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neue ALLEN-Orgel im Petersdom
Leider wurde ich erst jetzt auf diese Petition aufmerksam, danke für die Verlinkung!
Ungeachtet des konkreten Anlasses - auch ich finde diese Lösung für eine Kirche wie den Petersdom unpassend - versucht man mit dieser Petition wieder einmal mit zelotischem Eifert Polemik gegen die Digitalorgel an sich zu entfachen.
Fast schon lächerlich mutet der Rückgriff auf eine Rede Papst Pauls Vi. aus dem Jahr 1964 an:
Zitat
Gerne erinnern wir zum Beispiel an die Worte von Papst Paul VI anlässlich der «Messe für die Künstler» am 7. Mai 1964 in der Sixtinischen Kapelle, der mit Bedauern über das Zugreifen von Surrogaten, Kitsch sowie billigen und wertlosen Kunstwerken sprach (...)
Als ob es damals auch nur im Ansatz Digitalorgeln wie jene von heute gegeben hätte. Aber so ist man es eben gewohnt; in der unkreativen weil geistlosen Zitation alter Erlässe und Ergüsse läuft man meilenweit an der Sache vorüber - und merkt es nicht einmal.
Zitat
Es ist ausserordentlich bedauerlich heute, ein halbes Jahrhundert nach dieser inspirationsreichen Rede, festzustellen, dass wieder auf einen Ersatz gegriffen wird um genau die Kunst «nachzuäffen», die die grösste Fähigkeit hat, tiefe Emotionen hervorzurufen und die Seele zu Gott emporzuheben: die Musik.
Schon die Sprache ist entlarvend. Das Nachäffen wird frömmigkeitsgeschichtlich seit Luther dem Teufel zugeschrieben. Mit der Rezeption dieser alten Sprachregelung deklarieren die Herren Verfasser, welch Geistes Kind sie sind und wofür sie den Digitalorgelbau halten: Nämlich für ein Werk des Teufels. Dass sie dann auch noch Orgelbaukunst und Musizierkunst vermengen (ja verwechseln! siehe Zitat oben), ist eine peinliche Offenlegung ihrer Inkompetenz, einen ernsthaften Diskurs in Gang zu bringen.
Schade. Eine vertane Gelegenheit, sachlich an die Problematik heranzugehen. Das Schüren von Empörung und von unreflektierten Emotionen wird St. Peter gewiss keine Pfeifenorgel bescheren.
#32 RE: neue ALLEN-Orgel im Petersdom
Martin hatte am 9.1. in diesem Thread bereits den Link mitgeteilt [wink]
Die Allen ist auch nach mehrfachem genauen Hinhören im Klangerlebnis (via Fernsehübertragung) in meinen Ohren, gewogen und für zu leicht befunden.
In St. Peter steht ja ein 4-manualiger "Schinken" italienischer Bauart. Mensuren zu eng, wartungstechnisch verwahrlost, mit dem daraus resultierenden Klangbild.... [sad]
Wie man einen solchen akustisch wirklich schwierigen Raum beschallen kann, haben Orgelbauer der Gegenwart im In- und Ausland aufs vorzüglichste in großen Räumen unter Beweis gestellt. Dafuer:
Von CColl gab es im 19. Jhdt einen Vorschlag für das Langhaus. Das dazu eine entsprechende Orgue du Choer in den Bereich der Vierung gehört ist eine Binsenweisheit.
Ob man mit heutigen Mitteln mit weiteren Auxillairewerken zu einer heutigen Maßstäben gerecht werdenden Lösung kommen kann, können nur Fachleute (Orgelbauer in Zusammenarbeit mit Akustikern) zu einem Näherungswert bringen. An finanziellen Mitteln (durch internationale Spender) wird dort sicher kein Orgelgroßprojekt scheitern .
In St. Peter wurde aktuell der in Deutschland in den 60iger - 90iger Jahren häufig gemachte Fehler (mit viel zu klein dimensionierter Klangabstrahlungen) schlicht wiederholt. Damit erfährt die landläufige Meinung vom "billigen Ersatz" unnötig Aufschwung .
