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Forumstreffen April 2017
#137 RE: Forumstreffen April 2017
Ich möchte noch zwei Anekdoten anfügen.
Die Klarinette der Furtwänglerin klingt sehr echt, wir waren völlig geplättet. Gleich mehrere von uns waren sich einig, eine so nach Klarinette klingende Klarinette hat von uns noch keiner aus einer Orgel gehört. Herr Benfer erzählte dazu von einem Konzert, wo ein Klarinettist und ein Organist eine Art Dialog zwischen den Instrumenten gespielt hatten. Selbst er, der die Orgel wirklich kennt, konnte im Kirchenschiff sitzend nicht immer sicher sagen, ob nun gerade Orgel oder Klarinette erklingen.
Der Grund, weshalb die Furtwänglerin noch steht, ist übrigens erschreckend pragmatisch. Die Hillebrand war von Anfang an im Seitenschiff vorgesehen und die alte Orgel einfach stehen zu lassen war billiger als sie abzureßen. Wer einmal am Spieltisch gestanden hat, diese wunderbaren Einzelstimmen aber auch das prächtige und trotzdem nicht brüllende oder gar mulmende Generaltutti vernehmen durfte, wer einmal diese kindliche Freude, diese große Liebe des Tillmann Benfer über seine und zu seiner Orgel erleben konnte, der darf über die frühere Geringschätzung dieser traumhaften Orgel nicht weiter nachdenken, sonst kommen ihm die Tränen.
#139 RE: Forumstreffen April 2017
Und jetzt auch noch mein Senf [wink]
An das Orga-Team ein ehrliches herzliches MegaDANKE! ... auch wenn ich mit meinen physischen Einschränkungen so manches Mal zur Bremse wurde. Die Teilnehmer haben mich trotzdem liebevoll ertragen, so daß ich in der nach militärischen Zeitplanung (bei so einem Haufen unabdingbar) stets mit dabei sein konnte. Richtig Glücklich bin ich darüber, das dieses Forumstreffen (gegen alle Unkenrufe im Vorfeld) in Stade zustande kam.
Ein großes Dankeschön an das Familienunternehmen Magunia, das mit Herzlichkeit gepaart mit hanseatischer Zurückhaltung, keine Wünsche offen ließ. Hier wurde ALLE meine Fragen mit größter Kompetenz wahrheitsgemäß beantwortet.
Es ist das erste Orgelhaus (europaweit!) zu deren Geschäftskonzept das Bemühen gehört, Instrumente in ihrer vollumfänglichen (vom Hersteller konzipierten) Leistungsfähigkeit darzustellen. Gerade die Instrumente, an die eine externe Klangabstrahlung angeschlossen war, brillierten durch eine sorgsam durch den Hausherrn ausgeführte Intonation. Das er selbst aus dem PO-Bau kommt und Begeisterung für die Orgel mitbringt schlägt sich in seiner Intonationsweise an den einzelnen Instrumenten nieder.
Zu den Instrumenten, die mich faszinierten:
Fasziniert hat mich die kleine 2 manualige Physis Orgel aus der CL4-Serie, mit ihrer 4 kanaligen (aktiv 4x via V30) Abstrahlung. Leider ging sie im Forumsgetümmel etwas unterbelichtet unter. Die Principale und Flöten für mich zauberhaft. E
in weiteres Highligt war die Wiederbegegnung mit einer Roland 330. Zum ersten mal habe ich sie mit externer Klangabstrahlung in den Fingern gehabt. Externe Abstrahlung mit Crown-Endstufen, 4 FR 1, und zwei SW 6. Durch die Subwoofer blieb auch im labialen 32´Bereich auf dem gr. C kein Auge trocken. Verblüffenderweise hatte die kleine 330 offensichtlich andere Klaviaturen mit einem deutlichen Druckpunkt verbaut, als die Labberklaviaturen, die ich in der Vergangenheit immer wieder bei 330/380 in den Fingern hatte (wenn ich richtig erinnere, sei sie in USA gebaut).
