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Bach und Albert Schweitzer
#1 Bach und Albert Schweitzer
Beim Stöbern nach Essays zur Bach-Interpretation bin ich auf folgende Page gestoßen:
https://erbacher-hof.de/schweitzer/tempo_der_orgelwerke
Ich fand das recht erhellend. Und auch der übrige Inhalt er Page ist lesens- und bedenkenswert.
Der Kollege ist eine in vielerlei Hinsicht originelle Persönlichkeit. Neben dem Orgelspielen hat er sich als Alterssitz ein altes Weingut im Rheingau hergerichtet. Genau in der Gegend, aus der (wenn man Experten glauben darf) die besten Rieslinge unter der Sonne kommen.
LG
Michael
Orgelkater
(
gelöscht
)
#2 RE: Bach und Albert Schweitzer
Zwar nicht unmittelbar mit dem Thema BuS verbunden, aber inhaltlich aus einer der Thematiken des von M. erwähnten Artikels entsprungen, sei der folgende Link zur Tempofrage bei F. Liszt empfohlen:
https://www.youtube.com/watch?v=g4whTJy-uH0
Die Linie Liszt-Widor führt dann unmittelbar zu Albert Schweitzer. Ich fand auf die Schnelle nicht den Akteur dieses Videos, es dürfte aber Wim Winters sein, dessen Ausführungen zu Tempofragen seit vielen Jahren immer wieder zu Diskussionen führen.
LG
Danke an Michael für den Artikel.
Habe gerade begonnen, mich mit dem Orgelbüchlein anzufreunden, was ich über viele Jahre als zu schwierig für mich empfand, weil ich mein bescheidenes Spiel eher mit sehr zügigen und virtuosen Aufnahmen verglich. Seit ich aber begann,"meine" Tempi zu finden und mich mehr auf die zugrunde liegenden Texte einzulassen, spüre ich erst die Erhabenheit der Choralbearbeitungen und fühle mich da nun deutlich mehr zu Hause. Habe in Kürze die Gelegenheit, Jean Claude Zehnder kennenzulernen, bin gespannt, was er in Sachen Tempi bei Bach zu sagen hat.
@Orgelkater: Ja, das ist Wim Winters. Gibt u.a. ein interessantes Video zum 3. Satz Mondscheinsonate
#4 RE: Bach und Albert Schweitzer
Gerade im Orgelbüchlein finden sich etliche Werke, die man wunderbar "durchmeditieren" kann - beileibe nicht nur "O Mensch. bewein'".
Ich finde, "Nun komm, der Heiden Heiland" oder "Ich ruf' zu Dir, Herr Jesu Christ" vertragen sehr ruhige Tempi nicht nur, sondern entfalten in gemessenem Zeitmaß erst ihren wahren Charakter als "geistliche Stimmungsbilder".
Auf Zehnders lesenswertes Buch zum Bachspiel hatte ich ja an anderer Stelle verwiesen. Hier nochmal der Link:
https://www.breitkopf.com/work/8795/17618
LG
Michael
Das ist ja das tolle an J.S. Bach, diese Musik funktioniert i.d.R. in jedem Tempo, und auch notfalls auf einer Bontempi ;-)
Nicht, dass ich es per se träge mag, aber die sog. "virtuosen" Tempi, wie man sie manchmal hört, führen mitunter dazu, dass die Musik an Intensität und Transparenz verliert.
VG
Stephan
#6 RE: Bach und Albert Schweitzer
Na ja, es gibt schon ein paar Stücke, die brauchen eine gewisse Rasanz. Die Fuge der "Dorischen" z.B. benötigt ein eher straffes Tempo bzw. ein nahezu unmerkliches Stringendo, um die Spannung zu halten. Ich halte sie - rein gestalterisch - für ein äußerst schwieriges Stück.
Die "Kaffeewasser"-Fuge 542 higegen wird gern für Rekordversuche missbraucht. Der Hörer ist dankbar, wenn man ihm etwas Zeit zum hören lässt - dasselbe gilt für die C-Dur-Fuge 547.
Aber das ist ein unendliches Terrain. Zudem redet das Umfeld der Raumakustik ja immer noch ein gewichtiges Wort mit. In einer pupstrockenen und stocknüchternen "Intonierbude" spielt man instinktiv schneller als und artikuliert großräumiger als unter gotischen Gewölben mit 6 Sek. Nachhall.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #6
Die "Kaffeewasser"-Fuge 542 higegen wird gern für Rekordversuche missbraucht. Der Hörer ist dankbar, wenn man ihm etwas Zeit zum hören lässt - dasselbe gilt für die C-Dur-Fuge 547.
Genau, gerade die großen Fugen 542, 543 etc. sind die Stücke, die ich damit meinte. Die benötigen aufgrund der Komplexität etwas mehr Ruhe als man es oft zu hören bekommt.
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #6
Der Hörer ist dankbar, wenn man ihm etwas Zeit zum hören lässt - dasselbe gilt für die C-Dur-Fuge 547.
Etwa so:
https://www.youtube.com/watch?v=N7nGNFOqRBQ
#10 RE: Bach und Albert Schweitzer
Hallo Michael,
da hat der Kaliningrader Artjom Chatschaturow deinen sehr beherzigenswerten Satz eben allzu wörtlich genommen.
Immerhin ist er seit 2007, als die große Schuke (größte Orgel in Rußland!) wieder geweiht wurde, der Dom-Organist am Königsberger Dom.
Den Eingangschor zur Kantate BWV 65 "Sie werden aus Saba alle kommen" kannte er bestimmt nicht ...
PS: Meine teuflische Hoffrichterin steht jetzt seit 4 Monaten fertig in Salzwedel als Corona-Kollateralschaden.
Ich hoffe, daß sich in den nächsten Wochen ein Termin mit den Teufeln finden wird.
Liebe Grüße, Theo
#12 RE: Bach und Albert Schweitzer
Ich bin ja kein Berufsmusiker, also darf ich ja kommentieren.
Mir wäre das Tempo eigentlich auch zu langsam, allerdings muss man schon sagen, dass das sehr gut gespielt ist und mir trotz des mir nicht genehmen Tempos sehr gut gefällt.
Bei Bach kann man mit einem "ungewohnten" Tempo irgendwie doch nichts verhunzen, wenn nur die Artikulation und Agogik stimmt.
Zitat von trm im Beitrag #11
Meine teuflische Hoffrichterin steht jetzt seit 4 Monaten fertig in Salzwedel als Corona-Kollateralschaden.
Ich hoffe, daß sich in den nächsten Wochen ein Termin mit den Teufeln finden wird.
Wenn sie fertig ist: Woran scheitert die Lieferung? Post und Speditionen arbeiten doch - und haben es auch während der heißen Phase der Coronazeit getan.
#14 RE: Bach und Albert Schweitzer
Zitat von Niederrheiner im Beitrag #12
Ich bin ja kein Berufsmusiker, also darf ich ja kommentieren.
Eine Logik, die sich mir so nicht ganz erschließt.
Mein erster Orgellehrer hatte für Leute, die etwas selber nicht können, dafür aber ganz genau wissen, wie es geht, einen Begriff, der diesen Umstand im Bereich der Fortpflanzung beschreibt ...
Und meine Oma sagte immer: "Ein jeder vor seiner Tür ..." Die Fortsetzung setze ich als bekannt voraus.
LG
Michael
#15 RE: Bach und Albert Schweitzer
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