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PO vs. Sitzplätze
Ich halte dagegen: Wer in den Gottesdienst geht, dem ist es nicht egal, sollte es auch nicht, welche Musik ertönt. Viele suchen sich doch aus dem reichhaltigen Programm "ihren" Gottesdienst aus, zumindest in größeren StäDten, wo eine Wahlmöglichkeit besteht. Viele gucken auch danach, wer predigt. Ich halte das alles für durchaus legitim. Ich täte es auch, und machte eine großen Bogen um Gospelchöre, oder NGL-Angebote, andere mögen kein "Orgelgedröhn" oder greg. Choral.
Wenn wir glauben, dass sich Gott uns in unseren Gottesdiensten in besonderer Weise nähern will, müssen wir uns für IHN öffnen. Und das geht schlecht, wenn wir uns an dem ganzen "Drum u. dran" stören. Ich prognostiziere in den nächsten 10 bis 20 Jahren einen dramatischen Einbruch bei den Kirchenbesuchszahlen. Dann hat sich das, worüber wir heute diskutieren erledigt, und es werden sich neue Gottesdienstformen finden, bei denen unsere digitalen Hausorgeln in einen neuen Focus geraten, währenddessen ihren Schwestern, die PO verkauft werden, oder verstauben und nur noch bei besonderen Anlässen zu hören sind. Glaubt mir, es wird so kommen.
Ich bin in einer Region aufgewachsen, wo die Leute noch tief in ihrer Heimatgemeinde verwurzelt sind. Und das ist für mich der Idealzustand. Es gibt immer eine Ausweichmöglichkeit, falls einem die musikalische Gestaltung nicht passt (bei uns gibt es eine Sonntagvorabendmesse und den Hauptgottesdienst). Und selbst wenn es keine Ausweichmöglichkeiten gibt, sind die meisten trotzdem dabei. Das ist für mich ein Idealzustand.
Klar kann ich auch meinen privaten Gottesdienst im Wohnzimmer feiern, um mir alles meinem persönlichen Geschmack hinbiegen, das ist für mich aber nicht die Vorstellung von Kirche. Für mich ist Kirche Gemeinde, Gemeinschaft in der ich verwurzelt bin, das kann ich nicht haben, wenn ich jeden Sonntag durch die Gegend tingle, um den "perfekten Gottesdienst" zu finden (den es ohnehin nicht gibt). Und dieser Gemeinschaftsgedanke, wird genau dann um so wichtiger, wenn die Gemeinden kleiner werden, denn wenn dies der Fall ist, kann ich mir nämlich nicht mehr auswählen, ob mir die Predigt von Pfarrer X oder Y besser gefällt, oder der Organistenzwirn von Organist A oder B , sondern ich muss mit dem zufrieden sein, was da ist.
Mag sein, dass in 10 oder 20 Jahren alles anders ist, deswegen muss mich heute aber nicht damit abfinden, dass jemand die Orgel oder die Band kategorisch ausschließt. Deswegen muss ich heute nicht davon absehen, eine Pfeifenorgel zu bauen, deswegen muss ich nicht heute schon damit anfangen die vorhandene Orgel in Gedanken abzubauen. Unausweichlich ist auch, dass ich irgendwann mal die Radieschen von unten ansehen werde, denn noch fange ich nicht schon heute damit an, mir mein eigenes Grab zu schaufeln.
