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Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
Hallo,
Michael hat ja in bewährter Weise schon alles berichtet, so dass ich nur wenig hinzuzufügen habe.
Allerdings möchte ich es nicht versäumen, meinen Dank an die Firma Johannus im Allgemeinen und an Raphael im Besonderen zum Ausdruck zu bringen. Es war ein schönes Fest, die Idee mit dem Chor war einfach klasse und hat für eine schöne Stimmung gesorgt. Vielleicht sollte nicht unerwähnt bleiben, dass ein Schwerpunkt an diesem Tag sicherlich der Johannus ONE gewidmet war, dem Sakral-Keyboard. Auch wenn das eher nichts für mich ist, muss ich doch die Anerkennung aussprechen, dass in diesem kleinen Kisterl deutlich mehr steckt, als der äußere Anschein vermuten lässt. Seine Begleitung des Chors zu (einem meine Lieblingschoräle) "Jesu meine Freude" werde ich nicht so schnell vergessen.
Und nun noch ein "rätselartiger" Fund, den keiner aus der anwesenden Forums-Truppe einordenen konnte, bzw vom niemand bisher etwas gehört hatte. Und als ausgewiesener Sibelius-Freund gestehe ich gerne ein, dass ich nichts von existierenden Orgelkompositionen Sibelius’ wusste:
http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=6ac28b-1511691860.jpg
Viele Grüße
Matthias
Hallo Leute,
hier mein - wie gewohnt umfangreicher - Bericht vom "Open Dag" bei Johannus am gestrigen Samstag. Ich war ja "Ersttäter" und möchte deshalb meine Eindrücke schildern. Ich fasse den Tag in einem Satz zusammen: "Es war sehr sehr schön, unterhaltsam und informativ."
Johannus als Gastgeber
Allen Verantwortlichen, Mitarbeitern und Helfern ein megadickes Lob! - ich habe mich sehr wohl gefühlt am "Familientag" bei Johannus. Alle waren superfreundlich und offen für Gespräche. Von zwei Verantwortlichen wurde ich auf Deutsch direkt angesprochen so nach dem Motto: "Sie waren doch im Dezember 2016 zur Vorstellung der LiVE III auch hier! - ich hab' sie gleich wiedererkannt!" - sowas macht immer ungeheuren Eindruck auf mich...
Raphael hat - wie immer - die "Kinderbetreuung" von uns übernommen und uns nochmal auf dem Rundgang begleitet. Der ganze Tag ging sehr schnell rum. Das angebotene Programm machte es sehr kurzweilig und nur wenn die Füße sich meldeten, dann habe ich mal ein Päuschen eingelegt. Ansonsten war es ein sehr aktiver Tag, der von Johannus sehr ansprechend und erschöpfend ausgerichtet und durchgeführt wurde. Chapeau!!
Familientag
Das erste, was mir auffiel waren die vielen Kinder und jungen Leute auf dem "Open Dag". Das war für viele wirklich ein richtiger Familienausflug. Johannus hatte auch für die Kleinen viele Aktivitäten vorbereitet und so war den ganzen Tag richtig Leben in der Bude. Es fällt mir immer wieder in den Niederlanden auf, dass es dort gefühlt wesentlich mehr junge Familien mit mindestens zwei Kindern gibt, als in Deutschland. Außerdem sind die Knirpse in den Niederlanden alles Wunderkinder: Kaum dass sie laufen können, können sie schon perfekt Holländisch sprechen! - und viele spielten auch an den Orgeln. Überall saßen Knirpse mit ihren kleinen Köpfen unter viel zu großen Kopfhörern an großen Orgeln und wenn man sah, was sie für Tasten drückten, konnte man im Geist "hören", dass viele von ihnen wirklich "spielen".
