Physis: Fertige Intonationen

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18.02.2018 12:03 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:47)
avatar  Romanus ( gelöscht )
#16 RE: Physis: Fertige Intonationen
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von Aeoline

Sucht man die möglichst große Vielfalt der Klangerzeugung und -veränderung - dann landet man früher oder später bei Physis.


Oder - wenn man es sich leisten kann - bei Eminent und "Maestro Tonalis".
Wenn München - für ein Probespiel - nicht doch etwas entlegen wäre und ich mehr Zeit und Geld hätte oder ein uncleverer, kundenunfreundlicher Verkäufer im dortigen Musikhaus (der Gott sei Dank inzwischen nicht mehr dort arbeitet) mir im August 1997 das laute Ausprobieren einer mittelgroßen DCS in patziger Weise verboten hätte, würde ich wahrscheinlich eine Eminent mit der "Maestro Tonalis"-Software meiner Concerto - wenn nicht jeder Digitalorgel dieser Welt ! - vorziehen, denn damit kann man - soweit ich das aufgrund der mir vorliegenden Infos beurteilen kann - höchstwahrscheinlich wirklich jeden erdenklichen Orgelklang generieren.

Tatsache ist, mit den derzeit verfügbaren Physis-Intonationsparametern kann man längst nicht alles machen, sonst hätte ich bereits zuhause Riepp Ottobeuren, Silbermann Dresden oder auch eine vollklingende, spätromantische Pneumatik-Orgel ziemlich authentisch nachgebildet, denn ich habe wirklich sehr viele Stunden an meiner Concerto 234 herumintoniert in den knapp 3 1/2 Jahren, seit ich sie habe ! Die Stimmenbibliothek und die Intonationsmöglichkeiten sind ja genau die selben wie bei den größeren, teuren Modellen, letztere zeichnen sich nur durch mehr Manuale und Registerplätze, bessere Abstrahlung und größere, aufwendigere Spieltischgehäuse aus.
Als ich Herrn Gerlach vom Musikhaus Kisselbach vor nicht ganz 2 Jahren meine Hörbeispiele von wertvollen, historischen Pfeifenorgeln, die meinem Klangideal (voll und klar klingend, mit warm-leuchtenden und nicht schneidend-kratzenden Mixturen !) entsprechen, geschickt und er diese zusammen mit ein paar Kollegen von der Technik angehört hatte, räumte er selbst ein, dass solche Klänge mit den durchaus zahlreichen, in der Concerto-Registerbibliothek vorhandenen Mixturen nicht möglich sind.
Die "Wunsch-Mixturen", die ich mir auch gern einiges kosten lassen würde, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben, weil sich die Leute von Viscount nicht die Mühe machen und offensichtlich nicht einmal jene Mixtur-VCE-Dateien (gegen Bares !) herauszugeben bereit sind, die in der Viscount Unico, nicht aber in der Concerto vorhanden sind.

Davon abgesehen (auf die Gefahr, mich zu wiederholen) würde ich mir an Physis-Intonationsparametern dringend wünschen:

Attack Detune (Editieren der Verstimmung während des Einschwingvorganges)
Attack/Release Time (Editieren der Dauer der Ton-An- und absprache)
Chiff Volume (Editieren der Lautstärke der Anblase- und Ausklanggeräusche)
Einen mindestens 3x so großen Spielraum beim vorhandenen Parameter "Character" (siehe Johannus Intonat !)

Ich könnte mir übrigens sehr gut vorstellen, den vorhandenen Parameter "Release Detune" mit "Attack Detune" in einem einzigen Parameter "Attack/Release Detune" zu koppeln, denn schließlich macht es keinen Sinn, bei der Ton-Ansprache keine Verstimmung zu haben, bei der Absprache aber schon, das ist unnatürlich und widerspricht der Logik einer Pfeifenorgel !

Mein Traum wäre ein "Mixtur-Editor", mit dem sich die einzelnen Mixturchöre getrennt intonieren lassen (wie bei Johannus Intonat !) und als Krönung das individuelle Zusammenstellen von Mixturen aus (selbstverständlich voll intonierbaren) Einzelaliquoten mit beliebigem Festlegen der Repititionspunkte !

