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Mein Weg zur transportablen Zweit-Orgel
#1 Mein Weg zur transportablen Zweit-Orgel
Liebe Forumsgemeinde,
langsam wird es Zeit von meinem neuesten digitalen Orgelabenteuer zu erzählen:
Wie an anderer Stelle berichtet, bin ich quasi der Hausorganist in einem Altenheim. Corona-bedingt konnte ich dort seit Mitte März nicht mehr spielen, und was die Zukunft bringt, ist derzeit noch nicht absehbar. Durch Zufall wurde ich im Mai auf der Straße angesprochen, ob ich denn nicht Lust hätte, als „Tastenhengst“ bei einem regelmäßig stattfindenden Freiluft-Gottesdienst mitzuwirken. Ich sagte auf Probe mal zu, und so durfte ich auf einem großzügig von einem Privatmann zur Verfügung gestellten ganz ordentlichen Yamaha-E-Piano erste Sonntags-Gottesdienste musikalisch gestalten. Nach einer gewissen Phase der Eingewöhnung (Ich bin halt schon immer Organist und kein Pianist, geschweige denn ein E-Pianist . . .) wusste ich bald mit diesem Instrument leidlich umzugehen, den Gemeindegesang ganz ordentlich zu begleiten, und auch die Literaturauswahl für die Musik zur Gabenbereitung, zur Kommunion, und zum Auszug ging mir immer besser von der Hand.
Nach ein paar Wochen meldete dieser Privatmann – was natürlich sein gutes Recht ist – „Eigenbedarf“ an und holte sein Instrument zu sich nach Hause zurück. Daraufhin stellte eine ältere Dame – ich selber besaß zu diesem Zeitpunkt kein geeignetes transportables Instrument – ihr Yamaha PS20 oder 30 als Instrument zur Verfügung. Ja, ihr lest richtig, ein zum Teil selbst-spielendes Ding, gut ausgestattet mit vielen bunten Knöpfchen, Auto-Rhythmus, Auto-Akkorden, gräslichem Klang, etc. Gott sei’s gedankt war ich zum ersten Gottesdienst mit diesem „Instrument“ rechtzeitig vor Ort, und so konnte ich wenigstens erfolgreich verhindern, mir mein Spiel durch allerlei „automatische“ Zutaten bereichern zu lassen. Vergessen hatte ich zuhause leider meinen Gehörschutz, und das entwickelte sich zu einem echten Problem: Diese schmucke Kiste verfügt nämlich über lediglich einen Lautsprecher, und dieser ist ziemlich genau auf das linke Ohr des Tastenakrobaten gerichtet . . . Nach dem Gottesdienst vernahm ich doch ein leichtes Pfeifen in eben diesem Ohr (Nein, es war sicher kein Ohrwurm gewesen . . .), und um meine Wundwinkel herum verspürte ich krampfartige Verhärtungen, die wohl auf mein gequältes Lächeln zurück zu führen waren, dass ich – der „Tastenhengst“ sitzt unweit des Altars im Blickpunkt der reichlich vorhandenen Gottesdienstgemeinde – wohl oder übel aufgesetzt hatte. Doch das schlimmste kam nach dem Gottesdienst: Dieses Instrument löste wahre Begeisterungsstürme bei den Zuhörern aus: endlich sei das Instrument deutlich zu hören, ich hätte ja sooo toll gespielt, und man könne jetzt fantastisch mitsingen, und überhaupt, und sowieso . . . Mein Gesichtsausdruck verkrampfte sich spürbar noch mehr, und so habe ich schnell das Weite gesucht, um Kopf und Ohr ausschütteln zu können – und vielleicht aus diesem Traum wieder aufzuwachen. Heimlich hoffte ich, dass vielleicht noch ein anderes Instrument aufzutreiben wäre, doch die Lust der für diesen Gottesdienst Verantwortlichen dazu hielt sich ob der begeisterten Rückmeldungen zu dem „neuen“ „Instrument“ doch in einem überschaubaren Maß. Und auch Petrus scheint der Meinung gewesen zu sein, dass da bei dieser Wallfahrtskirche alles in bester Ordnung sei, jedenfalls bescherte er uns Woche für Woche bestes Sonntagswetter . . und lies mich mit meinem „Problem“ sozusagen ganz alleine sitzen. Und so schlich ich Sonntag für Sonntag mit sinkender Lust zu den Freiluftgottesdiensten, deren musikalische Gestaltung vor diesem Instrumentenwechsel doch so viel Freude bereitet hatte . . .
