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Digitalorgel für Orgelunterricht?
#1 Digitalorgel für Orgelunterricht?
Hallo miteinander,
zu meinen Aufgaben als Bezirkskantor gehört die Erteilung von Orgelunterricht, was mir auch viel Freude bereitet. Weniger Freude bereitet das Unterrichten in der kalten Jahreszeit bei Temperaturen von 2 - 7°C. Die Zungen sind nicht verwendbar, die Traktur macht Probleme und wenn man mehrere Schüler am Stück hat wird es doch bei mehreren Stunden zu einer Zumutung, da man dabei auch nicht viel Bewegung hat. Die gängigen Methoden der Spieltischbeheizung sind meines Wissens nach sämtlich dazu optimiert eine übende Person zu beheizen, aber das Setting Orgelunterricht mit einer weiteren Person neben oder hinter der Orgelbank wird nicht berücksichtigt. Zuhause unterrichten will ich ungerne, da derzeit aus Platznot die Gloria Concerto 350 das Schlafzimmer bewohnt, wo ich nicht unbedingt alle möglichen Schüler hereinlassen muss.
So sprach ich vor ein paar Tagen beim Jahresgespräch mit meiner Dekanin den Wunsch an, ob man mir nicht als Ausweichort in einem der wenig genutzten kleineren Räume unseres Gemeindehauses eine Digitalorgel hinstellen könnte um gerade in der Zeit von Januar bis März, wo wir wegen einer Winterkirchenlösung unsere Hauptkirche nur auf einer notdürftigen Grundtemperatur halten, eine angenehmere Unterrichtsmöglichkeit zu schaffen.
Dieser Wunsch stieß auch nicht auf taube Ohren und mir wurde informell (das ganze muss natürlich vom Finanzausschuss des Kirchenkreises am Ende bewilligt werden, was aber wohl eher eine Formsache ist) ein Rahmen von ca. 5000 € zugewilligt (+/- ein gewisser Spielraum, den man bei einer wirklich sinnvollen Investition noch mitverhandeln könnte).
Was ich bislang an in Frage kommenden Modellen gefunden habe wären folgende:
Gloria Cantus 230 (Trend oder mit Rollverdeck)
Gloria Optimus 231 (Trend oder mit Rollverdeck)
Johannus Studio 150
Content Clavis 224
Excelsus Preludio 230
Ein paar Gedanken dazu: Ich brauche nur eine Basisdisposition. Bei der Cantus bringt die 238 keinen entscheidenden Mehrwert für den Unterricht und deswegen habe ich sie nicht berücksichtigt. In einem Gemeindehaus wäre ein Rollverdeck vielleicht schon nicht verkehrt, wenngleich der Personenverkehr im angedachten Raum sehr gering ist. Andererseits würde die Trendvariante der Cantus 230 noch die Ressourcen für eine höhenverstellbare Bank mit sich bringen, was für die vielen verschiedenen Nutzer sicher vieles bringen würde. Die Excelsus Preludio ist zwar etwas über dem Rahmen, aber Freunde von mir besitzen eine und ich war recht angetan vom Preis-/Leistungsverhältnis. Insgesamt denke ich, dass hier Klangqualität nicht das oberste Kriterium ist, sondern eher haptische Faktoren und die Haltbarkeit bei zeitweise starker Spielbelastung eine gewisse Rolle spielen, aber ich kann mich da auch irren.
Selbstredend kann das endgültige Urteil nur über ein Probespiel entschieden werden, aber das kann natürlich erst nach der Lockerung der Coronamaßnahmen geschehen. Vielleicht habt ihr aber entweder noch andere Modelle oder Konzeptideen oder andere Gedanken, was sinnvoll/notwendig oder eben auch nicht wäre (gerne auch aus der Lehrer als auch der Schülerperspektive). Vielleicht gibt es ja auch gewisse Erfahrungen mit den genannten Modellen.
Ich wäre einfach dankbar für ein paar Kommentare.
#2 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Ich würde wegen der Klaviaturen auf jeden Fall die Modelle auf Viscount-Basis bevorzugen. Klanglich läge mir die Optimus am ehesten, aber das ist letztlich eine Geschmacksfrage.