Trotzdem waren meine Intonationsstunden nicht vergebens, ich konnte auch mit den vorhandenen, internen Möglichkeiten, ja sogar ohne den Physis-Editor, den Klang meinen Idealvorstellungen deutlich annähern und möchte demnächst, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht mehr besser geht, meine 4 individuellen Styles in der aktuellen Version in unserer Intonations-Tauschbörse veröffentlichen, möglichst noch bevor Klaus seine Concerto in die Wüste geschickt hat !


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18.02.2018 13:06
#17 RE: Physis: Fertige Intonationen
cl

Welche Mixturen-VCE meinst Du denn genau?

Liebe Grüße vom Clemens

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18.02.2018 13:22 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
#18 RE: Physis: Fertige Intonationen
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Administrator

Zitat von Romanus

möchte demnächst, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht mehr besser geht, meine 4 individuellen Styles in der aktuellen Version in unserer Intonations-Tauschbörse veröffentlichen, möglichst noch bevor Klaus seine Concerto in die Wüste geschickt hat !


Lobenswert.
Und keine Angst. Ich habe derzeit keine Ambitionen, die schöne Concerto aus dem Haushalt zu entlassen.


Auf Orgelsuche.

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18.02.2018 13:41 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
#19 RE: Physis: Fertige Intonationen
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Gemshorn.... Genau das hatte ich mir gedacht. .
Nach langem Schweigen deinerseits teilst Du uns nun mit, daß Du Dich nicht von Deiner Concerto scheiden lassen wirst...
Hatte das auch nicht erwartet ..

Andere Frage:
Was meint ihr zur gebrauchten Concerto positiv 346 im Zwickau, 9.500 € VHB, EbaylKleinanzeigen?

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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18.02.2018 14:07 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
#20 RE: Physis: Fertige Intonationen
Ma

Hallo Roman,

herzlichen Dank für deinen ausführlichen Beitrag.

Die Frage ist wirklich, in wieweit die von dir genannten Punkte, insbesondere der Mixtureditor, der ja vermutlich eine komplette Systemumstellung nach sich zöge, sich für Viscount betriebswirtschaftlich auch nur annähernd rechnen würden.

Wenn sich die Sonus-Serie beispielsweise ggü. der alten Prestige (die ja keine schlechte Orgel ist, siehe Clemens‘ geniale Installation) wie geschnitten Brot verkauft, wird das Unternehmen vermutlich nicht ohne weiteres bereit sein, noch mal Hunderttausende (oder noch mehr?) in eine so umfangreiche Systemumstellung zu investieren. Da sind die Grenzkosten einer solchen Änderung niemals gedeckt. Beispiel: Wenn ich durch die Einführung der Sonus-Serie mit einem Investitionsvolumen (Entwicklung) von 2 Millionen 5.000 mehr Orgeln produziere (Zählen sind frei gewählt, ich habe keinerlei Ahnung von den tatsächlichen Verhältnissen), werde ich nicht nochmal 500.000 an zusätzlichem Aufwand in eine Änderung der Technik investieren, durch die ich im selben Zeitraum vielleicht 20 zusätzliche Kunden gewinnen könnte - und dabei hast du ja schon eine Viscount-Orgel!

Verstehe mich bitte nicht falsch, in diesem Thread soll Träumen erlaubt sein, aber diese Hyperpoweruserfunktionen, die dich noch etwas mehr zufrieden stellen würden, werden sich in den allermeisten Fällen einfach nicht rechnen, da sie nur für einen Bruchteil der Kunden (entscheidungs-)relevant sind. Genausowenig der von dir schon öfters hier und im Bauer-Nirvana-Forum geäußerte Gedanke, eine neue Orgelbaumarke gründen zu wollen; wenn du da von Null starten müsstest und keinen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung hast, würde ich dir eher dringend davon abraten ...

Wo ich aber durchaus Potential bei Viscount sähe, wäre, fertige Intonationen zu verticken, wie es Johannus mit dem „Live“-Konzept tut. Viscount bräuchte nur so eine Art italienischen Michael Klein (oder besser gleich das Original), d.h. jemanden mit genügend PO-Erfahrung, dranzusetzen und verschiedene Stildispositionen, die im Gegensatz zur Live eben kein konkretes Instrument zum Vorbild haben müssten, entwickeln zu lassen. Das wäre eine überschaubare Investition und sollte sich m.E. eigentlich rechnen; die Technik sollte dazu das Potential haben. Idealerweise könnte derjenige ja dann noch auf die Erzeugung neuer Klangdateien Einfluss nehmen ...

