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Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Ja, unser Stadtorganist hier in Thun hat sich in vielfältiger Weise beliebt gemacht - und das über Jahre! Leider verlieren wir ihn demnächst infolge Erreichen des Pensionsalters.
Ich habe das Orgelspiel noch bei seinem Vorgänger erlernt - da herrschten noch andere Zeiten!
#32 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Ich hänge mich hier mal mit rein, weil's ja irgendwie mit dem Pedalspiel zu tun hat: Gibt es in den erwähnten Orgelschulen Hinweise zum Umgang mit dem Schweller? Vielleicht ist das eine blöDe Frage, jedoch kam in meinem Orgelunterricht dieses Thema mangels Schwellwerk an meiner Unterrichtsorgel nie vor...
Viele Grüße
Trompetendulzian
So blöD ist die Frage nach dem Schweller nicht, hab extra in meiner Schule (F. Deis) nachgeschaut, da steht nichts drüber drin. Dass das Schwellwerk in Zentraleuropa erst relativ spät Einzug in den Orgelbau gefunden hat, dürfte dir klar sein?
Wie ich es gelernt habe, ist der Schweller zunächst mal grundsätzlich offen. Nur wenn in den Noten der Komponist per cresc/decresc. Angaben oder sonst wie ("box closed" explizit danach verlangt, wird der Schweller präpariert (also zu Beginn des Stücks ein Stück weit oder ganz geschlossen, damit man im Stück ein crescendo spielen kann).
Vom Klavier kommend habe ich zu Anfang der Orgelei sehr diffizile Dynamik mit dem Schweller auszudrücken versucht, wurde mir aber bald ausgetrieben und ist auch technisch gar nicht leicht, wenn man mit beiden Füßen spielt auch noch im richtigen Moment zum Schwellpedal hin und wieder weg zu gehen.
Relativ leicht fällt der Einsatz des Schwellers auf langen Schlußakkorden, wenn der Basston bereits ruht, dann hat man der rechten Fuß frei um ein zartes Andante oder eine Cantilene von Rheinberger im pp ausklingen zu lassen...
#34 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von Insulaner
So blöD ist die Frage nach dem Schweller nicht, hab extra in meiner Schule (F. Deis) nachgeschaut, da steht nichts drüber drin. Dass das Schwellwerk in Zentraleuropa erst relativ spät Einzug in den Orgelbau gefunden hat, dürfte dir klar sein?
Ja, je nach Region und Orgelbauer erst im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert. In der Gegend, aus der ich ursprünglich stamme, gibt es Schwellwerke selbst bei Instrumenten aus den letzen 60 Jahren eher selten.
Zitat von Insulaner
Wie ich es gelernt habe, ist der Schweller zunächst mal grundsätzlich offen. Nur wenn in den Noten der Komponist per cresc/decresc. Angaben oder sonst wie ("box closed" explizit danach verlangt, wird der Schweller präpariert (also zu Beginn des Stücks ein Stück weit oder ganz geschlossen, damit man im Stück ein crescendo spielen kann).
Was die Frage aufwirft, wie weit der Schweller bei eime Crescendo/Decrescendo zu öffnen bzw. zu schließen ist. Ich meine mich zu erinnern, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass die Dynamikangaben p, mf, f etc. sich auf die Registrierung beziehen und die Crescendo/Decrescendo-Pfeile auf die Stellung des Schwellers, kann mich aber gerade beim besten Willen nicht mehr an die Quelle erinnern.
Zitat von Insulaner
Vom Klavier kommend habe ich zu Anfang der Orgelei sehr diffizile Dynamik mit dem Schweller auszudrücken versucht, wurde mir aber bald ausgetrieben und ist auch technisch gar nicht leicht, wenn man mit beiden Füßen spielt auch noch im richtigen Moment zum Schwellpedal hin und wieder weg zu gehen.
Relativ leicht fällt der Einsatz des Schwellers auf langen Schlußakkorden, wenn der Basston bereits ruht, dann hat man der rechten Fuß frei um ein zartes Andante oder eine Cantilene von Rheinberger im pp ausklingen zu lassen...
Interessieren würde mich außerdem, ob es eine Spieltechnik zur "richtigen" Bedienung des Schwellerpedals gibt. Wie erziele ich eine gleichmäßige Schwellwirkung, kommt der Impuls eher aus dem Fuß oder aus dem Bein, wie erhalte ich reproduzierbare Zwischenstellungen etc. Daher auch meine Frage nach den Orgelschulen.
Aufgefallen ist mir in der Praxis auf jeden Fall, dass ein guter mechanischer Schweller wesentlich besser zu kontrollieren ist als ein elektrischer, der im Zweifel gegenüber dem Tritt auch noch erheblich verzögert reagiert.
Viele Grüße
Trompetendulzian
#35 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
In folgenden Orgelschulen werden Spielhilfen und Tritte behandelt:
Kaller (sehr kurz) und Floor Peeters (mein Favorit).
