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Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
#1 Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Liebe Forumsmitglieder!
Falls dieses Thema keinen eigenen Beitrag wert ist, bitte entfernen oder woanders eingliedern - Danke! :)
Weiterhin ist dies mein erster Beitrag in diesem Forum, weshalb ich schon jetzt meine Unwissenheit bei etwaigen Forenregeln zu entschuldigen bitte!
Ich möchte mich in diesem Beitrag mit euch über die Gloria Nobilis austauschen, da die letzten Foreneinträge zu diesem Modell wohl schon etwas älter sind und, wenn ich richtig liege, auch noch keiner seine Erfahrungen hier geteilt hat. Ich freue mich aber auf eure Erfahrungen und Meinungen dazu!
Eine kurze Vorinfo: Ich bin Kirchenmusiker einer kleinen oberbayerischen Gemeinde (wunderschöne neobarocke, jedoch zart intonierte Jann-Orgel) und habe vor ca. 15 Jahren von den Angehörigen eines verstorbenen Kollegen dessen alte zweimanualige Eminent-Orgel aus den 80er Jahren bekommen. Obwohl ich im Winter meistens froh darüber war, eine Übemöglichkeit "im Warmen" zu haben, bin ich selbst jedoch mit dem Instrument nie warm geworden. Ich bin mit mechanischen Trakturen aufgewachsen und konnte mit dem "schwammigen" Spielgefühl der alten Klaviaturen nie etwas anfangen. Auch habe ich immer wieder elektronische Orgeln gespielt, empfand diese jedoch stets als äußerst unbefriedigend. Deswegen habe ich mich privat nie mit dem Thema Digitalorgel befasst und auch vom signifikanten Fortschritt in deren Technik wenig mitbekommen.
Dies hat sich erst auch nicht geändert, als ich vor ca. 2 Monaten die Gelegenheit hatte, eine Johannus Symphonica mit Vollholzklaviaturen und einer umfangreiche Registerauswahl zu bespielen. Trotzdem war ich vom Probespiel nicht begeistert, alles klang "steril" und wirklich nicht zufriedenstellend. Einzelne Register klingen super, aber Kombinationen oder auch das Plenum haben mich nicht überzeugt. Als der Besitzer mir gegenüber erwähnte, dass er für das Instrument vor ein paar Jahren 35.000 Euro gezahlt hatte, war ich wirklich baff. Für DAS Instrument so viel Geld? Mir wäre es keine 15.000 wert gewesen.
Der Wendepunkt kam dann zwei Wochen später, als ich in einer Kirche östlich von München eine Gloria Concerto 354 der Firma Kisselbach unter die Finger bekam. Obwohl mir die "Spieltraktur" auch etwas schwammig vorkam (ich erfuhr später, dass hier die Standard-Kunststofftasten installiert wurden), war ich doch vom Klang äußerst positiv überrascht! Noch nie hatte ich eine elektronische Orgel bespielt, welche in seinen einzelnen Registern so gut klang!
Nun war meine Neugierde geweckt. Ein Bekannter erzählte mir, dass er einmal bei der Firma Kisselbach in Augsburg war und ein Besuch dort für mich ggf. auch interessant werden könnte.
Ein paar Anrufe (und vieeeeeele Minuten Fernberatung) später fuhr ich also auf Einladung von Herrn Gerlach nach Augsburg. Ich kam um kurz nach 10 Uhr an und wurde äußerst freundlich empfangen und beraten. Nach einer umfangreichen Instruktion entließ mich Herr Gerlach mit den Worten "Spielen Sie, solange Sie wollen!" in das freie Ausprobieren der Ausstellungsinstrumente. Ob ihm da wohl klar war, dass ich ich ihn beim Wort nehmen würde? ;)
So, nun aber zum eigentlichen Kern dieses eh schon viel zu langen Posts:
Schon nach relativ kurzer Zeit kristallisierten sich für mich die Gloria Nobilis 352, die Gloria Concerto 354 und die Johannus Live 3T als Favoriten heraus. Es galt für mich nun erst einmal zu eruieren, welches der beiden fast identischen Instrumente im "Stechen" gegen die Concerto antreten sollte.