Rundgang und arbeitende Mitarbeiter
Quer durch das ganze Gebäude war ein Rundgang mit 21 Stationen ausgeschildert. Der führte nicht nur durch die gesamte Produktionsstrecke der Orgeln sondern erlaubte auch einen Einblick in die Bereiche F&E oder Sample-Nachbearbeitung. Überall saßen sehr hilfs- und gesprächsbereite Mitarbeiter, die gerne Auskunft darüber gaben, was sie hier tagtäglich arbeiten. In einigen Bereichen - z.B. der Montage - waren einzelne Mitarbeiter sogar ganz normal an der Arbeit. Man konnte also live erleben, wie die Instrumente zusammengebaut werden.
Da war zum Beispiel eine Gloria Excellent 360 an der gearbeitet wurde. Diese Orgel wird also in Bälde bei Kisselbach einen sehnenden Orgelkunden glücklich machen. Das Gehäuse war noch offen und der Versuch für uns war natürlich groß, einen "Kilroy was here" zu hinterlassen. Aber natürlich blieben wir vernünftig und haben uns zurückgehalten.
Richtig Spaß hatte ich im Lagerbereich. Leute - das war wie Zalando für Organisten. Da standen dutzende Brot-und-Butter-Gehäuse in allen möglichen Farben herum und warteten auf den Transport in den Montagebereich. Palettenweise Fatar-Klaviaturen und ein Hochregal mit gefühlt hundert fertig montierten Pedalen in allen Farben und allen Ausführungen: 30 oder 32 Tasten gewünscht? - flach, geschweift oder radial? - welche Farbe gefällig? - hier hätte jeder genau das gefunden, was er gerade sucht.
Sample-Nachbearbeitung
Mein besonderes Interesse weckte die Station 16a und 16b. Dort werden die Samples für die Monarke bzw. LiVE-Orgeln optimiert. Man zeigte gerne das Programm und den Weg vom "Rohsample" bis zum fertigen Sample, welches in die Orgel gespielt werden kann. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass die Mitarbeiter etwa zwei Stunden benötigen, um ein Register fertig zu bearbeiten. Eine großes Sampleset für die LiVE III fertig zu stellen dauert ca. einen Monat - wenn man sich ausschließlich damit beschäftigen könnte. Das sagte der Mitarbeiter mit einem verschmitzten Lächeln.
Überrascht war ich davon, dass diese Arbeit in einem ganz normalen Bürozimmer gemacht wird. Ich hatte das irgendwie "wissenschaftlicher" erwartet: quasi hatte ich einen akustischen Reinraum erwartet. Nöö... - zwei Genelec-Monitore, ein Subwoofer und ein dreimanualiger Manualblock genügen.
Betriebssystemprogrammierung
An einer anderen Station zeigte man uns, wie die Platinen und Bauteile der Johannus-Orgeln designt und entwickelt werden. Festival Trumpet fand einen Elektroingenieur mit dem er endlich mal richtig fachsimpeln konnte. Soweit ich das richtig verstanden habe, kam dabei heraus, dass die Betriebssysteme der Johannusorgeln sehr maschinennah in C geschrieben werden. Das sorge dafür, dass die Betriebssystem sehr schlank, schnell und stabil laufen würden - brächte aber auf der anderen Seite den Aufwand mit sich, dass selbst bei kleinen Änderungen in der Bestückung der Bauteile der Orgel eine Anpassung der Software erforderlich würde. Besonders dann, wenn zentrale Elemente vom Hersteller nicht mehr geliefert werden könnten oder bessere Nachfolgekomponenten verbaut werden sollen, müsse man z.T. ganze Programmteile komplett neu programmieren.
