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Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
#1 Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Hallo Zusammen,
da der Ursprungsthread automatisch geschlossen wurde, mache ich ein neues Thema auf.
Nun ist das erste Kirchenjahr seit Einführung der Perikopenrevision sowie der neuen Wochenliederordnung vergangen und es interessiert mich, welche Erfahrungen ihr gemacht habt.
Meine (EKvW, "tief im Westen") sind recht kurz zusammengefasst: Von den neuen Wochenliedern ist mir im vergangenen Jahr kein einziges begegnet, ebenso habe ich an keiner Orgel, an der ich Dienst hatte das Ergänzungsheft zum EG oder das dazugehörige Begleitbuch vorgefunden. Diejenigen Pfarrer, die ich auf die geänderten Wochenlieder angesprochen habe, hatten davon noch nichts mitbekommen.
Wie sieht es bei euch aus? Finden die Lieder aus dem Ergänzungsheft und die "neue Ordnung" Akzeptanz bei Pfarrern und Gemeinden?
Viele Grüße
Trompetendulzian
#2 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #1
Wie sieht es bei euch aus? Finden die Lieder aus dem Ergänzungsheft und die "neue Ordnung" Akzeptanz bei Pfarrern und Gemeinden?
Hier, tief im Südwesten haben viele Gemeinden als Ergänzung zum EG ein neues Liederbuch mit 224 neuen Liedern (inklusive allen neuen Wochenliedern, die nicht in den Gesangbüchern der beteiligten Landeskirchen stehen) plus Psalmen und liturgischem Kalender angeschafft. Das Buch wurde gemeinsam von den Landeskirchen Württemberg, Baden, der Pfalz und Elsass-Lothringen zusammengestellt. Umfangreiches Begleitmaterial für Instrumente, Chöre und Bands gibt es auch.
Je nach Pfarrer oder Pfarrerin sind die »Neuen Lieder« pro Gottesdienst mindestens einmal, aber durchaus auch drei- oder viermal auf dem Liedblatt vertreten – mir nicht zur Freude, da häufig NGL-Lieder.
Was ich dabei bemerkt habe: Die neuen Lieder werden oft oberflächlich nach den Texten ausgesucht, Ursprung und Melodien der Lieder scheinen zweitrangig zu sein. So habe ich schon eine Pfarrerin darauf aufmerksam gemacht, dass das ausgewählte Lied auch bei jedem Spiel des FC Liverpool und Borussia Dortmund von den Fans gegrölt wird …
#3 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat von Mark Elert im Beitrag #2
... So habe ich schon eine Pfarrerin darauf aufmerksam gemacht, dass das ausgewählte Lied auch bei jedem Spiel des FC Liverpool und Borussia Dortmund von den Fans gegrölt wird …
dann sollte der Bekanntheitsgrad ausreichend hoch sein ...
#4 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Im Bereich, den ich überschaue, werden die Wochenlieder meistenteils aus der neuen Perikopenordnung genommen, sofern sie den Gemeinden aus Stammteil oder Regionalanhang bekannt sind. Das trifft auf einen Großteil der Lieder zu. Meistens hat sich ja nur die Sortierung geändert. Die paar "neuen" Hopsassa-Liedchen im Beiheft ignorieren wir.
Denn in ein mglw. erneuertes EG schaffen sie es wohl eher selten. Bis es dazu kommt, werden vermutlich andere Säue durch's Dorf getrieben. Ich erspare mir und Euch Vermutungen. Denn allzu oft sind meine apokalyptischen Visionen von heute spätestens übermorgen schmerzliche Realität ...
Als einschneidende "Reform" wurde die Neuordnung nach meiner Beobachtung übrigens nicht empfunden. Die Presbyterien mussten dafür ihre Agenden nicht ändern. Diskussionen darüber habe ich jedenfalls nicht wahrgenommen.
LG
Michael
#5 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #4
Als einschneidende "Reform" wurde die Neuordnung nach meiner Beobachtung übrigens nicht empfunden. Die Presbyterien mussten dafür ihre Agenden nicht ändern. Diskussionen darüber habe ich jedenfalls nicht wahrgenommen.