Achtung Spoiler: Es ist am Ende die Nobilis geworden. Warum, möchte ich im Folgenden darlegen:
Spielgefühl: Bei der Nobilis sind die Holkernklaviaturen mit Elfenbeinoptik Standard. Diese empfand ich sogar als den Vollholzklaviaturen von Johannus überlegen, welche mir tatsächlich nicht so sehr zusagten. Die AWK-Tasten der Concerto wären zwar mein absoluter Favorit gewesen, aber die gibt es nun mal bei Johannus nicht. Die Holzkern-Klaviaturen bei der Live 3T nachzurüsten hätte den Preisvorteil dieses Instruments zunichte gemacht, wären dann aber natürlich bau- und somit spielgleich.
Klang: Hier wird es interessant. Herr Gerlach erklärte mir, dass die Nobilis und die Live unterschiedlich intoniert seien, was mir auch deutlich beim Spielen auffiel. Ich spielte einige kurze Stücke mit den gleichen Registrierungen (aus der Originaldisposition) und bemerkte einige signifikante Unterschiede. Zum Beispiel hatten einige Register des Pedals bei der Dresdnerin an der Live eine hörbar engere Mensur (streichende Prinzipale) und waren vergleichsweise an der Nobilis viel weiter, flötiger intoniert. Auch wurden einige Register deutlich lauter intoniert, was mir Herr Gerlach mit dem Verweis auf den Kundenwunsch vieler bestätigte.
Interessant ist, wie unterschiedlich die Sample-Sets von den Kunden angenommen werden. Während mir gesagt wurde, dass vor allem das Sampleset der Dresdnerin Anklang findet, empfand ich dieses im Vergleich zur Sauer-Orgel Leipzig oder auch zur Schnitgerin in Norden als ziemlich unspektakulär. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass das Sampleset mit einigen wenigen Registern deutlich besser klingt als vergleichsweise im Plenum, welches mir nicht gerade authentisch vorkam. Aber hier entscheidet wahrscheinlich vor allem der persönliche Geschmack.
Am Ende habe ich mich für die Nobilis entschieden, weil ich möglichst nahe an den Originalinstrumenten und Dispositionen bleiben wollte. Ich finde die Zierleiste mit den Dispositionen sehr übersichtlich und es ist mir deutlich lieber, dann bei einem Instrument "nur" 46 Register zu haben, als die "vermischte" Disposition der Live, bei der dann immer auf 52 Register "aufgefüllt" wird. Mich hat es beim Probespielen der Live tatsächlich sehr genervt, immer auf das Display sehen zu müssen, welches Register denn nun wirklich aktiviert wurde und ob es dem Originalinstrument entstammt oder aus einer Registerbibliothek genommen wurde.
Die "große" Live III war bei mir nicht nur aus Budgetgründen relativ schnell aus dem Rennen, sondern vor allem auch aufgrund der meines Erachtens (nur am Anfang?) unübersichtlichen Registerlösung. Ich persönliche bevorzuge Wippen, da sich so mehrere Register schnell manuell mit einer Hand ein- oder ausschalten lassen. Freilich sehen die Holzregisterzüge fantastisch aus und vermitteln echtes Pfeifenorgel-Feeling. Ich war jedoch beim Probespiel meistens damit beschäftigt, Register zu suchen und habe eben auch fürs Umregistrieren deutlich länger gebraucht. Von daher: In der Kirche Zugregister, daheim aber bitte Wippen für mich.
Auch die allgemeine Ausstattungslinie sprach meines Erachtens für die Nobilis. Mit vier vorinstallierten Orgeln, den Fußpistons und den Holzkernklaviaturen bekam man für das gleiche Geld doch ein wenig mehr als bei der Live. Freilich, wenn jemand gerne mehrere Samplesets besitzen und spielen möchte, ist er mit der Nobilis falsch bedient. Aber ich wollte einfach vier möglichst authentische Instrumente aus Barock und Romantik, welche mir gut gefallen und später nicht ausgewechselt werden sollten. Es geht mir ja nicht um konzertantes Spiel vor Publikum daheim sondern ums Üben. Und solange für jedes Stück eine stilistisch passende Orgel vorinstalliert habe, bin ich zufrieden.
Dies war dann auch der Grund, warum ich mich gegen die Concerto entschied: Ich bin nicht sonderlich technik-affin; ich möchte keine Register tauschen und auch nicht am "Bordcomputer" beim Wechsel des Stücks die Intonation, Temperierung und den Stil auf das neue Stück einstellen müssen. Mir gefällt es, bei der Nobilis für jedes Stück eine passende "fertige" Orgel wählen zu können mit passender Temperierung, Stimmung, Disposition.
