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Serienklaviaturen? Aufpreise?
#1 Serienklaviaturen? Aufpreise?
Eh' wir den Kollegen ihren Thread total mit unserem Räsonnieren über Serienklaviaturen zumüllen, mach' ich einfach hier mal eine "Meckerecke" auf.
Ich stimme mit Stephan völlig überein in der Einschätzung, dass wertigere Klaviaturen in Serie weitaus weniger kosten als den Aufpreis. Denn die Glorias, die die Fatars mit Holzkern serienmäßig haben, sind nicht sooo viel teurer als die in etwa gleichwertigen Orgeln mit Plastiktasten (Gloria 360/Vivaldi 350, Nobilis/LiveIIIT) Bei üblicher Aufpreis-Politik müssten die Orgeln mit den TP 60 mindestens 2-2,5 T€ teurer sein.
Und mit diesen Orgeln wird ja trotzdem Geld verdient.
Johannus ließ sich Extras von je her teuer bezahlen. Ich denke an den berühmt-berüchtigten "Drei-Wege-Schalter", mit dem man die Abstrahlung auf intern, extern oder auf beides gleichzeitig schalten konnte. Wert des Bauteils seinerzeit keine 50 Mark, Aufpreis 900 (in Worten: neunhundert!) Mark.
Ähnlich verhält es sich mit den an anderer Stelle erwähnten teilbaren Gehäusen. Zwei zersägte Seitenwangen und ein paar durch Mehrfachstecker unterbrochene Kabel können keine 400 plus x Euronen mehr kosten. Zumal Gehäuse längst nicht mehr in Großserie gefertigt werden. Warum die kleinen Serien nicht gleich alle teilbar gebaut - und meinetwegen für das unzersägte Gehäuse einen Aufpreis verlangen? Ich weiß, die Frage der Ästhetik. Meine 360 ist teilbar, ihr WAF liegt trotzdem bei 100 Prozent.
Zurück zu den Klaviaturen: Das negativste Spielgefühl habe ich seinerzeit bei den zweimanualigen Rolands (330/380) erlebt. Klanglich waren diese Orgeln ein Wurf. Aber die Tasten fühlten sich an wie ein Klumpen lauwarme Margarine. Die Taste ging nicht nur nach unten weg, sondern man hatte das Gefühl, dass sie seitlich kippt und verkantet, als würde man die Fingerkuppe auf die Spitze eines rohen Eis aufesetzen.
Ein Händler berichtete mir, dass die Kunden die Orgel trotz ihrer unzweifelhaften klanglichen Qualitäten nach ein paar Takten links liegen ließen. Das Ausstellungsexemplar fristete dort ein Ladenhüter-Dasein und wurde nach dem Auslaufen des Modells zum Dumping-Preis verscherbelt ...
LG
Michael
Dem kann ich nur zustimmen. Vermutlich wird damit aber auch ein "Komplexitätszuschlag" geleistet, da jede Form von Individualisierung die interne Planung und Logistik verteuert. Es ist natürlich deutlich einfacher/günstiger, wenn auf einer Produktionslinie quasi "24/7" eine identische Spezifikation vom Band purzelt, als wenn man eine Vielfalt von Varianten managen muss. Mich würde allerdings interessieren, wie groß der Anteil der Basismodelle tatsächlich ist. Sind wir mit unseren Sonderklaviaturen und Fußpistons eher die Ausnahme?
Ein ähnliches Phänomen gibt es ja auch beim Autokauf. Da werden Features, die tw. eigentlich schon vorhanden sind und nur softwaremäßig freigeschaltet werden müssten, für 3-4 stellige Aufpreise angeboten. Oder eine höhere Motorisierung kostet 2-3 k€ mehr, obwohl der Motor eigentlich identisch ist, aber nur einen anderen "Chip" bekommt.