Das Konzept mit der Library, die auf die USER-Koppeln pro Werk zwei Klangfarben zur Auswahl bietet bleibt nach wie vor faszinierend.
Die Begegnung mit der Ecclesia D-470 hat bei mir klanglich einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Fand ich doch auf ihr die Skinnerklänge, die ich halt gerne mag. Gleichzeitig umarmte mich diese Konsole mit ihrem ergonomischen Radialpedal. Um mit ihr richtig gut Freund zu werden bräuchte ich allerdings mindestens einen ganzen Tag der Entdeckungsreise im Zusammenspiel mit Intonat, um die tatsächlichen Möglichkeiten auszuloten. (Bei Johannus war man im Verlauf der letzten Jahre auch auf mehrfaches Befragen hin, nicht in der Lage, mir Magunia als Standort einer 470 zu benennen).
Was mich grundsätzlich bei dem ganzen Kabelsalat, der bei externen Installationen immer notwendig ist sehr beeindruckt hat: Es war auch hinter den Instrumenten aufgeräumt und die Kabel sauber verlegt - analog zum Innenfutter eines maßgefertigten Schneidersakkos.
Im Anschluß genossen wir die Gastfreundschaft einer NAK-Gemeinde, die seit kurzem ihre Allen-Installation mit Spieltisch in Altarnähe und 4 kanaliger (Allen)Abstrahlung auf der Empore. Der Raum aufgrund seiner Architektur (offener Spitzgiebel, mit dachtragender Säulenarchitektur) akustisch wirklich "tricky". Abstrahltechnisch ist dort das technisch machbare (mit nur 4 Kanälen) erreicht. Ohne Monitorabstrahlung im Spieltisch (die parallel betrieben einige behebbare Nachteile mit sich bringt) wird es für mich schwierig, an diesem Ort eine Fuge sauber hinzubekommen. Die Anordnung des 2. Manuals nach AGO wurde von einigen Forianern bemängelt. Mir kommt sie nach wie vor sehr entgegen. Nachdem einige Forianer das Instrument in die Finger genommen hatten, konnte der dortige Kirchenmusiker bewegt werden, uns eine klangliche Vorstellung des Instrumentes durch die verschiedenen Dispositionen zu spielen. Denn die Fülle der Möglichkeiten ist für einen mit dem Instrument nicht vertrauten eine Überforderung. Daß der Kollege sein Instrument wirklich liebt war deutlich zu spüren und zu hören. Führte er doch die deutlichen Stärken der Allen vor. Diese Installation ist m.E. wirklich ihr Geld wert (auch hier waren sämtliche Kabel und Anschlüsse säuberlich verlegt bis in die Boxen!).
Für mögliche Installationen weiß ich für die Zukunft wo ich herstellerunabhängig, Kollegen auf der Suche hinschicken kann.
Der Brüller des Tages war der anschließende Besuch des Verdener Domes. Von unserem Mitforianer Raphael (auch Dir ganz herzlichen Dank!) und KMD Benfer wurden wir herzlich in Empfang genommen. Die dortige Furtwänglerin hatte, weil über Jahrzehnte stillgelegt, keinerlei Aufnordung über sich ergehen lassen müssen. Der Raum begegnete uns trotz kühl anmutenden Außentemperaturen als sehr gut beheizt. Klanglich ist dies Instrument eine Offenbarung für Literatur um die Erbauungszeit. Selbst "welsch Zeug" klingt genial. Weit vorausschauend (für die Erbauungszeit) steht sogar das Positiv im einen Schwellkasten. Die 8´Clarinette (Pos) zum dahinschmelzen schön und sie behauptet sich sogar gegen den Major Principal des HW. Die Vox coelestis mit der fast verzagten Aeoline im Zusammenspiel bei gechl. Schweller: himmlischer Sound. KMD Benfer ließ sogar einen Blick in sein Instrument bis in die Windversorgung zu. Viele von uns haben zum ersten Mal einen Blick in den Steuerungsapparat einer funktionierenden Pneumatik werfen dürfen. Für die fast gleich große Hillebrandorgel aus orgelbewegter Zeit blieb leider keine Zeit.