Rein klanglich waren die Concerto-Reihe und die Live für mich wirklich gleich auf. Beide Instrumente haben Ihre klanglichen Vor- und Nachteile. Was bei der Live die fantastisch authentischen Einzelstimmen sind, ist bei der Concerto meines Achtens das bei richtiger Intonation lebendigere Plenum.
Aber natürlich muss auch dies jeder für sich selbst entscheiden!
Fazit: Wenn ich ein Instrument für eine Kapelle oder Kirche gesucht hätte, wäre es sicherlich die Concerto 354 oder CC 355 geworden. Tolle Orgeln, welche dem Niveau, das ich gewohnt bin, deutlich überlegen sind. Aber für den Hausgebrauch, für das reine Üben vor allem barocker und romantischer Orgelliteratur fand ich die Nobilis oder Live-Serie einen Ticken interessanter, auch aufgrund der Hörpositionen.
Ich warte nun auf die Lieferung der Nobilis 352 und werde euch und Ihnen dann nach einigen Tagen oder Wochen des ausführlichen "Daheim-Testens" noch berichten, ob sich der Eindruck daheim eklatant von dem im Augsburger Ausstellungshaus unterscheidet.
Wer von euch hat sich ebenfalls für die Nobilis entschieden? Was sind eure Meinungen bzw. Erfahrungen zum direkten Vergleich der Nobilis zur Live 3T oder eben auch zur Concerto-Serie? Ich freue mich auf den Austausch! :)
Ich sage herzlichen Dank für die Aufnahme ins Forum! Ich freue mich auf eure Eindrücke oder auch Fragen! :)
Herzliche Grüße
Salicional 8
Hallo Salicional 8, willkommen im Sakralorgelforum!
Dein Posting liest sich ungemein spannend, zugleich auch gut nachvollziehbar, was die Genese deiner Entscheidung betrifft; für mich bleiben da eigentlich gar keine Fragen offen. Für mich ist es immer wieder befriedigend, wenn ich mitbekomme, dass der Digitalorgelmarkt heutzutage dermaßen ausdifferenziert ist, dass er die so unterschiedlichen Kundenwünsche doch mit irgendeinem Instrument abzudecken vermag.
Auch bin ich ganz deiner Meinung darin, dass es zumindest zwei Kategorien von Digitalorgelspielern gibt: Jene, die nicht nur spielen, sondern auch intonieren wollen - und jene, die ein möglichst gut klingendes und unkompliziertes Instrument wünschen. Beide Gruppen haben in den letzten Jahren allerdings gelernt, hohe Ansprüche an den Klang und - deutlich an der von dir angeschnittenen Klaviaturenfrage - an die Haptik zu stellen - und das ist gut so!
Dir wünsche ich viel Freude mit der Gloria nobilis - und nicht zuletzt auch vergnügliche Stunden beim Diskutieren hier in unserer Community!
Auch meinerseits ein herzliches Willkommen, Salicional 8,
Interessant und nachvollziehbar, deine Überlegungen. Ich entschied mich für die Gloria Concerto 350 Trend aus folgenden Gründen:
- Mit meiner Concerto 234 bin ich halt "Physis vorbelastet".
- Die Nobilis 352 und die Live III T standen im engen "Rennen" zur Concerto 350.
- Meine neue Concerto 350 klingt angeliefert noch keineswegs so, wie ich das will - aber ich habe fast "grenzenlose Möglichkeiten" das zu ändern... (natürlich mit entsprechendem Zeitaufwand).
- Die Haptik der Viscount Standard-Tastatur ist für mich die beste von allen Standard-Tastaturen. Diese genügt mir.
- Die Laminat-Ausführung der Concerto 350 Trend gefällt mir so gut wie die teurere Echtholz-Furnier-Ausführung DLX.
- Die Concerto 350 war letztendlich auch preislich fast 1/3 günstiger, trotz teilbarem Spieltisch und Mehrkanal-Audio-Anschlüssen für eine externe Abstrahlung.
Was ich toll finde, dass der (relativ kleine) DO-Markt heute so eine Vielfalt zu diesen Preisen anbietet - im Gegensatz noch vor einigen Dekaden, wo eine "elektronische Klassikorgel" das Mehrfache eines Kleinwagens kostete...
Dann - viel Vorfreude auf deine Nobilis 352...
LG
Martin
#4 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Herzlich willkommen und danke für Deinen Erfahrungsbericht.
