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Undankbarkeit der Gemeinden
Ja so eine Schola, bei uns "Projektchor" genannt, hab ich in meiner Heimatgemeinde anlässlich der Einführung des neuen GL auch bereits 2013 gegründet und sie hält sich mit 15 gemischten Stimmen tapfer, so dass wir auch die vierstimmigen GL-Lieder vierstimmig einüben können. Das ist schon was feines. Außerdem übt der gesamte Kirchenchor neue Lieder, so dass schon etwas Singkräftige die Lieder können, bevor sie allgemein eingeführt werden.
Zitat von Martin78
Ich hatte auch mal vereinzelt mit solch merkwürdigen Wünschen zu tun. Die Sängerin mit der geringsten Anwesenheit hielt mal bei der Jahreshauptversammlung einen Vortrag und meinte ...
Plakativ gesprochen ist mir da der katholische Gehorsam, den ich meinte, bei meiner Landbevölkerung zu beobachten (waren halt viele noch aus ner anderen Generation) lieber als die von dir geschilderten Tendenzen zum Zerreden / Zerlabern / Totdiskutieren. Keine Ahnung, ob das etwas spezifisch evangelisches ist, aber es könnte sein, dass die katholischen Christen z.B. im Pfarrgemeinderat eher wissen, dass es schwierig wird, Entscheidungen gegen den Pfarrer zu treffen - vielleicht kann man das auch auf Chöre übertragen. Keine Ahnung, eine gewagte Vermutung.
Ja genau - das ist ja das, was mich am meisten aufregt. Die mit der lautesten "Änderungs-Klappe" war die, die im vergangenen Halbjahr genau EINMAL da war - zu einem Auftritt *hüstel* ... die zweite hat es auf ein Drittel der Proben gebracht und genau einen Auftritt bestritten (okay, da gab es auch tatsächliche familiäre Gründe) ... die dritte nervt zwar in fast jeder Probe mit Genörgel - war gerade die Hälfte der Auftritte da (ähm, alles, was nicht um 10 Uhr war, sondern nachm./abends) - in der ersten Jahreshälfte war es von fünf sogar nur einer, nämlich der einzige auswärtige (nachmittags natürlich). Ich finde, da sollten sie sich erstmal ganz hinten anstellen...
Aber leider eben nicht einzeln, und leider auch "Vertreter der Macht"...
Zum zweiten: Ich bin ja schon lange hier. Es stimmt schon, "früher" war der Respekt vor "Amtspersonen" per se einfach höher (was auch für Lehrer in der Schule stimmt - was die jetzt auch so von Eltern erleiden müssen...). Das kann man betrauern - oder für eine "Befreiung von der Knute" halten ... ich denke, von beidem etwas.
Alles schlucken und brav abnicken ist bestimmt nicht gut - an all und jedem rumnörgeln ohne ein gewisses Grundvertrauen, daß eine dafür eingesetzte Person (wie z.B. Organisten!) auch fähig ist, ihr Amt verantwortungsvoll auszüben, ist aber auch nicht die Lösung.
Es wurde schon mehrmals in versch. Gremien eine "gewisse Mißstimmung" beklagt ... was genau dieses unterschwellige Dauergenörgel und Dauerdiskutieren sein dürfte (daß da immer ein paar wenige bestimmte Personen dabei sind, ist bestimmt "Zufall", oder? ).
Ist das evangelisch? Allgemein (Großkirchlich? Deutsch? Ein Generationen-Ding (pendelt sich so zw. 45 und 55 ein hier)?
Zitat von chrimo
Ja genau - das ist ja das, was mich am meisten aufregt. Die mit der lautesten "Änderungs-Klappe" war die, die im vergangenen Halbjahr genau EINMAL da war - zu einem Auftritt *hüstel* ... die zweite hat es auf ein Drittel der Proben gebracht und genau einen Auftritt bestritten (okay, da gab es auch tatsächliche familiäre Gründe) ... die dritte nervt zwar in fast jeder Probe mit Genörgel - war gerade die Hälfte der Auftritte da (...)
Das sind wohl diejenigen, die man mit "Die üblichen Verdächtigen" bezeichnet. Diesbezüglich kann ich mich auch an eine passende Zeichnung von Werner "Tiki" Küstenmacher erinnern (ist der euch bekannt?), "Das Chörli", die habe ich mal bei mir auf der Empore aufgehängt - Spass muss sein [grin]
Jedes normal denkende Chormitglied - mindestens 90% - kann das entsprechend einschätzen und ist genauso genervt wie du. Problematisch ist, dass so etwas die Stimmung im allgemeinen und vor allem deine Motivation runterzieht.