VG
Stephan
#3 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Ich habe mich mal ein wenig im Netz umgesehen und zu folgender Erkenntnis gekommen:
Eine einzelne TP6 bekommt man ab ca. 170 €, eine TP60 mit Holzkern ab ca. 440 €, eine TP63 mit Holzkern und Holzbelag ab ca. 630 €. Das heißt, der reine Differenzpreis für die Klaviatur (Elektronik etc. ändern sich ja nicht, zusätzliche Montagekosten sollten bei Installation ab Werk ebenfalls nicht anfallen) von Vollkunststoff zu Holzkern beträgt gerade einmal 270 €, von Holzkern zu Holzbelag sind es dann noch einmal 190 € (Vollkunststoff zu Holzkern 460 €) und das sind schon Endkundenpreise bei Bestellung von einzelnen Klaviaturen.
Viele Grüße
Trompetendulzian
#5 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
#6 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
https://www.cube.eu/2021/e-bikes/mountai.../nuride-hybrid/
Wer Freude am Studium und der Argumentation hat: ich komme zurück zur Verkaufstrategie, die ich bei Fahrädern, PKWs u.s.w ... und Digitalorgeln ähnlich sehe.
Das verlinkte Fahrad kostet in der Standardausführung PRO 2.728,00 Euro. Damit steht es in Konkurrenz zu Centurion; KTM, Conway etc mit ähnlichen Modellen im Wettbewerb und ist sogar billiger!!! Rahmen und Motor bleiben immer gleich, wenn man eine Preisklasse höher geht. Das ist dann EXC mit 3.118,00 Euro. Der nächste Sprung ist SL auf 3.898,00 Euro. Sieht man ein Werbevideo des Unternehmens an, wird natürlich nicht die billige PRO Version beworben, sondern die teuerste SL. Immer der selbe Motor und Rahmen, aber mit einem Preisunterschied von 1.170,00 EURO zwischen billig und teuer für die variablen Komponenten.
Systemimmanent ist, dass die teure Komponente nicht im PRO Modell sein kann, denn der Hersteller will den Kunden ja preislich nach oben locken. So ist die Farbgestaltung des SL exclusiv, die des PRO nicht. Will man das Fahrrad haben und sich echt darüber freuen, ist die Exclusivausführung nach Meinung des Verkäufers schon die richtige und die normale.
Der Kirchengemeinderat oder wer auch immer, freut sich über den unteren Preis der Digitalorgel, "der ja auch schon teuer genug ist".
Bei den Orgelklaviaturen der digitalen Vertreiber regt mich diese Verkaufsstrategie auf. Als Organist muss ich betteln gehen bei den Unteren und Oberen für eine Tastatur, die bei der Pfeifenorgel und beim Naturklavier und -flügel gar nicht anders denkbar ist. Oder hat jemand schon mal eine Stummorgel oder einen Bechsteinflügel mit P6 Kunststofftasten unter den Fingern gehabt?
Michael
Zitat von SJL im Beitrag #2
Dem kann ich nur zustimmen. Vermutlich wird damit aber auch ein "Komplexitätszuschlag" geleistet, da jede Form von Individualisierung die interne Planung und Logistik verteuert. Es ist natürlich deutlich einfacher/günstiger, wenn auf einer Produktionslinie quasi "24/7" eine identische Spezifikation vom Band purzelt, als wenn man eine Vielfalt von Varianten managen muss. Mich würde allerdings interessieren, wie groß der Anteil der Basismodelle tatsächlich ist. Sind wir mit unseren Sonderklaviaturen und Fußpistons eher die Ausnahme?
I think the main reason is this.
In addition, the cost of the supplier also changes: if a company produces e.g. 100,000 organs a year and of these only 500 are required with customized keyboards, the company will pay to Fatar 99,500 keyboards with a much lower price, and 500 keyboards with full price. And this clearly falls on the end customer.
#10 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Dann ist es doch wohl nur ein Willensakt der Herstellerseite, die (sicher nicht realistische) Relation von 99.500 : 500 umzukehren.
Wir Kunden haben es bis vor etwa zehn Jahren mehr oder weniger klaglos ertragen, dass uns alle Hersteller glitschiges Plastik unter die Finger schoben. Als immer mehr Kunden einen höheren Standard einforderten, kam er ja auch - in Form der angerauten Oberflächen, die deutlich griffsympathischer sind und sich inzwischen weitgehend durchgesetzt haben.
