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Kirchenabriss
#16 RE: Kirchenabriss
Ohne Bomben wurde nach WKII in Hannover die vollfunktionstüchtige Garnisonkirche am Goetheplatz gesprengt! An der Leine wurde die eigentlich denkmalgeschützte Wasserkunst für den Straßenbau gesprengt.
In Köln wurde das "alte Opernhaus" am Rudolfplatz, dem lediglich das Dach fehlte, gesprengt. Der nachfolgende Nachkriegsbau wird seit Jahren als Dauerbaustelle versucht zu sanieren (Kölner Posse).....
In der Lausitz wurden werden genauso wie in Gartzweiler ganze Ortschaften samt Kirchen weggebaggert....
#18 RE: Kirchenabriss
Natürlich kann, wer will, darin auch Vorteile sehen. Die Bausubstanz ist neu, erfüllt modernste Wärmedämmungsvorschriften, etc. Das ist sachlich richtig, geht aber am Kern vorbei. Welche Stadt ist liebens- und lebenswerter, Heidelberg oder Wolfsburg? Das ist das eigentliche Problem. Es gehen Charme und Geschichte verloren, Erinnerungen, ideelle Werte, soziale Umfelder. Das ist alles immateriell und nicht messbar, aber gleichzeitig unermesslich wichtig für die Identität eines Menschen.
#20 RE: Kirchenabriss
... Gartzweiler II und Lausitzbraunkohle werden doch von den Politikern der großen Parteien forciert. Der kleine Mann wird doch gar nicht gefragt. Wenn er sich dann wehrt, wird er im glücklichen Fall mit Tränengas und in der Eskalationsstufe 2 mit CS-Gas begast. Anschließend wird der brave Staatsbürger enteignet (beim Talsperrenbau, für Autobahnen, .....). Was interessiert Politiker das originäre Flair gewachsener Stukturen
Habe mir auf eure Postings hin sogleich das Interieur der neuen Kirche von Borschemich angesehen und muss sagen: Ich finde es ansprechend. Da gibt es weiß Gott „kältere“ Lösungen bzw. Neubauten.
Im Zuge unserer Diskussion frage ich mich immer öfter, ob unser „Konsens im Entsetzen“ zwar in kultureller Hinsicht durchaus nachvollziehbar, theologisch aber unhaltbar ist.
Letztlich scheint mir alles um die Frage zu kreisen: Wofür gibt es eigentlich Kirchen?
Haltet mich für naiv, aber ich würde sagen: Zum Beten. Dass die Ästhetik und das hohe Alter mancher „Bethäuser“ irgendwann einmal zu der Überzeugung geführt hat, dass man sie denkmalpflegerisch schützen müsse, ist verständlich, ja lobenswert. Der eigentliche Zweck - das Beten - kann aber auch in noch so lieblosen Neubauten erfüllt werden. Klar, dort wo das Christentum auftaucht, hinterlässt es unweigerlich auch kulturelle Spuren. Aber ist es das, worum es eigentlich geht?
Bitte um Nachsicht; auf manchen werden diese Einlassungen wahrscheinlich nahezu ketzerisch wirken...
#22 RE: Kirchenabriss
Wer energetisch ein wenig sensibel ist, dem wird in einem seit Jahrhunderten "Durchbeteten Raum" kaum die Energie der alten Gebete verborgen bleiben. Wer meint er habe dafür gar keinen Sensus (... das sei alles Humbuk), den lade ich nach Köln ein, zur persönlichen Demonstration .
Mit Gefahr um als Fundamentalist gesehen zu werden, ich denke, ist es nicht dies warum es eigentlich geht (im klassische Christendom)?
Marcus 12 - Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: "Höre Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger Gott; 30und du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften." Das ist das vornehmste Gebot. 31Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot größer denn diese.…
Wobei ich nicht sagen möchte, dass die äußere Form der Kirche (Gebäude, Interieur, Gebete, Predigt, nicht zu vergessen unser Spielplatz &bdquoDie orgel“, usw) unwichtig ist, im Gegenteil. Die Form ist wichtig. Und, ich stimme übrigens der Ablehnung der nutzlosen Zerstörung des kulturellen Erbes ganzes Herzens zu.
Aber eigentlich….
grüß, PM
Ich sehe das nicht als Fundamentalismus, PM.
Der Ruf zum eigentlich Wichtigen muss erlaubt sein, ohne ihn können Christentum und Kirche gar nicht existieren. Stichwort semper reformanda.
Clemens’ Beobachtung zur „spirituellen Aufladung“ von jahrhundertelang durchbeteten Räumen kann ich nur zustimmen - auch ganz ohne Köln je besucht zu haben.
Freilich wurde auch im ältesten Dom irgendwann einmal mit dem Bau begonnen, irgendwann einmal erstmalig darin gebetet - und irgendwann davor und danach standen auch Gerüste, Baumaschinen, Putzkolonnen und ungläubige Touristen darinnen. All das hat den Gebäuden und ihrem Nimbus vermutlich nicht geschadet.
Übrigens werden in 300 Jahren auch die Kirchenneubauten von heute historisch sein. Vorausgesetzt, dass man sie lange genug stehen lässt und nicht den Baggern vorwirft.
