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NGL bei Beerdigungen?
#1 RE: NGL bei Beerdigungen?
Ich werde am Samstag - mal wieder - einen väterlichen Freund begraben, den Ahnherrn einer großen Familie, die in Gänze gemeindlich sehr engagiert ist. Nun ist diese Gemeinde - hier in einem Nachbarort - seit einigen Jahren auf "NGL-Trip". Und so taucht auf dem Liedzettel denn - für mich erstmals - Lobpreis-Käse aus USA auf, der mir eben per PDF-Datei übermittelt wurde. *grusel*
Mit einem Brautpaar würde ich mich ja in bewährter und meist erfolgreicher Weise freundlich "anlegen". Aber mit einem Trauerhaus, noch dazu mit einem gut befreundeten - davor scheue ich zurück und werde das Teil also spielen. Allerdings werde ich mir erlauben, ad Introitum eine ausladende Choralfuge über "Jesu, meine Freude" zu spielen und darauf zu hoffen, dass die Hörer kapieren, dass das als Motto über dem Leben des Verstorbenen stand.
Da es sich um eine alteingesessene, weit verzweigte und vernetzte Familie handelt, wird die Kirche wohl proppevoll sein. Ich bin gespannt, wie die Teilnehmer aus den Nachbarorten reagieren, wo man Gegenteiliges pflegt: "Stern, auf den ich schaue" und "So nimm denn meine Hände" sind auf einer dörflichen Beerdigung im Vordertaunus (von den garstigen "GroßstäDtern" der pulsierenden Metropole WZ - *schnarch, gähn* - gern als "Die Heckendörfer" bezeichnet) standardmäßig gesetzt. Worüber ich auch nicht gerade enthusiasmiert bin.
Was ich seit Jahren beobachte, ist ein Vordringen von Siggi Fietz' "guten Mächten" in diese Domäne. Was macht Ihr denn so für Beobachtungen/Erfahrungen? Ist das jetzt der neue Trend? Dann ist es ja wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die "Band" auf dem Friedhof rockt. Was ich eigentlich für sinnvoller und konsequenter halte, als Organisten mit diesem billigen Zeug zu quälen ...
LG
Michael
Es geht noch schlimmer,
bei uns gibt es so eine Hauptklimpertante, die lässt bei der Beerdigung aus Zeitmangel, weil Sie ja vom Fasching bis Volksbank überall ganz wichtig beschäftigt ist, die Konserve von Ihrem vorgekochten Keyboard laufen. Nachtürlich mit super Strings im Backround .... Grauenhaft.
Nur weil ich zufällig gestern eine Beerdigung gespielt habe, wo dieses Bonhoeffer-Lied mit Fietz-Melodie ausdrücklich gewünscht wurde - im GL steht eine andere, die keine S.. kennt und die eine Organistin vor kurzem hier gespielt hat, was völlig in die Hose ging, da keiner mitsang und die Familie sehr enttäuscht war.
Nur ganz selten hört man eine Kirche so kräftig und alle mitsingen wie gestern. Warum? Weil eingängig, bekannt und viele haben einen Bezug dazu, warum auch immer.
Diesen Bezug haben viele zu Bach nicht. Ob da die Beerdigung der geeignete Ort ist, Leute musikalisch zu erziehen? Ich weiß es nicht.
Ich bin aber nur ein kleiner Orgler, der aushilft wenn es notwendig ist und ich maße mir nicht an, Trauernden ihren Wunsch abzuschlagen, solange er nicht brutal gegen die guten Sitten verstößt.
Ich verstehe, dass ein guter Musiker schwere Gewissennöte hat, muss er dann einfache, seiner Meinung nach schlechte Musik spielen.
Aber gerade bei einer Beerdigung, sollte man da nicht etwas auf die Wünsche der Hinterbliebenen oder sogar auf den Wunsch des Verstorbenen eingehen?
Michael, du bist studierter Musiker, du darfst nicht vergessen, deine musikalische Ausbildung haben nicht viele Menschen. Dein Musikgeschmack ist verschieden von 90% der "normalen" Leute.
Nun ja, würde ich spielen dürfen in der Kirche was ich will, dann wäre Messiaen meine Wahl (L'apparition...) oder Willscher (Toccata ala Rumba) - das will ich aber keinen zumuten, das spiele ich nur, wenn ich allein an der Orgel sitze und ich keinen störe.
@Michael: Um welchen Gesang handelt es sich?
NGL gegenüber bin ich ja sehr kritisch eingestellt - aber ich räume ein, dass es aus dieser Sparte auch wahre Bereicherungen gibt. Ich denke da z.B. an Klaus Heizmanns "Meine Seele ist stille in dir", das es in viele GL-Eigenteile geschafft hat (und beim nächsten Mal hoffentlich im Stammteil steht). Dieses Lied habe ich in meiner Zeit als Kirchenchorleiter oft und gerne bei Begräbnisses gesungen; es ist trostvoll und atmen biblischen Geist.
Gestern probte ich mit einigen guten Seelen aus meiner Dienstpfarre wieder einmal Lieder für den Gottesdienst; man berichtete mir, dass am Lichtmesstag recht viele Leute beim Gottesdienst waren und der Pfarrer - a capella - "Du bist das Licht der Welt" mit ihnen gesungen hatte. Ich mag dieses Lied nicht; meine Sänger hingegen zeigten sich euphorisch - es hätte wunderbar gepasst und alle hätten eifrig mitgesungen.