Wenn immer mehr Kunden fordern würden, "Holzkern statt Plastik", dann könnte der Handel an diesen Forderungen nicht länger vorbeigehen. Und er wäre dann gefordert, seinen Lieferanten die entsprechenden Spezifikationen vorzugeben.
Falls man irgendwo einsparen möchte - ich hätte da eine Idee: Keiner, der einfach eine schöne Orgel spielen will, braucht die herrlich "authentischen" Instrumentalstimmen ...
LG
Michael
Ungeteilte Zustimmung.
Auch ich meine, dass die Zeit reif ist für einen Paradigmenwechsel im Klaviaturenverbau. Es kann doch nicht sein, dass Orgeln zum Preis eines Kleinwagens (und darüber hinaus) verkauft werden, die dann per Standard eine Billigklaviatur erhalten.
#12 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #10
Keiner, der einfach eine schöne Orgel spielen will, braucht die herrlich "authentischen" Instrumentalstimmen
Wie recht du doch hast! Vor allem klingen die Dinge schlechter als bei einem billigen Yamaha-Keyboard im Einsteiger-Segment. (Ich habe vier dieser Stimmen in meiner Orgel, ich darf das sagen! )
#13 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Zitat von Gemshorn im Beitrag #11
Es kann doch nicht sein, dass Orgeln zum Preis eines Kleinwagens (und darüber hinaus) verkauft werden, die dann per Standard eine Billigklaviatur erhalten.
Ich gehe sogar noch weiter: Auch im Einsteigersegment sind Holzkern-Klaviaturen kalkulatorisch machbar, ohne dass sich das Produkt wesentlich verteuert. Man muss es von der Herstellerseite aus nur wollen. Wenn ein gut eingeführter Händler damit anfangen würde, nur noch Instrumente mit guten Klaviaturen zu verkaufen, müssten alle anderen über kurz oder lang nachziehen.
Ich entsinne mich noch an Ahlborn, Lipp und Kienle in den 60ern und 70ern. Deren Generatorenorgeln für Kirchen (mit externer Abstrahlung!) hatten ausschließlich Holzklaviaturen.
LG
Michael
#14 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Eine wirklich gute Klaviatur mit Druckpunkt ist schon ziemlich aufwändig.
Ob da jeder bereit ist, den Mehrpreis zu bezahlen, weiß ich nicht.
Wenn man auf einer pneumatischen Orgel spielt, hat man auch keinen ordentlichen Druckpunkt. Viele sind damit auch sehr zufrieden.
Es gibt unterschiedliche Prioritäten, ist doch gut so, dann gibt es auch vielfältige Lösungen.
Bei sehr guten Klaviaturen (sagen wir mal UHT) kommen allein für die Klaviaturen einer 2 Manualigen Orgel schnell 5.000 EUR zusammen, nur für die Klaviaturen. Das ist für die meisten nicht vernachlässigbar.
#15 RE: Serienklaviaturen? Aufpreise?
Ich denke, wir reden nicht über High-End-Produkte, sondern über die Standard-Ausstattung. Und die wäre m.E. mit wenig finanziellem Aufwand deutlich aufzuwerten, wie die Beispielrechnung unseres Kollegen "trompetendulzian" belegt. Selbst bei einer Johannus Studio oder einer kleinen Gloria Optimus auf der Viscount-Plattform wären mir die (gegenüber den bisher verbauten Klaviaturen) haptisch deutlich angenehmeren Holzkerne einen Mehrpreis von 500 Euronen wert. Lässt man dafür "Panflöte" und anderen sinnfreien Plunder weg, könnte da evtl. sogar ein Nullsummenspiel herauskommen.
Natürlich kann ich auch ins benachbarte Lich fahren und mir bei Heuss für 3 T€ pro Stück drei Vollholz-Manuale mit regulierbarem Druckpunkt und Intarsien auf den Tastenbelägen "in die Hand" bauen lassen. Da geht's dann letztlich darum, ob der haptische Mehrwert den finanziellen Aufwand rechtfertigt - und das muss jeder selber wissen.
Ich spiele dienstlich sensible Mechaniken. Da bleibt jede nichtmechanische Traktur ohnehin zweitbeste Lösung.
LG
Michael
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