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Kirchenabriss
Nur weil man meint, noch auf lange Sicht an der dreckisten aller Energiegewinnungsmethoden in Deutschland festhalten zu müssen, werden auch heute noch Menschen umgesiedelt. Heute wurde dann mit dem Abriss der eigentlich denkmalgeschützten neoromanischen Basilika St. Lambertus in Immerath begonnen. Mir fehlen die Worte.
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/kirche-immerath-besetzt-100.html
Ähnlich wie die Hotellobby - an der kommt auch keiner vorbei, der ins Hotel will...
Mal ehrlich - machen wir uns doch nichts vor: Die Zahl derer, die an einen Sakralbau ihr Herz gehängt haben, nimmt rapide ab.
Würden wir die nachwachsende Generation fragen, was sie auf dem Kirchberg lieber hätten: Ein Gotteshaus oder eine Laser-Tag-Arena... - die Antwort würde vielen von uns nicht gefallen.
So ist zumindest derzeit der Zeitgeist...
LG
Aeoline
Das stimmt zwar leider, allerdings finde ich es erschreckend, dass immer noch gewaltige Flächen dem Tagebau geopfert werden. Umwelt, Geschichte, Kultur soziale Strukturen etc. sind dabei völlig bedeutungslos und werden unwiderbringlich zerstört. Das scheint RWE nicht im Geringsten zu kümmern:
Zitat
Der Sprecher des Tagebaubetreibers RWE Power, Guido Steffen, bezeichnete den Protest als "ein weiteres Schauspiel von Demonstranten gegen die Braunkohle".
Die erheblich teurere aber "sauberere" Steinkohleförderung wird in diesem Jahr in Deutschland komplett eingestellt, das spart hübsch Subventionen. Die dreckigere billige Braunkohle darf noch für mindestens 26 weitere Jahre Riesenlöcher in die Landschaft buddeln. Wo ist da die Menschlichkeit?
Ich weiß, reichlich politisch und gehört folglich nicht hierher, aber es ärgert mich ziemlich, und weil konkret gerade eine schöne alte Kirche betroffen ist, dachte ich an dieses Forum.
Das ist wirklich schlimm, traurig, eine Schande und eigentlich ein Riesenskandal, nur leider kann ich überhaupt nichts dagegen tun (außer vielleicht um ein Wunder beten ?). [sad]
Aber das ist nicht der erste und vermutlich auch nicht der letzte Fall dieser Art:
In meinem Bezirk musste(?) mal (viele Jahre vor meiner Zeit !) eine gotische Pfarrkirche (St.Erhard in Wien-Mauer) zum Großteil abgerissen und in einer anderen Himmelsrichtung neu (aber leider nicht gotisch) gebaut werden, weil sie der (damals neuen) Straßenbahn "im Weg" war:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Mauer
Solange ich das nicht wusste, habe ich mich immer über das architektonisch inhomogene Erscheinungsbild dieser Kirche gewundert. Meiner Meinung nach war das ebenfalls eine Riesen-Kulturschande, aber angesichts anderer Kirchenneubauten der jüngeren Vergangenheit muss man wohl noch froh sein, dass der Neubau nicht schlimmer ausgefallen ist.
Bei dieser Gelegenheit sei auch an die nicht weniger skandalöse Sprengung der gotischen Leipziger Paulinerkirche(Universitätskirche) am 20. Juni 1968 erinnert, der sogar eine große Orgel zum Opfer fiel.
An dieser Kirche und dieser Orgel wirkte übrigens einer der genialsten Organisten der DDR, Robert Köbler. Ich bewundere heute noch seine alten Aufnahmen barocker Meisterwerke auf historischen Orgeln, die es teilweise auf CD gibt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese sinnlose Zerstörung dazu beigetragen hat, dass er "seine" Kirche und "seine" Orgel um nur 2 Jahre überlebt hat.
Und dabei sind willkürliche Zerstörungen wertvoller alter Bauwerke noch bei weitem nicht das schlimmste, was auf dieser Welt passiert, aber das ist ein anderes Kapitel.
Hallo,
man darf sich da nichts vormachen. Wir leben in einem säkularen Zeitalter. Die ev. Kirche hat im Lutherjahr mehr Gläubige verloren als die katholische Kirche. Unser unsere abendländische, christliche Kultur, die uns in allen Bereichen der Kunst begegnet, ist Jugendliche heute nicht mehr vertraut. Und speziell die ev. Kirche tut fast nichts dagegen. Pfarrer begegnen mir heute so inaktiv wie nie. Die Berufunfg zu diesem Amt, so wie es das früher mal gab, existiert heute fast nicht mehr. Gottesdienste werden abgeschafft und gegeb zweifelhafte Veranstaltungen eingetauscht und und und. ....
Meine Mitgliedschaft in diesem verein wird jedes Jahr wieder hart auf die Probe gestellt. Da überlegt man sich schon ab und zu, ob es das bisschen Verdienst noch Wert ist. Der Kirchenabriss ist die Folge davon. Das Umfunktionieren von Kirchengebäuden ist die sanfte Form dieses Sterbens.
Das ist unsere Realität.
Viola da Gamba
Zitat von Gemshorn
Wie kann denn das sein?
Gibts es tatsächlich noch Instanzen, die auch den Denkmalschutz aushebeln bzw. außer Kraft setzen können?
Ja, das RWE.
Denn laut Gerichtsurteilen geht unser aller “Allgemeinwohl” den Interessen der Bewohner dort vor.
Es tut weh, so etwas zu sehen. Auch Borschemich, ein paar km weiter, wurde in den letzten Jahren mitsamt der Kirche und dem ehem. Wasserschloss Haus Paland niedergelegt. Wenigstens darf die Klaisine (II/16) in der Erkelenzer Hauptkirche als Chororgel bzw. Interimsinstrument weiter erklingen.
Ich erinnere mich noch an den Geographie-Unterricht in den 70er Jahren, wo wir das Thema Energieversorgung durchgenommen und die Bedeutung der Braunkohle herausgestellt hatten. Damals wurde uns Schülern gezeigt, dass alles, was abgerissen wurde an Häusern und öffentlichen Gebäuden, am anderen Ende des Tagebaus wieder neu und fein säuberlich wieder aufgebaut wurde. Ist das heute nicht mehr so?
Zumindest im Falle von Immerath und Borschemich scheint man seitens des Bistums Aachen jedenfalls keine großen Kirchen an den neuen Standorten gewollt zu haben ...
#14 RE: Kirchenabriss
Angesichts des emotionalen Themas ist die Versuchung groß, sarkastisch zu werden. Im Krieg wurden Kirchen durch Bomben zerstört; heute schafft man das auch ohne Bomben.
Tatsächlicher Bedarf ist aber ein gutes Stichwort. Meine alte Gemeinde hat auch so einen kleinen Dom im StäDtchen stehen (Wichernkantor kennt ihn); die Sonntagsgemeinde besteht aus 30 - 70 Leutchen. Das Gebäude bröckelt aller Enden, eine nachhaltige Sanierung ist angesichts der Finanzlage so gut wie unmöglich. Der fromme Pfarrer sagte einmal: "Bei einem Erdbeben möchte ich nicht hier drinnen sein..."
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