Der Entscheidungsprozeß ist mir absolut nachvollziehbar. Aus klanglicher Sicht wäre unter den drei Instrumenten auch bei mir die Nobilis die Favoritin.
Wer eine Orgel von Jann in der Kirche hat, darf etwas anspruchsvoller sein ...
Der alte Schorsch Jann war in meinen Augen und Ohren der beste Intonateur im süddeutschen Raum. Seine Zungen sind ein Träumchen.
Du hast es mglw. ja nicht weit nach Bad Wiessee. Das Gerät in der dortigen Ev. Kirche sollte man gehört haben ...
Wenn es eine Orgel gibt, deren Plenum die Wurst vom Teller zieht, dann die.
Viel Freude hier im Forum und LG
Michael
#5 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Hallo Salicional 8,
herzlich willkommen und herzlichen Glückwunsch auch von meiner Seite. Schön, dass die Gruppe der Besitzer "Live"-basierter Instrumente hier im Forum langsam anwächst.
Ich selbst habe seit Frühjahr 2017 eine Live 2T daheim, mit der ich sehr glücklich bin. Installiert sind die Sets Dresden/Silbermann und Utrecht/Bätz, wobei die Dresdnerin spürbar mehr Sendezeit bekommt, da ich mich dort klanglich noch etwas wohler fühle. Derzeit gehe ich allerdings mit dem Gedanken schwanger, das Portfolio noch etwas zu erweitern, aber bin diesbezüglich noch sehr unentschieden. Leider finde ich derzeit auch keine gute Gelegenheit für ein Probespiel. Eine mutige/verrückte Überlegung wäre, mir die Leizig/Sauer einfach "blind" zu bestellen, in der Annahme, dass das meine bisherige Ausstattung stilistisch recht gut abrunden könnte und die Rezensionen bzw. Klangbeispiele sehr positiv sind.
Auch die Holzkernklaviatur mit "Ivory-Feel" und die Fußtaster hatte ich mitgeordert. Die Tastatur ist vom Spielgefühl nahezu optimal und kein Vergleich zu der Vollkunststofftastatur, die ich bei meiner vorigen Orgel hatte (wohlwissend, dass diese bei der Concerto deutlich besser ist als bei der Opus-basierten Klassik).
Ein bisschen "neidisch" bin ich ja schon auf dich, damals gab es nämlich weder die 3T noch die Nobilis 352 als "günstige 3-Manualige", sondern nur die sündhaft teure Live III mit ihrem m.E. wenig ansprechenden und von dir ja ebenfalls kritisierten Bedienkonzept. Ich bin einfach ein Fan von Wippen (form follows function). Daher und aufgrund der Budgetfrage kam für mich zum damaligen Zeitpunkt nur die Live 2T in Frage.
Heute würde ich mich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für die Nobilis 352 entscheiden, da diese einen guten Kompromiss realisiert hat aus den sample-individuellen Originaldispositionen einerseits und einem simplem Bedienkonzept in Kombination mit einem relativ vernünftigen Kaufpreis andererseits. Dass dort nur 4 Sets verfügbar sind, wäre für mich ebenfalls kein KO-Kriterium, da ich auch eher zur Kategorie "spielen statt rumspielen" gehöre (ohne dass das abwertend gemeint sein soll), und gar kein Interesse habe an zu viel Komplexität.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß an der Vorfreude und freue mich auf einen gelegentlichen Austausch.
LG
Stephan
Hallo Salicional 8,
ein spannender Bericht wie Du zu Deiner neuen Orgel gekommen bist. Ich könnte eine ähnlich lange Geschichte schreiben, gibt es doch mittlerweile sehr gute ganz unterschiedliche technische Ansätze. Ich habe mich letztendlich für die Physis Technologie etnschieden und hoffe nun, dass meine Custom made Concerto wie bei der Bestellung zugesagt noch vor Weihnachten quasi als Weihnachtsgeschenk geliefert werden kann.
Zitat von Salicional 8 im Beitrag #1
...Rein klanglich waren die Concerto-Reihe und die Live für mich wirklich gleich auf. Beide Instrumente haben Ihre klanglichen Vor- und Nachteile. Was bei der Live die fantastisch authentischen Einzelstimmen sind, ist bei der Concerto meines Achtens das bei richtiger Intonation lebendigere Plenum.