Vorführungen der LiVE-Orgeln und der ONE
Den ganzen Tag über gab es Workshops und Vorführungen der neuesten Errungenschaften von Johannus: Den LiVE-Orgeln und dem ONE-Keyboard. Gerade das ONE habe ich bislang völlig ignoriert, weil es für mich nicht interessant ist. Aber im Laufe des Tages habe ich einige Vorführungen erlebt, bei denen echte Könner gezeigt haben, was man aus diesem Ding rausholen kann. Das ist schon beeindruckend. Im großen Feike Asma Saal war die viermanualige Monarke an die Seite gerückt worden und eine weiter 4manualige Rodgers Infinity stand ebenfalls im Schatten an der Wand. Auf der Bühne im Rampenlicht stand das ONE auf dem Ständer und stahl den "großen Schwestern" an diesem Tag die Schau.
Knirps gibt Orgelkonzert
Wie schon geschrieben waren sehr viele Kinder anwesend und viele davon setzten sich an diverse Orgeln und spielten artig unter Kopfhörer. Am Nachmittag hatte sich einer dieser Knirpse im Showroom an eine Rembrandt 350 gesetzt und gab ein kleines Orgelkonzert. Umringt von zahlreichen Erwachsenen brannte er ein ansprechendes Feuer ab. Das war schon sehr beeindruckend. Vielleicht hätte auch mir auch so was werden können, wenn ich jemals Unterricht bekommen hätte! [grin]
Laute Organisten
Unangenehm fielen mal wieder die Zeitgenossen auf, die meinten, das gesamte Gebäude beschallen und alle anwesenden von ihren Spielkünsten überzeugen zu müssen. Alle Orgeln in allen Räumen waren eingeschaltet und luden zum Probespiel ein. An jeder Orgel lag ein Kopfhörer. Es ist mir nicht verständlich, wie sich dann einige hinsetzen können und ohne Kopfhörer spielen. Klar! - nicht jedem liegt das Spiel mit Kopfhörer - aber wenn so eine Masse an Leuten da ist, da kann ich doch nicht eine halbe Stunde in FF-Registrierung spielen... - damit raube ich allen anderen die Möglichkeit in den Kopfhörern etwas zu erleben.
Damit meine ich natürlich nicht die professionellen Organisten, die bei den Vorführungen die Orgeln vorgestellt haben. Die Vorführungen fanden in speziellen Räumlichkeiten statt und haben somit nach außen kaum gestört.
Fabrikverkauf der ONE
Für kurzentschlossene Interessenten gab es eine Palette mit ONE-Keyboards die am Open Dag mit Sondernachlass zum Preis von 1.895€ verkauft wurden. Ich weiß nicht mehr ganz genau, wie viele Instrumente es am Morgen waren. Ich meine zehn Pakete gezählt zu haben. Am Ende des Tages waren nur noch drei Kartons da. Naja - ein Karton ist vermutlich weggenommen worden, als der Gewinner des Preisausschreibens geehrt wurde. Johannus hatte nämlich ein ONE-Keyboard als Preis ausgelobt. Wow! - das ist mal großzügig!!
Chor-Vorträge
André van Vliet und Rob Biersteker operierten den Tag über mit zwei Chören im Feike Asma Saal und lieferten damit einen sehr beeindruckenden und würdigen musikalischen Rahmen. Ich ertappte mich immer wieder einmal dabei, dass ich ein paar Minuten mich hinsetzte und zuhörte.
Neue Orgeln für die LiVE III
Es waren zwei LiVE III spielbereit ausgestellt. Auf einer war das neue Sampleset aus Stockport verfügbar und auf der anderen die Sauerin aus Leipzig. Leider gelang es mir nicht, mir die Stockporterin anzuhören - aber Wichernkantor hat das ja ausgiebig gemacht und das Set gelobt. Seine positiven Eindrücke über die Sauerin aus Leipzig kann ich nur unterstreichen. Die habe ich mir ausführlich reingezogen. Nachdem wir ja erst wenige Minuten vorher überhaupt von der Existenz dieses Samplesets erfahren hatten, war die in-Ohrenschein-Nahme dann gleich besonders wichtig. Die Sauerin wäre auch meine Wahl für die Erstausstattung einer LiVE III.