LG
Martin

Gloria Concerto 350 Trend

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18.02.2018 15:37 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
avatar  Romanus ( gelöscht )
#21 RE: Physis: Fertige Intonationen
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von clemens-cgn

Welche Mixturen-VCE meinst Du denn genau?


Das kann ich jetzt leider nicht sagen, ich hatte irgendwann vor ca. 2 Jahren mal Einblick in die Unico-Stimmenbibliothek (habe jetzt bei Kisselbach und auf meinem PC vergeblich danach gesucht) und dabei festgestellt, dass in der Unico-Bibliothek ein paar Mixturen mehr vorhanden waren als in der Concerto-Bibliothek und war daraufhin natürlich neugierig, ob sich unter diesen ca. 5 vielleicht genau jene verbergen könnten, die mir so fehlen.

Hat jemand hier eine Liste der Unico-Bibliothek ? Dann könnte ich sie mit meiner Concerto-Bibliothek vergleichen und die fehlenden Mixturen genau benennen.

Zitat von Martin78

Die Frage ist wirklich, in wieweit die von dir genannten Punkte, insbesondere der Mixtureditor, der ja vermutlich eine komplette Systemumstellung nach sich zöge, sich für Viscount betriebswirtschaftlich auch nur annähernd rechnen würden.

Wenn sich die Sonus-Serie ggü. der alten Prestige (die ja keine schlechte Orgel ist, siehe Clemens‘ geniale Installation) wie geschnitten Brot verkauft, wird das Unternehmen vermutlich nicht ohne weiteres bereit sein, noch mal Hunderttausende (oder noch mehr?) in eine so umfangreiche Systemumstellung zu investieren.


Hallo Martin,
so viel ich weiß, gab es früher schon mal einen Physis-Mixturenbaukasten, der vielleicht noch nicht ganz ausgereift, aber doch immerhin ein guter Ansatz war. Leider wurde dieser dann, anstatt ihn weiter zu entwickeln, völlig fallengelassen.

Ich habe keine Ahnung, was es kosten würde, die von mir o.g. Features nachträglich einzubauen, natürlich wäre es besser gewesen, das viel früher einzuplanen. Ich weiß nur, dass es so wie es z.Z. ist, einfach nur eine halbe Sache mit halben Funktionen (siehe Release Detune ohne Attack Detune) ist. Das verkaufstechnisch so effektive Märchen vom individuellen Traumklang ist einfach nur die halbe Wahrheit und das finde ich sehr schade, weil die ursprüngliche Intention, der eigentliche Sinn von Physis, damit nicht erreicht wurde.

Zitat von Martin78

Genausowenig der von dir schon öfters hier und im Bauer-Nirvana-Forum geäußerte Gedanke, eine neue Orgelbaumarke gründen zu wollen; wenn du da von Null starten müsstest und keinen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung hast, würde ich dir eher dringend davon abraten ...


Ich habe nach wie vor die Vision, mir fehlt nur noch der Plan und natürlich der Millionenbetrag.
Übrigens: Muss man denn wirklich von Null starten ? Das hat Kisselbach doch auch nicht getan.
Man müsste eigentlich nur eine bereits vorhandene, hochwertige Hardware nehmen, diese mit neuen, authentischeren Sounddateien bestücken und mit den Ohren eines echten Organisten (der weiß, wie eine historische Pfeifenorgel wirklich klingt !) intonieren.
Okay, im Moment vielleicht nur ein Traum, aber alles, was Menschen in dieser Welt je erreicht haben, war irgendwann nur ein Traum und wer keine Träume mehr hat, der ist wirklich alt.

Zitat von Martin78

Wo ich aber durchaus Potential bei Viscount sähe, wäre, fertige Intonationen zu verticken, wie es Johannus mit dem „Live“-Konzept tut. Viscount bräuchte nur so eine Art italienischen Michael Klein (oder besser gleich das Original), d.h. jemanden mit genügend PO-Erfahrung, dranzusetzen und verschiedene Stildispositionen, die im Gegensatz zur Live eben kein konkretes Instrument zum Vorbild haben müssten, entwickeln zu lassen. Das wäre eine überschaubare Investition und sollte sich m.E. eigentlich rechnen; die Technik sollte dazu das Potential haben. Idealerweise könnte derjenige ja dann noch auf die Erzeugung neuer Klangdateien Einfluss nehmen ...