Das 1. Highlight des Sonntages war der Besuch im Michel. Von der Gegenüberliegenden Empore konnten wir das Geschehen auf der Gegenüberliegenden Empore optisch und akustisch mitverfolgen. Die Begleitung lud zum Mitsingen ein. Die Liturgie der Konfirmation geriet zeitlich aus allen Fugen. Die dargebotene liturgische Musik wurde dem Ort und Anlaß wirklich gerecht. Der gut mit offensichtlich vielen kirchenfernen anlaßbezogene Kirchenbesuch wäre sangestechnisch sicher noch anhebbar gewesen, wenn das Gottesdienstprogramm auch die Noten zu den Texten bereit gestellt hätte.... Bei der anschließenden Vorführung der Generalspieltischanlage habe ich KMD Gera als sehr herzlich und freundlich erlebt. Klanglich fasziniert die Tripelspielanlage. Jeden Sonntag würde sie mich denn doch in den ersten zwei Jahren mit ihren 5 Manualen etwas überfordern. Die Steinmeierin hat m.E. ihre Restauration klanglich unbeschadet überlebt. Die Rückführung und Rekonstruktion der Marcussen erscheint wirklich gelungen. Der Neubau des Fernwerkes war für mich überwältigend.
Das 2. Highligt des Sonntags war für mich das Blütenkonzert in Steinkirchen. Zauberhafte Schnittgerklänge. Ein Chapeau den beiden Interpreten für Mut und Ausführung, jeweils eine ganze Bachsche Triosonate auf diesen Tastaturen und Pedalerien ins Programm zu nehmen. Die Ausführungsqualität beeindruckte u. A. durch die mutige Verwendung von Zungen, die ja gerade bei Triosonaten gerne ins Hintertreffen geraten.
Dank Machthorns Chauffeurdiensten mit den anregenden Gesprächen, wurde die Fahrt zum Bremer Hbf sehr kurzweilig. Da mir der Transportgott wohlgesonnen war, blieb mir gerade noch Zeit, ein Billet zu erstehen und ohne weiteren Umstieg bereits um 22:00 in Köln zu sein.
Allen Treffensteilnehmern nochmals herzlichen Dank für die vielen anregenden Diskussionen und Gesprächen.
Mir ist gerade noch etwas Bemerkenswertes zur Furtwänglerin eingefallen. Sie ist ja mitten im ersten Weltkrieg erbaut, was an und für sich schon ungewöhnlich ist. Nun stand damals für den Pfeifenbau kein Zinn zur Verfügung, folglich ist das gesamte Pfeifenwerk aus Zink erbaut. Diese weichen Stimmen so zu bauen, darf man wohl als intonatorische Großtat bezeichnen. Und sollte noch jemand behaupten, aus Zink seien keine schönen Stimmen zu bauen, so gehe er nach Verden und überzeuge sich eines Besseren!
#141 RE: Forumstreffen April 2017
Erlebnisaufsatz Teil 3:
Sonntag früh ging es nach dem Frühstück per S-Bahn nach HH. Ganz großes Kompliment an die Truppe, die sowohl zum Frühstück als auch zur Bahnverladung pünktlichst antrat.
Tausendmal Abbitte, wenn ein paar Mal der Tonfall des gelernten Troupiers durchkam, in der Sorge, dass alles zügig klappt ...
Ich verspreche hoch und heilig, beim nächsten Mal Marschleistung und Marschtempo etwas niedriger anzusetzen. Großes Räuberehrenwort ... [grin]
Am Michel kamen wir just in dem Moment an, als KMD Manuel Gera zu BWV 547 anhub. So bekamen wir gleich einen Eindruck vom machtvollen Plenumklang dieser imposanten Orgelanlage. Im Gottesdienst wurde, wie allerorten in der Region, Konfirmation gefeiert. Und wir hatten das Glück, eine &bdquoDurchgestylte“ protestantische Liturgie zu erleben – mit allen Schikanen, will sagen: Abendmahl.