Außerdem: Weil eine in Rom bislang gültige Spielregel für Rom selbst nicht mehr gelten soll :
Darum habe ich die Petition bar jeder dogmatischen Grundhaltung gezeichnet. Ihr könnt ja schon mal Feuer für meinen Scheiterhaufen machen - so stehe ich hier und will absolut nicht anders!
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!
Was ich äusserst tragisch finde: da wird nun unter "Fachleuten" erneut ein "Krieg" angefacht PO versus DO unter Mithilfe eines etablierten und sicher auch kompetenten DO-Hersteller.
Dieser ist leider nicht in der Lage mit seinen schriftlichen und akustischen Beispielen eine echte Alternative zu beweisen - im Gegenteil: er richtet mit seinen inkompetenten und vor allem negativen Stellungnahmen gegenüber seinen Mitbewerbern grossen Schaden an.
Dabei wird leider vergessen, dass ein Ausspielen der jeweiligen Argumente auf diese Art und Weise der Königin der Instrumente nur schaden kann.
Das geht letztendlich zu Lasten der Musik - insbesondere der Orgelmusik und das ist tragisch.
[sad] [sad] [sad]
Zitat von mvn
Was ich äusserst tragisch finde: da wird nun unter "Fachleuten" erneut ein "Krieg" angefacht PO versus DO unter Mithilfe eines etablierten und sicher auch kompetenten DO-Hersteller.
Exakt!
Liest man sich den Text durch, dann ist das genau die alte Leier- - Do: doof und schlecht, Pfeifenorgel: das einzig Wahre.
Klar gehört in den Petersdom eine Pfeifenorgel. Doch dieses Geschreibsel wählt für mich den falschen Ton.
LG
Matthias
#35 RE: neue ALLEN-Orgel im Petersdom
Naja, wie schon erwähnt hat die Situation im Petersdom schon Auswirkungen auf katholische Gemeinden in Deutschland.
Baut man dort eine schlecht klingende DO, ist das Wasser auf die Mühlen derer, die um jeden Preis eine PO in den Gemeinden haben wollen, und sei's ein Schreipositiv in der kleinsten Kapelle. Baut man eine gut klingende DO, leistet man denen Vorschub, die aus Kostengründen ältere POs lieber durch DOs ersetzen als sie zu erhalten.
Nur eine gut klingende PO im Petersdom kann in den Gemeinden für eine ausbalancierte Situation sorgen.
Ich wage noch keine Prognose, in welche Richtung es ausschlagen wird.
Auch wenn die Installation in St. Peter nach unseren Standards hier möglicherweise suboptimal ist - ist es nicht trotzdem wahrscheinlich, dass damit ein Präzedenzfall an höchster Stelle entstanden ist, aus dem die sonst recht widerborstige Haltung der Catholica gegen Digitalorgeln zumindest aufgeweicht wird?
#38 RE: neue ALLEN-Orgel im Petersdom
#39 RE: neue ALLEN-Orgel im Petersdom
Zitat aus "Leitfaden zur Grundausbildung in der evangelischen Kirchenmusik" 1969, Herausgeber Hermann Stern:
"Zweiter Teil: Orgelkunde
IV Abarten der Orgel
4. Das Elektrium: Aus der Hammond-Orgel, einem Instrument, das der Amerikaner Laurens Hammond 1935 erstmals gebaut hatte und das über England nach Mitteleuropa kam, entwickelte sich das Elektrium als Tasteninstrument mit elektronischer Tonerzeugung mittels Generatoren. Solche Instrumente versuchen, den Orgelklang elektro-akustisch nachzuahmen."
Bei allem Verständnis für die angestrengte Petition, scheinen derer Verfasser auf diesem Kenntnisstand stehengeblieben zu sein. Konsequenterweise müssten wir daher das Forum in "Sakralelektriumsforum" zeitgemäß umbenennen.
Michael
#41 RE: neue ALLEN-Orgel im Petersdom
Zitat
Bei allem Verständnis für die angestrengte Petition, scheinen derer Verfasser auf diesem Kenntnisstand stehengeblieben zu sein.
Nicht unbedingt. Es ist so schön bequem, schon vorhandene Verunglimpfungen von anderer Stelle zu übernehmen. Damit kann man das eigene Ansinnen hübsch untermauern, ohne selbst den Beweis antreten zu müssen. Der wurde ja schon an anderer Stelle erbracht, oder nicht? Sonst dürfte das da ja nicht stehen...