Lieber Salicional 8,
(oder muss es nicht "Liebes" heißen? )
Ganz herzlichen Glückwunsch zu Deiner Wahl und ich wünsche Dir schon jetzt viel Freude mit dem neuen Instrument. Eines würde mich noch interessieren:
Ich verstehe es voll und ganz wenn Du sagst, "ich möchte Musik spielen und nicht an den Einstellungen der Orgel..." - aber der Appetit kommt ja manchmal erst beim Essen und Du musst ja nicht an den Intonationen herumschrauben, wenn Du nicht willst. Aber Du könntest...
Wenn beide Instrumente klanglich gleich auf waren, die Physis-Instrumente aber so ungleich mehr Einstellungsmöglichkeiten bieten, warum hast Du dann darauf verzichtet?
VG
Aeoline
#8 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Ich finde es interessant weil sich hier irgendwie 2 Philosophien abzeichnen.
Ich war letzte Woche bei Kisselbach und habe mich für eine Concerto Trend 350 DLX entschieden.
Mit knappem Abstand folgte aber die Nobilis, habe längere Zeit beide im Vergleich gespielt.
Letztlich bin ich scheinbar derjenige, der weniger Wert auf eine absolut originalgetreu gesampelte Orgel legt. Das mag aber auch mit meiner Ausbildung zusammenhängen (nur nebenamtlicher Hobbyorganist). Ich bin zB auch geprägt von der Orgel in meiner Kirche, in der mir zB das Trompetenregister viel zu sehr nach Dudelsack klingt und ich dort gerne die Möglichkeit hätte, das etwas sanfter zu intonieren.
Wahrscheinlich werde ich an meiner Concerto daher auch ein paar Register dahingehend ändern, dass mir der Klang mehr zusagt. Bei einem reinen Hobby-Organisten wie mir besteht da natürlich die Gefahr, am Ende eine Disposition zu haben, die zwar mir persönlich gefällt, wo aber jeder studierte Kirchenmusiker oder Orgelbauer die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wie man nur Register derart zusammenstellen kann....
Und dazu eben im Gegensatz die andere Philosophie einer gesampelten Orgel, die so nah wie möglich an ein wie auch immer geartetes Original heranreicht.
Denke es gibt für beide Philosophien gute Gründe. Viel Freude mit dem neuen Instrument!
#9 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Hallo Salicional 8,
ich kann deine Begeisterung für die Nobilis gut verstehen. Als ich sie im letzen Jahr unter den Fingern hatte, war ich auch gleich begeistert. Die richtigen Extras sind bereits im Lieferumfang vorhanden (Holzkerntastatur, Fußpistons), die eingebauten Orgeln klingen herrlich, die Abstrahlung auf den Sitzplatz des Organisten und auch die Abstrahlung über den Kopfhörer ist seht gut.
Ich bin seit etlichen Jahren Besitzer einer Concerto 234 und nach wie vor sehr mit dem Klang zufrieden. Ein Manual mehr wäre manchmal schön, insbesondere wegen der damit möglichen größeren Auswahl an gleichzeitig verfügbaren Registern. Und von der Bauart hat mich schon die Live 3T angesprochen. Allerdings fand ich manche Einzelheiten etwas unstimmig. Die Nobilis ist dagegen das zu Ende gedachte Modell der 3T, das Preis-/Leistungsverhältnis ist sagenhaft. Sollte ich mal ernsthaft an einen Wechsel denken, wäre die Nobilis ganz vorn auf der Kandidatenliste.
Viele Grüße
Weidenpfeife
#10 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Hallo Salicional 8,
ich gratuliere zu deiner Entscheidung. Auch ich habe mich für die Nobilis 352 entschieden, die in 2-3 Wochen (endlich) geliefert wird. Meine Beweggründe waren ähnlich:
- 4 Orgeln unterschiedlicher Stilrichtungen
- Originalinstrumente und Dispositionen
-
Zitat von Salicional 8 im Beitrag #1
...mir deutlich lieber, dann bei einem Instrument "nur" 46 Register zu haben, als die "vermischte" Disposition der Live, bei der dann immer auf 52 Register "aufgefüllt" wird.
