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RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
#16 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
So ziemlich jede Orgel, die ordentlich gewartet wird und nicht gerade aus Gießkannenblech, Kistenholz und Kaugummi zusammengestümpert ist [grin], funktioniert zuverlässig. Meine erste Dienstorgel im Hauptamt war eine substantielle Zeilhuberin aus den 30er Jahren mit pneumatischer Traktur, ein sog. Wechselwindsystem mit Auslassblockierung - "High End" im pneumatischen Orgelbau. Die Apparate im Spieltisch waren nach knapp 40 Jahren eine Augenweide, peinlich genau aus bestem Holz gearbeitet. Und die Orgel funktionierte tadellos, wenn man sich der Mühe unterzog, allsamstäglich ein paar während der Woche auffällige Kantonisten an der Regulierschraube auf den optimalen An- und Absprachepunkt einzustellen.
Man muss ein solches Instrument natürlich mögen. Die Orgel war damals völlig unzeitgeistig. Anfang der 80er stand man noch auf Neobarock mit "französischem" Schwellwerk.
Die meine hatte hingegen weite, tragfähige Prinzipalmensuren, füllige Flöten, elementare, saftige Bässe. Und das alles bis in die 4'-Lage hinein aus starkwandigem Zink! (Heute stünde so mancher Kollege voll Staunen und Bewunderung vor einer solchen Orgel!) Mein damaliger Lehrer an der MHS in München, Franz Lehrndorfer, war von der Orgel und ihren Farben so begeistert, dass er sie für den Bayerischen Rundfunk bzw. das Fernsehen aufnahm. Seine damalige Domorgel war ja auch von Zeilhuber. Und auf die ließ er nichts kommen, als alle seine Kollegen sukzessiv etwas Neues Mechanisches mit französischem Einschlag bekamen.
Mag man solche Instrumente nicht, lässt man sie verrotten. Man braucht nur einen langen Atem. Und irgendwann werden sie dann schlecht geschrieben - z.T. weil man sie fahrlässig oder vorsätzlich schlecht werden ließ.
Ich hatte im Untergehäuse (außer drei Magazinbälgen, die so groß waren wie Doppelbetten) drei Mörtelwannen stehen, auf deren ständige Füllung mit Wasser ich geachtet habe. Sie hat es mir stets gedankt.
Mein Nach- Nachfolger hat die Orgel dann erfolgreich abrißfertig gemacht - einfach durch Unterlassen. Und das ist nicht wenigen Orgeln von Josef Zeilhuber so gegangen. In Oberstdorf (und ich glaube, auch in Hindelang) müssten noch Schwesterinstrumente erhalten sein. Wenn Ihr mal dahinkommt, unbedingt anhören. Ihr werdet staunen, was da für faszinierende Töne 'rauskommen.
LG
Michael
#17 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
Leider hat auch Zailhuber, wie auch Euler heute immer noch keine Lobby.
Die Zailhuberin aus dem Münchner Dom ist seinerzeit ja wegen der Restauration ausgebaut (liegt glaube ich in einem Lager, und sollte sogar verschrottet werden)... und dann durch ein neues Instrument (Planung u.A. Lehrndorfer) vom Jann ersetzt.
Zitat von clemens-cgn
Die Zailhuberin aus dem Münchner Dom ist seinerzeit ja wegen der Restauration ausgebaut (liegt glaube ich in einem Lager, und sollte sogar verschrottet werden)...
Die hat Herr Lampl vor dem Orgeltod bewahrt: Sie liegt beim ehemaligen bayerischen Orgeldenkmalpfleger im Depot, wie so vieles mehr. Da wäre ein Besuch bestimmt hochinteressant ...
#19 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
Jo, ich weiß. Lampl suchte händeringend nach einer Zweckbestimmung - und zwar in Deutschland. Leider passt sie nicht auf die Empore der Wichernkirche ... [grin]
Zeilhuber kriegt allmählich eine Lobby. Da gibt es noch viel Originalbestand, weil die Geräte wirklich hervorragend gebaut sind. Er war ein sehr guter Holzarbeiter, der nur feinjähriges Nadelholz und Eiche verwendete. Es gab da noch die Werkstatt Hindelang in Ebenhofen, die zwar solide baute, Z. aber klanglich nicht das Wasser reichen konnte. Aus unerfindlichen Gründen hat Hindelang direkt nach dem Krieg viel am Schwanz des bayerischen Löwen, in der Würzburger/Aschaffenburger Ecke gebaut. Mit einigen dieser Geräte hatte ich in meinen nordbayerischen Jahren das Missvergnügen ...
