Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Die neue Gloria Excellent 360
Zitat von heidemusikant
Ich weiß allerdings schon, dass die Zahl der Silbermänner in der barocken Disposition nicht so groß ist.
Kann auch gar nicht, weil die Samples von der Oederaner Silbermannorgel abgenommen wurde, und die hat 25 Register, davon eine Dulzflöte von 1941 (die kann wohl nicht von Silbermann sein, oder? )
Weiterführend: http://www.musicmangitarre.de/orgel/org45.htm
So, da bin ich wieder, nachdem ich eine Nacht über die Glorien aus dem Hause Kisselbach geschlafen habe.
Wie ist das Duell Gloria Klassik 350 (mit ext. 4.1 Fohnn-Lautsprechern) gegen Gloria Excellent 360 nun ausgefallen?
Zunächst einmal: Meine Eindrücke sind natürlich subjektiv. Wer sich für die Excellent 360 interessiert, muss sie selbst sehen und hören.
Zum Gehäuse: Sieht wirklich prima aus – ohne die gewaltigen Stoßkanten der Vivaldiwangen, aber ansonsten der Vivaldi entsprechend. Die Ausführung in Eiche hell finde ich persönlich schick.
Zum Klangkonzept: Es stehen zwei Dispositionen zur Verfügung, die hinsichtlich der Intonation jeweils einmal für die Lautsprechernutzung (Barock1, Romantik 1) und einmal für den Kopfhörerbetrieb (Barock 2, Romantik 2) ausgelegt sind.
Die barocke Disposition entspricht einer „typischen“ großen deutschen Universalorgel, die über die Barockmusik hinaus auch die Darstellung französisch-sinfonischer Musik ermöglicht. Die romantische Disposition entspricht dagegen einer deutsch-spätromantischen Orgel. Hierzu kann Näheres auch auf der Homepage des Orgelhauses Kisselbach nachgelesen werden.
Zur Ausstattung: Die Basis der Gloria Excellent 360 bildet das Modell Vivaldi 35 von Johannus. Ausstattungsmäßig gibt es die entsprechenden Parallelen, auch hinsichtlich der Klangabstrahlung inkl. Verstärker. Es fehlen aber die holländischen Super-Soli. Freuen kann man sich dafür über Cembalo und Glockenspiel. Ersteres ist in Ordnung, allerdings in Cembalisten-Ohren nicht unbedingt ein Riesen-Knüller. Trotzdem könnte es für praktizierende Kirchenmusiker im Alltag durchaus hilfreich sein. Das Glockenspiel präsentiert sich klanglich sehr wirkungsvoll.
Die Anlage der Registerwippen und ihre Werk-Gruppierung ist gut und übersichtlich. Das – vermutlich aufgrund der integrierten Hochtöner – fest installierte Notenpult empfinde ich trotz meiner Körpergröße als recht hoch angebracht und gegebenenfalls etwas gewöhnungsbedürftig.
Ausgesprochen sinnvoll erscheint mir hinsichtlich der romantischen Disposition unbedingt die Ergänzung durch Fußpistons für die Setzer (nicht serienmäßig). Wann hat man bei einem großen Regerstück schon mal eine Hand frei. Und die Hand-Sequenzschalter sind in der Position unter dem 1. Manual nicht immer schnell erreichbar. Die Zahl der Setzer (12 ist für Organisten, die mehr in der romantischen Disposition aktiv sind, meiner Meinung nach an der unteren Grenze. Da dürfte aber (gegen Aufpreis) ganz sicher mehr möglich sein.
Ansonsten bietet die Orgel eine sehr gute Ausstattung; hinsichtlich der romantischen Disposition ist diesmal sogar die Schwellmöglichkeit der einzelnen Werke durch getrennte Schwelltritte durchaus sinnvoll und interessant. Die Tastaturen – serienmäßig mit Holzkern - spielen sich prima, haben aber leider eine glatte Oberfläche. Damit kann man jedoch ganz gut leben, finde ich. Das doppelt geschweifte Pedal gibt’s ebenfalls serienmäßig.
Der Klang: Nach ausgiebigem Spiel der Barock-Disposition bin ich kurz mal an die Vivaldi 35 gewechselt – allerdings nicht sehr lange … . Über Sinn und Unsinn einer Universaldisposition kann man sich streiten. Unstrittig finde ich aber, dass dem Hause Kisselbach hier eine sehr farbige und aufgrund der Registerzahl reichhaltige Klangausstattung gelungen ist. Na – und die spanische Trompetenbatterie pfeffert ganz schön wirkungsvoll dazwischen.
