal in den Liedplan aufnehmen; aber wohin damit?
Auch ohne das könnte die Aufteilung bzw. Unterbringung ein wenig schwierig werden... Zumal man ja die beliebten Lieder nicht bloß einmal im Advent singen möchte...


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12.12.2014 21:20
avatar  Offenbass 32 ( gelöscht )
#10 RE: Repertoirebegrenzung
Of
Offenbass 32 ( gelöscht )

Die Nacht ist vorgedrungen hat m.M. nach eine mystische Melodie. Das Lied mit der Melodie passt an die Stelle wo sich die 3 Könige kurz vor der Dunkelheit die Füße plattgelaufen haben.
Nein, eigentlich ist das Lied ein recht hübsches aber ist es nicht eher was für ein Gitarrenensemble?


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12.12.2014 21:53
#11 RE: Repertoirebegrenzung
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Moderator

"Die Nacht ist vorgedrungen" - m.E. ein genialer Text von Jochen Klepper mit einer kongenialen Melodie von Johannes Petzold. Wir singen das immer an einem der letzten beiden Adventsonntage. Stichwort: "Der Tag ist nicht mehr fern".
Mir ist zu dieser herrlich archaisierenden Melodie noch jedes Jahr etwas Neues eingefallen.

LG
Michael


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12.12.2014 21:59
avatar  chrimo ( gelöscht )
#12 RE: Repertoirebegrenzung
ch
chrimo ( gelöscht )

"Die Nacht ist vorgedrungen" ist bei ev. absoluter Standard ... jedenfalls bisher eines der beiden vorgeschlagenen Wochenlieder für den 1. Advent - in der derzeit diskutierten neuen Perikopenordnung rutscht es auf den 3. Advent.

Wir singen es eigentlich gern und oft - auch schon mit Bläsern oder in verschiedenen Sätzen innerhalb einer Chormotette ... aber: Gitarrenensemble?

... okay, mal gesucht:
https://www.youtube.com/watch?v=Gqt78pfKOAs
Gar nicht so schlecht .... aber ich bleib da lieber bei Orgel [wink]


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12.12.2014 23:13
#13 RE: Repertoirebegrenzung
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Administrator

Bei uns ist "Die Nacht ist vorgedrungen" leider gänzlich unbekannt... und weil die Melodie nicht gerade einfach ist, weichen wir oft auf GL 185 "O Gott, nimm an die Gaben" aus. Nicht ideal - aber besser so, als auf den tiefsinnigen Text ganz zu verzichten.


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13.12.2014 00:24
avatar  chrimo ( gelöscht )
#14 RE: Repertoirebegrenzung
ch
chrimo ( gelöscht )

Glücklicherweise hab ich ein paar Chorsänger, die auch relativ oft im Gottesdienst zu finden sind.
Wenn ich gut bin, überleg ich mir schon ein paar Wochen vorher ... naja oder zumindest EINE Probe vorher [wink]
welches Lied ich gern mal singen würde - und wir singen es dann schon mal in der "Einsingphase" - dann können es schon ein paar. Das der kräftig singende Pastor im Chor ist, hilft da natürlich auch sehr [smile]

Hach, ich liebe dieses Lied...


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15.12.2014 01:10
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#15 RE: Repertoirebegrenzung
An
Anonymous ( gelöscht )

Zitat von Gemshorn
Welchen Bestand an auswändig beherrschten Liedern werden wir morgen noch haben?



Da ich gerade [smile] gestimmt bin meine kurze Antwort dazu: dieses Repertoire hier:

"Schingel Bellz, Schingel Bellz, la-la la-la-laaaa! La-la-laa (...) -laaa!"

[grin] [grin] [grin] [grin] [grin] [grin] [grin]

Unsere Kultur verändert sich nun mal. Die Generation 2 - 45 "singt" viel, aber meist zu dem was im Radio läuft. Mal Videos von den Wise Guys gesehen? Die Leute grölen alle mit, meist stimm- und textsicher.

Ich glaube ja, dass gerade die gnadenlos verkitschten "O Du klingelnde Kassenzeit" etc. auf Weihnachtsmärkten und in Kaufrauschtempeln tatsächlich nur dazu beitragen, dass die Jugend sich erst recht angenervt davon abwendet. Wobei allerdings die nach dem deutschen Reinheitsgebot gebaute Version der Thomaner (etc.) sie nun auch nicht wirklich stärker antörnen dürfte... (Eine aktuelle Version mit Heino möge uns aus mehreren Gründen erspart bleiben und würde auch nicht unbedingt helfen.)

Ich befürchte, die in diesen Liedern enthaltene "Inbrunst" hat seit Missbrauch derselben vor rund 80 Jahren (und einem gewissen Revival zwischen 1948 und 1984) irgendwie ein Geschmäckle bekommen, das derzeit definitiv nicht so "in" ist, wo man lieber über alles und jeden in YouTube seine Jokes macht oder in den Kommentaren rum-hatet.

Schöne Woche und werdet nicht besinnungslos. Prost:


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