CD-Tipps

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27.01.2016 21:29
#91 RE: CD-Tipps
Ma

Zitat von Wichernkantor

Die sagenhaften Aufnahmen von der alten Regensburger Domorgel (eine der am heftigsten abgenudelten, leider total vermackten LPs in meinem Fundus) mit Eberhard Kraus gab es mal als CD-Remake bei "Querstand" in Altenburg. Ich habe leider keine mehr abgekriegt. (...)


Gibt's wirklich keine mehr?

Zitat von Wichernkantor

(...) Da ist eine Fantasie über das Osterhalleluja von Joseph Renner drauf, die ist zum Niederknien. Kraus hatte die Noten im Manuskript und hat sie nie herausgerückt. Selbst so ein Raritätenjäger wie Norbert Düchtel hat ihm keine Kopie abschwatzen können.


Tja, heutzutage muss man mit solchen "Glucken" nicht mehr herumschlagen ... Prost: rgel:
Das Stück wäre doch mal eine gute Gelegenheit, die Excellent 360 zu präsentieren (yt oder sonstwie)! [wink]

Hat sich zufällig jemand den Brilliant-Classics-Würfel bestellt - wenn ja, lohnt's sich?

Gloria Concerto 350 Trend

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27.01.2016 22:44
#92 RE: CD-Tipps
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Moderator

Ich beziehe die Querstand-CDs immer direkt beim Verlag. Da kriegen wir Mengenrabatt ...
"Vergriffen" hieß es da.
Wo sind denn die Renner-Noten her? Bei IMSLP habe ich noch vor einem Jahr vergeblich gesucht. Genau die sind es - geniales Stück! Aber scho' e bissel Arbeit ...

LG
Michael


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27.01.2016 23:11
#93 RE: CD-Tipps
Ma

Vielleicht hat Querstand zwischenzeitlich neu aufgelegt?

Zitat von Wichernkantor

Wo sind denn die Renner-Noten her?


Also, diese Seite würde ich so interpretieren, dass User "Cypressdome" das Stück am 21.03.13 hochgeladen hat. Es ging auch noch weitere Stücke von Herrn Renner, darunter eine druckerschwärzekonsumierende Toccata! [grin]

Gloria Concerto 350 Trend

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28.01.2016 06:49
#94 RE: CD-Tipps
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Moderator

Ups - da vermute ich mal, dass es vor dem Krieg noch einen Nachdruck gegeben hat und die Rechte bei uns noch nicht abgelaufen sind oder waren. Feuchtinger & Gleichauf gibt's nämlich noch. Auf der Fahrt in den Urlaub 2015 haben wir in Regensburg Station gemacht und ich habe den Laden aufgemischt.
Es geht bei den IMSLP-Scans weniger um die Rechte des Komponisten, sondern um die am Druckbild. Und die liegen beim Verlag.

LG


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28.01.2016 07:13 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2020 11:03)
#95 RE: CD-Tipps
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Moderator

Zitat von Martin78

Hat sich zufällig jemand den Brilliant-Classics-Würfel bestellt - wenn ja, lohnt's sich?



Ich besitze einige Einzel-CDs und Alben, die in der Box drinstecken: die Bach-Gesamteinspielung, dito Walther, Müthel, Homilius und etwas Nischenrepertoire.

Mit 50 CDs für diesen Preis macht man eigentlich wenig verkehrt. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da jede Menge Italienisches herhalten musste, um die Reihen voll zu machen. Für eine klug konzipierte Anthologie fehlen z.B. wesentliche Komponisten der Romantik.

Die CDs, die ich habe, sind durchweg solide, aber ihr Wert liegt m.E. vor allem im Dokumentarischen. Stefano Molardi hat für seine Bach-Einspielung ein paar hervorragende mitteldeutsche Instrumente verwendet. Die Guilmant-Sonaten auf einer für Opern-Ariettchen gebauten Italienerin aus dem späten 19. Jh. sind hingegen ein ziemlicher Fauxpas. Ich würde die Dreierpack-CD ja verschenken, aber der potentielle Empfänger könnte sich ver...... vorkommen ...
Mit Ausnahme von Christian Schmitt (sehr intelligent phrasierte und glutvoll musizierte Händel-Konzerte) und Simone Stella (farbenreiche und verdienstvolle Walther-Gesamteinspielung, wenngleich bisweilen überzogene non-legato-Hackerei) sind die Interpreten eher auf der fingerfertigen als auf der musikalischen Seite angesiedelt. Das Meiste kommt über akademische Korrektheit im Umgang mit dem Notentext und eine damit einhergehende gewisse Spröde nicht hinaus.