Letztlich bleibt Gefallen und Nichtgefallen einer solchen Lösung Geschmackssache – man merkt natürlich die klanglichen Kompromisse, die nötig sind, um den stilistischen Spagat zu meistern. Andererseits ist eine solche Disposition die Realität in vielen großen Kirchen Deutschlands und darüber hinaus – also auch die Realität für viele Organisten. Warum also nicht?
Der Allrounder in der Barockdisposition macht dafür eine weitere - romantische - Ausrichtung möglich, die ich persönlich als ausgesprochen sensationell empfinde.
Eine schier unerschöpfliche Fülle an Farben und dynamischen Möglichkeiten bietet sich hier: Wunderschöne Prinzipale, Flöten und Streicher in allen möglichen Schattierungen, herrliche Zungenklänge und sich schlüssig einfügende Aliquote und Mixturen. Ein grandioses Spielerlebnis, dem zur Vollendung dem einen oder anderen vielleicht nur noch ein Faltungshall fehlen wird. Mein Eindruck ist, dass in dieser Klangwelt eine Digitalorgel enorm viel zu leisten vermag. Ich selbst mochte gar nicht mehr aufhören zu spielen und hätte am liebsten gleich Regers „BACH“ ausgepackt… .
Die Excellent/Vivaldi bietet in Sachen „Hall“ immerhin schon diverse interessante Differenzierungsmöglichkeiten und – sicher auch dank der größeren Zahl an Kanälen – eine durchaus zufriedenstellende Klangtiefe/Raumwirkung für eine Digitalorgel im häuslichen Bereich. Trotzdem verfestigte sich bei mir der Höreindruck, dass noch mehr Authentizität/Räumlichkeit letztlich doch nur durch externe Lautsprecher möglich ist. Die beiden Hochtöner sind durchaus sehr wirkungsvoll, waren mir aber manchmal schon zu &bdquoDirekt“ (insbesondere hinsichtlich der Klangwirkung eines franz.-romantischen Schwellwerks). Da finde ich die Möglichkeit, bei meiner Gloria-Klassik-Lösung die externen Lautsprecher mit der Hochtonwiedergabe weiter weg zu postieren, doch auch sehr reizvoll. Die Wiedergabe der Bässe war bis in die tiefsten Lagen hinein ausgesprochen gut.
Summa summarum ein hochinteressantes und mit seiner romantischen Disposition sehr beeindruckendes Instrument, dem man einen großen Liebhaberkreis wünscht. Ich bin gespannt, wie diese Orgel im Konzert der preisähnlichen Mitbewerber einschlagen wird.
Wie ist nun meine eigene Einschätzung hinsichtlich des Vergleichs mit der von mir bislang favorisierten Gloria Klassik 350 ausgefallen? Ich bin da tatsächlich noch einmal sehr ins Grübeln gekommen.
Letztlich muss man sagen, dass die Gloria Exzellent 360 und die Gloria Klassik 350 vom Klangkonzept her grundverschiedene Instrumente sind und daher kaum miteinander verglichen werden können. Dies wäre ohnehin nur möglich, wenn man die Gloria Klassik mit einem externen Lautsprechersystem ergänzt wie in meinem Fall durch die vier Fohnn-Lautsprecher samt Subwoofer. Damit hat man ebenfalls ein sehr schönes Instrument mit beeindruckendem Klang, wenn auch ohne die Hallvarianten der Excellent. (Bei der Gloria Klassik liegt der barocken und der romantischen Disposition jeweils ein festgelegter unterschiedlicher Raumklang zugrunde).
Beide Orgeln - Klassik und Excellent - haben jeweils ganz individuelle Stärken und klangliche Vorzüge. Letztlich dürfte für einen interessierten Organisten ausschlaggebend sein, welches Konzept ihm am meisten zusagt und in welcher Klangwelt er mit Vorliebe musizieren möchte. Und dann spielt ja auch noch der Geldbeutel mit.
Ich selbst fühle mich in der sauberen Trennung von Barock und franz. Romantik sehr zu Hause und finde diesbezüglich die Gloria Klassik nach wie vor angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses ganz hervorragend. Ich muss auch sagen, dass mich persönlich gegenüber einem Universalklang das rein barocke Klangbild dieser Orgel mehr anspricht. Da merkt man eben doch die Prägung durch den jahrelangen Umgang mit einer historischen bzw. historisch orientierten Barockorgel. Es bleibt also dabei: Demnächst wird die Gloria Klassik in meinen vier Wänden erklingen … .
