also vorher stand wohl das da:

https://wilhelmshaven.nak-nordost.de/db/...en-Orgel-ist-da

Die AHLBORN-Nummer muss also schon was her sein ...

Am Sonntag, 16.02.2020 war in der NAK Wilhelmshaven Tag der Offenen Tür.

Ich gebe zu, ich bin mit gemischten Gefühlen nach WHV gefahren: Kann ein Konzept, das eine 15-Register-Sauer-Orgel mit einem symphonischen Instrument kombiniert wirklich funktionieren?

Ich war etwa eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn da und wurde - wie hier üblich - musikalisch empfangen: Das gemeindeinterne Musikensemble ("Orchester" etwas mehr als 20 Mitglieder) musizierte zusammen mit der Orgel. Klangtechnisch war sofort klar, dass hier nicht die übliche digitale Lösung gewählt wurde, sondern eine PO erklang.

Die orgelarme Liturgie eines NAK-Gottesdienstes erlaubt nicht wirklich Aussagen über das Instrument, das ausschließlich zur Begleitung der singenden Gemeinde verwendet wurde. Hier erweist sich die Orgel als gut tragfähig (ca. 400 anwesende GD-Teilnehmer).

In der Mittagszeit wurde das Instrument von den Orgelbauern vorgestellt - zunächst die PO-Register, wobei deutlich wird, dass das Instrument auch ohne den digitalen Teil für die reguläre Gemeindeversorgung absolut ausreichend wäre. Nun wurde es aber spannend, denn nun wurde der digitale Teil vorgestellt, auch in Kombination mit PO-Registern - die Anpassung ist hervorragend gelungen, festzustellen was digital, was Pfeife ist, ist mir nicht wirklich möglich gewesen.
Mit zunehmender Aufregistrierung vor allem im Tutti und in tuttinahen Bereichen empfinde ich dass die Grenzen der Lautsprecherleistung erreicht ist - was die Orgelbauer aber vehement verneinen. Da solche Registrierungen aber praktisch nie benutzt würden kein wirkliches Manko. O-Ton der Orgelbauer anlässlich der Vorstellung für die gemeindeinternen Organisten: Aus dem Kleiderschrank wählt man ja auch gezielt aus und zieht nicht alles auf einmal an ...

Technisch verwendet die MIXTUUR-eigene Tonabstrahlung eine 16-kanalige Abstrahlung (14.2), die von 44 Verstärkerkanälen à 180W befeuert werden. Die LS sind auf zwei Ebenen im Gehäuse der SAUERorgel integriert und strahlen gerade in den Kirchenraum (in ca. 3 und 5m Höhe). Ein Frequenzspektrum von 16-25.000 Hertz wird abgestrahlt.

Das Instrument hat 15 PO- und 59 gesamplete Register mit einer 32x999-Setzeranlage, Normal- und Sub- und Superkoppeln sowie einen Zimbelstern. Die gesampleten Register verfügen über keinerlei Eigenhall, hier wirkt auch wegen der Nutzung der PO-Register ausschließlich der eigene Raumhall - deshalb bot sich hier auch die KUHNsche Saalorgel als Basis an.

Stimmungsdifferenzen zwischen der PO und Digitalisat werden automatisch über Sensoren registriert und entsprechend angepasst, so dass des keinerlei Abweichungen gibt.
Bei der Intonation wurde die KUHN-Orgel der SAUER angepasst, so dass kein wirklicher Bruch erkennbar ist, PO- und Digitalisat sind auch beide ins Registercrescendo integriert.

Das nachmittägliche Konzertprogramm (Orgel und Kammerchor WHV) wurde vom Wilhelmshavener ev. Kantor Markus Nitt (Konzertexamen) bestritten. Hier erst wurde deutlich, was das Instrument wirklich leistet.
J.S.Bachs Präludium Es BWV 552 kommt gut plastisch rüber (wie das so eine Universalorgel eben kann), hier wird auch deutlich dass die 32' Kontraposaune tatsächlich im Raum präsent und nicht nur "heiße Luft" ist.

Im anschließenden SINGET DEM HERRN EIN NEUES LIED von Michael Porr (*1967) für Chor und Orgel - ein tolles Stück Musik für diese Kombination (bei Butz erschienen) zeigt sich mit der filigranen spielerischen perfekt abgestimmten Orgelbegleitung was klangtechnisch in dem Instrument steckt. Der wahrhaft symphonische Charakter wurde bei Karg-Elerts 2 Choralbearbeitungen über SOLLT ICH MEINEM GOTT NICHT SINGEN deutlich. In der ersten "mystischen" Bearbeitung op.65 Nr. 22 überzeugt der mächtige Streichchor mit den Sub- und Superkoppeln. Da die SAUER über kein Schwellwerk verfügt sind die schwellbaren Manuale II + III rein digital und die leisten grandioses! Die zweite - kräftige Bearbeitung op.78. Nr. 17 - zeigt die ganze Majestät des Instrumentes. Später gabs dann noch Vierne's FINALE aus der 1. Symphonie D op 14 (nicht meine Musik, sorry).

Fazit: für den regulären Gottesdienstbetrieb überdimensionertes Instrument, für die konzertante Nutzung (die gewährleistet ist) optimal auf den Raum abgestimmt. Empfehlung: unbedingt live erleben - aber dann im Konzert ...

LG Bernd

Ergänzung: Das zeigt, dass "Hauptwerk"lösungen nicht nur kopfhörer- und wohnzimmer- sind, sondern durchaus auch kirchentauglich sein können, wenn nicht am falschen Ende gespart wird (hier: die Abstrahlung)

Hier ein neuer Klangeindruck:

https://www.youtube.com/watch?v=WJXiATDqOws

und hier:

https://www.youtube.com/watch?v=fD93mrBWjb4