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Fette zweimanualige Dispositionen
Zitat
Riecht, als wäre da ein Controller am Werk gewesen: die beiden teuersten Register streichen wir mal eben. Denkt man sich in Hauptwerk und Pedal je einen Prinzipal 8' dazu, wird die Dispo brauchbar.
Richtig.
Wieviel gesunden Wohlklang eine ausreichende Prinzipalbasis erzeugen kann...!
Dagegen wurde das billige kleinfüssige Zeug, 1 1/3', 1', in den 50er-/60er Jahren gerne gebaut. Hier in der Gegend hat ein Orgelbauer im Pedal eine kombinierte Gedacktreihe gebaut, oft bestückt mit Subbass 16', Gedacktbass 8', Pedalflöte 4' und Bauernflöte 2'. Obwohl ich grundsätzlich nichts gegen Extensionen im Pedal habe - sehr überzeugend beispielsweise hier gelöst - ist der musikalische Nutzen der erstgenannten, recht mageren Reihe in den oberen Lagen vernachlässigbar. Bei elektrischer Traktur erforderte ein "Register" gerade mal 12 kleine Gedacktpfeifen und ein Registerschildchen - aber Hauptsache, der örtliche Pfarrverwaltungsrat (damals hiessen die noch "Kirchenvorstand" konnte sich über eine hohe Anzahl Register freuen.
Dagegen habe ich heute noch eine tolle CD von Flamme mit Hieronymus-Prätorius-Orgelwerken an einer fantastischen Orgel gehört: Dieses Werk hat auch nur 32 Register (4 Werke à 8 Register), aber man beachte die Prinzipalbasen! Die Alten hatten es drauf.
#62 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Oh ja, die Pedal-Einheitsdisposition aus dem Hause Sebald ...
Die neue Bitburgerin hat zwei Manuale? Was ist denn mit der Vorgängerin aus dem Hause Späth passiert? Helmut Schwindling (auch ein Merziger) ist ja wg. Ruhestand da sicher nicht mehr Kantor.
Hast Du das mp3 mit der Flentrop gekriegt?
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Hast Du das mp3 mit der Flentrop gekriegt?
Ja, danke!
Nach Herrn Schwindling hat es in der Bedastadt schon mindestens vier andere Kirchenmusiker gegeben, Nummer fünf ist jetzt Dekanatskantor Manfred Kochems (auch ein Saarländer).
Pfeifenmaterial der Bitburger Vorgängerorgel ist m.W. hier in einen Orgelneubau eingegangen.
LG
#64 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Da merkt man, dass man älter wird ...
Ich fand die Späth gar nicht so übel - auf jeden Fall beser als die Sebald in der modernen Kirche. Wie kommt's, dass man die Neue ein gut Stück kleiner gebaut hat? No cash? Nach meiner Erinnerung könnte der Raum doch eigentlich ganz schön was vertragen ...
Und hast Du das Teil in Konz schon mal gehört?
Von Gaida hört man so viel Widersprüchliches. Die einen loben die Farbigkeit, die anderen jammern über die allfälligen Tonlöcher - denn im Prinzip sind seine Instrumente ja Multiplex-Orgeln. Gar nicht so weit weg von Smets eigentlich ...
Leider habe ich es immer noch nicht geschafft, mal eine zu betasten, wenn ich in der Heimat bin - die Rodenerin zum Beispiel.
Wir findest Du Biggs? Und die Flentrop - soweit im mp3-Format hörbar?
LG
Michael
Zitat
Dieses Werk hat auch nur 32 Register (4 Werke à 8 Register), aber man beachte die Prinzipalbasen! Die Alten hatten es drauf.
Meine Güte, das Ding muss ja mächtig gravitätisch klingen! Soviel Basis hätte mein Laienverstand bei einer barocken Norddeutschen nicht erwartet! Dabei fällt mir die ziemlich magere große Oktave auf, wurde die im Zuge der Restaurierung 1994 so wieder hergestellt oder war die trotz aller Umbauten immer so erhalten geblieben?
#66 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
In Sachen Gravität werden die norddt. Barockorgeln gern unterschätzt. Der Hörer hat halt Steiles von Beckerath, Kleuker, Hillebrand, Ott etc. aus den 50er Jahren des 20. Jh. im Ohr. Wenn Du mal in die Nähe von Goslar kommst, unbedingt im Kloster Grauhof vorbeifahren. Die Orgel hat so was von Rundung und Fülle ...