Fazit
Mein Kurzurlaub nach Holland war ein voller Erfolg. Tolles Hotel, tolles Restaurant und megatoller Thementag bei der "Global Organ Company". Neben den bekannte Freibier-Gesichtern Wichernkantor, matjoe1 und Udo kam diesmal ja auch Festival Trumpet mit.
Ich kann nur jedem, der sich schon mal mit dem Gedanken getragen hat, den "Open Dag" bei Johannus zu besuchen und sich bis jetzt nicht hat durchringen können, raten:
Einfach machen!
LG in die Runde
Aeoline
für die schönen Berichte!
Zitat von Aeoline
Vielleicht hätte auch mir auch so was werden können, wenn ich jemals Unterricht bekommen hätte! [grin]
(...)
Einfach machen!
Spricht etwas dagegen, Unterricht zu nehmen? Es ist nie zu spät, wenn du dich damit abfinden kannst, nicht mehr unbedingt so virtuos alles spielen zu können wie OL oder CC! Prost:
#19 RE: Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
Noch'n paar Schnipsel nachgeschoben zur Live III. Bei all meiner Begeisterung für die herrlichen Klänge, die exklusiv an die Ohren des Spielers gelangen - das Handling der Registratur ist nach wie vor verbesserungswürdig.
Im Vorführraum stand eine Altversion der Live III, ohne LEDs in den Registerknöpfen, die beim Drücken eines Setzerknopfes anzeigen, was gezogen ist.
Wenn man eine neue Orgel läDt, muss man erst mal lesen, welches Register wo liegt. Das ist recht zeitaufwändig bis irritierend. Lagen bei der Sauer die Züge für ein Werk beiderseits der Manuale in einer logischen Anordnung (von unten nach oben: Ped, Man. I, II, III) waren die Werke bei der Britin senkrecht angeordnet. Um genau zu erkennen, welches Registerschild welchem Zug zugeordnet ist, muss man sich schon seitwärts neigen, bis man rechtwinklig darauf sehen kann.
Der zweifellos hohe MAF (Michaels acceptance-faktor) für diese Orgel würde nochmal gepusht, wenn es sie mit Wippen gäbe, die mir das "Drum-herum-gucken-müssen" um die Züge ersparen würden - und zudem via Beleuchtung schneller erkennen ließen, was gezogen ist.
Außerdem würde eine Standardisierung der Belegung das Auffinden erleichtern. Wenn ich erst investiagtiv werden muss, um den Hauptwerksprinzipal 8' zu finden (so ziemlich das Erste, wonach ich immer suche), dann sinkt meine Lust, mal eben umzuschalten auf ein anderes Instrument. Irgendwer hat mal gesagt, man könne eine Belegung fixieren. Bei dieser Orgel war diese Funktion dann nicht aktiviert.
Trotzdestonichts - die Live III hat ein sehr überzeugendes Konzept. Mit jedem guten Set wächst meine Lust, das Sparschwein zu schlachten und vorher mit flankierenden Maßnahmen den WAF näherungsweise auf 100 % zu pushen.
Eigentlich stand ja die ONE im Mittelpunkt des Tages. Ich hatte sie ja bereits im Frühjahr in Baunatal unter den Fingern. Und da es mal wieder schnell gehen musste (wir waren auf dem Ritt zum Forumstreffen in Stade), hatte ich lediglich die Orgelklänge einem Blitztest unterzogen - mit durchaus befriedigendem Ergebnis.
Bei der Präsentation des handlichen Gerätes im Johannus-Konzertsaal zeigte sich die Vielseitigkeit dieser "eierlegenden Wollmilchsau". Sie kann Orgel, sowohl solistisch als auch (mit ensprechenden Nahfeld-Monitoren aufgerüstet) zur Chorbegleitung. Sie kann auch Orchestersound, der Spinettklang ist ordentlich, beides zusammen klingt auch wirklich gut. Nicht ganz so prickelnd fand ich den Klavierklang und mit den instrumentalen Soloklängen werde ich einfach nicht warm.