Ich bin nun der Letzte, der was gegen Orgeln oder gegen einen schönen, für mich feierlichen Gottesdienst mit Weihrauch und allem was dazu gehört, hätte. Nur muss man den Tatsachen ins Auge sehen und vor allem akzeptieren, dass das eben nicht mehr allgemein der Trend ist. Und den Idealzustand bei Kirchens gibt es schon lange nicht mehr., auch nicht auf dem Lande. Ich frage mich auch ständig, was man tun kann, aber mir fällt wirklich nichts, aber auch garnichts ein. Die Botschaft, die wir Christen zu verkaufen haben, ist doch unübertrefflich, es scheint allerdings mit dem Marketing zu hapern. Keineswegs sollten wir dem Zeitgeist hinterher hecheln, aber den Nerv, den müssen wir schon treffen. Aber womit? Spätestens seit Franziskus pp. ist es aus mit Pomp und Edelgestein. Die Hirten sollen den Geruch ihrer Schafe annehmen, die Kirche soll an die Ränder der Gesellschaft gehen, und sich verbeulen. Erst gerade haben sich die Chefs der kurialen Behörden geistliches Alzheimer und vieles andere vorwerfen lassen müssen. Und dieser Papst kommt an, in aller Welt, auch bei mir. Wir müssen alles hinterfragen lassen, auch liebgewordene Traditionen, die uns in unserem kirchenmusikalischen Biotop vielleicht viel bedeuten, dem Kirchenvolk allerdings ziemlich egal sind. Was will ich damit sagen? Wir, die wir kirchenmusikalisch aktiv sind, dürfen uns nicht in elfenbeinernen Türmen verschanzen. Damit schaufeln wir unsere Gräber. Orgelmusik war nie besonders massenkompatibel, damit müssen wir uns wohl abfinden. Leider habe ich auch kein Rezept. Fakt ist: NGL, Gospel, Jugendbands, und was weiß nicht sonst noch alles, werden den Abwärtstrend ebensowenig stoppen, wie bachsche Präludien oder widorsche Toccaten. Wenn ich so sonntags über die Emporenbrüstung schaue, sehe ich ergraute Häupter und frage mich: Wer wird in 10 Jahren hier noch sitzen? Es kommt nichts nach, da kann ich noch so süße Töne produzieren.
Das klingt nun natürlich alles sehr deprimierend, ist es allerdings nur bedingt, weil ich damit die Zustände in Europa beschreibe, in der übrigen Welt wächst die Zahl der Gläubigen, allerdings mit ganz anderen Traditionen.
Nun dann stell ich mir die Frage warum - zumindest in meinem Umfeld - gerade die Gottesdienste überdurchschnittlich gut besucht sind, in denen es besonders feierlich zugeht (inkl. Weihrauch und sonstigem "Schnickschnack", warum sind die Gottesdienst am besten besucht - wie gesagt in meinem Umfeld - die besonders reich an Riten sind?
Papst Franziskus will wenn er sagt, dass die Kirche sich klein machen soll, arm werden soll, mit Sicherheit nicht die Gottesdienste in ihrer Feierlichkeit beschneiden (auch die päpstliche Mitternachtsmesse an Weihnachten, war äußerst feierlich, mit Weihrauch, Prozession mit dem "Santo Bambino", Pauken und Trompeten etc.)
Und letztlich der Casus knaxus: Wir sind längst an dem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr darum geht mit "geistlichem Freibier" nach außen zu Missionieren, sondern es geht darum dies nach innen zu tun, will heißen: den Status quo erhalten, die Leute die noch regelmäßig die Gottesdienste besuchen, die sich noch in den Gemeinden engagieren, zu bewegen, dies auch weiterhin zu tun. Das gelingt aber nicht, wenn man ein Bild generiert, dass den Eindruck macht: Wir sind jetzt besonders modern, wir machen nur noch Pop-Messen, das wirkt aufgesetzt. Um das zu erreichen ist einen authentische Kirche gefragt, die offen zur Welt ist, gleichzeitig aber auch Traditionen bewahrt, auch musikalisch. Daher ist eine gute Mischung von Musik im Gottesdienst nötig, sowohl die klassische, über Jahrhunderte gefestigte traditionelle Musik (Orgel, Gregorianik, Palestrina, Wiener Klassik etc. pp.), als auch moderne (NGL, Pop, Rock...) in einer "gesunden Mischung" und da wo es passt (an Weihnachten z. B. braucht kein Mensch eine "Rock-Messe".
Was wir Organisten dazu beitragen können ist zu zeigen, dass Orgelmusik nicht bei Bachs Kleinen Präludien und Fugen aufhört, sondern durchaus auch frisch und "modern" sein kann.
Was auch ein Beispiel ist den Leuten entgegen zu kommen, ohne anbiedernd zu wirken: Bei uns ist am 1. Januar seit einigen Jahren nicht wie früher um 9.00 Uhr früh Gottesdienst, sondern erst um 17.00 Uhr abends. Das ermöglicht den Leuten trotz langer Nacht an Silvester, trotzdem zum Gottesdienst zu kommen. Diese zeitliche Änderung hatte zu folge, dass der Gottesdienst abends gut voll ist, während der selbe Gottesdienst, als er noch am Vormittag stattgefunden hat, bestenfalls von 50-80 Leuten besucht wurde.