Was ich nicht gelten lassen kann, ist die Annahme, dass in alter Zeit grundsätzlich „besser“ (stimmiger, schöner, großzügiger, spiritueller...) Kirchenbau betrieben wurde als heute. Nicht alles Alte ist gut, nur weil es alt ist. Und nicht alles Neue ist schlecht, nur weil es neu ist.
Über den Geschmack lässt sich ja streiten: Erschreckend und vor dem Hintergrund, dass hier Gläubige Altes zurücklassen mussten, etwas herzlos, finde ich einfach den Kontrast von alten Kunstwerken und Figuren mit Gesichtern, die eine jahrhundertealte Wärme ausstrahlen, mit einem modernen Zweckbau (in diesem besonderen Fall nach meinem Empfinden "sterilen" Backsteinbau). Sicherlich, beten kannst Du überall - ne Messe in der Turnhalle geht immer...
#26 RE: Kirchenabriss
Bei der Planung dieser neuen sakralen Zweckbauten wird ein kluger Architekt sicher eine spätere Umnutzung mit einbeziehen.
Mir ist mitunter ein Abriß lieber, als eine Umnutzung zur Skaterhalle, Diskothek, Speiselokal "Zum Abendmahl", oder SaunaClub....
Zitat
Bitte um Nachsicht; auf manchen werden diese Einlassungen wahrscheinlich nahezu ketzerisch wirken.
Überhaupt nicht. Auch das 20. und in Teilen schon das 21. Jahrhundert haben zweckmäßige wie stilvolle Sakralbauten hervorgebracht. Wichtig ist zuoberst, dass das Haus seiner Aufgabe gerecht wird, und diese muss im Mittelpunkt stehen.
Zitat von clemens-cgn
Mir ist mitunter ein Abriß lieber, als eine Umnutzung zur Skaterhalle, Diskothek, Speiselokal "Zum Abendmahl", oder SaunaClub....
oder so etwas hier: https://www.gruseleum.de/
Die klassische NAK-Bauweise ist eindeutig identifizierbar ...
[smile] LG Bernd
Zitat von clemens-cgn
Mir ist mitunter ein Abriß lieber, als eine Umnutzung zur Skaterhalle, Diskothek, Speiselokal "Zum Abendmahl", oder SaunaClub....
Auf der einen Seite: Ja. Auf der anderen Seite, wenn es eine monumentale Kirche ist, dann ist die Degradierung ein großer Verlust, besonders in einem Dorf, aber auch in der Stadt.
Und es kann anders. Zum Beispiel, Die Stichting Oude Groningse Kerken verwaltet Kirchen und gibt ihnen ein Ziel. Manchmal vermieten sie sogar die Kirche an den früheren Besitzer (die Kirchengemeinde). Siehe https://www.groningerkerken.nl/index.php (leider nur teilweise im Deutsch, drucke die Flagge rechtsoben).
Schönes Nebeneffekt: Die Orgeln werden ebenfalls behalten…gepflegt….und gespielt.
Siehe https://www.groningerkerken.nl/index.php?s=1&m=1&id=96 zelf op een SOGK-orgel spelen – het kan.
Gruß, PM
Zitat von Gemshorn
Was ich nicht gelten lassen kann, ist die Annahme, dass in alter Zeit grundsätzlich „besser“ (stimmiger, schöner, großzügiger, spiritueller...) Kirchenbau betrieben wurde als heute. Nicht alles Alte ist gut, nur weil es alt ist. Und nicht alles Neue ist schlecht, nur weil es neu ist.
Schönheit ist natürlich immer Geschmacksache, ich persönlich ziehe z.b. die MöDlinger Spitalkirche der Wotrubakirche in Wien 23 vor.
Hier zum Vergleich:
http://www.othmar.at/kirchen/spitalkirche/spitalkirche.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Wotrubakirche#/media/File:Wotrubakirche_IV.png
Ich persönlich kenne offen gestanden mehr in meinen Augen hässliche moderne Kirchen und müsste unendlich lang nachdenken, wenn ich eine hässliche alte oder eine schöne moderne nennen sollte.
Nein, nicht alles Alte ist besser als alles Neue, ich fahre z.b. lieber einen neuen Audi TTS als einen alten VW-Käfer, ziehe die moderne Medizin mittelalterlichen Aderlässen vor, höre Musik lieber in Dolby Surround als über ein 100-jähriges Grammophon und gehe sogar so weit, offen zu bekennen, dass ich junge Fitnessstudio-Benutzerinnen im Durchschnitt attraktiver finde als 100-jährige Uromas.
Ich behaupte also nicht, dass alles Alte automatisch besser sein muss als alles Neue, nur weil es alt ist, wohl gemerkt, muss aber schon feststellen, dass ich alte (oder historisierende) Architektur der neuen vorziehe. Hatten die Architekten früher mehr ästhetisches Empfinden als ihre modernen Kollegen, die meinen, alles um jeden Preis "modern", abstrakt, originell und neu machen zu müssen ? Ist es einfach der Zeitgeschmack oder diese allgemein in "Künstlerkreisen" grassierende Antiquophobie, nur ja nichts Antiquiertes, Konservatives, Ästhetisches oder gar - um Gottes Willen ! - Schönes zu machen ? Denn das ist ja verpönt, warum auch immer. [sad]
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