- die Registernamen entsprechen dem Register und nicht nur einem "ähnlich" klingendem aus der Familie
- k.o. Kriterium für die Live 3T waren zudem die fehlenden 8' Stimmen bei dem Sauer und CC Sampleset
Auf die Midi-Wippen würde ich gerne verzichten und hoffe auf ein update der Schnittgerin mit dem Zimelstern
Ich wünsche Dir, dass Du nicht so lange warten musst und das Christkind dich erfreut ;-)
Gruß
Jürgen
PS: leider hat keine der 4 Orgeln ein "Hornprinzipal"
#11 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Zitat von Hornprinzipal im Beitrag #10
PS: leider hat keine der 4 Orgeln ein "Hornprinzipal"
Tja, dafür müsste Johannus ein Sampleset einer großen Späth aus der Zwischenkriegszeit vorlegen. Da war der Hornprinzipal im Positiv Standard. In meiner Heimat gibt es allein vier solcher Dreimanualigen, die klanglich und technisch in ausgezeichnetem Zustand sind.
Wenn man mit einer solchen Stimme parallele Sexten in Tenor- oder Altlage spielt, klingt es (mit etwas Akustik drumherum) tatsächlich wie ein Waldhorn-Duett.
LG
Michael
#12 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
erstmals vielen herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme und eure bisherigen hilfreichen Meinungen bzw. Eindrücke! :)
Ich möchte zwischendrin kurz auf eure Kommentare eingehen:
@Gemshorn: Ich stimme dir vollkommen zu. Auch im Gespräch mit Herrn Gerlach hat sich herauskristallisiert, dass es hier vor allem zwei Gruppen von Orglern gibt, welche ihren Hauptaugenmerk entweder aufs unkomplizierte Spielen an sich oder eben auf das kreative "Basteln" richten! Schön, dass es für beide Gruppen die jeweils passenden Instrumente gibt.
@mvn: Ja, die Concerto 350 Trend war bei mir wegen ihres schlichten Gehäuses ebenfalls hoch im Kurs! Und du beschreibst meiner Meinung nach ganz treffend, was am Ende bei der Orgelwahl ausschlaggebend ist: Will ich daheim mein ganz individuelles Instrument intonieren? Dann bin ich auf jeden Fall mit Physis am besten beraten!
Ich glaube auch nicht, dass ich unbedingt das Echtholzfurnier gebraucht hätte; aber die Auswahl gibt es ja bei den Johannus-Instrumenten nicht :)
Und ja: Super, dass die Orgeln heute günstiger sind als noch vor einigen Jahren. Wenn ich da an den beschriebenen Kollegen mit der 35.000 Euro-Symphonica denke....
@Wichernkantor: Schön, hier einen Georg Jann-Kenner und -Connaisseur anzutreffen! Die von dir beschriebene Orgel kenne ich tatsächlich noch nicht (aber steht nun auf der Merkliste, wenn ich mal an den Tegernsee komme). Aber ja, ich bin auch der Meinung, dass die Jann-Orgeln aus dieser Zeit wunderbar intoniert sind. Schön ist, dass Jann auch für "Experimente" und Ungewöhnliches zu haben war: Unsere Vox Humana ist eigentlich nur dem Namen nach eine solche; klanglich handelt es sich um ein in unseren Breitengraden seltenes spanisches Regal. Viele Kollegen sind beim Probespiel verwundert und wissen mit dem Register erstmal nichts anzufangen - man hatte ja eine lyrische Zunge, eine Vox Humana erwartet - aber für spanische Barockmusik ganz ideal. Es kommt halt auch auf die Literatur an. Der ehemalige Diözesanmusikdirektor von München, Gerald Fischer, schwärmte bei seinen Besuchern immer von der Orgel und dem Register und erwähnte es gegenüber Kollegen bei Fortbildungen häufig.
@ SJL: Hast du bei deiner Dresdnerin die Originaldisposition aktiviert oder arbeitest du mit der "angepassten" Disposition der Live?
Die Sauerin kann ich dir auf jeden Fall uneingeschränkt empfehlen. Die 8-Fuß-Register haben jeweils ihren ganz eigenen Charakter und lassen sich ganz wunderbar mischen bzw. langsam ins Crescendo einbinden. Für mich die faszinierendste Orgel der vier von mir gespielten! Aber das empfindet vermutlich jeder anders :) :) Auf jeden Fall würde ich dir dann empfehlen, mit der Inonationssoftware die Terz und Siffflöte gegen Grundstimmen zu ersetzen (insofern das geht?).
Mit der Klaviatur gebe ich dir vollkommen recht. Die reine Kunststofftastatur fand ich ganz furchtbar. Hier ist der Aufpreis zur Holzkernklaviatur mit den langen Hebeln fast schon ein Muss....