Ich glaube, mit dieser halben Technologie (sorry, aber genau das ist es für mich !) bringt das nix. Da würde sich auch der beste "Michele Piccolo" nur vergeblich bemühen.
Wie schon gesagt, kann man mit Physis auf dem derzeitigen Stand eben NICHT jeden beliebigen Orgelklang generieren, die berühmten, historischen Vorbilder können damit nicht erreicht werden und das wissen die Viscount-Physis-Macher wohl.
Ich würde für eine halbe Sache von Intonation, die angeblich ein bisschen so ähnlich wie Silbermann klingen soll (und die ich selbst vermutlich mindestens genausogut hinkriege) jedenfalls nicht 100 EU oder mehr bezahlen, aber für nur ein einziges Register, das so klingt, wie ich mir eine Mixtur vorstelle, sehr wohl und sehr gern !


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19.02.2018 22:01 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
#22 RE: Physis: Fertige Intonationen
cl

Hallo Rankett,
was bitte hat Deine Äußerung bei den fertigen Intonationen zu suchen ?
Das gehört bitte in den Marktplatz immer noch .

Liebe Grüße vom Clemens

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19.02.2018 22:36 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:48)
#23 RE: Physis: Fertige Intonationen
Ma

Hi Clemens,
dann müsstest du fairerweise auch Canticus an en, der die Frage hier gestellt hatte ...

Gloria Concerto 350 Trend

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19.02.2018 22:50 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:49)
#24 RE: Physis: Fertige Intonationen
cl

Ich kann hier von Canticus nix entdecken....
Für den anderen Fall gilt der halt virtuell als erteilt

Liebe Grüße vom Clemens

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06.03.2018 11:45 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:49)
#25 RE: Physis: Fertige Intonationen
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Administrator

Viscount hat inzwischen Aufholbedarf.
Erst heute wurde im Nachbarthread gepostet, dass Johannus abermals ein Schnitger-Set für die LiveIII herausgebracht hat. Physis hingegen stagniert. Die hier bereits mehrmals angedachten gebrauchsfertigen Intonationen wären allmählich auf die Tagesordnung zu setzen... finde ich.


Auf Orgelsuche.

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06.03.2018 13:40
avatar  Michal ( gelöscht )
#26 RE: Physis: Fertige Intonationen
Mi
Michal ( gelöscht )

Es ist nicht gut, wenn man eigentlich eine Samplingorgel möchte, weil man den absolut exakten Klang einer realen speziellen Orgel auf Tastendruck abspielen möchte (also ein digitales Wohnzimmerabbild einer bestimmten "echten" Vorbildorgel haben möchte) und stattdessen eine Physisorgel hat. Das macht auf Dauer nicht glücklich oder zumindest sehr, sehr viel Arbeit.

Eine Physisorgel ist per Ursprung und Idee eine reale, eigenständige digitale Pfeifenorgel. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie macht dasselbe wir echte Pfeifen (mit dem drum und dran), nur halt nicht mit Luft sondern mit Null- und Eins-Algorithmen. Wie bei einer echten Pfeife (oder einer Vielzahl derer in einem Gehäuse mit drum und dran) braucht es einen Menschen, der aktiv dieses Ding so programmiert, also intoniert, dass es so klingt wie es gewünscht ist und - vor allem auch - wie es in den spezifischen Raum passt.

Die Physisorgel ist also - zum hundertsten Male - kein CD-Player sondern ein Orgelindividuum.

Um es dem Händler oder befähigten Orgelspielern nicht ganz so schwer wie einem "echten" Pfeifenorgelintonateur zu machen gibt es länder-, händler- und modellspezifische Voreinstellungen. Wobei sinniger Weise die Orgel mit einer höchst umfangreichen Stimmenbibliothek (also wiederum Grundeinstellungen bestimmter Pfeifengattungen) speziell für diese landes-, händler- und stiltypischen Konfigurationen ausgestattet ist.
Um es noch einfacher zu machen, lässt man den User nicht an den grundlegenden Algorithmen schrauben, die teilweise mannigfaltige Auswirkungen haben (also eben so, wie wenn eine Pfeife eine andere Konstruktion hat, dann passiert ja auch nicht nur ein einzelner spezieller Effekt, sondern es verändern sich viele Dinge). Man lässt nur an (in mehr oder weniger sinnvoller Weise) benannten Klangeinstellungen schrauben, die es erlauben bestimmte Vorlieben für bestimmte Pfeifentypen ohne große Fachkenntnis (weder der digitalen, noch der physikalischen) umzusetzen.