Es gibt laut dieser Übersicht nur einen Punkt, der tatsächlich zu einer Umsortierung der liturgischen Stücke führt und zwar die geänderte Funktion des Hallelujas:
Zitat
Das „Halleluja“ (und der dazugehörige Halleluja-Vers) ist nun die Einleitung zur Evangeliumslesung und nicht mehr die Antwort der Gemeinde auf die Epistellesung. Diese Funktion ist die historisch ursprüngliche, und sie entspricht der Praxis in den Kirchen der Ökumene.
Mir liegt das neue Gottesdienstbuch noch nicht vor (die Taschenausgabe ist immer noch nicht erschienen), jedoch müssten dann Wochenlied und Halleluja nach der Epistel / AT-Lesung gegenüber der bisherigen Reihenfolge vertauscht sein, sofern denn eine Evangeliumslesung folgt. Wenn keine Evangeliumslesung stattfindet, fällt demzufolge das Halleluja aus.
Hier in Westfalen ist in den meisten mir bekannten Gemeinden nur eine Lesung üblich und es wird immer mit dem Halleluja darauf geantwortet, egal ob es sich um Epistel, AT oder Evangelium handelt. Ich habe allerdings noch keine Gemeinde erlebt, die seit dem 1. Advent 2018 das Halleluja vor das Evangelium gelegt und bei Epistel / AT-Lesung ausfallen lassen hätte.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich daran, dass während meiner Studentenzeit in Münster/Westf. das Evangelium noch mit "Ehr sei dir, o Herre / Lob sei dir, o Christe" umrahmt wurde, während zu meiner Schulzeit in Hannover und Umgebung schon auf das Evangelium mit dem Wechselruf "Ehre sei dir, Herr / Lob sei dir Christus" geantwortet wurde, wie es, wenn ich mich nicht täusche mit dem Evangelischen Gottesdienstbuch 1999 eingeführt wurde. Hier mahlen die Mühlen anscheinend geringfügig langsamer.
Bei der westfälischen Variante der Evangeliumsrahmung müsste man nach der Neuordnung jetzt also Halleluja und "Ehr sei dir, o Herre" direkt aufeinander folgen lassen. Das erschiene mir schon ziemlich schräg.
Viele Grüße
Trompetendulzian
#6 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
In der gemeindlichen Praxis gibt es hierzulande eine Lesung, auf die ein Halleluja folgt. Der "Rahmen" des Evangeliums ist längst abgeschafft. Bis 2006 amtierte an einer Wetzlarer Kirche ein Pfarrer, der eine fast anglikanisch anmutende "Hochliturgie" feierte. Da war man als Organist ständig beschäftigt mit dem Begleiten liturgischer Stücke. (Was ich durchaus reizvoll fand.) Als er in den Ruhestand ging, wurde aus bis dahin fünf eigenständigen Gemeinden eine einzige Stadtkirchengemeinde gebildet, deren Presbyterium eine einheitliche Agende beschlossen hat.
LG
Michael
#7 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
In der Praxis hat sich nach meiner Ansicht in meinem Wirkungsbereich nichts geändert. Natürlich ist die geänderte Leseordnung eingeführt und gültig. Rein musikalisch hat sich durch die neuen Wochenlieder wenig getan aus mehreren Gründen:
1. Viele Wochenlieder sind ja doch gleich geblieben und häufig nur durch einen weiteren Alternativvorschlag ergänzt worden.
2. Ein Schwung neu gesungener Lieder kam in den hessischen Kirchen schon 2017 durch die Einführung des EG+, das auch viele der neuen Lieder enthält. Somit haben die neuen Wochenlieder so kurz danach keinen neuen Schwung mehr auslösen können.
3. Viele Liturgen wollen einfach lieber ihre (an Zahl häufig überschaubaren) Lieblingslieder Sonntag für Sonntag unterbringen und ließen sich da weder von den alten noch lassen sie sich von den neuen Wochenliedern beirren.