Danke für den ausführlichen Bericht, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
Schon interessant, dass summa summarum nun doch die Gloria Klassik für dich das Rennen gemacht hat.
Was nun die neue Excellent betrifft, bin ich schon voller Erwartung; ich hoffe, sie kommenden Samstag auch in Augsburg schon anzutreffen und demnächst dann auch in Baunatal.
Von mir ebenfalls vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
In vielem decken sich sich angesprochenen Topics mit den auch mich interessierenden.
Zum Klangkonzept: Nun stellt sich die Frage, inwieweit das Label "Silbermann+4 Premium Sampling Bibliothek" für die Excellent 360 noch gültig ist. Oederan ist nun nicht mehr drin - verständlich, weil eine Vervollständigung der Disposition mit der beschriebenen Intention kaum stimmig zu machen gewesen wäre.
Das "Cembalo" scheint eher ein Spinett, also nur ein 8' zu sein, also kein 16+8+8+4. Hm...
Zitat von heidemusikant
Ausgesprochen sinnvoll erscheint mir hinsichtlich der romantischen Disposition unbedingt die Ergänzung durch Fußpistons für die Setzer (nicht serienmäßig). Wann hat man bei einem großen Regerstück schon mal eine Hand frei. Und die Hand-Sequenzschalter sind in der Position unter dem 1. Manual nicht immer schnell erreichbar.
... wie ich a. a. O. schon ahnte [wink] Aber das ist ja einfach mit optionalen Fußpistons zu korrigieren.
Zitat von heidemusikant
Tastaturen [...] glatte Oberfläche.
Dürfte optional änderbar sein (hoffentlich).
Zitat von heidemusikant
Letztlich bleibt Gefallen und Nichtgefallen einer solchen Lösung Geschmackssache – man merkt natürlich die klanglichen Kompromisse, die nötig sind, um den stilistischen Spagat zu meistern. Andererseits ist eine solche Disposition die Realität in vielen großen Kirchen Deutschlands und darüber hinaus – also auch die Realität für viele Organisten. Warum also nicht?
"Barock + Allround" ist sicher nichts für Fetischisten des Historismus. Doch wenn man musikpraktisch denkt, dürfte eine solche Disposition die umfangreiche Literatur seit der Spätrenaissance erlauben, wenn man nicht puristisch-kleinlich sein will.
Doch laß mich in ein paar Punkten nachhaken:
- Unterscheiden sich Klassik und Excellent grundlegend(!) in der Tiefe der sog. "Polyphonie", also in der Auflösung?[/*]
- Konntest Du die Escellent 360 auch mit externer Abstrahlung hören? - Ist dieses Modell - mit Abstrahlung - auch für große Räume, z. B. Kirchen konzipiert oder eher als Allround-Instrument für das heimische Wohnzimmer?[/*]
- Deine persönliche Entscheidung inmitten des Spannungsfeldes "Faltungshall - Vivaldi-Hall - Klassik-Hall+Abstrahlung" ist immerhin sehr interessant und läßt mich unter dem Aspekt Klangtiefe/Raumwirkung noch ein wenig grübeln - auch gerade unter Berücksichtigung Deiner Hörerfahrung, die ich bereits erahne, weil sie mir nicht ganz fremd ist... [wink][/*]
Zitat von PeterW
Unterscheiden sich Klassik und Excellent grundlegend(!) in der Tiefe der sog. "Polyphonie", also in der Auflösung?
Ich habe die klangliche Auflösung bei beiden Instrumenten als völlig ausreichend empfunden. Dass die Excellent da letztlich die Nase vorn hat, kann man annehmen, da sie wohl doch bei mehr Speicherkapazität über größere Samples verfügt. Da Kisselbach weniger Dispositionen/Intonationen anbietet als Johannus, kann er die vorhandenen Kapazitäten natürlich auch viel besser nutzen. Das betrifft aber die Gloria Klassik bereits ebenso.
Zitat von PeterW
Konntest Du die Escellent 360 auch mit externer Abstrahlung hören? - Ist dieses Modell - mit Abstrahlung - auch für große Räume, z. B. Kirchen konzipiert oder eher als Allround-Instrument für das heimische Wohnzimmer?