Für Plug & Play ist die Orgel bereits vor intoniert und bietet entsprechende Stile und einen entsprechenden Klang (wenn man das richtige Modell) gekauft hat.

Man kann mit PM zwar bestimmte reale Pfeifenorgeln nachahmen, aber eine exakte Kopie wird schwierig oder zumindest sehr zeitaufwendig. Sinn ist es nur den Typ einer bestimmten Orgelgattung mit bestimmten Registergattungen als Basis eines eigenständigen Instruments anzubieten.

Das Ziel, das man haben sollte, wenn man eine Physisorgel kauft, sollte also sein, ein echtes individuelles Musikinstrument sich nachhause oder wohin auch immer zu stellen. Keinen CD-Player. Kein Abbild sondern ein (Musik)Instrument im Sinne des Wortes.

Ich verstehe echt nicht wieso das hier in diesem Pfeifenorgelkontext so schwer zu verstehen ist. PM wurde beispielsweise auch eingesetzt um Hammondorgeln in digitaler Bauart zu produzieren (weil die alten mechanischen ja immer teurer, seltener, reparaturaufwendiger und vor allem sehr schwer und kaum transportabel werden bzw. sind).
Niemand ist da (meines Wissens und Lesens) je beim Kauf eines solchen digitalen "Klons" auf die Idee gekommen, genau die Orgel, bzw. den Orgelklang eines bestimmten Instruments, das z. B. Jimmy Smith im Jahre X bei der Aufführung am x-ten auf der x-beliebigen Bühne gespielt hat zu kaufen.
Man kann dran rumschrauben und kann diesen Sound sehr nahe kommen, aber man hat de facto eine eigenständige digitale Hammond zuhause, die nur so klingen will wie ein bestimmter Hammondtyp (modell- und baujahrspezifisch, aber auch ausstattungs- und verstärkerspezifisch, wie auch lautsprecherspezifisch und alterungsspezifisch). Also schon sehr spezifisch, aber eben kein exaktes Abbild oder eine exakte historische Reproduktion. Sondern einfach nur eine saugut klingende Hammond, die - obwohl digital - sehr, sehr lebendig (!) ist und keine immer gleichen Töne aus einem CD-Player donnert.

Aber zugegeben ich habe auch Hauptwerk. Weil so eine richtige historische Orgel mit allen originalen Traktur- und Gebläsegeräuschen und der Akustik genau dieser alten Kirche ist im Wohnzimmer auch mal ganz cool. Die fette Skinner passt aber bei mir akustisch irgendwie schon nicht mehr so richtig in die Bude (da hilft dann nur noch der Kopfhörer).

LG
Michal


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06.03.2018 14:52 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:49)
avatar  Michal ( gelöscht )
#27 RE: Physis: Fertige Intonationen
Mi
Michal ( gelöscht )

abgesehen, dass ich gerade im obigen Posting noch etwas abgeändert habe, möchte ich noch folgendes ergänzen:

Man sollte bei Samplingorgeln generell unterscheiden.

Solche, die speziell für ein Orgelmodell oder einen Stil des Modells angefertigte Samples verwenden um auf Basis eines aufgenommen Pfeifenklangs durch Bearbeitung der Tonschnipsel und Anpassung an das Instrument (und seinen Einsatzzweck, also nicht zuletzt der Instrumentengröße) einen eigenen Orgelmodellklang zu erzeugen. Das sind wohl die meisten Samplingorgeln. Ich würde sagen, die haben die gleiche Maßgabe wie die PM-Orgeln, aber halt mit anderen Mitteln umgesetzt.

