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Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
#33 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
Kein Grund zur Panik:
Das letzte "opus magnum" der prot. Kirchenmusik, das EG, brauchte auch vier Jahre länger als geplant.
Viele Köche verderben nicht nur den Brei, sie sorgen auch für deutlich längere Garzeit desselben.
Warum überhaupt ein "Einheizxangbuch"? Wird der Gedanke nicht durch die Bistumsanhänge konterkariert?
Wir waren mal in einem großen oberbayerischen Kurort. Als wir an der kath. Pfarrkirche die Einladung zum Kurgottesdienst lasen, überfiel uns eine fromme ökumenische Anwandlung und wir gingen hin. Die Liedplanung trug der zufälligen Anwesenheit zweier lutherischer Ketzer verständlicher Weise nicht Rechnung. Aber offenbar hegten weder der amtierende Liturg noch sein Musikus die Hoffnung, dass sich Katholiken aus anderen Bistümern im Kirchenvolk befänden. Alle Liednummern begannen mit einer "8" - und die Melodeien der Cantica stammten von einem Regionalkomponisten, der offenbar mit dem schon etwas angejahrten Celebrans zusammen im Priesterseminar oder mit dem kaum jüngeren Organisten im C-Kurs 1938 gewesen sein mußte. Puh, war das ein langweiliges Zeug, das zudem nur denen bekannt war, die über die Gnade der dortigen Geburt verfügten. Die Beteiligung am Gesang war entsprechend.
Also wenn schon Einheitsgesangbuch, dann aber bitte auch auf die Einheit Rücksicht nehmen. Eine Notiz dieses Inhaltes (natürlich viiiiiiiel netter ausgedrückt) habe ich dann im "Kummerkasten" hinterlegt. Denn ich fand es schade, dass - erstaunlich viele - Leute an einem Ort mit so hohem Freizeitwert bei schönstem Wetter den Besuch eines Gottesdienstes der Fülle anderer nachmittäglicher Lustbarkeitsoptionen vorziehen und dann so ausgebremst werden.
Wir sind dann übrigens in der Folgewoche (ich gebe zu: aus purer Neugier!) noch mal hin. Vielleicht hat mein Zettel ja Wirkung gezeigt. Aber wahrscheinlich roch er zu sehr nach evangelischem Schwefel. Alle Liednummern begannen mit "8". Soviel zum Thema Lernfähigkeit.
FG
Michael
Hm, ich schätze das Gotteslob sehr — besonders im Vergleich zu seinen Vorgängern hierzulande.
Der Einheitsgedanke ist für mich darin gut aufgehoben, dass es eben diesen Stammteil mit gemeinsamem Liedgut gibt. Dass regionale Prägungen bleiben dürfen und nicht einem falsch verstandenen Uniformitätsdenken geopfert werden, finde ich lobenswert und angemessen.
Dessen ungeachtet entwerfe ich meine Liedpläne aber schon mit dem Anspruch, bei jedem Gottesdienst Lieder aus dem Stammteil dabei zu haben; im Zweifelsfall votiere ich eher für ein Übergewicht des Stammteils, als dass sämtliche Lieder dem Regionalanhang entnommen sind.
Leider gab es mindestens hier bei uns im Burgenland eine — wenn ich so sagen darf — spürbar rückwärtsgewandte, wenn nicht gar restaurative Tendenz bei der Gestaltung des Diözesananhangs. Obwohl dieser vor einigen Jahren neu konzipiert wurde, findet darin immer noch eine Menge theologischer und musikalischer Schrott Platz. Auch zeigt sich, dass man offenbar kaum mit anderen Diözesen kommuniziert, was Textneufassungen und Umarbeitungen angeht. Friedrich von Spees Osterlied "Ist das der Leib" kenne ich in mindestens drei Textvarianten (Gotteslob!). Am Urtext schwindeln sich so gut wie alle vorbei (m.E. aus durchaus verständlichen Gründen), einen gemeinsamen Konsens hinsichtlich der überarbeiteten Liedtexte sucht man jedoch ebenfalls vergeblich. Nicht selten sind uns Österreichern die deutschen Bistümer theologisch gesehen voraus. Zudem ärgere ich mich oft über mangelhafte bzw. himmelschreiende Quellenangaben in den Diözesananhängen. Namen wie Erich Przywara ("O du mein Heiland hoch und hehr" oder Friedrich von Spee ("Ist das der Leib" haben es nicht verdient, durch einen simplen Verweis wie "Lobgesang Eisenstadt 1960" ersetzt zu werden. Das ist nicht nur schlampig recherchiert, sondern zudem ein Schlag ins Gesicht dieser verdienten Dichter und Theologen... Der erweiterte Wiener Diözesananhang zeichnet sich zwar durch bessere Liedauswahl aus, missfällt aber durch ein katastrofal schlechtes, unschönes Layout. Nun ja...