LG
Michael


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28.01.2016 11:35 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2020 11:04)
#96 RE: CD-Tipps
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Moderator

Die beste Franck-Einspielung aller Zeiten stammt m.E. von der legendären Jeanne Demessieux anno 1964 an der Cavaillè der Madeleine. Dort war sie Titularin. Sie galt als die virtuoseste und musikalischste aller Dupré-Schüler. Auf zwei Schallplatten-Doppelalben hat sie seinerzeit für ein britisches Label die Choräle, die six pièces, die grande pièce symphonique und das Cantabile aufgenommen - mit damals sensationeller Aufnahmetechnik, als "full frequency range System" beworben. Erstmals waren auf einer Orgel-LP wirklich abgrundtiefe Bässe und das gesamte Teiltonsprektrum französischer Zungen zu hören. Die Pressung war nicht in Vinyl, sondern in eine besonders massive und schwere Hartkunststoff-Sorte graviert. Ich habe die beiden Platten anno 66 auf Klassenfahrt in Paris gekauft. Und noch heute bin ich hin und weg, wenn Mlle Demessieux in vollendeter Poesie den E-Dur-Choral zelebriert. Eine solche Kombination von höchster Virtuosität und absoluter kontemplativer Abgeklärtheit im Spiel ist bis heute wohl einzigartig.

Das holländische Label Festivo hat schon vor einigen Jahren eine CD-Box als Remake herausgegeben:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/4303052

Das ist einfach nur schön. Über diese Latte hat es in meinen Ohren noch kein anderer Interpret geschafft.

Ein Jammer, dass diese begnadete Künstlerin mit nur 47 Jahren gestorben ist - an einer banalen Mandelentzündung. 1968 konnte so was noch passieren ...

LG
Michael


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06.02.2016 20:02
#97 RE: CD-Tipps
Ma

Hallo zusammen,

die bei Querstand erschienene Krebs-Gesamteinspielung von Felix Friedrich kann ich nur empfehlen. Ich habe sie bei JPC mal günstiger erwerben können ...

Sehr schöne, perfekt zur Musik passende mitteldeutsche Instrumente, stimmige Registrierungen (alle in den Booklets dokumentiert) und ein souveränes Spiel des Altenburger Organisten Felix Friedrich. Da passt alles zusammen. Krebs hat echt mehr Beachtung verdient; ihn nur als Bach-Epigonen zu bezeichnen, wird ihm nicht gerecht. Die großen Präludien sind nicht ohne, die Trios auch nicht - vielleicht schreckt das viele ab, so nach dem Motto "wenn ich mir schon die Mühe mache, das einzuüben, dann doch lieber gleich Bach!". Unter den Choralvorspielen verstecken sich jedenfalls einige Perlen.

Es gibt auch eine Gesamteinspielung von Gerhard Weinberger (der auch die Noten-Gesamtausgabe bei B&H herausgegeben hat) und seiner Frau Beatrice-Maria, die ich nicht kenne. Kennt jemand von euch vielleicht beide Aufnahmen und kann sie vergleichen?

Schönen Gruß
Martin

Gloria Concerto 350 Trend

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06.02.2016 21:20
#98 RE: CD-Tipps
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Moderator

Ja, ich habe beide Einspielungen.

Querstand hatte mit Felix Friedrich den Pionier der Krebs-Forschung an der Hand, der als Altenburger den "genius loci" für sich reklamieren konnte.
Friedrich nutzt die "authentischeren" Instrumente. Er spielt sehr akkurat und mit der technischen Brillanz, die die großen Präludien und die Trios von Krebs erfordern. Aber ich finde, etwas akademisch. Irgendwie hört man immer den "Doktor" heraus. Das ist natürlich kein Makel per se.
Die Friedrich-Einspielung bezieht auch andere Instrumente und Vokalwerke ein, ist also die "universalere".

Die beiden Weinbergers spielen nicht nur technisch souverän, sondern auch mit ungemein musikantischem Elan. Gerade die Choralbearbeitungen an der Weingartenerin sind traumhaft schön musiziert.
Krebs an diesem Orgeltypus (auch zwei Holzheys und die beiden Ottobeurenerinnen) ist eine nicht minder reizvolle Erfahrung. Mit keiner der beiden Einspielungen macht man was verkehrt.