Und dann . . . machte ich einen ersten großen Fehler: Ich erinnerte mich dunkel an die Beiträge des von mir schon allein wegen seines Sprachstils sehr geschätzten Forianers „Wichernkantor“, in denen er vom Kauf und Einsatz seiner „Feldorgel“, einer Cantorum Duo, schwärmte. Dummerweise hatte mir ein Arbeitskollege zusätzlich vor nicht all zu langer Zeit eine Gloria Optimus gezeigt, die dessen Kirchenstiftung für ihr kleines Kircherl gekauft hatte, und nach langem und ausgiebigem Testspiel musste ich dieser Orgel, deren Klangerzeugung und Samples mit der Cantorum nahezu identisch sind, einfach ein ganz passables Zeugnis ausstellen . . . Der zweite Fehler war, dass ich mir dieses klangliche Erlebnis und weitere Beiträge zum Thema "Feldorgel" und „transportable Orgeln“ immer und immer wieder durchgelesen habe . . . Der dritte Fehler war schließlich die Recherche über die aktuellen Preise und die Verfügbarkeit dieser Instrumente, ja und dann lag ich nächtelang wach, und überlegte fieberhaft, wie ich denn der allerliebsten Frau Gemahlin klarmachen und kundtun könnte, dass ich als mittelmäßiger Hobbyorganist jetzt sofort und auf der Stelle und ganz dringend und unbedingt eine Zweit-Orgel brauchen würde . . .
Diverse Erkundigungs- und Beratungsgesprächen mit dem Verkäufer eines Orgelhauses meines Vertrauens später wagte ich dann einfach den Schritt, bestellte eine Cantorum Duo nebst Dave 8 Roadie, Tisch, Schutztaschen etc. . . . , und beichtete dieses umgehend der besten Ehefrau der Welt – und bekam dort schneller die Absolution, als ich zu hoffen gewagt hatte.
Nach einer gewissen Zeit des Wartens konnte ich schließlich am 3. September das neue Orgelchen im Orgelhaus in Empfang nehmen, zuhause 2 Tage lang ausgiebig testen, und am darauffolgenden Sonntag zum ersten Mal zum Einsatz bringen.
Ich glaube, so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr vor einem Gottesdienst, aber die Feuertaufe hat im Großen und Ganzen ganz gut geklappt. Welch ein Genuss war das gewesen, endlich mal wieder ohne Verrenkungen einen richtigen Orgelsatz spielen zu können! Oder die einstudierte Literatur so darstellen zu können, wie man es sich zuhause eingerichtet hat. Und Intonation und Liedsatz farbig klar differenzieren zu können. Und beim Sanctus die „Hosanna“-Teile hervorheben zu können. Und, und, und . . .
Zusammengefasst: Alle Beteiligten an diesem Gottesdienst waren rundherum angetan von diesem neuen Instrument und dessen klanglichen Möglichkeiten, und ich selbst kann über die Cantorum eigentlich auch nicht richtig meckern. Gut, das Notenpult ist wirklich bescheiden, und über die Disposition kann man sicherlich diskutieren, und ein optionaler „+-Piston“ wäre schon recht hilfreich, und die Led's und das Display sind bei entsprechendem Lichteinfall wirklich nicht mehr wahrzunehmen. Aber dem gegenüber steht der doch recht günstige Preis für dieses Instrument, und die wirklich recht erstaunlichen Samples. Unterm Strich also passt das alles schon so – und man freut sich dann auch um so mehr auf das Spiel zuhause auf der immer besser intonierten Concerto mit ihrer faszinierendes Physis-Technik.
Ach ja, und was wird jetzt aus dem Altenheim-Organisten: mal schauen, ob die im AH eigentlich geplante Investition in eine neue Digital-Orgel nach Corona und einem Wechsel in der Leitung des Hauses noch verwirklicht werden kann. Das Ergebis sehe ich momentan allerdings tatsächlich recht entspannt, denn jetzt kann ich ja als „vagabundierender“ oder „fahrender“ Organist mit eigenem Equipment alle Freiluft-Gottesdienste in der Region - und ich wage mal die Prognose, dass es davon auch nach Corona noch etliche geben wird - als Organist bedienen (Und Dank „Bus“ mit eingebautem Spannungswandler wäre sogar die Stellung des entsprechenden Stroms möglich . . .).
Mit fröhlichem Gruß
Flauten
#2 RE: Mein Weg zur transportablen Zweit-Orgel
Na, meinen Allerherzlichsten!
Mich freut's vor allem, dass auch die Gemeinde den "kleinen Unterschied" hört. Mir ist es nämlich mehrfach so gegangen wie Dir: Ich komme vertretender Weise in einen Gemeindesaal, in dem angeblich eine "Orgel" verfügbar sei - und stoße auf ein Uralt-Yamaha oder Schlimmeres ...
Und hinterher gibt's Streicheleinheiten aus Volkes Mund, wie "toll" dieses Wundergerät klinge.
Das war auch bei mir das entscheidende Motiv, meine erste Feldorgel zu konfigurieren. Schon das Cantorum VI war ein echter Quantensprung im Vergleich zum Menüpunkt "church organ" dieser Terrorwerkzeuge.