Meine Vorredner haben bereits die beteiligten Chöre gelobt, dem schließe ich mich an. Der Saal hat zudem eine sehr chorfreundliche Akustik. Und die anglikanischen Hymnen im Programm - à la inglese mit fetter Orgelbegleiung - entfalteten ihren Ohrwurmcharakter mit voller Wucht. Getoppt wurde das noch beim abschließenden ""Samenzang", bei dem Rob Biersteker die große viermanualige Monarke des Konzertsaals geritten hat - eine klangprächtige, substantielle Orgel.
Ich entsinne mich an unseren Besuch im November '15, als die Live III vorgestellt wurde. Da wurde für das gemeinsame Singen hilfsweise eine wohl ältere Rembrandt benutzt. Clemens und ich saßen damals nebeneinander und warteten auf den großen Kick ...
Gestern kam er.
Wenn Johannus an einem zukünftigen "Open Dag" eine Live III mir Registerwippen präsentieren sollte, werde ich wohl auf Verdacht mal einen dicken Packen Euronen einstecken ...
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Im Vorführraum stand eine Altversion der Live III, ohne LEDs in den Registerknöpfen, die beim Drücken eines Setzerknopfes anzeigen, was gezogen ist.
Auch ich verfiel während der Unterhaltung mit dem Johannus-Repräsentanten, der die LiVE III vorführte in die Einordnung "alte" LiVE III - weil mit unbeleuchteten Registerzügen. Mir wurde gesagt, dass sei keine Frage von "alten" oder "neuen" LiVE III - sondern ein bestellbares Feature. Du kannst also heute eine LiVE III mit als auch ohne LED in den Zügen bestellen.
Zitat von Wichernkantor
Lagen bei der Sauer die Züge für ein Werk beiderseits der Manuale in einer logischen Anordnung (von unten nach oben: Ped, Man. I, II, III) waren die Werke bei der Britin senkrecht angeordnet.
Ich stimme Dir zu. Die Anordnung der Register ist von Set zu Set unterschiedlich. Jedoch kann man mit Intonat definitiv die Anordnung der Register zu den Zügen festlegen. Das würde mir genügen. Seien wir mal ehrlich: Wenn wir zwei oder drei Sets hätten, mit denen wir 9x% der Zeit auskommen und hätten uns eine nach unseren Vorstellungen ergonomische Zuordnung der Stimmen zu den Zügen gemacht, dann könnten wir nach vier Wochen Gebrauch zu Hause die Züge auch "blind" bedienen. Klar. Wenn man das erste mal an der Orgel sitzt oder das erste mal ein Set läDt, dann ist man verwirrt. Ich denke aber wirklich, dass sich das mit der Zeit gibt.
Zitat von Wichernkantor
Wenn Johannus an einem zukünftigen "Open Dag" eine Live III mir Registerwippen präsentieren sollte, werde ich wohl auf Verdacht mal einen dicken Packen Euronen einstecken ...
Ob sie dann wohl auch eine LiVE III verlosen? - dann würde ich auf jeden Fall mitmachen, selbst wenn sie nicht in weiß wäre!!! [grin]
Vielleicht stehen dann aber im Lager auch 15 von den Schätzchen auf Paletten und werden zum "Open Dag" Sonderpreis verkauft. Bestimmt kann man auch mit Karte zahlen...
Dafuer:
Ach ja - und was ich noch interessant fand: Beim mehrfachen Gang durch die Fertigung / Montage fiel mir auf, dass keine einzige LiVE III in der Montagekette zu sehen war. Alles was da zu dutzenden in Reih und Glied aufgestellt war und sukzessive seiner organologischen Vollendung entgegenstrebte waren Studios und Opüsse und Vivaldis und ein paar Spezialitäten à la Monarke, Makin oder der LDS-Serie. Hat jemand von euch eine LiVE gesehen?