Die Mixturen der Schnitger-Schule haben einen erstaunlich tief liegenden Tonhöhenplafond. Sebst die alten Walcha-Aufnahmen aus den späten 50ern mit Norddt. Barockwerken bilden den Klang voll und sonor ab.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Da merkt man, dass man älter wird ...
Ich fand die Späth gar nicht so übel - auf jeden Fall beser als die Sebald in der modernen Kirche. Wie kommt's, dass man die Neue ein gut Stück kleiner gebaut hat? No cash? Nach meiner Erinnerung könnte der Raum doch eigentlich ganz schön was vertragen ...
Wie schon oben geschrieben, nach Neuintonation durch Fasen ist die Sebaldine in St. Peter gar nicht so übel, begünstigt durch gute Akustik. Davon gibt es leider zu wenig in Liebfrauen, wo die neue Zweimanualige locker reicht. Da hat man mal schöne französische Farben im SW, aber sobald mehr als 50 Leute in der nicht grossen Kirche (-> Holzdecke Dagegen: ) zuhören, ist kaum was an Nachhall mehr da. Der OB des Liebfrauen-Neubaus schrieb jedenfalls nicht wirklich unbescheiden in der Festschrift zur Orgelweihe über das Instrument: "(...) der man schon jetzt nachsagt, es könne zum Orgelstolz der Region werden."... ohne Kommentar.
Zur Vorgängerin kann ich nicht viel sagen, man munkelt, sie sei ziemlich grottig gewesen und nicht zu vergleichen mit dem Neubau. Habe sie mal in einem Konzert mit einem einzelnen Stück gehört, das war ok, aber auch nicht toll.
Zitat von Wichernkantor
Und hast Du das Teil in Konz schon mal gehört?
Leider habe ich es bis heute noch nicht nach Konz oder zu einer anderen Gaidaline geschafft...
Zitat von Wichernkantor
Wie findest Du Biggs? Und die Flentrop - soweit im mp3-Format hörbar?
--> Ich schicke dir später ne PN [smile]
Zitat von Wichernkantor
Wenn Du mal in die Nähe von Goslar kommst, unbedingt im Kloster Grauhof vorbeifahren. Die Orgel hat so was von Rundung und Fülle ...
Grauhof, meine absolute Barock-CD-Lieblingsorgel! Diese Scheibe muss fantastisch sein (ich habe die noch nicht) - diese ist es definitiv. Hört euch bei Lang das - eh schon mega-gravitätische BWV 566 - in noch gravitätischerem C-Dur und dann auf dieser Orgel an (16'-Plenum inkl. 32'-Rohrflöte) - Klangbeispiel 1 zeigt den Anfang. Das kesselt! Dafuer:
Wundere mich echt, dass Grauhof noch nicht stilkopiert wurde.
LG
Martin
#69 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Die Grauhoferin passte halt gar nicht ins gängige Neo-norddeutsch-Barock-Klangbild - statt Steilheilt und Schärfe eine gewisse behäbige Breite und Substanz. Da versuchte man sich im Nachkriegsorgelbau lieber an Pseudo-Neo-Schnitgerinnen und -Silberfrauen.
Als für die Bach-Gesamtedition auf 200 und ein paar CDs bei Carus die Orgelwerke aufgenommen werden sollten - das war so Ende der 80er Anfang der 90er - da gab es ziemlichen Zoff, als ein Interpret für die großen Orgelwerke der Leipziger Reifejahre (542, 547, 548, 543, 546) die Grauhoferin ins Gespräch brachte. "Treutmann - wer ist denn das?" Den Ausschlag gab Marie-Claire Alain, die sich von der ersten bis zur ihrer dritten und letzten Bach-Gesamteinspielung von den steilen Marcussens aus den 50ern und 60ern abgewandt hatte zu historischen Instrumenten - weil sie deren Gravität und Majestät entdeckt hatte. Zwei der 15 Scheiben der letzten Einspielung sind in Grauhof entstanden. Und so geschah es dann auch in der Carus-Edition (Johannssen, Gnann, Bryndorf u.A.). Mir gefallen beide Editionen ausgezeichnet.
Zum Thema Schnitger kann ich übrigens folgende Doppel-CD empfehlen:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...en/hnum/5196053
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
(...)Und so geschah es dann auch in der Carus-Edition (Johannssen, Gnann, Bryndorf u.A.)...