Dann gibt es solche wie die Neueren (Live, Hymmersive und letztendlich natürlich auch Hauptwerk & Co.), die sich zum Ziel gesetzt haben ein realexistierendes Vorbild digital zu klonen - hier ist der Name "Klon" Programm (bei den "Hammond-Clones" ist die Bezeichnung "Klon" irreführend, da eben keine spezifische Hammondorgel kopiert wurde. Ich vermute die Bezeichnung stammt aus Amiland und die machen sich bei der Namensgebung bekanntermaßen ja keine so tiefgründigen Gedanken - siehe "Wintzigweich")

Dass es schwierig ist ohne viel Bastelei und Ahnung von der Materie eine Hauptwerkslösung mit großen Samplesets in Livelautstärke ins Wohnzimmer zu bringen dürfte bekannt sein. Das ist m. E. der Grund warum Johannus mit gewissen Argumenten die Live gar nicht erst zur Raumbeschallung konzipiert hat, sondern vielmehr sehr erfolgreich versucht hat einen unsichtbaren Kopfhörer über die Orgel zu hängen. Das ist meiner Meinung auch das Konzept bei den Viscount-Surroundorgeln - nur dass man letzteren (die Hymmersive sowieso ausgenommen) nicht so sehr den Dampfhahn abgedreht hat. (Wobei Dampfhahn natürlich schon wieder die falsche Bezeichnung ist, es handelt sich ja nicht um eine Calliope. Also Lufthahn. Auch falsch. Windhahn. Den gibt es ja nicht. Also bleibe ich bei Dampfhahn).
So und Calliope ist gleich das richtige Stichwort zum Abschluss - da beißt's nämlich bei meiner Unico endgültig aus - Hauptwerk kann's!

Was lernen wir aus der Geschichte: wer eine Dampforgel will, sollte sich keine Unico kaufen!

LG
Michal


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07.03.2018 16:01
#28 RE: Physis: Fertige Intonationen
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Administrator

Wie immer ein hochinteressanter Aufsatz über Wesen und Ziel von Physis, lieber Michal.
Falls es als Antwort auf meine ungeduldige Frage nach fertigen Intonation gedacht war, sehe ich mich leider missverstanden.
Eine fertige Intonation, wie ich sie verstehe, ist keine Kopie einer Orgel X aus der Stadt Y, sondern - meiner Auffassung nach - allenfalls eine Orgel in der Ästhetik oder im Stile von Orgelbauer Z.
Dass Viscount selber diesen Weg nicht so ganz abwegig findet, dürften die ehemals per Update eingeschleusten SLB-Mixturen (Silbermann) dokumentieren.
Wem auch noch das Nachspüren einer Ästhetik zu weit geht (was ich dann aber nicht mehr nachvollziehen kann), der kann noch bescheidener nach weiteren "fertigen Intonationen" im Sinne jener 4, die in den Orgeln bereits ab Werk programmiert sind, fragen.
Hoffe, das trägt zur Verdeutlichung meines Anliegens bei.


Auf Orgelsuche.

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07.03.2018 16:25
#29 RE: Physis: Fertige Intonationen
Ma

Ich verstehe, was du meinst! Bzgl. der Silbermann-Mixturen denke ich aber, dass es sich um genau die handelt, die wir heute in den Concertos usw. haben, die also die Putzfrauen-Mixturen ersetzten. Typisches Werbesprech halt.

Gleichzeitig kann ich Michal beipflichten, dass die Viscount-Orgeln durchaus originäre Instrumente darstellen, vielleicht eher als die anderer DO-Systeme. Da stellt sich mir aber die Frage, warum die Johannus-Kircheninstallationem in der Vergangenheit die der Viscount-Instrumente zahlenmäßig überstiegen - jedenfalls war dies mein Eindruck bei den entsprechenden Referenzen auf der Kisselbach-HP. Hat Johannus bessere Komplettpakete im Angebot (gehabt)?

Gloria Concerto 350 Trend

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07.03.2018 19:14 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2019 20:49)
avatar  Michal ( gelöscht )
#30 RE: Physis: Fertige Intonationen
Mi
Michal ( gelöscht )

Ja, sorry Gemshorn, ich hatte Dein Anliegen etwas missverstanden. Eventuell habe ich hier versehentlich im Geiste was beigemischt wo ich woanders im Forum von einem nicht ganz zufriedengestellten Physis-Nutzers gelesen hatte.
Wenn die Forderung ist weitere Basis-Stile (zu den bereits bestehenden vieren) anzubieten - also beispielsweise Barock-No.2 oder Barock-SLB oder sowas, dann ist das eine legitime Forderung!!!