Unken wir mal: wollte man sich beim neuesten Modell nicht in die Karten - bzw. - auf das Motherboard blicken lassen?
LG
Aeoline
Zitat von Gemshorn
Was denn? Du hast deine potenzielle Zweitorgel gefunden?
Das gilt für mich ebenso. Wenn eine Zweitorgel in Frage käme, was sie derzeit überhaupt nicht tut, aber WENN...
Dann wäre für mich klar: Eine Fertigorgel auf Hauptwerkbasis.
Da spielt die LiVE III ganz vorne mit. Man müsste dann wirklich z.B. sie mit einer Noorlander vergleichen können. Der Preis der LiVE III ist heftig, aber das Konzept einfach überaus stimmig. Und wenn die Personalabteilung in Ede noch ein paar Mitarbeiter der Güteklasse "Ton-/Akustikingenieur mit Orgelaffinität" findet und einstellt, dann wird es in den nächsten Monaten auch sicherlich noch einige bedeutende Samplesets geben.
Skinner...
Das wäre auch noch ein absoluter Renner...
Dafuer:
Dann hätte man so langsam aber sicher den ganzen Horizont abgesteckt: Silbermann, Cavaillé-Coll, Schnittger, Skinner, Sauer... Dann fehlt noch Walcker, Stumm oder vielleicht sogar schon eine Klaisine?
LG
Aeoline
#23 RE: Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
@Klaus: Also, nach dem, was ich da gestern gehört habe, hat die Live III wieder eine Nasenlänge Vorsprung vor einer großen Concerto. Eine Sauerorgel ist einfach mein absolutes romantisches Klangideal. Und die Nordener Schnitgerin ist für mich die ultimative norddt. Barockorgel.
Wie gesagt: Es gäbe noch etwas Arbeit am WAF.
Über die unklare Rechtslage beim Sampling von Orgeln aus noch existierenden Werkstätten haben wir beim Kaffee ausführlich palavert. Es ist einfach juristisch (noch) nicht geklärt, ob die Orgel X aus der Werkstatt Y eine künstlerische Leistung darstellt, die schutzwürdig ist. Und ob die Rechte beim Erbauer oder beim Käufer derselben liegen - sprich: bei der Gemeinde, in deren Kirche die Orgel steht.
Ist die Leistung eines (evtl. noch lebenden) Intonateurs schützwürdig? Wenn ja, wie ist sie bei Samples zu vergüten? Darf er das Erstellen einer "Kopie" untersagen?
Das alles ist wohl urheberrechtliches Neuland.
Wer sich auf das Sampling historischer Instrumente beschränkt, ist aus diesem Minenfeld erst mal 'raus.
Ich wäre mit einer Holzhey, einer Gabler oder einer Elsässerin vom Straßburger Silbermann schon sehr zufrieden. An Steinmeyerinnen oder Walckerinnen aus der Romantik gibt es auch einige Prachtexemplare, die hinter 50 Registerzügen zu platzieren wären.
Und vielleicht gibt es ja mal ein Live III-Modell mit 60 Zügen ...
Da fängt die gemeine amerikanische Landorgel in der "First Congregational Church" von Hillybilly-Creek (900 Ew., gleich hinter den sieben Bergen) erst an ... [grin]
LG
Michael
Bei Sauer und ca. 50 Registern fiel mir gerade etwas ein und danach etwas auf:
In der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld steht eine dreimanualige Sauer mit 53 Registern, mit ein Paar Umbauten durch Willi Peter aus Köln entspricht sie noch weitgehend dem Originalzustand von 1930, im Krieg blieb sie unversehrt. Ich mag den Klang der Orgel sehr, unter den Fingern hatte ich sie allerdings noch nicht. Könnte aber gut noch passieren! Die AKustik der Halle ist nicht knochentrocken aber bei weitem auch nicht so hallig wie große Kirchen. Die hätte eine passende Größe für die LiVE III. Eine Konzertsaalorgel gibt es dort ja noch nicht, wurde überhaupt schon mal eine für Hauptwerk gesamplet?