Nein, eine externe Klangabstrahlung hatte ich nicht zur Verfügung. Ich erinnere mich aber, dass mir Herr Kisselbach, der bei meinem Besuch nicht da war, zuvor am Telefon sagte, dass der Anschluss externer Lautsprecher wie bei meiner Klassik nicht möglich wäre. Da müsste man ihn nochmal interviewen. Bei der Vivaldi scheint dies doch zu gehen. Ich habe in der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit nur gespielt und nicht hierauf geachtet.
Mein Eindruck ist aber, dass diese Orgel wie auch ihre Vivaldi-Schwester als ausgesprochene "Hausorgel" konzipiert und entsprechend ausgerichtet ist (warum sonst auch die "Kopfhörer-Dispositionen"?).
Zitat von PeterW
Deine persönliche Entscheidung inmitten des Spannungsfeldes "Faltungshall - Vivaldi-Hall - Klassik-Hall+Abstrahlung" ist immerhin sehr interessant und läßt mich unter dem Aspekt Klangtiefe/Raumwirkung noch ein wenig grübeln - auch gerade unter Berücksichtigung Deiner Hörerfahrung, die ich bereits erahne, weil sie mir nicht ganz fremd ist...
Der Faltungshall ist natürlich eine Klasse für sich. Der sonst von Johannus gebaute 3D-Digitalhall wird - mal abgesehen von den 12 zur Verfügung stehenden Raum/Hall-Modellen - aufgrund der höheren Kanal- und Lautsprecherzahl bei der Excellent/Vivaldi sicher besser abgebildet als bei der Klassik (mehr "Tiefe", verliert aber meiner Meinung nach andererseits an räumlicher Wirkung durch die rein interne Abstrahlung. Bei meiner Gloria Klassik-Anlage verfüge ich zwar nur über die zwei festgelegten Raum/Hall-Modelle, kann aber durch eine gute Platzierung der externen Abstrahlung wiederum zumindest mehr Raumwirkung erzielen.
Wie gesagt: Meine Überlegungen sind immer auch bestimmt von der Frage nach einem guten Preis-Leistungsverhältnis angesichts zur Verfügung stehender finanzieller Möglichkeiten.
Auch eine Monarke van Eyck wäre nett, wie sie im amerikanischen Forum gerade geplant wird. (Der Wunsch für eine deutsch-französische Disposition sorgt dort für einiges Kopfkratzen und ich setzte hier mal einen Link , falls sich jemand erbarmen mag noch Sachverstand beizusteuern, schließlich haben doch hier viele Gloria-Orgeln mit entsprechenden Dispositionen ... [wink]
http://www.organforum.com/forums/showthr...n&daysprune=365
Im Klartext hieße das, dass die neue Excellent (und eventuell auch die beiden kleineren Excellenzen, wenn sie einem Vivaldi-Refresh unterzogen würden) nicht für große Räume qua Kirchen geeignet seien. Daran zweifle ich zunächst mal ganz stark. Immerhin gibt es Kirchen, in denen sogar eine Gloria Klassik oder eine Johannus Opus installiert wurde.
Ergo steige ich an dieser Stelle auf die Bremse und behaupte: Wenn eine Orgel aus dem unteren Preisniveau "kirchenfähig" ist, dann ist es auch eine Orgel aus der gehobenen Mittelklasse. Was muss denn zuallererst passen? Doch die Samplequalität und die Intonation. Alles andere (Lautsprecheranzahl und -verteilung usw.) müsste — meiner unbedeutenden Meinung nach — auch für Kirchenräume adaptierbar sein.
Ich weiß schon, dass dieser mein Beitrag als reine Behauptung dasteht: Aber was sollte daran technisch nicht machbar sein?
Ehrlich gesagt sehe ich das Problem nicht ganz.
Externe Lautsprecher lassen sich doch beliebig platzieren — und natürlich wird man entscheiden müssen, ob und wo man allfällige Hoch-, Mittel- und Tieftöner positioniert. Warum soll das ein Hemnis sein, eine Vivaldi für einen Kirchenraum zu adaptieren?
Mir ist schon klar, dass ich die neue Gloria nur theoretisch kenne und auch von der Vivaldi-Abstrahlung möglicherweise weitaus weniger Ahnung habe als du. Jedoch sehe ich nicht, welche Rolle das für meine grundsätzliche Überlegung spielt.
Ich wollte Dir nicht auf die Füße treten...
Das Problem liegt so wie ich das verstanden habe darin, dass die Register nicht mehr auf einzelne Kanäle sauber getrennt verteilt sind, sondern auf mehreren Kanälen und zwar exakt auf die Position der Lautsprecher ausgerichtet. Frei erfundenes
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!