Sorry, ich beginne zu schwafeln...
Zitat von Wichernkantor
Kein Grund zur Panik:
Das letzte "opus magnum" der prot. Kirchenmusik, das EG, brauchte auch vier Jahre länger als geplant.
Viele Köche verderben nicht nur den Brei, sie sorgen auch für deutlich längere Garzeit desselben.
Warum überhaupt ein "Einheizxangbuch"? Wird der Gedanke nicht durch die Bistumsanhänge konterkariert?
FG
Michael
Auch beim Evangelischen Gesangbuch gibt es regionale Anhänge.
Und das finde ich gut so, um regionales Eigengut zu berücksichtigen.
Zitat von Guilain
Das neue "Gotteslob" wird nur mehr den Stammteil und einen Österreich-Teil enthalten, keine Diözesananhänge. Das heißt natürlich, dass man sich beim Vorbereiten unter den Bistümern verständigen musste.
Das überrascht mich jetzt. Bisher hieß es doch, daß es Diözesananhänge zum Stammteil auch weiterhin geben soll.
Es gibt nach wie vor Diözesananhänge, da die Traditionen zu verschieden sind. Man wollte zunächst für das Erzbistum Bamberg und das Bistum Würzburg einen gemeinsamen "Franken-Anhang" erarbeiten, aber selbst dieses Bemühen scheiterte aufgrund unterschiedlicher Traditionen. Es bleibt wie immer: Stammteil + Diözesanteil!
@ Regal
Dass es nur einen gemeinsamen Österreich-Teil nach dem Stammteil geben soll, ist Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz. Der allerdings zunächst von manchen Diözesanvertretern v. a. im Osten Österreichs bekämpft wurde. Inzwischen wird wirklich an der Endredaktion des Österreich-Teils gearbeitet.
Dass es nur noch einen gemeinsamen Österreichteil geben wird, finde ich gut. Da stehen die Chancen wohl gar nicht schlecht, dass das Beste aus allen Bundesländern dort Eingang findet (und mancher Plunder ausgeschieden wird).
Sind die Liederlisten noch immer unter strengem Verschluss im Panzerschrank des 5. Untergeschosses, bewacht von der Schweizer Garde [grin] oder darf man schon darüber sprechen? [wink]
Die Diözesanvertreter haben jedenfalls die Gesänge und die Texte des Stammteils als A4-formatige Broschüren. Allerdings muss auch alles in Rom rekognosziert werden. Was da herauskommt (z. B. könnten alle Ordinariums-Lieder gestrichen werden, weil sie nicht den wörtlichen Messbuch-Text enthalten) und wie lange das Verfahren dauert, weiß niemand.
Zitat von Guilain
z. B. könnten alle Ordinariums-Lieder gestrichen werden, weil sie nicht den wörtlichen Messbuch-Text enthalten
[grin] Das soll Rom wagen... dann ist Feuer am Dach, so viel ist sicher.
Wenn ich nur daran denke, dass in manchen Landgemeinden selbst die Paraphrasen unter den 400er-Nummern mitunter noch unbekannt sind... Dabei stehen Gesänge wie GL 464 oder 476 oder GL 486 dem Messbuch-Gloria bestimmt näher als GL 801 (Haydn-Messe) oder GL 802 (Schubert-Messe).
Zitat von Guilain
Allerdings muss auch alles in Rom rekognosziert werden. (...) wie lange das Verfahren dauert, weiß niemand.
Alles klar, also 5. Untergeschoss. [wink]
Dieses Jahr ist mein Patenkind mit zur Erstkommunion gegangen.
Es bekam "natürlich" ein Gotteslob geschenkt. Es "mußte" eins sein in der Version "Leder mit Goldschnitt", weil der Bruder auch so eins hat und überhaupt, will der Schenkende sich ja nicht lumpen lassen. Dazu dann auch noch einen Ledereinband.
Auf der oben genannten Seite liest man:
Zitat
Das Format der Ausgabe im Normaldruck ist etwas größer (ca. 11,5x17,5) und vermutlich auf geringfügig dicker als bisher.
Das bedeutet also: Nach gut 1 1/2 Jahren gibt es ein neues GL und das muß natürlich wieder "Leder mit Goldschnitt" sein und zu allem Überfluss muß man auch noch einen neuen Einband kaufen, da das neue Format nicht mehr in den alten Einband passt.
Die Sache hat doch Methode, um Umsätze zu generieren...
Was das Format betrifft:
Das Vorgängerbuch hier in Paderborn (Sursum Corda) war um einiges kleiner. Das passte wunderbar in die Jacketinnentasche. Da konnte man nach der Messe zum Frühschoppen gehen, ohne das Buch irgendwo ablegen zu müssen.
Das derzeitige GL passt da nicht mehr rein (insbesondere wenn es in einem Einband steckt); beim Neuen GL hat man noch einen größeren Klotz am Bein.
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