Sehr schöne Berichte, Dank dafür!
Verschiedentlich wurde an der LIVE III eine gewisse Schmalbrüstigkeit und die klangliche Berücksichtigung vorwiegend auf den Spielerplatz kritisiert. Gibt es davon über Lösungen/Modifikationen zu berichten?
Schade aber verständlich, daß man keine "markenübergreifenden" Komponenten wählen kann. So wäre sicher die LIVE III mit AWK-Klaviatur der Bringer, nicht wahr, Micbael?
#26 RE: Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
Zitat von PeterW
Verschiedentlich wurde an der LIVE III eine gewisse Schmalbrüstigkeit und die klangliche Berücksichtigung vorwiegend auf den Spielerplatz kritisiert. Gibt es davon über Lösungen/Modifikationen zu berichten?
Schade aber verständlich, daß man keine "markenübergreifenden" Komponenten wählen kann. So wäre sicher die LIVE III mit AWK-Klaviatur der Bringer, nicht wahr, Micbael?
Ja, das hätte was! Aber ich finde die serienmäßige Holzkern-Klaviatur mit den leicht angerauten Belägen - übrigens dieselbe wie in der 360 - sehr angenehm.
Nach wie vor ist ganz offenbar nicht daran gedacht, die Live III zur flächigen Raumbeschallung zu verwenden. Dass die LS auf die Sitzposition des Spielers eingemessen sind, ist Bestandteil des Konzeptes. Und das ist ausgezeichnet gelöst. Man sitzt - gerade bei den neuen Sets - wirklich in einer "Klangwolke".
Wer diese Orgel kauft, weiß vorher, dass er weder Wohnzimmer noch Kirche füllen kann. Und er hat ja reichlich Alternativen, wenn er ein anderes Konzept will.
@Machthorn: Saalorgeln sind für dieses Konzept wohl eher unergiebig. Denn die Orgeln werden ja mit dem Raum drumherum abgebildet. Und eine Saalakustik ist da eher dröge, wenn als Alternativen herrliche Raum-Klang-Bilder aus Kirchen zur Verfügung stehen. Das könnte auch beim geplanten Sampling von Orgeln in den USA heikel werden. Denn in vielen Kirchen dortzulande stand für den Architekten im Lastenheft, jedes Quäntchen Hall zu eliminieren.
LG
Michael
#27 RE: Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
Zitat von Aeoline
Ach ja - und was ich noch interessant fand: Beim mehrfachen Gang durch die Fertigung / Montage fiel mir auf, dass keine einzige LiVE III in der Montagekette zu sehen war. Alles was da zu dutzenden in Reih und Glied aufgestellt war und sukzessive seiner organologischen Vollendung entgegenstrebte waren Studios und Opüsse und Vivaldis und ein paar Spezialitäten à la Monarke, Makin oder der LDS-Serie. Hat jemand von euch eine LiVE gesehen?
Nö, ich nicht. Das schwarze Positiv-Gehäuse, das wir gesehen haben, gehörte zu einer anderen Modellreihe. Wir haben ja noch geblöDelt, dass da ein "Spielregister" gut passen würde. Statt Zimbelstern oder ähnlicher Schnurrpfeifereien: Beim Betätigen des Zuges öffnet sich oben ein Sargdeckel, ein Skelett setzt sich auf und tutet auf einer Mundharmonika das "Lied vom Tod" aus dem gleichnamigen Kult-Italo-Western meiner Jünglingsjahre ...
