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CD-Tipps
#107 RE: CD-Tipps
Bei jpc gibt es derzeit die neue Reger-Gesamteinspielung von Bernhard Buttmann zum Schnäppchenpreis:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...-1/hnum/3566673
Ich habe nur die erste der vier 4-CD-Boxen verlinkt. Die anderen drei sind leicht zu finden.
Seit vergangener Woche sind die 16 Scheiben in meinem Fundus und ich habe einiges gezielt, anderes quer angehört.
In meinen Lehr- und Wanderjahren gab es zwei Richtungen der Reger-Interpretation. Leute wie Rosalinde Haas, die in Regers Orgelwerk hochrangige Virtuosenliteratur sahen, spielten straffe Tempi und nahmen mir ihrer stupenden Spieltechnik gerade den längeren Werken viel von ihrer Schwerverdaulichkeit. Das selbe Anliegen verfolgten auch die Interpreten, die Strukturen in Regers kompaktem Satz klären wollten - was auf den damals gängigen Instrumenten von hoher Polyphonietauglichkeit durchaus zu leisten war. Gerade diese Analytiker haben mir den Zugang zu dieser hochkomplexen Musik ermöglicht.
Buttmann betont in Regers Orgelmusik in erster Linie den genuinen Klang. Er ist - cum grano salis - Kolorist und stellt die Farbe deutlich über die Struktur. Im Zeitalter der 4.000 Setzerkombinationen hat er keine Mühe, Regers höchst differenzierte Dynamik und Agogik umzusetzen - der Sequenzer erlaubt mehr als die Walze der Regerzeit.
Buttmann hat Orgeln der Regerzeit und moderne romantische Stilorgeln verwendet. Darunter finden sich Großinstrumente wie die Sauerinnen im Berliner und im Bremer Dom, die Steinmeyerin zu Karlsruhe, die Seifertine in Kevelaer, die neue Weimbs in Weiden. Allesamt Instrumente, die in Opulenz die Farben und die dynamische Substanz bieten, die Regers Großwerke brauchen. Dann finden sich aber auch kleinere Instrumente wie die inzwischen von den Interpreten des romantischen Fachs entdeckte Maerz in München, St. Rupert oder eine Feld-, Wald- und Wiesen-Steinmeyerin in einem kleinen Allgäudorf, auf der die Dorfschulmeisterlein vor 100 Jahren ihre Kadenzen durch die Gegend schoben. Allen gemein ist, dass Buttmann darauf Regers Klangkosmos erschließen kann. Klang geht in Buttmanns Werkauffassung grundsätzlich vor Struktur. Wer analytisch hören will, sollte sich mit dem Notentext vor die Stereoanlage setzen. denn vor allem, wenn der Interpret es "rauschen" lässt, gehen im typisch romantischen "Orgelbrausen" manche Details unter.
Die Aufnahme ist in jedem Fall eine interessante Ergänzung zu den eher analytischen Einspielungen bei Naxos und den legendären Aufnahmen der Haas bei MDG. ich werde sie in Auszügen sicher im Reger-Jahr noch zur ein oder anderen "musica sacra"-Sendung verwurschteln.
Sie erinnert mich am ehesten an die Einspielungen von Kurt Rapf aus den 70ern beim längst untergegangenen Schallplatten-Label MPS, der damals (!) z.T. auf amerikanische Großorgeln zurückgriff, aber auch einer neobarocken Marcussen regereske Klangwogen abtrotzte. Zum Glück habe ich diese Scheiben noch in meinem Fundus.
Leider ist der Tontechniker meines Vertrauens seit Jahresende in Rente - mal sehen, ob ich ihn unter leichter Rotweinanästhesie beschwätzen kann, mir diese alten Aufnahmen ordentlich (sendefähig) zu digitalisieren. Er kann das schneller und besser als ich ...
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Sie erinnert mich am ehesten an die Einspielungen von Kurt Rapf aus den 70ern beim längst untergegangenen Schallplatten-Label MPS, der damals (!) z.T. auf amerikanische Großorgeln zurückgriff, aber auch einer neobarocken Marcussen regereske Klangwogen abtrotzte. Zum Glück habe ich diese Scheiben noch in meinem Fundus.
Leider ist der Tontechniker meines Vertrauens seit Jahresende in Rente - mal sehen, ob ich ihn unter leichter Rotweinanästhesie beschwätzen kann, mir diese alten Aufnahmen ordentlich (sendefähig) zu digitalisieren.