Ich komme ja aus der Hammond-Ecke und weniger aus der Kirchenorgelfraktion. Bei Tonradorgeln spricht man von "Presets". Also ab Werk voreingestellten (und abänderbaren) coolen Sounds, die natürlich so ähnlich wie die vom XX oder XY klingen und sogar oft deren Namen, also beispielsweise "Lord", "Preston" oder "Jimmy" etc. haben (da geht es nicht nur um die Zugriegeleinstellungen, sondern auch um die Verstärkung, Verzerrung, Orgeltyp und Lautsptrecher-Kombinationen).
Also fertige "Gerichte", die aus geschickter Mischung der zur Verfügung stehenden Zutaten gekocht werden, die den ein oder anderen Hobbykoch vielleicht überfordern würden, wenn er sie auf sich selbst gestellt herstellen sollte, noch zumal er dann die Zutaten erst mal kennen, also analysieren und ggf. modifizieren müsste. Auch kann der Hersteller noch neue Zutaten bei geben, die dann noch ganz andere Dinge ermöglichen wie beispielsweise einen Combo-Orgel-Sound à la "Manzarek" oder gar Richtung Wersi z. B. "Wunderlich" oder "Zehnpfennig" (das ginge mit Standard-Hammond-Zutaten so nicht).

Ja das ist legitim und machbar und mit nur 4 Presets, da würde man sich bei den Hammondclones aber nicht zufrieden stellen lassen. Also ganz korrekt: lasst euch nicht mit nur 4 Styles abspeisen!

Ich unterschreibe also gerne, dass wir von Viscount noch mehr "Styles" zur Auswahl haben möchten.
Das ist was ganz anderes, als wenn ich fordern würde die Skinner aus der First Congregational Church (oder überhaupt eine originale Skinner) auf Physis-Basis angeboten zu bekommen.
Dass dann ein Barock-Style so richtig "SLBmäßig" klingen kann ist ja OK und machbar.

Nur ich denke, dass Viscount da Handlungsspielraum für die Händler mit eingeplant hat (die müssen sich im Internet-Bestellzeitalter doch auch behaupten können).

Mit den Concertos wird ja genau das auch genützt.

Vielleicht sollten also hier eher noch mehr Händler etwas in Bewegung kommen und individualisierte Orgeln anbieten oder mehr Styles bei Viscount ordern, die sie dann an ihre Kunden als "Upgrades" verkaufen können (das bietet Wersi beispielsweise seit vielen Jahren erfolgreich so an - da kann man einfach eine "James Last Edition", "Franz Lambert Edition", "Portamento-Sounds", "CD-Orgel Soundpaket" oder ein "Analog-Orgel Soundpaket" dazukaufen).

Ja, in dieser Richtung gibt es tatsächlich noch Potential bei Physis. Der "Kochherd" ist schon drin - fehlen noch gute "Köche", die ihre "Rezepte" dann anbieten.

Mein Vorwurf an Viscount lautet aber ein wenig anders. Denn die Rezepte könnte man im Internetzeitalter problemlos tauschen, bzw. man könnte sich Mühe machen welche zu kochen/programmieren und dann zu verteilen, wenn alle Physis-Viscount-Orgeln mit den gleichen Zutaten bestückt wären (Stimmenbibliothek). Ist aber leider nicht so. Beispielsweise Aeolines ACC-Style kann ich, obwohl ich auch eine Unico habe, nicht verwenden (also einspielen kann ich sie schon, aber das Ergebnis ist ein anderes). Das ist blöd und macht viele tolle Möglichkeiten zunichte.
Allerdings muss man halt auch bedenken, dass diese Orgeln in die ganze Welt verkauft werden müssen und da gilt es halt sehr unterschiedliche Ansprüche zu befriedigen und alles kann in einer Orgel halt nicht drin sein (man kann nicht alles haben). Die Universalorgel, mit der man alles machen kann, wird es also kaum geben können.
Ein Händler, der aber vornehmlich in einem Land oder einer Region verkauft, könnte das schon realisieren! Meines Wissens ist aber nur ein, hier im Forum wohl bekannter, Händler hier rührig (mein größter Beifall). Ich lasse mich aber gerne belehren sollte es noch andere geben!

LG
Michal


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