Der von Gemshorn im dritten Beitrag verlinkte Pressebericht nennt als Status Quo bis Weihnachten 2017:
Die Pfeifenorgel sei ausreichend für eine Beschallung für „Feiern am Hochaltar hinten in der Apsis“. Sie wäre für eine Beschallung des gesamten Petersdoms aber nicht ausreichend. Daher habe man sich bisher damit beholfen, die Pfeifenorgel „per Mikrofon und Lautsprecher“ zu verstärken.
Nach diesem Bericht soll die Allen nun den gesamten Raum beschallen können, also eine relative Verbesserung der bisherigen Lösung (Pfeifenorgel plus Mikro plus Lautsprecher) sein. Das ist etwas anders als der "Ersatz der Pfeifenorgel".
Meine Frage dazu an Wichernkantor als Radio-Fachmann: welche konkreten Vorteile bringt das direkte Abgreifen des Klangsignals an einer Digitalorgel gegenüber der bis 2017 geübten Praxis von Mikrofonaufzeichnung und Lautsprecherabstahlung?
Dem Press-Release von Allen entnehme ich dann, dass man bei Allen von der Aufgabe, den gesamten Petersdom zu beschallen, erst während der Installation in Rom erfahren hätte! Eine passende Orgelabstrahlanlage hatte Allen also offensichtlich nicht dabei (und von einer Nachlieferung ist nicht die Rede). Über die Out-Ausgänge wäre die Orgel an das PA-System der Kirche angeschlossen worden. Auch sei die Orgel nur einige Stunden intoniert worden.
Ich war bis jetzt der Meinung, dass auch Allen immer die Position vertreten hätte, eine digitale Orgelinstallation müsse sorgfältig geplant werden, man brauche die richtigen Lautsprecher und man müsse eine digitale Kirchenorgel sorgfältig intonieren...
Habe ich das falsch verstanden oder hat Allen wirklich in einer Pressemitteilung festgehalten, dass man diese Standards in diesem Fall nicht eingehalten hätte und danach diesen Fall dennoch quasi als großen Höhepunkt der bisherigen Firmengeschichte dargestellt
Ich befürchte daher wie einige Vorredner, dass diese Installation auch wegen dieser Aussagen falsch verstanden wird und dass sich damit der Widerstand gegen digitale Orgeln erheblich verstärken wird.
Das genannte Zitat aus dem Leitfaden zur Grundausbildung in der evangelischen Kirchenmusik erinnerte mich spontan an ein flammendes PläDoyer gegen die "Elektrien" in Wolfgang Adelungs "Einführung in den Orgelbau", welches in der Sentenz gipfelt "[...] Das Elektrium ist keine Orgel, sondern nur deren Imitation. Und für Imitation ist in der Kirche kein Platz [...] Für den Gottesdienst sollte die Orgel - und nicht ihre billige Nachahmung - auch weiterhin als 'Königin der Instrumente' ihren traditionellen Platz einnehmen" (S. 230).
Vor dem Hintergund der Elektrien der damaligen Zeit ist das imho auch eine vertretbare Ansicht, heutigentags sollte aber doch in der Diskussion das Prinzip nach Möglichkeit der Vernunft weichen... Mein Erstkontakt mit heutigen DO beim Forumstreffen in Stade hat mich da eines Besseren belehrt...
Schöne Grüße,
Johannes
Das Thema Imitation müsste dringend einmal theologisch betrachtet werden.
Thomas von Kempen betrachtete die gesamte christliche Existenz als imitatio Christi. So viel zum Thema: „Für Imitation ist in der Kirche kein Platz.“
Im Hinblick auf die Pfeifenorgel pläDiere ich - Adelung in seiner Ächtung der Imitation folgend - konsequenterweise für die Eliminierung von Gamben, Flöten und Trompeten aus dem Registerfundus; denn auch das sind Imitationen.
Bitte, müssen wir diesen ideologischen Trotteln wirklich eine Plattform bieten, indem wir deren inzwischen jahrzehntealte Irrtümer periodisch aufwärmen?
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