Ich wusste gar nicht, dass die 3T nach der 2T auf den Markt kam; ich dachte, die wären zeitgleich mit der III als kostengünstigere Alternative aufgekommen. Aber ich glaube, dass du mit der damals verfügbaren 2T ebenfalls nichts falsch gemacht hast. Ich glaube, dass man mit den zwei Manualen dank der freien Kombinationen ebenfalls sehr gut auskommen kann :)
Und du sprichst richtig an, was mir wichtig war: ein einfaches Bedienkonzept und möglichst authentische Originaldispositionen! :)
@Opus121: Ich kann deine Entscheidung ebenfalls gut nachvollziehen! Wie gesagt, hätte es die Nobilis nicht geben, wäre die Concerto für mich auch vor der 3T gekommen und damit meine erste Wahl gewesen. Auf jeden Fall ein schönes Instrument mit vielen Möglichkeiten! Hoffentlich kommt deine Concerto noch mit dem Christkind in diesem Jahr! :)
@Aeoline: In Zeiten des Genderns und der unsicheren Artikelfindung kann sowohl das als auch der Salicional richtig sein ;) ;)
Zu deiner Frage: Du hast natürlich recht, dass sich vielleicht dann erst zu Hause die Lust aufs Ausprobieren und Basteln ergibt! Aber das ist nunmal das Risiko beim Orgelkauf :) Ich glaube und hoffe, dass ich daheim mit meiner Entscheidung gut werde leben können :) Aber nochmal konkret: Warum habe ich auf die Orgel verzichtet, die mehr kann bzw. mehr Platz für Kreativität bietet? Das ist schwer zu sagen; aber ich glaube, mir ging es eben um eine möglichst einfach zu erreichende Authentizität. Wenn ich auf der Nobilis Rheinberger, Reger etc. spielen möchte, dann wähle ich die Sauerin an und habe eine typisch romantische Disposition, Intonation und Temperierung. Bei der Concerto müsste ich erstmal die Intonation auf deutsch-romantisch abändern und dann ggf. noch die hochliegenden Mixturen gegen Grundstimmen austauschen etc. Ich habe also bei der Nobilis auf Knopfdruck immer das "perfekte" Instrument für meine jeweilige Literatur mit der passenden Intonation, Temperierung etc. Und beispielsweise mit der Schnitgerin in Norden habe ich klanglich ein so unverwechselbares Instrument mit einer wahrlich unverwechselbaren Temperierung. Das alles Nachzubasteln wäre mir, so glaube ich, zu schwer....
Also am Ende ging es mir darum, auf einen Knopfdruck ein hervorragendes Instrument für die jeweilige Literatur mit allen seinen stilistischen Besonderheiten und Beschränkungen zu haben. Aber ich verstehe natürlich gut, warum jemand Physis den Vorzug gibt: Sein eigenes Instrument, ganz individuell nach den eigenen Vorstellungen zusammenzubasteln ist natürlich ebenfalls extrem reizvoll! :)
@Untersatz: Du beschreibst treffend, was sich im Austausch abzeichnet: Es gibt wohl zwei "Organistentypen" mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Und es ist super, dass es für beide Typen das jeweils "perfekte" Instrument gibt!
Und das mit der individuellen Disposition ist natürlich sehr reizvoll! Es ist, als könnte man sich eine Dienstorgel komplett nach seinen eigenen Vorstellungen anfertigen lassen, also der Traum eines jeden Organisten.
@Weidenpfeife: Du sprichst mir aus der Seele. Genau das dachte ich mir beim Probespielen auch! Und ich verstehe ich gut: Wenn es die Nobilis nicht gegeben hätte und ich "nur" die Wahl zwischen Live 3T und Concerto gehabt hätte, hätte ich mich ebenfalls für die Concerto entschieden. Ich betreue als Kirchenmusiker ein Altenheim, in dem die Neuanschaffung einer Digitalorgel (bis zur Krise) fest geplant war. Sollte der Plan doch noch umgesetzt werden, werde ich hier eine zweimanualige Concerto empfehlen.