Bei uns läuft es dieses Jahr darauf hinaus, dass die Christvesper in der Sporthalle stattfindet, um die Abstands- und Hygieneregeln zu garantieren. Da baue ich dann wahrscheinlich das ganz große Besteck auf: "Duo" mit Pedal, die vier Ausgänge belegt mit dem Dave und dem Lucas Nano. Damit lässt sich sicher einiges anstellen.
Die Gemeinde darf zwar nicht singen, aber ich habe mich rechtzeitig der Dienste eines vorzeigbaren Solisten versichert - ein ambitionierter Amateur, der von Kindesbeinen an in einem Knabenchor der hiesigen Gegend gesungen hat.
Natürlich wäre es - rein atmosphärisch - in der Kirche erheblich stimmiger. Aber die coronaren Einschränkungen haben auch einen gewaltigen Vorteil: Die bisher aus sozial-pastoralen Gründen unvermeidbaren (?) Darbietungen des Gesangvereins "Harmonie" bleiben mir und der Gemeinde erspart - vor allem das alljährliche "Stiiihille Nacht" in einem fürchterlich schnulzigen Satz mit eingearbeitetem Altsolo. Die wackeren Cantores beginnen immer in C und enden nach drei Versen in A oder As ... einfach zum
Kleiner Tipp für den "Soundcheck": Ich habe mir via Recording-Funktion einen vierstimmigen Choralsatz in weiter Lage und in Organo Pleno eingespielt. Den lasse ich dann in allen Styles abspielen und höre im Raum ab. Meistens eignet sich der barocke Stimmensatz an besten für Literatur und der romantische für Begleitzwecke. Gerade in pupstrockenen Kämmerlein leistet auch die "sinfonische" Intonation gute Dienste, mit einem Quäntchen Hall, versteht sich.
Ich finde die Disposition super - vor allem die Prinzipalbasis 8' in beiden Manualen. Klar, im Pedal dürfte es noch etwas mehr sein (vor allem ein Subbass 16') - aber irgendwo setzt die Technik Grenzen.
Wenn es zu einem "Duo 2.0" kommen sollte, habe ich schon einen (kleinen) Wunschzettel in der Schublade.
LG und viel Freude mit dem schönen Instrument
Michael
Die Beiträge rund um das Cantorum Trio wurden abgekoppelt und in den Sammelthread verschoben: Viscount Cantorum Trio
Inzwischen konnte ich mein transportables Orgelchen in bisschen aufrüsten:
Seit 2 Wochen hab ich einen Ständer, eine bank und ein midifiziertes Pedal im Einsatz, alles zusammen aus dem Haus Hoffrichter.
Aus Gewichtsgründen hab ich mich für ein kleines und leichtes Pedal mit 27 Tasten entschieden. Das kann ich ganz gut allein tragen. "Nachgerüstet" haben wir noch ein paar Führungsschienen und eine kleine Erhöhung für's Pedal, so dass die Cantorum und die Concerto die gleichen Höhenverhältnisse etc. haben.
Der Ständer und die Bank sind durchdacht konstruiert, wertig gefertigt, sehr stabil und lassen sich mit wenigen Griffen in gut tragbare und verstaubare Einzelteile zerlegen. Bilder poste ich aus Rücksicht auf Fa. Hoffrichter keine, zu leicht ließe sich das Ganze nachbauen.
Di letzen beiden Gottesdienste waren jetzt Genuß pur, endlich kann ich weider mit Pedal spielen, und es erschließt sich wieder soviel Literatur, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll . . .
In spätestens 2 Wochen sollte ich noch ein modifizertes und optimiertes Notenpult bekommen, dann fehlt eigentlich nur noch ein Expander . . ., aber halt, auch die Concerto möchte noch aufgerüstet werden . . .
Mit glücklichem Gruß
Flauten
#5 RE: Mein Weg zur transportablen Zweit-Orgel
Ich hab' auch lange mit den Hoffrichter-Teilen geliebäugelt - ebenfalls aus Gewichtsgründen und wegen der Zerlegbarkeit. Freut mich, zu hören, dass die Sachen etwas taugen. (Was ich von H. eigentlich nicht anders erwartet habe.)
Das Originalpedal bringt schon einiges auf die Waage. Der Tisch ist zwar nicht schwer, aber sperrig. Und meine Bank von einer PO ist massiv und wiegt auch einiges. Ich bekomme alles gerade eben so in einen Golf Sportsvan - bei umgelegter Rückbank.
Aber in puncto Transport hast Du ja weiter gesteckte Grenzen.
Mit Pedal ist eine ganz andere Hausnummer. Ich möchte diese Option nicht mehr missen.
LG und viel Freude mit den erweiterten Möglichkeiten
Michael
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