Als Grundsatz könnte gelten: Die Bedienung von Spielhilfen (per pedes) ist in den Fußsatz zu integrieren und entsprechend zu üben. Dabei kann es durchaus erforderlich sein, die Jalousie auch mal mit dem linken Fuß bedienen zu können. Anwendungsbeispiele sind bei D. Bish ... bis Cameron Carpenter auf YouToube zu finden.
@Trompetendulcian: Ein gut installierter elektrischer Schweller mit regulierbarer Bremse im Tritt (hier hat sich außerdem in der Steuerungsmöglichkeit in den letzten 10 Jahren sehr viel getan) läßt sich genauso exakt traktieren, wie eine mechanisch traktierte Jalousie. Wenn Du allerdings Analogien auf die Bedienbarkeit der Schwellpedale zu DO´s der derzeitigen Platzhirschhersteller siehst, hast Du vollkommen recht [wink]
... zwar keine Orgelschule, aber eine sehr umfangreiche Erläuterung zum Einsatz von Registerwalze und Schweller ist in der Dissertation von B.Szabo (https://dspace.library.uu.nl/bitstream/1...585/1/Szabo.pdf) auf den Seiten 255 bis 286 zu finden. Es geht zwar speziell um Reger und Straube, aber dies dürfte mind. für die deutsch-romantische Orgelkunst gelten. Ob das in anderen Ländern auch so gehandhabt wurde, weiss ich nicht, bin aber sicher, dass auch zur französischen oder englischen Registrierpraxis ähnliche Verlautbarungen zu finden sind.
Drei Zitate:
"Als Grundregel gilt, dass das Schwellwerk immer nur partiell geöffnet wird und damit feine, aber nicht auffällige dynamische Wellen entstehen. Reger warnt auch öfter mit < poco >, dass an diesen Stellen kein vollständiges, sondern nur ein kleines Öffnen der Jalousien gewünscht wird. Bei besonders großen melodischen Höhepunkten kommt auch molto vor, das zu einem vollständigen Öffnen des Schwellers führen kann. Die Agogik wird durch den Einsatz des Schwellers nicht ersetzt. Sie wird zu den dynamischen Vorgängen parallel eingesetzt. "
"In seinen Ausgaben benutzt Straube den Schweller zu Nuancierungen in den niedrigsten dynamischen Schichten. Er baut für die Crescendi nicht auf die Schwellwirkung. Sogar nach der Erweiterung der Thomaskirchenorgel benutzt Straube in den Ausgaben die vermehrten dynamischen Möglichkeiten des Schwellwerkes nicht in dieser Beziehung. Erst wird das Schwellwerk wird erst vollständig geöffnet, dann folgt das Registercrescendo in den höheren dynamischen Schichten. Diese Tendenz bekräftigt auch Keller:
[…] beim Crescendo erst Jalousie auf, dann Walze, beim Diminuendo erst Walze zurück, dann Jalousie zu; […]"
"Der Schweller ist dafür da, etwas leises noch leiser zu machen. Er hat nicht eine Crescendo Funktion.
#37 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von clemens-cgn
@Trompetendulcian: Ein gut installierter elektrischer Schweller mit regulierbarer Bremse im Tritt (hier hat sich außerdem in der Steuerungsmöglichkeit in den letzten 10 Jahren sehr viel getan) läßt sich genauso exakt traktieren, wie eine mechanisch traktierte Jalousie.
So ein Luxus ist mir bisher leider noch nicht untergekommen. An den Orgeln mit elektrischen Schwellern, die mir bisher begegnet sind, entwickeln diese mitunter aufgrund abgenutzter Kontakte (meine Vermutung) sogar ein Eigenleben, das sich in "flatternden" Jalousien äußert.
#38 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
.... dann läßt das Phänomen auf unterlassene Wartung oder fehlende Funkenlöschungswiderstände schließen....
Wie aufwändig so ein metallenes Schwellpedal mit regulierbarer Bremse konstruiert ist kannst Du bei diesem Lieferanten sehen:
http://midiworks.ca/index.php?option=com_opencart&Itemid=104&route=product/category&path=19
#39 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von clemens-cgn
.... dann läßt das Phänomen auf unterlassene Wartung oder fehlende Funkenlöschungswiderstände schließen....
Ich tippe auf mangelnde Wartung in Kombination mit Staub, habe noch nie eine so dreckige Orgelempore erlebt wie an der Orgel mit dem flatternden Schweller.
Zitat von clemens-cgn
Wie aufwändig so ein metallenes Schwellpedal mit regulierbarer Bremse konstruiert ist kannst Du bei diesem Lieferanten sehen:
Ob man so ein Gerät auch in eine handelsübliche Digitalorgel hineinbekommt?
Diese Variante von Heuss mit Anschlag für den Fuß gefällt mir jedoch besser:
http://www.ottoheuss.de/orgelteile/spieltischzubehoer/20/balanciertritt-mechanisch-und-elektrisch?c=10
#40 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von Insulaner
... zwar keine Orgelschule, aber eine sehr umfangreiche Erläuterung zum Einsatz von Registerwalze und Schweller ist in der Dissertation von B.Szabo (https://dspace.library.uu.nl/bitstream/1...585/1/Szabo.pdf) auf den Seiten 255 bis 286 zu finden.