KMD Gera am Zentralspieltisch machte den Leuten (vor allem aber mir) durch die stimmige Gestaltung der Vorspiele und die farbige und zupackende Begleitung richtig Lust auf’s Singen. Unterstützt wurde er vom wohlklingenden und gut balancierten Posaunenchor der Gemeinde, der sich mit einer Bläserbearbeitung des Gloria aus Antonin Dvoraks D-Dur-Messe und Rheinbergers „Preis und Anbetung“ auch solistisch hervortat.
Der Raum hat ja nicht nur optisch Gemeinsamkeiten mit der Dresdener Frauenkirche (nur die Kuppel fehlt). O-Ton der Hausfrau: &bdquoDa hat der Liebe Gott aber einen stilvollen Festsaal.“ Auch akustisch herrschen &bdquoDresdener Verhältnisse“. Trotz rund 8 sek. Nachhall sind die Laufzeiten erfreulich kurz – nur das Fernwerk muss eine Distanz überwinden, die sich am Zentralspieltisch bemerkbar macht, wie uns der „Hausherr“ später demonstrierte.
Einziger dunkler Fleck auf der Musik: Auch die „Kirchenband“ wirkte mit. Zum Glück nur zweimal. Ich atmete hörbar durch, als (während der Liturgie) Schlagzeug, Piano und andere Marterwerkzeuge diskret entfernt wurden. (Vielleicht hatten die „Musiker“ noch ein Engagement bei einem Punkrock-Konzert ... :teufel
Welchen Unterschied es macht zwischen einer professionellen, „regulirten Kirchen-music“ und Amateurkrach, zeigte sich, als alle drei Klangkörper gemeinsam begleiten sollten. Organist, Posaunenchor und singende Gemeinde ließen sich nicht stören von der Kakophonie des Arhythmikers am Schlagzeug. (Vor meinem geistigen Auge sah ich die Schlagzeile: „A-Musiker schlagen A-rhythmiker“.) Der bedauernswerte Jüngling klopfte einfach irgendwas auf seinen Trommeln und Blechen. Mit dem Metrum hatte es nix zu tun ... [sad]
Bei der Länge der auf eineinhalb Stunden angesetzten Feierlichkeit hatten sich die Planer grob verschätzt. Obwohl wir dann von acht ausgedruckten Strophen „Großer Gott, wir loben dich“ nur vier singen durften, dauerte es bis kurz vor zwölf. Zum Schluß gab es Boellmanns Toccata, als organisches Crescendo und Stringendo angelegt. Am Schluß nahezu Generaltutti von Haupt- und Seitenorgel und in den Schlußtakten ein verschmitztes Augenzwinkern des Interpreten: der Zimbelstern. rgel: rgel:
Um 12.00 stand schon wieder die Mittagsandacht an. Ich sprintete von unseren Logenplätzen auf der SüDempore zur Nordempore, um zu hören, ob der Kollege uns wenigstens noch hinterher ein paar exklusive Worte und Takte schenken würde. Er meinte, ich solle die Leute ruhig holen, die Andacht gehe dann halt etwas später los. Wir versammelten uns um den fünfmanualigen Zentralspieltisch, der sich als äußerst aufgeräumt erwies. Mit den schönen, gekröpften Klais-Wippen und fünf Fußpistons kann man diese Orgelanlage (Hauptorgel, Emporenorgel und Fernwerk) regieren – wenn man es kann. KMD Gera empfing uns mit hanseatischer Gelassenheit und lorioteskem Humor (O-Ton: „Eine Orgelführung dauert hier zwischen 20 Minuten und fünf Wochen.&ldquo Er gab einen kurzen Abriss der Historie, als mittendrin die diensthabende Pfarrerin anhub, mit der Andacht zu beginnen. (Mehr zu den Orgeln hier: http://www.st-michaelis.de/musik/die-orgeln/) Vermutlich fürchtete die gute Frau um die angemessene Temperierung ihres Mittagessens ...