Und ich sehe es auch so, dass die Nobilis nicht "besser" aber ggf. doch konsequenter in ihrer Zielsetzung ist. Entweder ich möchte eine freie Disposition oder ich möchte eine authentische Erfahrung, die an ein echtes Instrument angelegt ist. Von daher für mich eben auch Nobilis, Hauptwerk oder Concerto, aber keine Mischlösung (soll nicht abwertend klingen, die Live 3T ist ein super Konzept und für die Leute, die beides haben wollen, ideal!) :)
@Hornprinzipal: Schön, hier einen gleichgesinnten Käufer anzutreffen! Bitte teile mir unbedingt deine ersten "Daheim"-Eindrücke mit, sobald das Instrument geliefert wurde! :)
Du beschreibst ebenfalls sehr gut, was mich an der Live gestört hat. Gerade das Auswechseln der grandiosen 8'-Stimmen gegen Terzen und hohe Register finde ich suboptimal.
Mit den Midi-Wippen geht es mir genauso! Ich werde sie wohl nie verwenden. Wenn ich stattdessen die Effektregister der Originalorgeln haben könnte, wäre ich sehr glücklich! :) Aber ich befürchte doch, dass da von Johannus kein Update in der Richtung mehr kommen wird... hast du hier mehr Hoffnung? :)
P.S. das fehlende Hornprinzipal kannst du sicherlich notfalls verkraften ;) Dafür gibt es zu viele andere schöne Prinzipale in der Nobilis! :)
Ich bin gespannt auf deine Eindrücke und wünsche dir, dass dein Instrument pünktlich kommt!
Herzliche Grüße an alle! :)
#13 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
Hallo "Salicional 8",
Zitat von Salicional 8 im Beitrag #12
@ SJL: Hast du bei deiner Dresdnerin die Originaldisposition aktiviert oder arbeitest du mit der "angepassten" Disposition der Live?
Letzteres, die LIve arbeitet ja per se mit der Universaldisposition. Andererseits ist das, zumindest bei Dresden und Utrecht, kein großes Problem, da diese Universaldispo vom Grundcharakter bzw. Fußlagenmix den Originalinstrumenten ja noch relativ ähnlich ist. Das würde mir mehr Sorgen bereiten im Hinblick auf ein explizit romantisches Set wie das aus Leipzig o.ä., wo die Überdeckung der Dispositionen tatsächlich deutlich geringer ist (es fehlen auf der Live dann einige Grundstimmen, dafür hat man unnötigerweise Aliquoten etc.) und man sich dann fragen muss, ob der Mehrwert der Zusatz-Sets dann tatsächlich noch so groß ist. Das ist sicherlich eine große Stärke der Nobilis ggü. der Live, zumindest bei den 3-manualigen Instrumenten. Bei den 2-manualigen hingegen wäre mir vermutlich die Universaldisposition der Live 2T mit ihren 44 Registern fast lieber, da diese per se im Hinblick auf Fußlagen-/Stimmenauswahl ausgewogener ist, als eine "Orginaldisposition" von max. 39 Registern, bei der einfach ein Werk "amputiert" wurde und dadurch u.U. wichtige Teile fehlen. Also, bei der 3-manualigen Orgel sehe ich den Vorteil klar bei der Nobilis, bei der 2-manualigen wäre ich zumindest noch unsicher.
Aber das ist für mich Gedankenspielerei, da ich die Alternativen ja leider nicht hatte. Wie schon erwähnt hätte ich nur die quasi doppelt so teure Live III nehmen können. Daher hast du m.E. alles richtig gemacht. Ich war auch mit der Vorgängerorgel (Klassik 350) per se nicht unzufrieden, bei mir waren die wesentlichen Treiber für den Wechsel auf die Live 2T vor allem der Quantensprung in der Sample-Qualität und der Raumsimulation (da konnte auch, zumindest nach meinem Geschmack und man sehe es mir bitte nach, Physis nicht mithalten) sowie die Möglichkeit eines Tastatur-Upgrades (da hatte ich bei der vorigen Orgel leider am falschen Ende gespart, und ein Nachrüsten hätte wirtschaftlich keinen Sinn ergeben).
Nochmal ein Wort zu der Frage der Relevanz von Originaldispositionen: Mir persönlich ging es eigentlich vor allem darum, ob das, was ich da höre, möglichst gut und sehr "nach Orgel" klingt. Wenn dafür real existierende, historische Instrument Pate standen, ist das schön. Aber ob meine Orgel nun dispositionsseitig exakt dem entspricht, was in Dresden oder Utrecht tatsächlich verbaut ist, ist mir nicht so wichtig.
LG
Stephan
NAKOrgler
(
gelöscht
)
#14 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
#15 RE: Eure Erfahrungen - Gloria Nobilis im Vergleich zur Live 3T
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