... und glücklicherweise auch bei MCAs Schüler Vernet (etliche CDs, viele der Hauptwerke) und Weinberger !
Wunderbar und empfehlenswert auch diese CD mit Werken von Kauffmann (auch Orgel + Oboe). Das Booklet zeigt, wie Croce die originalen Registrieranweisungen des Notentextes an dieser Orgel umsetzen kann.
Für mich vereint die Treutmann-Orgel die mitteldeutsche Gravität und teilweise helle norddeutsche Klangkronen, bei einigen Mixturen geht es ganz schön zur Sache.
Einmal war ich in Goslar und fuhr mit meiner Frau in Grauhof vorbei, doch leider war die Kirche verschlossen . Jemand bereitete sich auf ein Konzert am nächsten Tag vor und spielte Bachs Passacaglia. Auch durch die geschlossene Kirchentür schon sehr eindrucksvoll... [smile]
#71 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ja, richtig! Weinberger ja auch ...
Seine Gesamteinspielung ist bei mir im Regal etwas eingestaubt. Seit Wochen dröhne ich mich mit Kooiman und Gnann auf den Elsässer Silberfrauen zu. Eine delikate Schachtel voller Pralinen aus dem Hause Aeolus.
Ich hatte als Jüngling noch das Vergnügen, von Max Drischner höchstselbst eine Orgelführung in Grauhof zu bekommen. Er war in seinen letzten Lebensjahren (+1971) der Custos der Orgel und trieb sich als "Schlossgespenst" quasi den ganzen Tag auf dem Klostergelände herum. Damals war die Orgel noch nicht restauriert, hatte also noch ein paar romantisierende Zu- und Umbauten. Organologisch galt sie als eher "uncool". Das hat sie wahrscheinlich vor "Restauratoren" gerettet, die sie auf das damalige Klangideal "gepimpt" hätten. Als sie dann restauriert wurde, war man gedanklich und ästhetisch schon etwas weiter.
Eben habe ich mir überlegt, für übernächsten Samstag eine Sendung mit Schnitgerinnen und Silberfrauen zu stricken. Beim Umschichten meines CD-Bestandes habe ich gemerkt: An Material gebricht es nicht ...
LG
Michael
Eine fette, bemerkenswerte Dreimanualige habe ich noch, sorry, ich kann's nicht lassen.
Winterhalter baute in Konstanz eine grosse "Konzilsorgel".
Besonders interessant ist sicher das Konzept mit den zwei Hauptwerken:
- Man. I steuert ein französisches "Grand Orgue" an, das auch Stimmen im Sinne eines deutschen Positivs bereithalten soll;
- Man. II bedient das deutsche Hauptwerk, was Stimmen beinhält, die ein französisches Positif bietet.
Ob das Konzept so aufgeht oder die Werkcharakteristika zu sehr verwischt werden? Kennt einer die Orgel vom eigenen Erleben? Auf jeden Fall gibt es jede Menge 8', inkl. einer horizontalen "Seeflöte", und daneben noch ein reichhaltiges, in der Oberoktave voll (bis a'''' ausgebautes Schwellwerk.
Wenn die Akustik der Kirche was taugt, muss das ein geiles Gerät geworden sein; für liturgisches Orgelspiel ein Paradies. Winterhalter hat jedenfalls einen sehr guten Intonateur, Herrn Schwingshandl, der sollte dort etwas sehr überzeugendes gezaubert haben können...
Zitat von Wichernkantor
[...]
Als für die Bach-Gesamtedition auf 200 und ein paar CDs bei Carus die Orgelwerke aufgenommen werden sollten - das war so Ende der 80er Anfang der 90er - da gab es ziemlichen Zoff, als ein Interpret für die großen Orgelwerke der Leipziger Reifejahre (542, 547, 548, 543, 546) die Grauhoferin ins Gespräch brachte.
[...]
Und so geschah es dann auch in der Carus-Edition (Johannssen, Gnann, Bryndorf u.A.). Mir gefallen beide Editionen ausgezeichnet.
Sorry, wenn ich nachfrage; ich stehe momentan völlig auf dem Schlauch. Carus hat eine Bach-Gesamtedition geplant und auch umgesetzt? Ist hier die Hänssler-Edition gemeint? Wenn ja, dann allerdings ohne Gerhard Gnann.
#74 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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