Eine schöne Doppel-CD mit Krebs' sämtlichen Werken für (historische) Blasinstrumente und Orgel (Franz Raml) gibt es bei MDG, irgendwo habe ich sie auch 'rumliegen. Gerade bin ich zu faul, sie zu suchen. Außerdem muss ich schnell noch einen "Kompositionsauftrag" erledigen, der mich per Mail ereilte ...
Das wäre die passende Ergänzung zur Weinberger-Einspielung.

LG und schönen Sonntag
Michael


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08.02.2016 12:28 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2020 11:05)
#99 RE: CD-Tipps
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Moderator

Gerade war ich ein wenig in Mendelssohns geistlichem Vokalwerk unterwegs. Als ich nach einem fehlenden Exemplar der bei Carus erschienenen Scheiben mit dem Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius suchte, habe ich entdeckt, dass es die jetzt als Box recht günstig gibt:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...rk/hnum/4916974

Ich Dödel habe natürlich seinerzeit die Carus-Apothekenpreise bezahlt ...

Trotzdestonichts kann ich Euch die Aufnahmen empfehlen. Die Box enthält alles außer den Oratorien, die grandiose Symphonie-Kantate ist dabei und würde allein den Kauf rechtfertigen.
Die Aufnahmen entstanden zwischen 1983 und 2008, also über einen Zeitraum von 25 Jahren. Und sie zeigen eine bemerkenswerte Kontinuität in Chorklang und Werkauffassung. Der Chor hat breite Dynamik, in den Fortissimo-Passagen Wucht ohne Kraftmeierei, in den polyphonen Abschnitten Zeichnung, in den achtstimmigen Klangflächen Schmelz und Rundung. Im Vergleich zur von Jugendlichem Impetus getragenen Einspiellun von Nicol Matt bei Brilliant Classics klingt Bernius' Mendelssohn einfach "romantischer". Bei den Solisten hatte Bernius nicht in allen Fällen das allerglücklichste Händchen, aber "negative Ausreißer" sind nicht dabei. (Und wie sagte mein Opa immer: Auf der Kirmes muss man mit den Mädchen tanzen, die da sind.) Dafür bieten einige der Aufnahmen Spitzenkräfte des Oratorienfachs wie Ruth Ziesak oder Christoph Prégardien auf.
Für mich ist Bernius' "Fleißarbeit" die Referenz unter meinen Mendelssohn-Aufnahmen.

Carus hat jetzt auch die Oratorien in einer Box zusammengefasst:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...en/hnum/3254416

Auch auf diese vier Scheiben trifft das oben Gesagte zu. Beide Cassetten bieten zusammen 14 CDs für unter 80 Euronen. Da kann man nicht meckern.

LG
Michael


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11.02.2016 20:30
#100 RE: CD-Tipps
Ma

CD-Boxen liegen ja schwer im Trend.

Zu der konkurrenzlos günstigen und durchaus empfehlenswerten Box der Buxtehude-Orgelwerke von Ulrik Spang-Hanssen (in den frühen 90ern aufgenommen) gesellt sich nun, ebenfalls noch günstig, eine Box der Einspielung von Bine Bryndorf aus den 2000ern. Kennt jemand diese seinerzeit sehr gelobte Einspielung und könnte etwas dazu berichten?

A propos Box: Ab nächster Woche gibt es eine Box mit 6 SACDs (norddeutsche Orgelmusik) von Joseph Kelemen günstig. Schöne Instrumente, die Scheiben waren ja vorher einzeln erhältlich. Sicher wieder eine abgespeckte Box ohne großartige Booklets, geschweige denn Registrierungen, aber sicher eine Überlegung wert; das Label bürgt sonst durchaus für Qualität. Kennt jemand diese Aufnahmen?

Gloria Concerto 350 Trend

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11.02.2016 21:28
#101 RE: CD-Tipps
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Moderator

Ja, Bryndorfs Buxtehude liegt noch ungeöffnet auf meinem Schreibtisch. Morgen steht sie auf der Speisekarte ...