Der Meister schwang sich auf die Bank und tupfte Boellmanns „Menuet gothique“ in die Tasten. Der verbale Teil der Veranstaltung beschränkte sich auf’s Nötigste. (Vielleicht dräute im Hinterkopf die Vorstellung, kalte Suppe essen zu müssen). Dann gab’s für die Andachtsteilnehmer nochmal die Toccata. Und dann bekamen wir unsere Orgelführung. (Vermutlich hielt die Gemahlin des Kollegen die Suppe warm ...) Ich hatte durchaus den Eindruck, dass es dem Herrscher dieses Weltreiches aus Tönen durchaus Spaß machte, vor Fachpublikum zu referieren. Die Orgel auf der Chorempore aus 1911 aus dem Hause Marcussen sei eigentlich eine zweite Hauptorgel, erfuhren wir – auch ad aures. Denn das Plenum, das da aus dem eher unscheinbaren Gehäuse kam, hatte Kraft und Wucht ohne Schärfe oder Brutalität. Das Plenum der Hauptorgel mit ihren hellen, aber leichten Mixturen über zeichnenden Prinzipalen geht ideal in den saftigen Grundstimmen auf. Beide Instrumente erzeugen einen fulminanten Raumklang. Von besonderem Interesse war natürlich das Fernwerk, dessen Finessen der Organist zelebrierte – einschließlich „stilgerechten“ Einsatzes der Röhrenglocken mit „alle Jahre wieder“ ...
Unser Zeitfenster wurde immer kleiner. Im Kopf ratterte die Marschtabelle, die ich als 19jähriger Fähnrich mal auswendig lernen musste. (In bebautem Gelände ohne Feindbeschuss auf trümmerfreiem Weg 70-80 Meter pro Minute.) Schließlich wollten wir um 15.00 in Steinkirchen sein, um die frisch renovierte Schnitgerin zu hören.
Also verabschiedeten wir uns schweren Herzens um 12.50 vom freundlichen KMD des „Michel“.
An dieser Stelle sei KMD Manuel Gera ganz herzlich gedankt. Er hätte nach des Tages Müh’ ja auch mit Fug' und Recht sagen können, dass es ihm zuviel sei, jetzt noch eine Vorführung aus dem Hut zu zaubern. Aber er nahm das sehr sportlich. Überhaupt ist die „Michel“-Musik nicht nur auf Seiten der professionellen Akteure exzellent aufgestellt. Auch die Damen im Musikbüro erwiesen sich im Vorfeld der Planung als äußerst freundlich und hilfsbereit.
Eine gute Stunde später standen wir in Stade am Bahnhof, stiegen auf PKW um und waren pünktlich im nahe gelegenen Steinkirchen, einem schön herausgeputzten Dorf im Alten Land.
Davon später mehr.
LG und schönen Abend!
Michael
#142 RE: Forumstreffen April 2017
Zitat von Machthorn
Mir ist gerade noch etwas Bemerkenswertes zur Furtwänglerin eingefallen. Sie ist ja mitten im ersten Weltkrieg erbaut, was an und für sich schon ungewöhnlich ist. Nun stand damals für den Pfeifenbau kein Zinn zur Verfügung, folglich ist das gesamte Pfeifenwerk aus Zink erbaut. Diese weichen Stimmen so zu bauen, darf man wohl als intonatorische Großtat bezeichnen. Und sollte noch jemand behaupten, aus Zink seien keine schönen Stimmen zu bauen, so gehe er nach Verden und überzeuge sich eines Besseren!
Dafuer: Dafuer:
Zitat
einschließlich „stilgerechten“ Einsatzes der Röhrenglocken mit „alle Jahre wieder“
Entschuldige Michael, darf ich dich korrigieren? Es war "Süßer die Glocken nie klingen" - ich musste beinahe lachen! Der Mann hat einen wirklich feinen Humor!