Brauchst du nicht. Guckstu hier.
Danke für die Kommentare zu der Buttmann-Aufnahme, die ich nicht kenne. Sind die Orgeln alle in einem guten Zustand aufgenommen? Ich meine, im gelben Forum bemängelte da irgendjemand was irgendwo (Verstimmungen o.ä.). Ansonsten kennt man ja von "organum" gute Aufnahmen ...
#109 RE: CD-Tipps
Waaaahnsinn. *sofort bestell ...*
Wieso hab ich das nicht gesehen?
Die kleinen Instrumente "wackeln" an einigen Stellen etwas. Das ist m.E. weniger auf Verstimmung als Unebenheiten in der Windversorgung zurückzuführen. Gerade die kleinen Steinmeyerinnen waren nicht auf Klangmassen à la Reger ausgelegt. Da wurde braver vierstimmiger Satz in gemessenen Halben und Vierteln aus dem " Festlichen Orgelbüchlein für Landorganisten" gespielt. Einige der Aufnahmen haben die Kollegen vom BR gemacht. Die haben das ganz gut drauf.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Waaaahnsinn. *sofort bestell ...*
Wieso hab ich das nicht gesehen?
Im gelben Forum wurde am 29. März ein entsprechender Forenbeitrag gebracht, mindestens so lange ist es also schon bei JPC veröffentlicht. Die CDs erscheinen ja aber erst in zweieinhalb Wochen.
#111 RE: CD-Tipps
#113 RE: CD-Tipps
#115 RE: CD-Tipps
#116 RE: CD-Tipps
Gerade hatte ich "zur Recreation und Gemühts-Ergötzung" diese Scheibe
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...er/hnum/4985596
auf den Ohren - und komme wieder mal zum Schluss:
Die beiden Trierer Domorgeln sind sehr gute Instrumente - Klais at it's best. Und sie haben einen ausgezeichneten Organisten. Die Klangmassen von Karg-Elerts "Jesu meine Freude" holt Josef Still mit gleicher Mühelosigkeit aus dem großen Instrument heraus wie die filigranen Konturen in Bastis C-Dur Triosonate aus der (auch nicht gerade mickrigen) Chororgel. Und das Label "Organum" führt mal wieder gekonnt vor Augen bzw. Ohren, wie man Mikrophone richtig platziert und aussteuert.
Eine Scheibe, die mich nicht nur aus Regionalpatriotismus sehr delektiert hat. Ich lerne daraus: Einfach mal öfter in den Ecken meines Büro-CD-Schrankes stöbern...
LG
Michael
#117 RE: CD-Tipps
Die dreiteilige Orgelanlage im Hamburger "Michel" zählt nach Reorganisation und Zusammenfassung der Instrumente (nebst Fernwerk) an einem Zentralspieltisch zu den vielseitigsten der Republik und dürfte (neben Passau, Freiburg, Nürnberg St. Lorenz) wohl auch zu den größten gehören.
Christoph Schoener hat in relativ kurzer Zeit drei bemerkenswerte Scheiben von hohem audiophilem Standard und dokumentarischem Wert eingespielt. Zum Beispiel die folgende Hommage an Reger:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/8326087
Pezzi grossi sind meine Lieblings-Choralfantasie "Ein feste Burg" op. 27 und das gigantische Weihestück für die Orgel in der Breslauer Jahrhunderthalle, Introduktion, Passacaglia und Fuge op. 127. Vor allem letztere gibt Schöner nicht nur die Gelegenheit, seine technische Souveränität und seine Fähigkeit auszuspielen, so ein Titanenwerk musikalisch überzeugend darzustellen. Die Instrumente liefern die unerschöpfliche Farbenfülle, die Reger vor Ohren stand, als er dieses Auftragswerk schrieb. Es dürfte wohl wenige Orgeln geben, auf denen diese Musik so angemessen darzustellen ist.
Die romantische (und pneumatische) "Konzertorgel" aus dem Hause Marcussen (nein, nicht die "Neobarocker", sondern Altmeister Jürgen, der um die Jahrhundertwende in den Fußstapfen von Cavaillé-Coll und Ladegast unterwegs war!) erweist sich mit ihren üppigen Fonds und den bruchlosen dynamischen Möglichkeiten als ebenso geeignetes Medium für einen bunten Blumenstrauß kleinerer Choralvorspiele.