LG
Michael


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12.02.2016 09:10 (zuletzt bearbeitet: 17.09.2020 15:25)
#102 RE: CD-Tipps
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Moderator

So, da wäre sie mal, die Buxtehude-Gesamteinspielung von Bine-Katrine Bryndorf:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/8449700


Diese integtrale Aufnahme muss in meinem Fundus gegen gewichtige Konkurrenz antreten. Ich wage daher mal einen synoptischen - oder besser synauralen - Vergleich:

Als Referenz gelten ja allgemein Harald Vogels Aufnahmen bei MDG. Und aufnahmetechnisch bleibt das auch so. Denn die Jungs von MDG haben einfach ein Händchen dafür, eine Orgel anständig auf den Recorder zu ziehen. Diese Box ist völlig zu Recht mehrfach ausgezeichnet. Auch wenn es um Vogels Interpretationen in meinen Studienjahren heftige Fehden in der einschlägigen Fachpresse gab. Ich muss gestehen, dass ich nicht alles musikalisch nachvollziehen kann, was er macht. Nicht immer wird der korrekte (da neueste) Stand der musikwissenschaftlichen Forschung auch subjektiv als "schön" empfunden. Und es gibt nun mal gerade bei Buxtehude, der in Tabulatur notierte, an der Schnittstelle zur modernen Notation verschiedene mögliche Lesarten. Ich finde, man darf, soll, kann sie durchaus nebeneinander stehen lassen. Buxtehudes Musik hält das aus ...

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/8437413


Außerdem gibt's ja noch die Doppel-CD aus 1988 (zwar nur mit "ausgewählten Werken", aber das als sehr gut ausgewählter Querschnitt) von Marie-Claire Alain bei Erato an der Schnitgerin in Groningen. Das ist einerseits ein wundervolles Instrument, andererseits ist die Spielweise der Alain in puncto Virtuosität über jeden Zweifel erhaben. Und ihre Fähigkeit, große musikalische Zusammenhänge herzustellen, tut Buxtehudes kleingliedrigen Formen m.E. sehr gut. Meine Generation, die ja mit den beiden Peters-Bänden von Keller aufgewachsen ist, hat Buxtehude eben so spielen gelernt und ich kann bis heute nichts Unrechtes daran finden. Wiewohl ich die vierbändige Ausgabe von Beckmann bei Breitkopf Anfang der 80er enthusiasmiert begrüßt habe und sie bis heute nutze.

Buxtehudes Amtsnachfolger Walter Kraft hat seine Einspielung am Originalschauplatz und im Stil der "Leipziger Schule" noch auf LP gemacht, es gibt sie aber auch als CD-Box:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/1723630

An moderne Restaurationsstandards gewöhnte Ohren kommen mit der "alten" Totentanz-Orgel in der Lübecker Marienkirche wohl weniger klar. Da klingen das fis-Moll oder das D-Dur an einigen Stellen schon wie ein Sack rostiger Nägel. Und man hört, dass die Aufnahmen noch aus einer Zeit stammen, als die analoge Technik noch nicht am High-End angekommen war. Nichtsdestotrotz - ein bedeutendes Zeitdokument des Buxtehude-Spiels, das ich in meinem Fundus nicht missen möchte.

Dann wäre da noch die Gesamteinspielung von Bernard Foccroulle in französischer Tradition - in den Fußstapfen der Alain und an passenden Instrumenten - u.a. meiner persönlichen Lieblings-Schnitgerin in Norden.

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...rk/hnum/6268873

Auch diese Aufnahme hat ihre Berechtigung. Denn Foccroulle verliert nie das musikantische Element in Buxtehudes Musik aus dem Blick. Außerdem ist das Booklet alles andere als eine Sparvariante. Wer des Französischen mächtig ist, findet darin hervorragende Deutungen und Erklärungen.

Wo ist in diesem vielgestaltigen Umfeld nun die Bryndorf-Einspielung anzusiedeln?