Zitat von Martin78
Das sind wohl diejenigen, die man mit "Die üblichen Verdächtigen" bezeichnet. Diesbezüglich kann ich mich auch an eine passende Zeichnung von Werner "Tiki" Küstenmacher erinnern (ist der euch bekannt?), "Das Chörli"
Jedes normal denkende Chormitglied - mindestens 90% - kann das entsprechend einschätzen und ist genauso genervt wie du. Problematisch ist, dass so etwas die Stimmung im allgemeinen und vor allem deine Motivation runterzieht.
a) jaaaaa ... Tiki hat da so einiges auf Lager [wink] (Chörli? wahrscheinlich aus "Das himmlische Trallala" - muß ich mal nachschlagen ) - familienintern oft kolportiert ist auch "In unserer Gemeinde gibt es viele Talente" - und dann sieht man einen Pfarrer mit 8 Armen und diversen Utensilien wie Handpuppe, Werkzeug... [wink]
(und auch zu Ökumene hat er einiges zu sagen ... äh, malen)
b) das bestärkt mich darin, das doch vor dem gesamten Chor anzusprechen (zumal nach weniger als einer Woche schon gefordert wurde - von wem, könnt ihr mal raten - daß die Umfrage gefälligst ausgewertet wird das nächste Mal...) - in der Hoffnung, daß sich ein paar der restlichen Prozente zu Wort melden (allerdings sind schon einige Leute mit auf die Nörgel-Seite gezogen werden ... das steckt gern mal an )
Naja, und wie gesagt, Motivation hab ich schon länger von direkter Gemeinde-Wertschätzung abgekoppelt ... sonst wäre ich wohl schon vom Turm gesprungen ... oder inzwischen Lagerfachverwalter oder so - Hauptsache, ohne Menschen in der Nähe... aber klar, es zehrt. Und mein Nachtschlaf wird auch nicht besser davon... WEIL ich immer noch motiviert bin, auch dort wirklich GUTE Arbeit zu leisten.
Danke für alle Unterstützung, das hilft schon mal!
Ahhh, danke, hab das "Chörli" gefunden (hach ja, eigentlich eher zum Heulen grad )
Aber die Orgelregister sind auch herrlich: z.B. "So richtig Weihnachten ist für mich immer erst, wenn der Organist seine Zimtsterne einschaltet" ... bei "elektronischer Orgel" findet man nur ein Pflaster mit der Aufschrift "Tabu" ......
wer es hat ("Das himmlische Trallala" oder kaufen möchte - meine Empfehlung!
(Gibt es hier eine Rubrik "Humor" ? Wenn nicht, könnte man die vielleicht einführen, z.B. die Chorregeln von neulich, verlinken darf man doch ggf. - oder?)
Zitat von chrimo
(Gibt es hier eine Rubrik "Humor" ? Wenn nicht, könnte man die vielleicht einführen, z.B. die Chorregeln von neulich, verlinken darf man doch ggf. - oder?)
Ab in die "Plauderecke" damit. [wink]
Kenne Tiki Küstenmacher seit vielen Jahren und schätze ihn sehr. Dafuer:
Zitat von jogo31
Apropos wer mal die Gelegenheit hat auf der Wurmlinger Kapelle bei Rottenburg einen Gottesdienst zu spielen, der wird dort ein kleines Örgelein vorfinden. Mangels Elektrizität wird die Orgel wie beim Harmonium per Tretbalgen bewindet. Gestaltet sich schwieriger als beim Harmonium, ist aber mal eine Erfahrung wert. [wink]
Na, das find ich ja mal lustig! Schade, nicht meine Gegend... würde ich als langjährige Harmonium-Quälerin ja gern mal ausprobieren.
Kenn sonst bloß "Pedalharmonium" (hatten wir an der Kirchenmusikschule, im Keller... elektrisch).
Sozusagen die "andersrumme" Kreuzung.
Zitat von chrimo
Na, das find ich ja mal lustig! Schade, nicht meine Gegend... würde ich als langjährige Harmonium-Quälerin ja gern mal ausprobieren.
Nur am Rande, andere Gegend: wer sich nach Mittelfranken verirrt - in Bad Windsheim gibt es in der Museumskirche ein Instrument, das noch manuell bewindet werden kann und unkompliziert bespielt werden darf. Einfach Kalkant mitnehmen und bei der Kassenaufsicht nachfragen.