Danke für den Hinweis! Die Dissertation werde ich mir mal zum Schmökern und Nachlesen bereitlegen.
#41 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von trompetendulzian
Ich tippe auf mangelnde Wartung in Kombination mit Staub, habe noch nie eine so dreckige Orgelempore erlebt wie an der Orgel mit dem flatternden Schweller.
Das läßt darauf schließen, das die Orgel auch nicht gerade geliebt wird, wenn man sie nicht (schlecht) wartet.
Zitat von trompetendulzian
Ob man so ein Gerät auch in eine handelsübliche Digitalorgel hineinbekommt?
In Absprache mit dem Techniker ist das sicher möglich, zumal sie bereits zum Anschluß an MIDI vorbereitet sind. In hopchpreisigeren HW-Consolen sind sie im anglo-amerikanischen Bereich fast als "Standart" zu bezeichnen. Falls Du mal in Köln sein solltest, kannst Du ein bauähnliches Modell mit "straffer Bremse" gerne probieren. Den oberen Anschlag habe ich noch nie vermißt.
Die Variante mit Anschlag für den Fuß muß noch midifiziert werden.
#42 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von clemens-cgn
Das läßt darauf schließen, das die Orgel auch nicht gerade geliebt wird, wenn man sie nicht (schlecht) wartet.
Wenn ich mich richtig erinnere, plant die Gemeinde in näherer Zukunft ohnehin eine Kirchen- und Orgelrenovierung. Vielleicht spart man sich bis dahin die Wartung, wenn eh das Rundumpaket geplant ist. Das ist aber an dieser Stelle nur Spekulation.
Zitat von clemens-cgn
In Absprache mit dem Techniker ist das sicher möglich, zumal sie bereits zum Anschluß an MIDI vorbereitet sind. In hopchpreisigeren HW-Consolen sind sie im anglo-amerikanischen Bereich fast als "Standart" zu bezeichnen. Falls Du mal in Köln sein solltest, kannst Du ein bauähnliches Modell mit "straffer Bremse" gerne probieren.
Darauf komme ich bei Gelegenheit gerne zurück!
Zitat von clemens-cgn
Den oberen Anschlag habe ich noch nie vermißt.
Wie so viele Dinge ist das vermutlich Gewöhnungssache. Bei meiner Concerto 234 geht der Schwelltritt recht schwer und ich rutsche mit dem Fuß schonmal etwas über die obere Kante hinaus. Wahrscheinlich eine ungünstige Kombination aus Schuhen, Gummiauflage und Schwergängigkeit...
Zitat von clemens-cgn
Die Variante mit Anschlag für den Fuß muß noch midifiziert werden.
Hm, ich hätte erwartet, dass die Standardausführung auch "nur" über ein Poti verfügt und die Auswertung durch die Orgel erfolgt?
#43 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von trompetendulzian
...Bei meiner Concerto 234 geht der Schwelltritt recht schwer und ich rutsche mit dem Fuß schonmal etwas über die obere Kante hinaus.
... Die Schwelltritte der DO´s erlebe ich durchgängig als "zu leicht gängig".
... wenn Du abrutscht, dann läßt das darauf schließen, dass etwas mit der Gewichtsverteilung Deines Fußes auf dem Schwellpedal nicht stimmt. Sitzt Du wirklich richtig auf der Orgelbank mit ausbalancierter Körperhaltung? Wie beim Gaspedal des Autos soll der Hacken eine Aufliegebasis haben. Das heißt für das Schwellpedal: Der Fuß sollte vollflächigen "Stand" mit Absatz und Spitze haben. Das sensible Öffnen der Jalousie steuert man dann über den Großen Zeh bei "gewichts- und ortsfixiertem" Absatz. Dann kann bei korrekter Sitzhaltung auf der Bank nichts mehr rutschen [wink]
#44 RE: Pedalspiel autodidaktisch lernen?
Zitat von clemens-cgn
... Die Schwelltritte der DO´s erlebe ich durchgängig als "zu leicht gängig".
Vieleicht müssen die Schwelltritte meiner Orgel einfach noch ein bisschen mehr eingespielt werden...
Zitat von clemens-cgn
... wenn Du abrutscht, dann läßt das darauf schließen, dass etwas mit der Gewichtsverteilung Deines Fußes auf dem Schwellpedal nicht stimmt. Sitzt Du wirklich richtig auf der Orgelbank mit ausbalancierter Körperhaltung? Wie beim Gaspedal des Autos soll der Hacken eine Aufliegebasis haben. Das heißt für das Schwellpedal: Der Fuß sollte vollflächigen "Stand" mit Absatz und Spitze haben. Das sensible Öffnen der Jalousie steuert man dann über den Großen Zeh bei "gewichts- und ortsfixiertem" Absatz. Dann kann bei korrekter Sitzhaltung auf der Bank nichts mehr rutschen [wink]
Womit wir wieder beim Ausgangsthema meines Anhängsels an diesen Thread gelandet sind. Danke für deine Hinweise! Ich werde beim Üben mal verstärkt darauf achten.
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