Es ist inzwischen fast zwanzig Jahre her, dass ich einen evangelischen Gottesdienst besucht hatte, und damals war es Schmalspurliturgie als Soldatengottesdienst. Das gestern war ein ganz anderes Kaliber! Ich empfand es als sehr erhebend und erbauend. Die zwei Stunden Gottesdienst vergingen für mich sehr schnell und ich habe mich rundum wohl gefühlt. Ich sähe gerne unsere NAK-Liturgie um ein paar dieser Elemente bereichert, aber das ist ein anderes Thema und hat hier nichts zu suchen.
Das Zusammenspiel zwischen Posaunenchor und Orgel hat mich sehr beeindruckt. Sie verschmolzen bei Bedarf hervorragend miteinander und auch die Wechsel gingen quasi nahtlos. So schön kann es klingen, wenn Profis am Werk sind.
Vom Fernwerk und der Marcussen haben wir nicht viel gehört. Dafür hat mich die Hauptorgel nachhaltig beeindruckt! Diese Orgel hat Muskeln, und das nicht wenig! Dabei wirkt sie nie brutal. Selbst der labiale 32' macht sich "nur" als samtiger Unterbau bemerkbar, da dröhnt und flattert nichts. Von dieser Orgel möchte ich noch viel viel mehr hören.
#144 RE: Forumstreffen April 2017
Ja, richtig! Das ist ja noch subtiler ... [grin]
Von den Orgeln gibt es tolle CDs. Christoph Schoener, der Kollege von Manuel Gera, hat eine Bach- und eine Reger-Scheibe gemacht. Dann gibt's noch was mit Orgeln und Glocken, da spielen beide, glaube ich. Auf jeden Fall stehen die Sachen in meinem Fundus. Eine davon müsste ich doppelt haben. Die habe ich privat gekauft und bekam sie ein paar Wochen später als Rezensionsexemplar geschickt ...
Wenn ich sie finde, heb' ich sie Dir auf.
LG
Michael
Zitat
Christpoh Schoener, der Kollege von Manuel Gera, hat eine Bach- und eine Reger-Scheibe gemacht.
Und eine dritte Scheibe gibt es auch noch, da sind die Regerschen Bachbearbeitungen zu hören. Ich habe mir alle drei im Vorfeld des Treffens gekauft. Die Muße, sie zuhause in Ruhe zu hören, muss ich allerdings noch suchen. Im Auto klangen sie einfach nicht so gut, Fahrt- und Motorgeräusche stören halt.
Die Erinnerungen tröpfeln langsam, es gab einfach zu viel zu verdauen, um alles auf einmal wiederkäuen zu können.
Diesmal geht es um das Fernwerk im Michel. Dieses steht auf dem Dachboden quasi direkt über der Hauptorgel in einem eigenen Schwellkasten und hat 17 Register. Ein Schallkanal vom Querschnitt einer Doppelgarage (sic!) führt zum Schallaustritt, einer großen Rosette in der Mitte der Decke. Damit dieses Werk unter diesen Bedingungen unten noch zu hören ist, ist es als Hochdruckwerk ausgelegt. Man mag das kaum glauben, wenn man unten steht, da klingt es ganz sanft und lieblich. Damit die armen Orgelbauer sich bei Wartungsarbeiten nicht das Gehör ruinieren, hängen dort oben extra Mickymäuse rum. Von Nahem ist es wohl so laut, dass laut Herrn Gera seit Inbetriebnahme keine Tauben mehr im Dachstuhl sind - daher hätten diese Tiere wohl auch ihren Namen. Frank/SaintSernin stellte sich dabei bildlich vor, wie die Federn zum Dach rausfliegen.
