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Physis versus Sampling
Zitat von Wichernkantor
Ich denke, dem PM gehört die Zukunft. Die – inzwischen recht differenzierten – Werkzeuge werden sich weiter verfeinern. Und es wird sowohl Klänge „von der Stange“ in großen Datenbanken geben (z.T. ist das ja schon so) als auch die Option, eigene Vorstellungen zu nahezu 100 Prozent zu realisieren (Haralds/Aeolines Cavaillé-Coll-Unico lässt grüßen). (...)
Und in 10, 15 oder 20 Jahren ist PM dann wohl soweit, dass auch Dein Idealprinzipal zu machen ist ...
Genau so ist es.
"Warte, warte noch ein Weilchen..."
Die physische Klangsynthese steckt noch in den Kinderschuhen, liefert aber nun schon gute Ergebnisse. In 10 Jahren werden sich die Ergebnisse anders anhören. Inzwischen ist der Support dann schon für die jetzigen PM-Orgeln ausgelaufen und du würdest dann in die Röhre schauen wenn dein Klangbild verfügbar ist. Du machst also überhaupt nichts verkehrt, in der Zwischenzeit auf ein anderes Pferd zu setzten, und -in Deckung- abzuwarten. Ich wünsche dir viele zufriedene Jahre mit dem Instrument, auf dem du vielleicht in 30 Jahren noch spielst.
Allerdings schläft auch die Sampling-Fraktion nicht und in der selben Zeit werden sich Sampling-Orgeln auch anders anhören und weitergehend als jetzt intonieren lassen. Ich bin einfach mal mutig und sage für diese Rennen ein Unentschieden voraus. [grin]
Was jetzt schon geht, siehe Monarke, Allen, Rodgers. Es wird in Zukunft genau wie heute einfach eine Frage des persönlichen Geschmackes und Bedürftnisses sein.
#3 RE: Physis versus Sampling
Um Sampling zu verbessern, muss man richtig Geld in die Hand nehmen. Für den Preis einer dreimanualigen Rodgers, die ich kürzlich unter den Fingern hatte und die mir ausnehmend gut gefallen hat, kriegt man schon eine stattliche Eigentumswohnung, für eine Monarke ein mittelgroßes und für eine Allen ein großes Auto aus Stuttgart-Untertürkheim.
PM bietet da auch wohl auf lange Sicht das günstigere Preis-Leistungsverhältnis. In einer Viscount oder Gloria Concerto stecken von vornherein hunderte von Orgeln. Die Hersteller, die noch mit Sampling arbeiten, lassen sich jede Änderung teuer bezahlen - bis auf Rodgers, da geht eine Menge mit "Bordmitteln".
LG
Michael
#6 RE: Physis versus Sampling
Änderungen bei Ahlborn waren seinerzeit durchaus Verhandlungssache. Ich habe mir dort vor gut zehn Jahren mal zwei Expander mit den damaligen Premium-Samples bestücken lassen, die ich aus dem vorhandenen Fundus herausgesucht habe. Und das zu einem Preis, der äußerst fair war - einschließlich "Mengenrabatt". Ich würde sie derzeit nicht hergeben, weil sie nach wie vor im Vergleich besser klingen als manches samplebasierte Mittelklasse-Neuinstrument, das derzeit so am Markt ist.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Um Sampling zu verbessern, muss man richtig Geld in die Hand nehmen.
Ich glaube, nicht mehr als für den Entwurf eines PM-Systems und den Aufbau einer entsprechenden Registerdatenbank, eher sogar weniger. Das Hauptproblem ist die Auflösung und Abtastrate der Samples. Die meisten Hersteller dürften hier mit altem Rohmaterial arbeiten, weil man da immer noch Rendite für frühere Investitionen erwirtschaften kann. Moderne Orgeln könnten mehr, weil die Technik weiter ist, also Speicher und Prozessoren billiger und schneller. Mehr Aufnahmen pro Register, längere Loops, mehr Eingriff in das einzelne Sample mittels Intonation sind technisch ohne unverhältnismäßig teure Hardware machbar.