An den Gottesdienstordnungen wurde hier auch nichts gerüttelt. Ich glaube, dass die meisten Gemeinden hier froh sind, wenn eine Liturgie mal halbwegs "läuft" und man da nur ungerne ohne Not Verwirrung stiftet. Viele Orte haben hier außerdem lokale Traditionen, deren Pflege häufig Vorrang hat.
#8 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat
Allerdings gehört da auch eine eigene Klavier-Spiel-Technik dazu. Wir haben hier einen Kollegen (Laie), da klingt die Begleitung von NGL auf dem Klavier super. Ich kann das nicht.
[kommt aus dem alten faden -- keine ahnung, warum der zu ist?]
ich wundere mich immer über die aussage, dass dies und jenes lied mit klavier viel besser ginge. also ich selber kann es sowieso nicht gut am klavier, und bei könnern höre ich dann durchaus tolle versionen für klavier, aber auch für orgel.
--
zurück zum resümee: der ergänzungsband ist mir noch nicht begegnet, vermutlich ist er für die landeskirche bayern offiziell abgesagt, da "wir" seit ca. 2011 einen anderen ergänzungsband haben (kommt, atmet auf). in dem heft sind gemischte lieder, also sowohl ngl-schlager als auch highlights aus anderen kirchen, z.b. gab es für weihnachten joy to the world und hark the heralds angel (in übersetzungen). das sind natürlich schöne bereicherungen.
änderungen hinsichtlich halleluja (ohne vers, das gibt es hier i.d.r. nicht mehr) habe ich nicht wahrgenommen. die anzahl der lesungen variiert hier je nach gemeinde und gottesdienst, halleluja folgt nach AT-lesungen (je anch gemeinde unterschiedliche melodien, auch im eg-regionalteil gab es einen melodiewechsel irgendwann).
#9 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat von 2nd_astronaut im Beitrag #8
[kommt aus dem alten faden -- keine ahnung, warum der zu ist?]
Es gibt anscheinend eine Inaktivitätsfrist, nach der Threads automatisch geschlossen werden.
Zitat von 2nd_astronaut im Beitrag #8
änderungen hinsichtlich halleluja (ohne vers, das gibt es hier i.d.r. nicht mehr) habe ich nicht wahrgenommen. die anzahl der lesungen variiert hier je nach gemeinde und gottesdienst, halleluja folgt nach AT-lesungen (je anch gemeinde unterschiedliche melodien, auch im eg-regionalteil gab es einen melodiewechsel irgendwann).
Hier wird zunächst das Halleluja mit Vers vom Lektor vorgelesen und dann antwortet die Gemeinde noch einmal mit dem gesungenen Halleluja. Irgendwann gewöhnt man sich daran.
#10 RE: Ein Jahr Liturgiereform in der EKD - Eure Erfahrungen
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #6
Bis 2006 amtierte an einer Wetzlarer Kirche ein Pfarrer, der eine fast anglikanisch anmutende "Hochliturgie" feierte. Da war man als Organist ständig beschäftigt mit dem Begleiten liturgischer Stücke. (Was ich durchaus reizvoll fand.)
In einem Dorf in der Nähe meines Heimatortes habe ich das genaue Gegenteil erlebt. Dort wurde der Gottesdienst in Form der lutherischen Messe gefeiert und der Organist (ich war damals ungefähr 16 oder 17) war nur für Vor- und Nachspiel und die Liedbegleitungen zuständig. Sämtliche liturgischen Gesänge wurden von Diakon, Pastor und Gemeinde a cappella gesungen und es hat funktioniert!
In meiner Gemeinde (rheinische Kirche) hat sich bis auf die Leseordnung ebenfalls nichts geändert. Von den vorgeschlagenen Wochenliedern wurde und wird ohnehin nur in seltenen Fällen Gebrauch gemacht, auch das Halleluja findet nach wie vor seinen Platz nach der (einzigen) Schriftlesung.
Nach einem Ergänzungsheft besteht auch kein Bedarf, da wir schon seit Jahren ein Liederbuch mit einem größeren Anteil neuerer Lieder als Alternative (nicht Ergänzung) zum EG eingeführt haben.
Nichts Neues unter der Sonne also.
LG
Christian
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