Es hat doch jeder andere Erfahrungen. Ich lege meine mal dazu.
Ich beorgle seit vielen Jahren eine Stadtgemeinde mit drastisch rückläufigem Gottesdienstbesuch. Die Zahl der Mitfeiernden schwankt an normalen Sonntagen zwischen 30 und 70 Personen. Letzten Herbst gab es einen Pfarrerwechsel - und wie es zu erwarten war, stieg die Zahl der Messbesucher danach zunächst signifikant an. Zwischenzeitlich war auch der Gesang recht gut hörbar - was früher absolut nicht der Fall war. Inzwischen ist der Alltag eingekehrt und die Stimmen der Unzufriedenen mehren sich: der Gottesdienst sei zu lang, die Predigt zu langweilig, die Lieder zu zahlreich.
Ich habe eine ungefähre Ahnung davon, was die Leute am Ort sich sonntags wünschen würden: Eine Messe, die ca. 35 Minuten dauert, wo maximal 2-3 Lieder gesungen werden und wo der Pfarrer den kurzweiligen Entertainer spielt.
O du ungläubige und unbelehrbare Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? (Mt 17,17)
Jesus fand wenigstens klare Worte, wenn ihm etwas gegen den Strich ging... Dafuer:
jogo, ich beglückwünsche dich zu deiner gesunden Gemeinde! Das meine ich kein bisschen sarkastisch sondern ehrlich! Aber Tabernakelwanze hat recht, denn es ist bei weitem nicht überall so. Die NAK erlebt das gerade im Zeitraffer. Noch vor dreißig Jahren wurden Kirchen aus dem Boden gestampft, wo es nur ging neue Gemeinden gegründet und alles ohne Blick auf demographische und soziostrukturelle Entwicklungen. Alleine hier in Bielefeld wurden in den letzten fünfzehn Jahren über 30% der Gemeinden geschlossen und zusammengelegt, und der Trend ist noch nicht zu Ende. Natürlich wird man das mit Popmusik nicht aufhalten, aber man wäre bilnd zu glauben, man könne so weiter machen wie bisher.
Was wir tun müssen ist, die Bedürftnisse der Gottesdienstbesucher die noch kommen ernst nehmen, ihnen zuhören. Wenn sie dann eine ehrliche Freude und Begeisterung für Gott und Gottesdienst erleben und in ihrem Umfeld leben, mag vielleicht der eine oder andere auch nachfolgender Generationen sich für Kirche begeistern lassen.
Dazu fällt mir gerade der Anfang des Hoheliedes der Liebe ein (1. Korinther 13,1):
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Auf uns übersetzt: Wenn ich noch so viel schöne Orgelmusik spielte und täte es nicht für die Herzen der Gottesdienstbesucher, wäre es nur nutzloses Beiwerk.
Gemshorn, deine Erfahrung ist ernüchternd. Ich kann die Situation in deiner Gemeinde natürlich nicht im mindesten beurteilen. Allerdings denke ich gerade daran, dass gerade im religiösen Kontext manch vordergründig vorgetragene Kritik garnicht den wahren Grund für die Unzufriedenheit beinhaltet, weil dieser tiefer sitzt und man sich ungern öffnen und verletzlich machen mag. Vielleicht ist auch hier Zuhören und zwischen den Zeilen lesen ein Schlüssel.
Es ist nicht eine einzige Gemeinde, was meine Erfahrung betrifft, sondern es sind mehrere Gemeinden in einem Umkreis von 100 km. Mag sein, dass es nicht überall so "rosig" aussieht wie bei uns. Andersrum, dass überall katastrophale Zustände herrschen, ist aber genausowenig der Fall.
An der Frage ob Gemeindemitglieder akzeptieren können, dass sowohl eine moderene, als auch eine klassische Gottesdienstgestaltung seinen Platz haben muss trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer seinen Gottesdienstbesuch daran festmacht ob nun die Orgel im Einsatz ist oder eine Band der kann meinetwegen gern wegbleiben. Und wenn deswegen dann nur noch 20 Mann im Gottesdienst übrigbleiben, dann ist es halt in Gottes Namen so. Hört sich radikal an, ist es auch, trotzdem meine Meinung. Somit schließ ich die Diskussion ab was mich betrifft.
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