Der Hauptaufwand wäre, jedes Register neu zu samplen und zu bearbeiten. Also Aufzeichnen, Loops erstellen. Das ist nicht mehr Aufwand als ein solches Register für Physis zu erstellen. Die Technik, solche Samples wiederzugeben, beherrscht man. Da braucht nichts neues entworfen zu werden.
Der entscheidende Punkt ist wohl der, dass das Weiterverwenden eines alten Samples billiger ist als ein neues aufzuzeichnen. Ich schätze aber mal, dass so langsam der Punkt gekommen ist, wo sich ein paar Sampling-Hersteller genau daran machen werden. Immerhin ist Physis inzwischen konkurrenzfähig und Hauptwerk ready-to-run kaufbar. Ich habe demletzt die Information gelesen, Johannus sei gerade dabei, große Mengen an Samples neu aufzunehmen.
Zitat von Machthorn
Ich habe demletzt die Information gelesen, Johannus sei gerade dabei, große Mengen an Samples neu aufzunehmen.
Wenn das so stimmt, möchte Johannus also mittelfristig weiterhin auf Sampling setzen. Hm...
Und bezugnehmend auf Machthorns Posting:
Viscounts "Physis" hat vielleicht schon seine Entwicklungskosten eingespielt. Laut Angaben von Viscount wurde ja zehn Jahre lang an Physis geforscht. Da glaube ich schon, dass diese Forschung beträchtliche Summen verschlungen hat; vielleicht brachte man auch aus diesem Grund zunächst die hochpreisigen Unico-Modelle auf den Markt. Inzwischen wurde die Technik mitsamt den riesigen Registerbibliotheken beinahe schon auf das Einsteigersegment durchgereicht. Mein Glück, denn eine Unico wäre für mich finanziell nicht stemmbar gewesen.
#9 RE: Physis versus Sampling
Zitat von Gemshorn
Immerhin gab es mal eine Zeit, da wäre dein Satz umgekehrt formuliert worden. [grin]
Es mag auch Leute geben, die ihn heute noch umgekehrt formulieren. Ich glaube, dass beide Konzepte klanglich überzeugen können, wenn man sie richtig umsetzt. Ebenfalls glaube ich, dass die Kosten nicht (mehr) das Problem darstellen. Sowohl der Vorsprung hochwertiger Samplingorgeln selbst gegenüber teuren Unicos als auch der von einigen wahrgenommene Rückstand der Samplingmasse gegenüber der Conerto und Sonus sind meiner Auffassung nach auf die gleiche Ursache zurückzuführen: Die meisten Samplingorgeln nutzen wie schon beschrieben renditeträchtig alte Samples - mal mit viel Aufwand teuer als Premiumware, mal kostengünstig als Massenware erstellt.
Wenn ich rechte haben sollte, müssten in den nächsten 3-4 Jahren Samplingorgeln mit überdurchschnittlicher Klangweiterentwicklung auf den Markt kommen und werden sich dabei auch wieder hinsichtlich Preis und Leistung vor PM setzen - so lange, bis Viscount nachzieht. Die Zeit wird es zeigen.
Im Grunde hat man das gleiche Spiel auch über Jahre zwischen verschiedenen Samplingherstellern, Viscount eingeschlossen, beobachten können. Nur gerät es jetzt mehr ins Visier, weil unterschiedliche Technologien im Raum stehen.
#14 RE: Physis versus Sampling
Ich habe ja selber eine Johannus ... und zwar eine mit ausgezeichneten Samples. Sie heißt halt Gloria Excellent 360, ist specially designed from and for Kisselbach und entspricht bereits im Auslieferungszustand weitestgehend meinem persönlichen Klangideal. Egal, was nocht kommt (Zweitorgel, Feldorgel 2.0?), die gebe ich nicht mehr her.
Sampling ist an einem Endpunkt angekommen. Und der ist alles andere als schlecht, wenn man die Technologie ausreizt. Es wird auch noch weiter Leute geben, die gute Samples fertig intoniert haben wollen. Wenn man den hohen Standard noch toppen will, dann muss man allerdings kräftig in Abstrahlungskanäle und andere externe Hardware investieren.
PM liefert inzwischen für relativ kleines Geld einen ungemein modellierfähigen Klang. Ich finde das reizvoll.
LG
Michael
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