Die polyphonen Qualitäten (vor allem) der Hauptorgel kommen in dieser Aufnahme zur Geltung:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...65/hnum/6985425
Die große Steinmeyerin aus den frühen 60ern war damals nach umfangreichen akustischen Untersuchungen (durch den damaligen "Papst der Kirchenakustik", Prof. Werner Lottermoser von der PTBA Braunschweig) disponiert, mensuriert und intoniert worden. Das Haus Steinmeyer spielte in puncto Intonation ganz weit oben in der Oberliga und setzte das von den Verantwortlichen intendierte Klangbild à la Silbermann gekonnt von der sächsischen Dorfkirche in einen hochkomplexen Großraum um, in dem parabolische Kubaturen zu den seltensten akustischen Phänomenen führen. Neben den vier "kanonischen" Toccaten hat Schoener auch die "apokryphe" E-Dur im Programm - letztere an der kammermusikalischen "C.P.E.-Bach-Orgel", die für eine "Chororgel" ganz schön saftig daherkommt.
Das kundige Team von MDG hat beide CDs aufgenommen. Und zwar sechskanalig, mit entsprechender Wiedergabe-Option. Wir haben uns mal in der Mittagspause in einem Tonstudio diesen "Surround" gegönnt. Und das klangliche Ergebnis und Erlebnis lohnt den hardwareseitigen Aufwand reichlich. (Leider hat eine Surround-Anlage im heimischen Wohngemache keinerlei Aussicht auf WAF ...) Aber auch die gemeine Stereoanlage bietet einen imposanten Sound dieser immens wandlungsfähigen Orgelanlage und macht Schoeners exzellentes Spiel präsent.
Die Scheibe von Motette bietet ein "buntes" Programm. Ich mag das, denn mit solchen Kompilationen kann man die Vielseitigkeit eines Instrumentes (und nicht zuletzt des Interpreten) unter Beweis stellen. Allein BWV 532 D-Dur würde den Kauf rechtfertigen. Als Virtuosenstück angelegt, ist das ein wirklicher "Reißer". Regers Dankpsalm hat mit in dieser Interpretation wohlige Schauer über den Rücken gejagt. Und Schumanns pianistisch-konturiert durchartikulierte Pedalflügel-Skizzen sowie Ives' witzige "America"-Variationen sind vergnüglich anzuhörendes Nischen-Repertoire.
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...rg/hnum/7758992
LG
Michael
#118 RE: CD-Tipps
Immer wenn ich etwas von Bruhns spiele, denke ich mir: Was hätte er, der Buxtehude-Meisterschüler, uns wohl alles geschenkt, wäre er nicht mit 32 Jahren in Husum an der "arme-Leute-Krankheit" Tuberkulose gestorben. Sechs Opera sind uns überliefert - und jedes lohnt die Mühe des Übens und ist ein reines Hörvergnügen.
Letzteres gilt uneingeschränkt für diese CD mit Ingo Duwensee an der barocken Klapmeyerin zu Altenbruch:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/...ke/hnum/7460285
Der Titel ist eine leichte Untertreibung. Denn außer Bruhns' Gesamtwerk gibt es noch ein Präludium des Bach-Zeitgenossen Brunkchorst und einige Mottetten-Intavolierungen eines barocken Anonymus, die Ingo Duwensee mit viel Geschick für Orgel arrangiert hat und glutvoll interpretiert. Den freien Speicherplatz auf der Scheibe hat man für ein kleines (und nachahmenswertes) organophiles Bonbon genutzt: Duwensee stellt die schöne Klapmeyerin mit ihren rauschenden Mixturen und verhalten glucksenden Flötenfarben in ausgewählten Klangkombinationen mit stimmigen kleinen Improvisationen vor.
Da passt alles zusammen. Nicht zuletzt die wie immer mustergültige und ausgefeilte Aufnahmetechnik des Labels MDG, die sechskanalige Surround-Wiedergabe erlaubt. Auch die Booklets der MDG-Produktionen fallen mir immer wieder positiv auf. Mein Fazit: Eine der wertvollsten Denkmalorgeln Niedersachsens äußerst kompetent präsentiert!
LG
Michael
und als Vorgeschmack gibt es von Ingo Duwensee das hier:
https://www.youtube.com/watch?v=kCZQi3hXjK4
Michael
#120 RE: CD-Tipps
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