Es wurden bereits einige Bachelor- und Masterarbeiten über Josef Zeilhubers Hinterlassenschaft im Allgäu geschrieben. Eine davon habe ich irgendwo 'rumliegen. Ich habe auch eine CD von Andrea(?) Kumpe, auf der die Oberstdorferin verewigt ist - aber wo? *seufz*
LG
Michael
Zitat von clemens-cgn
Daß die Eulerorgel in den letzten Jahren nicht unbedingt geliebt wurde, kann ich mir ob der sich zwangsläufig ergebenden Ausfälle gut vorstellen. (Nicht von ungefähr gab es das Diktum : "Ein Heuler, Herr Euler!" Ob die kroatische Gemeinde sich damit wirklich einen Gefallen getan hat ....?
https://www.youtube.com/watch?v=Fqc9f2dAe_I
Nach der Rede des Pfarrers zu urteilen hat sie anscheinend recht zuverlässig gedient.
Ich finde, die kroatische Gemeinde hat einen guten Fang gemacht. Dafuer:
Was an der Bosch-Orgel wirklich um so vieles besser sein soll, erschließt sich meinen Ohren nicht wirklich, wenn ich mir die YT-Klangbeispiele anhöre. Okay, sie hat spanische Trompeten, ich persönlich habe die allerdings noch nie gebraucht.
Experten mögen mich dafür steinigen, aber ich finde den Klang der Euler-Orgel runder, weicher, voller, angenehmer. (Nur das Spiel des Organisten stört die Harmonie.)
Auf die Gefahr hin, jetzt einen gewaltigen Shitstorm auszulösen, aber ich muss es einfach sagen: Die Bosch hört sich für mich an wie eine typisch neobarocke Kreissäge.
#21 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
Lieber Romanus,
Du hast wahrscheinlich noch nie eine Eulerin aus den 60-igern von innen gesehen, wo Euler zum Sparen gezwungen war, um den Auftrag zu erhalten. Daß er teilweise sehr tonschön intoniert hat, ist unstrittig. Wenn ich die industrielle Emissionsbelastung in Kassel in meine Betrachtung (insbesondere der Taschen) mit einbeziehe, dann dürften die Taschen wirklich mürbe sein. Im Laufe meiner Geschichte war ich mehrfach an Taschenreparaturen bei Eulerschen Laden praktisch beteiligt.
Taschenwechsel heißt: kompletten Ausbau der Windlade und Transport in die Werkstatt. Also bei einer Orgelreinigung ca 40 Register. (ca. 1300€ pro Register + UST) = 61.880,-€
Wenn wir die Registerzahl mit 33 in den Manualen und 7 im Pedal annehmen.
Dann macht das nur für die Taschen (nach bestehenden Mensuren gefertigt) einen Einkaufspreis von:
33 ( Register Manual )x 56 Töne x 15€ (pro Tasche) = 25.872,-€ + 19% USt 4915,68€
7 ( Register Pedal) X 30 Töne x 15€ (pro Tasche) = 3.150,-€ + 19% USt 598,50€
Hier ergibt sich eine Gesamtsumme nur für die Beschaffung der Taschen von rund 35.000€. Dann sind sie immer noch nicht eingebaut!
Bei der Gelegenheit Neuverkabelung der gesamten Elektrik nach ges. vorgeschriebenen Elektrische Vorschriften. Hierfür kann man getrost weitere 15.000 € + UST ansetzen = 17.850,-€.
Bei der Gelegenheit Austausch der Span- und Presspappenbauteile (Formaldehyd gast!) (in der Regel das Innengehäuse) Das kann man getrost mit weiteren 16.000€ ansetzen.
Die äußere Aufarbeitung des Spieltisches einschl. Neuaustuchung der Klaviaturen, Revision des Pedals, großflächige Fournierreparatur des Spieltisches mit Neulackierung 5.000,-€ + UST = 5950,-€
So komme ich grob über den Daumen zu einer Summe von rund 137.000€ für eine Zukunftssichermachung der alten Eulerin, wenn sie am Standort verbleibt. Wenn ich dem Klangbild nachtrauere, kann ich mich ja daran freuen, daß dies Instrument in Kroatien weiterleben wird.
Guten Tag,
man kann bzgl. der Klangqualitäten der beiden Orgeln sicherlich geteilter Meinung sein, beide Videos sind von Aufnahmequalität (Aussteuerung, Standort etc.) nicht wirklich aussagekräftig.
Weit aussagekräftiger ist jedoch die Diktion des TE. Triefend vor Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, ohne jeglich Situationskenntnis, bar jeglicher multiperspektivischer Auffassungsgabe, dafür mit philologisch höchst anspruchslosen Wortspielen gewürzt. Nein, ich finde es nicht in Ordnung, einen offensichtlich reichlich alten Organisten hier gehässig bloßzustellen, ohne zu wissen, ob er weiß oder gutheißt, im Netz publiziert worden zu sein. Aber um das geht es hier wohl gar nicht. Es geht offensichtlich darum, sich zu profilieren. Scheinbar klappt dies als "Hauptorganist" und "Orgelkomponist" nicht so recht.
Wer's also nötig hat...
