Forumstreffen April 2017
#151 RE: Forumstreffen April 2017
Erlebnisaufsatz Teil 4 und Finale:
In Steinkirchen im Alten Land birgt die Dorfkirche ein Juwel: eine Schnitgerin aus 1687, von Rowan West 2012 letztmalig generalüberholt und im HW mit neuen Mixturpfeifen versehen.
Im Rahmen eines „Blütenkonzertes“ (in der Region gibt es riesige Apfelplantagen und an den Bäumen hingen die Blüten, die den Frost überlebt hatten), präsentierten sich Jonathan Sievers und Nala Levermann, beide Kirchenmusik-Studenten in HH und Schüler von Prof. Martin Böcker.
Sievers hatte Buxtehude e-moll 142 und Bachs Triosonate e-moll gewählt. Allein die Tonartenwahl war kühn – an einem Instrument mit ungleich schwebender Temperatur, an dem Fis und Dis ihren schon sehr speziellen Klang haben und jeder H-Dur-Akkord eine Herausforderung an die Hörwerkzeuge darstellt. Wer sich positiv darauf einstellte, erlebte im vielgliedrigen Buxtehude herrliche Farbwerte dieser Orgel. Sie repräsentiert den HW/BW-Typus Schnitgers. Zwischen beiden Manualen liegt also eine deutliche dynamische Stufe – weniger am Spielschrank (da dürfte es genau umgekehrt sein) als im Auditorium. Daher ist es nicht ganz leicht, im Triospiel dynamisch gleichwertige Mischungen zu finden. Beide Interpreten entschieden sich (Levermann in der d-moll-Triosonate) für das Krummhorn in der linken Hand. Eine gute Wahl, die einen profilierten, lebendigen Klang zeugte. Durch das BW sah man die Wellatur zum HW – und man konnte sie auch deutlich hören, vor allem in den langsamen Sätzen. Trakturgeräusche geben diesen 300 Jahre alten Damen nun mal ihren besonderen Charme ... [grin]
Muffats „Toccata Sexta“ nicht mit singenden süDdeutschen, sondern mit kantigen nordischen Prinzipalen waren gleichfalls eine keineswegs alltägliche Erfahrung.
Im Programm lag ein Zettel mit weiteren Konzertankündigungen. Er belegte, dass die Region ihren üppigen historischen Orgelbestand sehr gut „vermarktet“ – in des Wortes positiver Bedeutung. Auf der Page www.orgelakademie.de ist mehr nachzulesen.
Als Orgelfreund kann man in der Sommersaison auf gut Glück in die Gegend fahren und hat an jedem Wochenende gleich mehrere Optionen, alte Orgeln in Konzerten zu hören. Beispielhaft, wie die Kirchenmusiker der Region ihre Instrumente pflegen und nutzen. Und ganz offensichtlich wird das vom organophilen Publikum goutiert. Das Konzert in Steinkirchen war gut besucht.
Oft ist es ja so, dass die Kirchen herausgeputzt sind und die Orgeln ächzen und wimmern. In Steinkirchen konnte man offenbar damit leben, dass die Wände der Kirche nach einem neuen Anstrich über den großen Wasserflecken schreien. Hauptsache, die Orgel schreit nicht, sondern singt ...
Dafuer:
Nach dem Konzert war wenig Zeit zum Abschied. Harald als User des schnellsten Autos übernahm den Flughafen-Shuttle für unsere ForianerInnen „Positiv“ und „Metallgedeckt“. Beide haben ja ihre Flüge erreicht. „Machthorn“ war Clemens’ Taxi zum Bahnhof in Bremen. Und wir anderen gingen auf die Piste.
Mein Fazit: Wir haben viel gesehen und gehört, viel gelacht und wenig geschlafen. Also alles, was ein Forumstreffen auszeichnet ... 
rgel: [grin] Prost:
Vielen, vielen Dank an das gesamte Dutzend für das tolle Mitmachen. Ohne Eure „preußischen Sekundärtugenden“ (vor allem Pünktlichkeit) hätten wir das alles nicht so hingekriegt. Ihr wart ein sagenhaftes Team und ich habe jede Minute mit Euch genossen.
Vielen Dank auch nochmal an unsere Gastgeber an den besichtigten Instrumenten. Sie waren uns beispielhafte Vertreter ihrer Zunft – sowohl in musikalischer Hinsicht als auch in Sachen Sozialkompetenz. Schlicht Sympathieträger für ihr Instrument und ihre Profession.
Da kriegt man richtig Lust, so bald als möglich wieder mit Euch um die Häuser bzw. Kirchen zu ziehen ...
Der „klandestin“ agierende Planungsstab wird sich demnächst in einem abgedunkelten Bereich des &bdquoDarknet“ auf ein Herbsttreffen verständigen. Wir machen Euch dann unseren Vorschlag. Im Lastenheft ganz oben: Kürzere Anreise für die Bewohner der SüDhalbkugel.
LG Euer
Michael
das wär schön... mal schauen, wenn`s passt .... vielleicht muss ich ja doch nicht bis 2020 warten.... 
Obwohl es nix zu feiern gibt, habe ich heute das Geschenk feierlich geöffnet, was ihr mir zum Forumstreffen gemacht habt.
Einen überaus leckeren "Highland Park" - dem Wikingerkönig "Harald" gewidmet...
Obwohl mir jetzt einfach nicht klar wird, was das mit mir zu tun hat...
sage ich hiermit allen nochmals
die sich daran beteiligt haben. Ein lecker Tröpfchen, welches in der Abendsonne des dahinscheidenden Sonntags besondere Würdigung erlangt...
Prost.
Prost:
[grin]
LG
Aeoline
Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...
Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)
#156 RE: Forumstreffen April 2017
Hallo Forianer,
Mache mich gleich auf den Weg nach Verden. Heute Abend ist ein Orgelkonzert und ich werde wohl beide Orgeln zu hören bekommen. Es spielt Tillmann Benfer und auf dem Programm steht Buxtehude, Bach und Reger.
LG
Frank
#158 RE: Forumstreffen April 2017
#159 RE: Forumstreffen April 2017
Hallo Forianer,
Hier mein kleiner Bericht über das gestrige Orgelkonzert im Verdener Dom.
Gespielt hat unser damaliger Gastgeber Kirchenmusikdirektor Tillmann Benfer. Thema des Konzerts war passend zum Lutherjahr der Choral "Ein feste Burg ist unser Gott".
Wie ich vermutet habe waren beide Orgeln zu hören. Den ersten Teil bestritt die Neobarocke Hillebrand-Orgel von 1968 mit 3 Manualen und 43 Register die wir leider bei unseren Besuch aus Zeitgründen nicht hören konnten. (Konfirmation)
Den Anfang machte Bach´s Praeludium Es-Dur BWV 552/1. Schon der erste Akkord machte klar, diese Orgel klingt nicht so wie ich mir diese Neobarocke Orgel mit ihren beiden großen Pedaltürmen vorgestellt habe. Nicht schrill oder gar schreiend, sondern eher weich und fast schon zurückhaltend mit einer wunderbar weichen Posaune 16´im Pedal.
Dann kam passend zum Thema Buxtehudes Choral BuxWV 184 mit einer schönen Kornettmischung im Rückpositiv wie aus einem Guß.
Als 3. Stück war BWV 720 zu hören (a 3 claviers et pedale).
Etwas aus der Reihe tanzte das 4. Stück von Matthias Nagel: The Strong-Tower-Postlude (2003). Ganz nett zu hören mit modernen Harmonien. Auf einer Wurlitzer oder Hammond B3 sicher passender. [grin]
Den Abschluß auf der Hillebrand-Orgel machte Bach´s Fuge Es-Dur BWV552/2. Einziger klanglicher Wermutstropfen waren hier wohl einige Töne vom Dulzian 16´im Pedal die rasselten wie ein Maschienengewehr 
. Man merkte wie Herr Benfer versuchte die entsprechenden Töne möglichst nur kurz "anzutupfen".
Dann kam Teil 2 mit der Furtwängler & Hammer auf den ich mich am meisten freute. Ich hatte meine Sitzposition in einiger Entfernung zur Orgel gewählt, da wir das Instrument bei unseren Besuch ja schon direkt am Spieltisch gehört haben.
Den Auftakt machte Otto Nicolai: "Kirchliche Fest-Ouvertüre op. 31" und auch hier machten die ersten Töne klar wo es lang geht. Deutsche Romantik vom feinsten, eine Klangfülle wie ich sie noch nicht einmal von der großen Sauer aus Bremen kenne (und die hat die doppelte Anzahl Register inkl. 32´
. Wie Herr Benfer bei unseren Besuch auch sagte, der Klang kommt wesentlich direkter und intensiver beim Zuhörer an weil einfach die Entfernung auf der Orgelempore nicht so groß ist.
Dann ging es nach Frankreich. Cesar Franck Quatre Pieces: Petit Offertoire, Verset no.1, Verset no.2, Communion. Hier kamen die Streicher der Orgel und die Oboe aus dem 3. Manual zum Einsatz. Diese Stücke waren ursprünglich Improvisationen von Franck und wurden erst von Louis Vierne aus dem Gedächtnis zu Papier gebracht. Bei diesen leiseren Stücken fällt auf das man jede kleinste Nuance in der Farbveränderung im Kirchenschiff deutlich wahrnimmt, nichts verschwimmt. Diese Orgel ist wirklich ein "Klangtuschkasten".
Zum Schluß der Höhepunkt des Konzerts, Max Regers Fantasie über den Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" op.27. Dieses Instrument ist sicher die perfekte Reger-Orgel. Mit ihren vielen Spielhilfen wie Ober- und Unteroktavkoppeln, 2 Schwellwerke, Crescendowalze und diverse Absteller sind tausende von Dynamikstufen möglich. Zum Schluß ging es dann auch bis ins Tutti mit allen Koppeln und der Fußboden und die Kirchenbänke fingen an zu beben . Einige Besucher blickten etwas verängstigt nach oben ob die Statik des Kirchenschiffs standhält 
. Diese Orgel braucht tatsächlich keinen 32´und ihr Klang bestätigte unseren damaligen Eindruck das es sich wahrscheinlich um eines der am schönsten erhalten gebliebenen deutsch-romantischen Instrumente handelt. Gott sei Dank das die Verdener nicht das Geld zum Abriss dieser Orgel hatten.
Großen Respekt auch vor dem meisterhaften Spiel von Tillmann Benfer. 
Schade das Ihr nicht dabei sein konntet.
LG
Frank
#160 RE: Forumstreffen April 2017
#162 RE: Forumstreffen April 2017
#163 RE: Forumstreffen April 2017
Hallo Forianer,
Auch wenn unser nächstes Treffen am Freitag ansteht, hole ich zur Errinerung an eine tolle Orgel mal diesen älteren Bericht aus dem Archiv. Ich habe gerade ein schönes Video der Furtwängler und Hammer Orgel aus dem Verdener Dom bei Nomine eV. gefunden. Leider gibt es viel zu wenig Filmmaterial über diesen Orgelschatz https://www.youtube.com/watch?v=hjqwXjBGJlc. Viel Spaß beim Anschauen. Ich freue mich auf Freitag in Baunatal
LG
Frank
#164 RE: Forumstreffen April 2017
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