Und nochwas zur Hauptorgel: Sie hat den Ruf, eine bedeutende Zeugin neobarocker Zeit zu sein. Vielleicht bin ich da nicht der richtige Fachmann, aber auf mich wirkte sie sehr symphonisch. Alle Register verschmelzen wunderbar, nichts schrillt, nichts quietscht, und sie hat ein sehr sattes und warmes Fundament. Liege ich damit falsch?
#147 RE: Forumstreffen April 2017
Nicht alle neo-barocken Orgeln waren dünn und schrill ...
Fahr' mal nach Würzburg in den Dom (Klais 1969, V/87). Da geht es ungemein sinfonisch zu Sache. Und nebenan im Neumünster steht eine kleinere Ausgabe derselben Firma aus 1952 mit III ca. 50, die hat ebenfalls genügend Fülle. Und wenn Du ein paar Kilometer mainaufwärts fährst, kommst Du nach Münsterschwarzach. In der Abtei steht ebenfalls eine Klaisine aus 1937, auf der alles geht, was je für Orgel (tonal) geschrieben wurde.
Genau in diese Kategorie passt die Steinmeyerin im Michel.
Engstmensuren und "Geschrey" waren ein überwiegend norddeutsches Phänomen. Selbst im Hoch-Neobarock der 50er bis 70er Jahre wurde im Rheinland immer auf Tragfähigkeit der Instrumente geachtet. Seifert oder Klais haben die damaligen Moden nur sehr bedingt mitgemacht. Eine Dreimanualige dieser Häuser hatte stets ihre "französische Batterie" im Sw, wenn es die Stimmenzahl hergab.
LG
Michael
#149 RE: Forumstreffen April 2017
Mit einem Tag Verspätung melde ich mich, denn ich hatte am 1. Mai noch an der Orgeltour der NAK rund um Stuttgart (mit Andreas Ostheimer und Klaus-Michael Fruth) teilgenommen. Zu einer besichtigten Orgel werde ich noch an anderer Stelle berichten ("Cavaille-Coll-feeling mit 9 Registern".
Da vieles gesagt ist, zunächst ein Riesendankeschön an alle. "Was wirklich zählt auf dieser Welt, bekommt man nicht für Geld!"
Drei Valentiaden (Karl Valentin, Erfinder des Winterzahnstochers, 1882-194 aus drei Tagen:
1. Samstag: Wie berichtet, flog das Flugzeug ohne mich und ich bahnte mich bis nachts um 1.30 h nach Hamburg-Harbeck zum Umstieg in die S-Bahn. Dunkel, niemand auf dem Bahnsteig, kein Hinweisschild erkennbar. Meine Frage an die offizielle DB-Zugbegleiterin: "Wo geht es hier zur S-Bahn?" "Das weiß ich leider nicht, ich bin auch nicht von hier" Na danke. Ich habs dann trotzdem geschafft.
2. Sonntag: In der gefüllten Michelkirche bekam man zum Eintritt eine "Bedienungsanleitung":
"Zu den mit * gekennzeichneten Teilen des Konfirmationsgottesdienstes Miserikordias Domini steht die Gemeinde"
Manuel Gera dazu: Normalerweise wird hier kräftig gesungen. Heute versammelte sich die "Missionsgemeinde"
3. Montag in Schwaben: Wir besichtigten die bemerkenswerte umgebaute Weigle etc. pp. Orgel in der evangelischen Peterskirche in Renningen. Einer NAK Schwäbin erklärte ich scherzhaft: "In dieser Kirche liegt die Bibel andersrum auf dem Altar" (nämlich in die Gemeinde gerichtet, da der Altar nicht wie in der NAK auch "Predigtpult" ist). Denn hier kann der Pfarrer die Bibel auswendig und muss nichts mehr daraus vorlesen".
Trocken schwäbisch meine Orgelkollegin: "Des schtimmt itte. Do hebt de Pfarrer de Leut d Buckel na" Kann man auch so sehen, muss man aber nicht.
Jedenfalls brauche ich jetzt noch viele Tage alles nachzuerleben, nachzulesen, nachzuspielen.
Michael
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