Bei allen möglichen Anlässen wird hier moralisiert, sobald es um Konfession geht, um das spielen oder nicht spielen von Unterhaltungsmusik, hier wird sogar empört "Locus iste" bemüht, aber bei einer derartigen verächtlichen Herablassung - die hier keinen Einzelfall darstellt - schweigt man - und stimmt zu.
Sollte das jetzt zu viel Klartext gewesen sein, freue ich mich über eine Löschung.
Mit freundlichen Grüßen.
Zitat von Rauschbass
...
Bei allen möglichen Anlässen wird hier moralisiert, sobald es um Konfession geht, um das spielen oder nicht spielen von Unterhaltungsmusik, hier wird sogar empört "Locus iste" bemüht, aber bei einer derartigen verächtlichen Herablassung - die hier keinen Einzelfall darstellt - schweigt man - und stimmt zu.
Sollte das jetzt zu viel Klartext gewesen sein, freue ich mich über eine Löschung.
Mit freundlichen Grüßen.
Hallo Rauschbass,
schweigen heißt nicht Zustimmung.
Ich habe Respekt vor dem alten Herrn!
Wollte und will hier aber kein Fass öffnen ...
Viele Grüße
Gerd
Ich weiß: silence is always inherently equivocal bzw. Qui tacet consentire non videtur,
halte es aber in derartigen Angelegenheiten, in denen man auch was sagen könnte mit dem Liber sextus des CIC, das die antike Rechtstradition aufgreift. In face-to-face Gesellschaften war es eher nötig, klar Stellung zu beziehen.
Ich muss dir leider zustimmen. Als ich das Video sah dachte ich, da sitzt der Mann, der vielleicht zu früheren Zeiten einmal Hauptorganist gewesen sein könnte, und verabschiedet sich von dem Instrument, das ihn lange begleitet hat. Heute hat er vielleicht Arthritis und kann nicht mehr so, wie er möchte. Sei ihm doch der Abschied ohne Gehässigkeit gegönnt.
#26 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
.... auch ich hatte zur "Beurteilung" des Videos geschwiegen.... Wenn ich mit 90 noch so spielen kann, sage ich dem lieben Gott .
Dabei habe ich an eine hier geläufige Redewendung gehalten:
"Kleine Bosheiten soll man überhören: erstens ist es christlich und zweitens ärgert´s mehr.".
So bleibt zu hoffen, daß ich von Rauschbass absolutiert und moralisch wieder in den "Vorherigen Stand" versetzt werden kann.
Lieben Gruß
Clemens
Zitat von Machthorn
Ich muss dir leider zustimmen. Als ich das Video sah dachte ich, da sitzt der Mann, der vielleicht zu früheren Zeiten einmal Hauptorganist gewesen sein könnte, und verabschiedet sich von dem Instrument, das ihn lange begleitet hat. Heute hat er vielleicht Arthritis und kann nicht mehr so, wie er möchte. Sei ihm doch der Abschied ohne Gehässigkeit gegönnt.
Ähnliches habe ich mir auch vorgestellt, daher mein Respekt ggü. dem Herrn.
Viele Grüße
Gerd
#28 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
Wenn man es vielleicht auch nicht gewohnt ist,dass man beim Orgeln gefilmt wird,kann einen das auch schon ganz schön nerven.Ich kann es auch nicht leiden,wenn mir wer beim Spielen ständig auf die Finger schaut.Deshalb habe ich auch vollstest Verständnis für diesen Organisten.Wer weiß,wie er spielen würde,wäre er alleine mit seiner Orgel,ohne lästige Kamera.
michael
Zitat von clemens-cgn
So bleibt zu hoffen, daß ich von Rauschbass absolutiert und moralisch wieder in den "Vorherigen Stand" versetzt werden kann.
Wer bin ich denn, dass ich jemanden verurteilen oder absolutieren könnte. Ich versuche meine Meinung zu sagen, wenn ich dies für angemessen halte. Das ist unangenehm genug und ich möchte deshalb eben nicht moralisieren.
Zu diesem Thema ein altes Gleichnis:
"...als sie nun anhielten, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde
Im gleichen Moment fllog ein Stein aus der Menge und verfehlte nur knapp die Sünderin. Genervt sah Jesus auf: "Mutter, du sollst dich aus meiner Arbeit raushalten!"
Viele Grüße
Stephan
#30 RE: Orgeltausch in St. Elisabeth, Kassel
Zitat von Rauschbass
"...als sie nun anhielten, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde
Im gleichen Moment fllog ein Stein aus der Menge und verfehlte nur knapp die Sünderin. Genervt sah Jesus auf: "Mutter, du sollst dich aus meiner Arbeit raushalten!"
Viele Grüße
Stephan
Wow! Der Oberhammer für intime Kenner der einschlägigen Szeneliteratur (Neuner/Roos, Handbuch der kirchlichen Dogmatik etc.)!
Den erzähl' ich morgen im Dekanatskonvent und Mittwoch im Kirchenchor. Bin gespannt, wer ihn kapiert ... [grin] D [grin]
LG
Michael
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