LG
Michael
Es ist erfreulich, dass Johannus nun bereits eine Reihe von exzellenten Sample-Sets für die LiVE-Reihe im Sortiment hat. Die Klangqualität der LiVE hat mich vom ersten Augenblick an überzeugt, das oben erwähnte schmalbrüstige Volumen aber ganz und gar nicht. Nicht, dass ich zuhause permanent die Regler am oberen Anschlag stehen hätte (bei der Concerto wäre ein Krieg mit den Nachbarn ebenso vorprogrammiert wie ein Hörschaden), aber im Bedarfsfall möchte ich es zumindest können.
Warum also diese Fixierung auf den Spieler und die damit einhergehende arge Beschränkung der Lautstärke? Litte etwa die Qualität der Samples, wenn mit mehr Volumen und Schalldruck gearbeitet würde? Oder sind da viel grundsätzlichere Bedenken vorhanden, derartige Samplesets auch in Kirchen und Kapellen einzusetzen (Stichwort Rechtelage)?
#29 RE: Tag der offenen Tür bei Johannus Orgelbouw
Auch bei Hauptwerk-Lösungen ist ja eine 2.1.-Abstrahlung aus Nahfeldmonitoren Standard. Und sie wird von vielen Usern und Sample-Lieferanten auch empfohlen, um einen realistischen Klangeindruck des Samplesets zu bekommen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Rechtslage auch eine Rolle spielt.
Hauptargument scheint mir jedoch eine möglichst authentische Abbildung der Räumlichkeit. Und wenn Du eine virtuelle Orgel in einen Raum stellst, hast du ja den Raumklang der virtuellen Abbildung plus Raumklang des Aufstellungsortes. (Genau solche Effekte auszuschalten, ist ja der Sinn des punktgenauen Einmessens, das man uns beim letzten Besuch in Ede anlässlich der Live 2-Premiere vorgeführt hat.)
Insofern ist es schon konsequent, zu sagen: Wir schaffen eine eng eingegrenzte Zone, in der sich die Schallkegel der LS so schneiden, dass ein Optimum zu hören ist.
Wir haben ja an der Live III bei Kisselbach mal ausprobiert (warst Du nicht dabei?), wie groß die Zone ist, in der eine Live III auch den Dritthörern Spaß macht. (Ich glaube, Clemens und Harald hatten da mitgemacht.) Es war in der Tat nur ein kleiner Radius, in dem vor allem die (am Spieltisch ob ihrer Präsenz und Dichte immer wieder begeisternden) Bässe wirklich ideal zu hören waren.
LG
Michael
Ich glaube, ich muss meine von mir selbst immer wieder geäußerte Kritik an der Lautstärke der LiVE III auch nochmal überdenken.
Ich oute mich mal in der Form, dass ich die LiVE III (mit Wissen...) erst ein- oder zweimal OHNE Kopfhörer gespielt habe. Der Grund dafür ist, dass ich das Instrument immer nur auf unseren Forumstreffen angespielt habe und da spiele ich IMMER mit Kopfhörer um die anderen nicht zu stören.
Also mit MEINEM Kopfhörer (den ich IMMER dabei habe...) klingt sie mir viel zu leise. Mein KH hat keine riesige Impedanz (ich glaube 32 Ohm...) aber vielleicht ist in der LiVE III ein relativ schwacher Kopfhörerverstärker eingebaut. Alle anderen Johannüsse klingen mit meinem KH wesentlich lauter. Gerade bei der Demo der LiVE III am Samstag in Ede - ich saß zwei Meter hinter dem Organisten direkt in der Mitte - empfand ich die Lautstärke als keineswegs "zu leise".
Ich werde mich also zukünftig bei Kritik an der Lautstärke der LiVE III so lange zurück halten, bis ich mal irgendwo alleine auf dem Bock sitzen kann und mal das ACC Set im Tutti ohne KH spielen kann. Wohlmöglich - oder vermutlich sehr wahrscheinlich - reduziert sich dann meine Lautstärkenkritik auf MEINEN KH an der LiVE III.
LG
Aeoline
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