Entscheidungshilfe wäre aber auch die Frage, was die Schüler an ihren Dienstorten spielen. Da vermute ich mal, dass der Typus vorherrscht, den ich gern als "mittelhessische Minimallösung" bezeichne: Nachkriegsbau, mechanisch, neobarock, ein oder zwei Manuale, 6 bis 14 Register. (Oft v. Böttner, Döring, Noeske, Bosch)
LG
Michael
Hallo MagisterPerotin,
aus den von dir aufgelisteten Instrumenten entschiede ich mich klar für die Gloria Optimus. Sie ist klanglich einen bedeutsamen Schritt weiter als die schon in die Jahre gekommene Cantus.
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach kommen Clavis und Studio - beide für ihren Preis ok, jedoch hörbar Einsteigermodelle - nicht an die Optimus heran.
Sollte es eine Viscount werden, probiere unbedingt die Druckpunktoptionen aus; man kann aus drei Strengegraden wählen.
Wählst du ein Modell ohne Rollverdeck, kommst du nochmals näher an die finanzielle Vorgabe heran.
LG
Gemshorn
#5 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Viola da Gamba: "Wenn du das Instrument für Unterrichtszwecke benutzen möchtest, sollte die höhenverstellbare Bank mit eingeplant werden."
Die höhenverstellbare Bank kostet einen Aufpreis bei der Digitalorgel, aber auch das doppelt-geschweifte Pedal. Ein Organist kann auf allen Pedalen spielen, weil er muß. Ein Schüler muß nicht. In einer Kirche bei uns steht die Notenpultbeleuchtung auf dem Rückpositiv. Wenn ich dort spiele, habe ich nicht nur die Notenköpfe im Blickfeld, sondern auch den Schatten meines eigenen. Mich nervt das. Also muss eine Orgelbeleuchtung her und nicht nur eine LED Klavierleuchte, welche einen Orgelpult nicht ausleuchtet (mal die +/- 50 €) Auch eine Pedalbeleuchtung ist nicht standardmäßig beim Neukauf einer Digitalorgel dabei und kostet beim Händler.
Michael
#6 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Zitat von MagisterPerotin im Beitrag #1
...Die gängigen Methoden der Spieltischbeheizung sind meines Wissens nach sämtlich dazu optimiert eine übende Person zu beheizen, aber das Setting Orgelunterricht mit einer weiteren Person neben oder hinter der Orgelbank wird nicht berücksichtigt.
Hallo MagisterPerotin,
nun - ich zähle mich zu den wohlbeheizten Schülern von Dir. Sobald ich den Bock erklommen habe, wird mir von hinten und von unten kräftig "eingeheizt"... - Ich glaube, die Finger(spitzen) waren ab dann die kältesten Körperteile...
Wie es Dir derweil "hinter dem Bock stehend" temperaturmäßig ergangen sein muss, entzieht sich meiner Kenntnis... - aber ich fürchte, Du hast "stark gebibbert..."
Daher habe ich vollstes Verständnis für Dein Vorhaben, den Orgelunterricht in ein beheiztes Domizil mit DO-Ausstattung zu verlegen.
Von den von Dir angeführten Modellen erscheint mir die Optimus als die beste Wahl. Sie ist "die Neueste" und hat somit die aktuellste Technik an Bord. Die "höhenverstellbare Bank" ist natürlich wichtig. Da kommt es jetzt darauf an, wo der Preisunterschied zwischen einer Optimus und einer Cantus liegt, und ob man dafür nicht ein paar Holzklötzchen einsetzen soll / will...
Viele Grüße
Aeoline
#8 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Vielen Dank schonmal für die vielen Gedanken.
