Liebe Forumsmitglieder,

schon länger habe ich hier mitgelesen und aufmerksam viele Debatten verfolgt, die mir in meiner Entscheidung für ein Orgelmodell sehr weitergeholfen haben. Schon vorab meinen Dank an die vielen produktiven Schreiber, die hier mit ihren teils auch konträren Ansichten und Argumenten ein breitgefächertes und differenziertes Bild der Materie ermöglichen. Auch ich habe sehr davon profitiert.

Ich bin Jahrgang 1988 und meine Orgelgeschichte begann mit 15 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt begann ich Orgelunterricht beim Dekanatskantor meiner Heimatstadt zu nehmen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre Klavierunterricht hinter mir. Da ich aus einem Musikerhaushalt stamme, wurde das Erlernen eines Instruments grundlegend von klein auf vorausgesetzt.

Relativ schnell erwachten größere Ambitionen im Orgelspiel bei mir. Das Problem war nur, wo ich regelmäßig üben konnte. Zur Stadtkirche hatte ich damals noch keinen Schlüssel und die Dorforgeln rundherum waren ohne Führerschein schwer zu erreichen. Ein Kirchenmusiker im Ruhestand bot mir dann an, dass ich seine alte Üborgel übernehmen könne. Dieses Angebot nahm ich gerne an und mein Jugendzimmer wurde ab da mit einer Dr. Böhm FnT von 1977 förmlich erschlagen. Klang und Haptik waren natürlich absolut unzeitgemäß, aber eine Übemöglichkeit zu Hause war nun gegeben, wenn gerade keine Kirche zur Verfügung stand und ich empfand damals schon einen gewissen kindlichen Stolz so etwas außergewöhnliches bei mir zu haben.

Ein paar Jahre waren nun vergangen, ich hatte gewisse Fortschritte gemacht und im Jahr 2008 die Aufnahmeprüfung für Kirchenmusik an der Musikhochschule in Frankfurt bestanden. Der nächste Schritt in der Instrumentengeschichte musste nun folgen, da vor allem die Böhm-Manuale dem zunehmend professionalisierten Orgelspiel nicht genügten, ich aber auch nicht mehr auf die Übmöglichkeit zu Hause verzichten wollte. Unter Aufbietung aller meiner geringen studentischen finanziellen Ressourcen und tatkräftigen Hilfe meiner Familie schaffte ich mir 2009 eine Viscount Vivace 40 DLX an (gekauft bei Bauer-Music, denen ich für ihre konstruktive Beratung bis heute dankbar bin). Diese Orgel sollte mir ein treuer Begleiter durch mein Studium werden. Sie war ein wichtiger Teil meines Weges zum A-Examen und durch mein Aufbaustudium künstlerisches Orgelspiel. Dies vor allem wegen der hervorragenden Fatar-Klaviaturen.

Mit dem Ende des Studiums kam die erste hauptamtliche Kirchenmusikerstelle. Seit dem Jahr 2016 darf ich mich als Bezirkskantor im schönen Frankenberg/Eder verdingen. Ein Festgehalt bringt auch mit sich, dass neue Wünsche erwachen und ich wusste schon lange, dass ich längerfristig auf jeden Fall auf drei Manuale umsteigen wollte um jede Art von Manualwechsel üben zu können. Ich sparte also fleißig und im vergangenen Dezember suchte ich dann das Orgelhaus in Baunatal auf um mir selbst ein großes Geschenk zu machen. Ich muss ganz klar sagen, dass ich von Berufs wegen natürlich schwerpunktmäßig mit der Pfeifenorgel zu tun habe und dass eine Digitalorgel für mich vor allem den Zwecke erfüllen soll, mich auf Konzerte und Gottesdienste an Pfeifenorgeln bequemer vorbereiten zu können. Es war also klar für mich, dass die Hauptpriorität auf der Qualität der Klaviaturen und auf Fußpistons kombiniert mit einer großzügigen Setzeranlage lag. Klang war klar sekundär. In Baunatal schien man etwas überrascht über die Herangehensweise nicht primär vom Klang sondern von den Manualen aus zu denken, aber man bemühte sich, meinen Vorstellungen gerecht zu werden und beriet mich vorzüglich. Ich schwankte am Ende zwischen der Gloria Klassik 352 und der Gloria Concerto 350 Trend. Letztendlich ist es die Concerto 350 geworden mit TP65LW-Manualen. Bei der Entscheidung hat mir auch das Forum hier sehr weitergeholfen mit vielen Beiträgen zu den beiden Orgelmodellen. Einen wichtigen Ausschlag gab am Ende die beliebige Erweiterung der Setzeranlage per USB. Die Anzahl der Kombinationen bei der Klassik war mir zu mager. Wenn man wirklich ganze Konzertprogramme darin zum Üben ablegen möchte reicht das einfach nicht, gerade bei Spätromantik oder Moderne. Obgleich der Klang für mich nur sekundäres Kriterium war, hat es sich gefügt, dass der Klang der Concerto mich unglaublich gefesselt hat und für mich den der Klassik 352 klar übertroffen hat. Ich war sehr skeptisch, als man mir Physis erklärte. Ich fragte mich schon, ob modellierte Klänge nicht unglaublich synthetisch klingen müssten, jedoch war beim Probespiel an der Concerto jede Sorge wie weggeblasen. Jetzt warte ich sehnsüchtig auf das neue Instrument, das wohl im Februar kommen wird, gerade jetzt wo die Kirchen so kalt sind, dass das Üben teils eine Qual ist.

Vielen Dank an alle, die hier schreibend meinen Weg mit beeinflusst haben. Ich hoffe, dass ich hier in Zukunft vielleicht selbst etwas Produktives beitragen werde können.

Vielen Dank für die freundliche Begrüßung.

Die statistische Wahrscheinlichkeit gleich zwei "Nachbarn" zu treffen ist ja eigentlich verschwindend gering. Umso erstaunter und erfreuter bin ich.

Zitat von Festival Trumpet 8

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P.S.: Gelegentlich sollten wir Frankenberger uns mal treffen um über spezielle Orgelregister wie "Rauschwerk" und "Jerichotrompete" zu diskutieren. Prost:

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Aber immer gerne.