Zur Interpretin: Schon im Rahmen der Bach-Gesamteinspielung bei Hänssler anno 2000 hat die Interpretin ihre künstlerischen und handwerklichen Qualitäten bewiesen. Ihre Buxtehude-Auffassung berücksichtigt einerseits heutige Gepflogenheiten und Forschungsergebnisse. Ihr Umgang mit dem Notentext wird aber nie akademisch. Da geht es nie um "Vollzug" eines Notentextes, sondern stets um tief empfundenes Ausloten dessen, was zwischen den Zeilen steht. Vogels Stil lässt deutlich grüßen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. So manches, was mir in der Vogel-Einspielung arg "phantasticus" daherkommt, macht die Bryndorf für mein Empfinden überzeugender und mit mehr gedanklicher Tiefe. Ich denke hier vor allem an die Choralbearbeitungen. Da sind z.B. bei "Nun bitten wir" oder "Nun komm, der Heiden Heiland" ausgezeichnete Meditationen gelungen, bei deren Anhören sich spontan der Text dazu im Kopf einstellt. Die Interpretin scheut nicht davor zurück, zur Darstellung polyphoner Strukturen in den Begleitstimmen linguale mp-Registrierungen gegen einen labialen (und dennoch prominenten) Diskant-c.f. zu setzen. Diese ausgesprochen reizvollen Farb- und Kontrastwirkungen werden nie zum vordergründigen "Effekt", sondern vertiefen das "Hinhören".
Zu den Instrumenten: Die Instrumente in Helsingborg, Helsingör, Stockholm, geben diese Farben her. Und das gilt noch mehr für die frisch überholte St.-Jacobi-Schnitgerin in HH und die Stellwagnerin in Lübeck St. Jacobi. Die Aufnahmetechnik mischt den sehr direkt aufgenommenen Klang der Orgeln gut mit den Räumen ab.
Und das 48-seitige Booklet bietet deutlich mehr als den bei "Schäppchenboxen" (leider) üblichen Minimalismus. Die Instrumente werden vorgestellt und die diversen Werkgruppen werden (auf Englisch) angemessen analysiert und erklärt.

Mein Fazit: Mit der Aufnahme macht man nix verkehrt - bei dem Preis zweimal nicht!

LG
Michael


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12.02.2016 13:16
avatar  pvh
#103 RE: CD-Tipps
pv
pvh

Hallo,

vielen Dank für den Tipp! Ich habe Bine Bryndorf einmal nach einem Konzert kurz kennengelernt (es gab da immer die Möglichkeit, in der Sakristei noch ein Glas Wein mit den Künstlern/innen zu trinken) und fand sie da genauso nett wie ich ihre Musik vorher schon geschätzt hatte. Bei Youtube gibt es mehrer Aufnahmen von Buxtehude-Stücken von ihr, die hatten mir im Vergleich verschiedener Interpretationen immer am besten gefallen. Ich wollte mir dann die CDs von Bine Bryndorf immer mal wieder kaufen, bin dann aber jedesmal doch vor den 100 Euro zurückgeschreckt, auch weil ich die Buxtehude-Gesamtausgabe von Spang-Hanssen (allerdings nur als mp3-Version) habe.

Auch mit Ulrik Spang-Hanssen habe ich schon nach einem Konzert ein Weinchen in besagter Sakristei getrunken, er war auch ein sehr netter Typ mit großartiger Pedaltechnik, aber die Interpretationen von Bine Bryndorf haben mir mehr zugesagt. Spang-Hanssen hat mich übrigens nachhaltig beeinflusst, weil er, von mir auf seine Technik angesprochen, die ich nie erreichen könnte, sinngemäß meinte, das mache doch nichts, die Profis müssten ja auch etwas zu tun haben und sich irgendwo von den Hobbymusikern unterscheiden. Das fand ich sehr trostreich und ich habe aufgehört, immer mit Neid an das zu denen, was ich nicht spielen kann.

Wie auch immer, ich muss mal nachsehen, ob die Box von Bine Bryndorf noch in die Schublade passt...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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14.02.2016 19:55
avatar  Viola da Gamba ( gelöscht )
#104 RE: CD-Tipps
Vi
Viola da Gamba ( gelöscht )

Hallo,

bei den Buxtehude Aufnahmen kann ich auch Ton Koopman empfehlen.

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...or/hnum/6143623

Er hat ja das Gesamtwerk Buxthehudes aufgenommen. Man muss seinen sehr eigenwilligen Stil allerdings mögen.

Viele Grüße

Viola da Gamba


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14.02.2016 20:24
#105 RE: CD-Tipps
Ma

Beethoven für Orgel?

Wer sich fragt, ob man seine Musik unbedingt auf der Orgel spielen sollte, dem sei wärmstens diese CD empfohlen. Eine meiner absoluten Lieblings-CDs derzeit. Man merkt, dass die Organistin auch pianistisch fantastisch aufgestellt ist. Unkonventionelle Registrierungen (was die mit der Gambe alles anstellt ...) an einem ganz tollen Instrument. Mir macht diese Aufnahme großen Spaß!

Gloria Concerto 350 Trend

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