#84 RE: Undankbarkeit der Gemeinden
Ach, Tiki - ganz große Klasse. Ich habe mehrere Sendungen mit ihm gemacht. Leider hat er sich vor ein paar Jahren von einem Verleger auf die Kommerzschiene locken lassen und gibt dort jetzt Ratgeber mit Alltagsweisheiten heraus - "simplyfy" oder so. Da erfährt man dann, dass es abends dunkel wird und andere Sachen, auf die man von selber nicht gekommen wäre. [sad]
In meinem Arbeitszimmer hängt meine Lieblingskarikatur aus seiner Feder: Da sitzt eine Gruppe aus älteren Herren und jungen MäDchen (züchtig mit hochgeschlossener Bluse, langem Rock und Zöpfen) mit zum Boden gesenkten Blicken und gefalteten Händen in einem Stuhlkreis und bringt mir gramzerfurchten Stirnen alles Leid der Welt vor den Herrn. Darüber hängt ein Plakat: "Konferenz für Glaubensfreude im Alltag".
Meine Lieblingskarikatur aus dem "Himmlischen Trallala": Der Maestro sitzt an seinem fünfmanualigen Schlachtschiff inmitten gewaltiger spanischer Trompetenbatterien und ehrfurchtgebietetender Sub-Kontra-Großprinzipale. Neben dem Spieltisch steht die Gemeindesekretärin und liest von einem Zettel: "Der Kirchenvorstand hat beschlossen, dass in Zukunft im GD eine Gitarre benutzt wird ..." Das läuft dann natürlich schon unter "Realsatire". [grin]
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Meine Lieblingskarikatur aus dem "Himmlischen Trallala": Der Maestro sitzt an seinem fünfmanualigen Schlachtschiff inmitten gewaltiger spanischer Trompetenbatterien und ehrfurchtgebietetender Sub-Kontra-Großprinzipale. Neben dem Spieltisch steht die Gemeindesekretärin und liest von einem Zettel: "Der Kirchenvorstand hat beschlossen, dass in Zukunft im GD eine Gitarre benutzt wird ...
Genau diese Karikatur hatte ich auf "meiner" Empore neben dem "Chörli" aufgehängt [wink]
Spitze auch der Entscheidungsbaum zum Basteln eines Irischen Reisesegens.
#86 RE: Undankbarkeit der Gemeinden
Ja, das ganze Heft ist eigentlich Kirchenmusiker-Pflichtlektüre. Das haben mir mal PräDikanten geschenkt, die mich im Rahmen ihrer Ausbildung immer zwei Samstagvormittage zum den Themen "Kirchenmusik im Gottesdienst - unter besonderer Berücksichtigung zielgruppenspezifischer Liedauswahl" und "Liturgiegesang - wer's nicht kann, lernt es oder lässt die Finger bzw. den Kehlkopf davon" ertragen müssen ...
LG
Michael
Tiki ist lustig, ja [grin]
Ich hatte ähnliche Diskussionen mit meinem Chor auch immer wieder - war auch der Tatsache geschuldet, dass ich am Anfang extrem unsicher war und den Vorstand Liedgut auswählen ließ (für das ich von Merkwürden dann Prügel bezogen habe [grin] ). Irgendwann gab es mal eine Aussprache, in der ich darlegen konnte, warum ich was wie mache (von der didaktischen Seite her). Daneben habe ich mir angewöhnt, bei der Vorstellung des Liedgutes für einen Gottesdienst immer zunächst auf den Inhalt (Lesung/Evangelium/Tenor der Feier) einzugehen und auf dieser Grundlage zu erklären, wie ich zu meiner Liedauswahl komme. Seither gibt es dieses Problem eigentlich nicht mehr. Ein paar Unzufriedene wird es immer geben - letztes Jahr hab ich meinen Chor fast ein viertel Jahr mit Schuberts Salve Regina "geplagt" - bis ich mit der Intonation halt zufrieden war. Da gab es eine Dame im Alt, die wäre fast ausgetreten "wenn man's schon auswendig kann, sollt's auch mal gut sein..." Je nun, Reisende soll man nicht aufhalten. Ich arbeite lieber mit weniger Leuten, die dafür dann aber mitmachen.
Seitens des KGR wurde mir mal angetragen, es kurz zu halten, auch im Blick auf die Länge des GoDi - mich ehrt das, der Basti musste sich z.T.ähnliche Vorhaltungen anhören [grin] So hab ich mal am ersten Weihnachtstag die G-Dur Fantasie (ohnehin im alla breve Teil gekürzt) zum Einzug gespielt, die Gemeinde wurde immer nervöser und Scheffe hat hinterher gemeint "Ja mei... 's war halt evangelisch..." [grin] Mit sowas kann ich aber leben. Ich ärgere mich eher, wenn ich mir zu meiner Musik Gedanken mache (ich will ja nicht Klangtapete machen, sondern eine Aussage treffen) und dann feststelle, dass das außer dem Pfarrer keiner kapiert und ich im Grunde sonstwas spielen könnte...
Solange aber alte Damen erzählen, dass sie drum beten, dass ich möglichst lange bleibe und KiMu bin und gelegentlich mal geklatscht wird, ist doch alles gut [grin]
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