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #2
Da vermute ich mal, dass der Typus vorherrscht, den ich gern als "mittelhessische Minimallösung" bezeichne: Nachkriegsbau, mechanisch, neobarock, ein oder zwei Manuale, 6 bis 14 Register. (Oft v. Böttner, Döring, Noeske, Bosch)
Ja, diesen Typus gibt es viel auch von eben diesen Orgelbauern. Böttner naturgemäß natürlich am meisten, da die Werkstatt bis heute hier am Ort sitzt. Der andere sehr verbreitete Typus sind romantische Orgeln von ca. 1860-1890 häufig auf zwei Manualen mit ca. 8-12 Registern (viele davon von Vogt aus Korbach). Desweiteren hat der Kirchenkreis auch ein paar Neubauten und herausragendere Instrumente vorzuweisen.
Zitat von Positiv im Beitrag #5
aber auch das doppelt-geschweifte Pedal. Ein Organist kann auf allen Pedalen spielen, weil er muß. Ein Schüler muß nicht.
Da die Schüler allerdings auch längst nicht immer doppelt-geschweifte Pedale vorfinden ist das Parallelpedal vielleicht aus pädagogischer Sicht durchaus sinnvoll. Der Umstieg aufs doppelt-geschweifte Pedal ist dann leichter als andersherum. Aber danke noch für den Hinweis mit der Beleuchtung. Das hatte ich noch nicht einkalkuliert.
Zitat von Aeoline im Beitrag #7
Sobald ich den Bock erklommen habe, wird mir von hinten und von unten kräftig "eingeheizt"... - Ich glaube, die Finger(spitzen) waren ab dann die kältesten Körperteile...
Das freut mich sehr, dass die Heizbatterie dir die gröbste Kälte zu nehmen vermag :-).
Zur höhenverstellbaren Orgelbank: Klötzchen könnten natürlich eine Notlösung sein. Da mein Orgelbauer direkt hier im Ort sitzt, in meinem Chor singt und im Kirchenvorstand ist, werde ich ihn mal fragen, ob er mir vielleicht eine Bank etwas günstiger organisieren könnte.
#9 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Zitat von Positiv im Beitrag #5
Ein Organist kann auf allen Pedalen spielen, weil er muß. Ein Schüler muß nicht.
Orgeln ab ca. 1930 haben hierzulande allermeistens ein doppelt geschweiftes Parallelpedal mit Pedal c0 unter Manual c1. Ab den 80ern häuft sich dis0 unter dis1. Im DO-Bau hat sich weitgehend d0 unter d1 durchgesetzt - weil das bei 5 Oktaven Manualumfang und einem Pedal bis f1 den Bau symmetrischer Spieltische erlaubt.
Ältere Orgeln haben parallele Flachpedale, z.T. nur bis d1 oder c1 reichend und jenseits aller Normierungen. Solche Pedale muss sich der Organist eh individuell erarbeiten.
LG
Michael
So ist's.
In meinem Organistenleben habe ich ca. ein Dutzend Orgeln über längere Zeiträume gespielt - und kein Pedal glich dem anderen. Zumindest für die liturgischen Belange fand ich mich jedesmal recht schnell drein, sodass die Zahl der Fehltritte rasch gen Null strebte.
#11 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Hallo,
hier vielleicht auch meine Gedanken zur Diskussion:
Ich habe selbst die Gloria Cantus 342 in meinem Wohnzimmer stehen, und ich finde die Diskussion um die Wichtigkeit der neuesten Samples daher ein wenig philosophisch.
Als ich meine Orgel gebraucht bekam, war sie "ok", es gab keine großen Beschränkungen aber auch nicht die Masse an Glanzlichtern. Aber es gab eine ganze Menge Möglichkeiten, das Instrument durch die umfangreiche Registerbibliothek anzupassen. Auch kann jedes Werk und innerhalb des Werks jedes Register in seiner Lautstärke angepasst werden.
Nachdem dann Clemens ein Wochenende zu Besuch war (die Arbeitsteilung war übrigens klasse: Ich stelle Futter, Getränke und Gespräch bereit, Clemens den Anteil Musik), war, bildlich gesprochen, aus dem unscheinbaren Entlein Cantus 342 ein kleiner Schwan geworden.
Ok, andere Orgeln können da mehr, aber wozu brauche ich das am Übinstrument, wo ein Orgelschüler nach dem anderen Platz nimmt?