Na dann...
#7 RE: NGL bei Beerdigungen?
#8 RE: NGL bei Beerdigungen?
#9 RE: NGL bei Beerdigungen?
Zitat von Falcon 2000
Ich verstehe, dass ein guter Musiker schwere Gewissennöte hat, muss er dann einfache, seiner Meinung nach schlechte Musik spielen.
Aber gerade bei einer Beerdigung, sollte man da nicht etwas auf die Wünsche der Hinterbliebenen oder sogar auf den Wunsch des Verstorbenen eingehen?
Michael, du bist studierter Musiker, du darfst nicht vergessen, deine musikalische Ausbildung haben nicht viele Menschen. Dein Musikgeschmack ist verschieden von 90% der "normalen" Leute.
Nein, ich verstehe eine Beerdigung beileibe nicht als Vorlesung mit praktischer Übung in musikalischer Ästhetik. Für mich hat eine Beisetzungsfeier aber sehr viel und sehr zentral mit Stil und mit Würde zu tun. So etwas verträgt keinen Kitsch! Das sind natürlich zwangsläufig subjektive Begriffe und Empfindungen.
In der Wichernkirche haben wir ja keine Beerdigungen, weil in Gießen zentral beerdigt wird. Aber wenn mir der Pfarrer manchmal erzählt, was er bei Feierlichkeiten vor und nach denen mitbekommt, die er gestaltet ...
Wenn es sich nicht um Freunde handeln würde und ich mir nicht aus vielen Begegnungen und Gesprächen sicher wäre, dass dem Verstorbenen "Jesu, meine Freude" emotional näher stand als das Lobpreisgeschunkel, hätte ich die Anfrage nicht angenommen.
Immerhin wollten die Angehörigen genau eine solche Keyboard-Tussi nicht, wie sie Bernhard beschrieben hat. (So was gibt's hierzulande auch. Und am Zentralfriedhof in Gießen amtieren zwei ältere Klavierlehrerinnen, denen vor nix graust ...)
Und die beiden anderen Choräle der Feier finde ich sehr stimmig. Und zum Schluß gibt's Bach f-moll 534 - was Konrad Adenauer recht war, möge meinem verstorbenen Freund billig sein ...
LG
Michael
Man sollte nicht meinen, was alles möglich ist... Mir wurde vom Begräbnis eines jungen Familienvaters erzählt; dieser hatte sich vor seinem Ableben "Highway to hell" zu seiner Beerdigung ausbedungen; seine Familie erfüllte ihm den Wunsch. Für die am Grab weinenden Kinder (er hinterließ deren zwei) wird dieses Musikstück gewiss ungeheuer tröstlich gewesen sein. [sad]
#11 RE: NGL bei Beerdigungen?
Na ja, vielleicht war er bekennender Satanist ... solls ja geben. [sad]
Meine Frau hatte mal ein Elternpaar im KiGa, die so was praktizierten. Sie fragten in der Elternversammlung, ob denn in einem (kirchlichen!!) Kindergarten unbedingt gebetet werden müsse. Meine Frau hat schlicht "ja" gesagt. Die Einführung in okkulte Praktiken überlasse man den "Hexenkindergärten" die es in "fortschrittlicheren" Gegenden ja schon gebe ...
Ich habe ja an anderer Stelle schon mal erzählt, dass ein vertretender Jüngling glaubte, meine wohlerzogene Gemeinde mit dem "Fluch der Karibik" beglücken zu müssen. Unser KV-Vorsitzender hat ihm hinterher "geflüstert": "Wenn Sie nochmal kommen, denken sie bitte daran: Bei uns im Gottesdienst wird nicht geflucht, sondern gebetet."
LG
Die Toccata alla Rumba stammt von von Peter Planyavsky.
Das Fietz-Lied ist nicht auszurotten; manchmal wird diese Melodie angestimmt, auch wenn eine andere auf dem Blatt steht. Ähnlich geht es mit dem Schunkel-Vaterunser von Giorgio Moroder (jetzt leider im Österreichteil des Gotteslobs, Nr. 779); inzwischen gilt offenbar dieses und nicht das gregorianische Vater unser als Standard. (Bei einer ökumenischen Trauung in Millstatt passierte mir ungewollt ein Fauxpas. Auf dem Programm stand: "Vater unser - gesungen". Als ich vor dem Gottesdienst fragte, welches Vater unser das sei, antwortete der - katholisch sozialisierte - Bräutigam: "Das normale". Ich spielte also die gregorianische Melodie ein. Niemand sang - bis die Pfarrerin die Schunkelmelodie anstimmte.)
Guilains Beobachtung bezüglich des Moroder-Vaterunsers muss ich leider zustimmen: Das "einfache Volk" liebt diese Melodie. Ähnlich wie bei "Stille Nacht" oder "Segne du, Maria" wird aller gelehriger Widerstand nichts helfen; diese Gesänge haben es in das Herz der Menschen geschafft. Wenn wir sie "mit Gewalt" abstellen, werden andere Räume sie bereitwillig aufnehmen - und die Menschen werden dann dort lieber hingehen als in unsere Kirchen.
Zitat von Guilain
Die Toccata alla Rumba stammt von von Peter Planyavsky.
https://www.youtube.com/watch?v=N5Td-gSaCDs
http://www.bodensee-musikversand.de/prod...ducts_id=115001
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