*Grusel*

Da ist es mal wieder schön, evangelisch zu sein...
Bei uns wird das Vater Unser üblicher Weise gesprochen - betont und bedächtig, nicht wie beim "Rosenkranz" gegen die Stoppuhr ...
Im normalen Predigtgottesdienst ohne Abendmahl ist das ein Augenblick besonderer geistlicher Dichte. Dazu läuten bei uns auch die Glocken. Zu ganz besonderen Anlässen singt es der Chor - in meiner Gemeinde meistens in Form der wundervoll textausdeutenden Motette des Gießener "Lokalmatadors" Christian Heinrich Rinck. Schööööne Klangflächen mit subtilen Harmonien der Frühromantik.

https://www.youtube.com/watch?v=Ok2NmoRXICY

Das "Denn Dein ist das Reich" nehme ich allerdings erheblich straffer - so hat es der Maestro nämlich in die Noten geschrieben ...

Gelegentlich auch mal Heinrich Schütz:

https://www.youtube.com/watch?v=dEA9omWTWTQ

SOOOO schön kriegt es ein gemeiner Stadtrand-Gemeinde-Kirchenchor leider nicht hin ...


LG
Michael

Prost: Prost: Nix für ungut ... Prost: Prost:
Ich will absolut keinen "Konfessionskrieg" vom Zaune brechen - aber das heruntergerasselte Vater Unser habe ich bisher ausschließlich in kath. Gemeinden beobachtet.
Unsaubere und schleppende Singerei hingegen ist natürlich ein ökumenisches Phänomen - wobei ich da ein gewisses Nord-SüD-Gefälle beobachte.
Im konfessionellen Flickenteppich Frankens, wo ich ja lange gelebt und gearbeitet habe, galt - jedenfalls vor 30 Jahren - folgende Faustregel: Im kath. Dorf X hinkte der Gemeindegesang üblicher Weise zwei bis drei Schläge hinter der Orgel her, im ev. Nachbardorf Y sang die Gemeinde recht genau im Metrum mit der Orgelbegleitung.
Einfach gute und schlechte Gewohnheiten, über Generationen von Organist zu Organist und Sänger zu Sänger tradiert ...

LG
Michael

Ich unterstelle hingegen, dass bei dieser Begräbnisgesellschaft, die nicht urban-säkular, sondern überwiegend dörflich und evangelisch-volkskirchlich sozialisiert ist, diese Choralmelodie bekannter ist und tiefere Assoziationen auslöst, als ein Worship-Trallala made in USA, das gestern niemand kannte und morgen niemand mehr kennen wird. Paul Gerhardt wird sie überdauern ...
Ein großer Teil der Hörer wird verstehen, was ich sagen will. Und für genau die - und für natürlich meinen verstorbenen Freund - werde ich musizieren.