Also ich hätte wohl die Lust mein Heiminstrument oder auch meine Dienstorgel entsprechend aufwändig zu intonieren und anzupassen, nicht jedoch das Fahrschulauto. Ok, in einem gewissen Grad wird man das ggf. müssen, weil die Werksintonation u.U. noch zu viele Möglichkeiten des Instruments (egal welches es wird) gut ausnutzt. Grundsätzlich bezahlt man die größere Anzahl Stellschrauben aber immer mit.
Zum Ausfeilen und Perfektionieren hat unser Magister Perotin ja in seinem Wohnzimmer dank seiner Concerto alle Möglichkeiten der Welt sich zu verwirklichen.
Ich habe an meinem Instrument auch ein flaches Pedal, das war am Anfang, ich war das doppelt geschweifte Pedal meines Dienstinstruments gewohnt, etwas seltsam. Inzwischen möchte ich das flache Pedal jedoch nicht mehr missen, denn je mehr ich mich beim Üben daheim strecken muss, desto angenehmer und komfortabler kommt mir das Pedal der Dienstorgel des Sonntags freundlicherweise entgegen und es fällt mir sehr leicht das Geübte dort umzusetzen.
Vielleicht sollte man ein flaches Pedal am Übinstrument daher als willkommene Trainingserschwernis, ähnlich den Zusatzgewichten an Armen und Beinen beim Joggen, verstehen.
Ich halte die höhenverstellbare Orgelbank in der Tat für eine sehr nützliche Einrichtung, gerade bei einem Übinstrument, denn hier wechseln die Spieler ja häufig und Türmchen mit Holzklötzen bauen, ist dann eher was für daheim, wo man das im Regelfall einmal für sich selbst macht. Danach wirds dann binär: Klötzchen da - Klötzchen weg
Unterm Strich würde ich daher schauen, wie man den projektierten Etat am sinnvollsten einsetzen kann, anstatt mich auf ein Instrument zu versteifen. Wie gesagt, ich unterscheide da in heimische Liebhaber- und halb-öffentliches Übinstrument.
Ungeachtet dessen würde ich jedoch auch für ein Instrument aus dem Hause Viscount oder getarnt Gloria plädieren.
VG
Festival Trumpet 8'
Ein kleiner Preisvergleich:
Gloria Cantus 230 (Trend):
EUR 4.390,- (Hauspreis)
Gloria Optimus 231 (Trend):
EUR 4.890,- (Hauspreis)
Immer noch 500 Euro Differenz, aber beides im gesetzten Preisrahmen. Es bliebe also sogar noch ein wenig Geld für das eine oder andere Extra (Rollverdeck, Pedal, Lampe...).
#13 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Ich habe mir vor zwei Jahren eine Optimus in der dreimanualigen Ausführung gegönnt und bin sehr zufrieden damit, sowohl in klanglicher wie in technischer Sicht. Im Blick auf die Nutzung und den Aufstellungsort würde ich Dir die Ausführung mit verschließbarem Rolldeckel und höhenverstellbarer Bank nahelegen und Dir auch empfehlen, die Frage der Klaviatur gut zu bedenken -ich habe mich im Blick auf Langlebigkeit und Sensibilität der Klaviatur für eine AWK-Ausführung entschieden. Dann würde aber das Budget deutlich in Richtung 8000 € verschoben.
Viele Grüße,
Willi
#14 RE: Digitalorgel für Orgelunterricht?
Vielen Dank für die vielen konstruktiven Gedanken. Das hilft mir schonmal weiter in den Überlegungen.
Zitat von Festival Trumpet 8 im Beitrag #11
Vielleicht sollte man ein flaches Pedal am Übinstrument daher als willkommene Trainingserschwernis, ähnlich den Zusatzgewichten an Armen und Beinen beim Joggen, verstehen.
Das sehe ich ähnlich. Die ergonomischen Voraussetzungen an den meisten Dorforgeln hier sind eher unkomfortabler als jede DO. Da müssen die Schüler sowieso meist mit klarkommen, wenn sie in ihrem jewiligen Heimatdorf üben.
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