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CORONA für Musiker
Ob sich die Menschen wieder zurückwagen, ist die große Frage.
Inzwischen sind viele verschüchtert; ich sehe beim Einkaufen eine junge Ärztin, die demonstrativ und auffällig zur Seite springt, wenn ein anderer Kunde sich nähert. Das macht auch mit jenen etwas, die das nur sehen, in etwa nach dem Motto: „Wenn schon die Ärztin so agiert, dann besteht wohl berechtiger Grund zur Sorge...“
Eingebrochenen Kirchenbesuch gibt es auch bei uns - in allen Kirchen, wo ich zugange bin und die Situation beobachten kann. Den Optimismus, dass es „nach Corona“ (Wann sollte das sein? Der Virus wird bleiben.) wieder anders wird, vermag ich nicht zu teilen.
Man könnte die Chance nutzen, dass "die Kirche" wieder näher an den Menschen ist, und nicht gleichzusetzen mit dem steinernen Gemäuer, das vielerorts auch schon vor Corona sehr spärlich besucht war...
Einziges Problem: wir können uns unsere Pfeifenorgeln nicht auf die grüne Wiese auf dem Buckl mitnehmen...
#18 RE: CORONA für Musiker
Bei uns waren alle Gottesdienste seit der 2. Januar-Woche ausgesetzt. Vorgestern hatten wir dann wieder in beiden Kirchorten Passionsandachten unter freiem Himmel - wir haben sie "Osterimpulse" genannt.
Obwohl das erst zwei Tage vorher im Mitteilungsblatt der Stadt angekündigt worden war, kamen erstaunlich viele Leute auf den Platz vor dem Gemeindehaus. Nicht einmal von einem kräftigen Regenschauer ließen sie sich abhalten.
Es war deutlich zu spüren, dass die Teilnehmer froh darüber waren, dass es wieder einen öffentlichen Gottesdienst gibt.
Auch die Einladung, bei geöffneter Kirche sonntags vorbeizukommen und still für sich die ausliegende Predigt zu lesen, wird mindestens so gut angenommen wie der normale sonntägliche Gemeindegottesdienst.
Dass ich am Nachmittag eine Stunde die Orgel spiele (wofür wir nicht "werben"), wird ebenfalls gut angenommen. Da sitzen immer mehrere handvoll Zuhörer.
Wir machen die Erfahrung, dass wir über unsere Website mehr Leute erreichen als bisher über die Präsenzgottesdienste. Das war eine wichtige Erfahrung, auch für die, die die Seiten engagiert mit Inhalt füllen. Da hat die Pandemie durchaus einen positiven Effekt. Die Gemeinde wird deutlicher wahrgenommen, obwohl ihr "Markenkern", der sonntägliche Gottesdienst, gerade nicht stattfindet.
LG
Michael
#20 RE: CORONA für Musiker
Zum überwiegenden Teil sind es die "üblichen Verdächtigen". Aber es kamen auch Leute aus Nachbarorten, zu denen sich die Spontan-Konzerte herumgesprochen hatten. Vorigen Sonntag war es eine fünfköpfige Familie, die beim Spaziergang an der Kirche vorbeikam bzw. eben nicht vorbeikam. Die wollten mal gucken, wer da diesen Krach macht, kamen 'rein und blieben. Hinterher haben wir angeregt (wengleich vermummt) über die Orgel im Allgemeinen und unsere 212 Jahre alte Dame im Besonderen geplauscht.
LG
Michael
Damit meine Beobachtungen zum Einbruch der Besucherzahlen nicht missverstanden werden:
Ich glaube nicht, dass sich damit etwas grundsätzlich Neues ereignet hat; vielmehr trennt sich in der Krise die Spreu vom Weizen - die Krise fungiert quasi als Katalysator und entspricht damit ihrer vollen und ursprünglichen Wortbedeutung.
Auf Deutsch: Jene, die auch vor Corona schon wenig Bezug zum Gottesdienst an sich hatten, sind nun ganz weggebrochen.
Unglückliche Konstellation in der Gemeinde selbst (Personal usw.) haben in Zeiten der Pandemie nicht mehr Auswirkungen als davor - meines Erachtens.
#22 RE: CORONA für Musiker
Zitat von Gemshorn im Beitrag #21
Damit meine Beobachtungen zum Einbruch der Besucherzahlen nicht missverstanden werden:
Ich glaube nicht, dass da etwas grundsätzlich Neues zu uns gekommen ist; vielmehr trennt sich in der Krise die Spreu vom Weizen - die Krise fungiert quasi als Katalysator und entspricht damit ihrer vollen und ursprünglichen Wortbedeutung.
Auf Deutsch: Jene, die auch vor Corona schon wenig Bezug zum Gottesdienst an sich hatten, sind nun ganz weggebrochen.
Unglückliche Konstellation in der Gemeinde selbst (Personal usw.) haben in Zeiten der Pandemie nicht mehr Auswirkungen als davor - meines Erachtens.
Die Kirche war auch früher schon, ein Ort der Hoffnung und der Zuflucht, selbst bei schlimmsten Seuchen.
Diese Chance, die Christen wieder näher an Gott zu bringen wurde verpasst.
Selbst an Weihnachten wurde nur kurz gedacht und kurzfristig alles abgesagt, obwohl sicher einiges möglich war.
z. B. im Freien.
Wie will , soll man das jetzt wieder richten?
Ich befürchte die Kirchen werden leer bleiben, hab aber hoffentlich Unrecht.
Gruss Josef
Eine durchaus naheliegende Theorie, dass die Krise bereits im Gange befindliche "Zersetzungsvorgänge" noch beschleunigt. Das sieht man auch in unseren Kirchen bspw. daran, dass jüngere Gemeindeglieder kaum noch in den regulären Sonntagsgottesdienst kommen, selbst wenn sie sich vor der Krise noch in kirchlichen Gruppen engagierten - da sind einfach komplett andere Vorstellungen/Bedarfe vorhanden, die im "klassischen" Gottesdienst nicht adressiert werden. Nur durch Konzertereignisse oder im "klassischen" Gottesdienst durch persönliche Mitwirkung in Chor, Posaunenchor, Jugendgruppe usw. oder sei es "nur" durch den Gesang von Gemeindeliedern entsteht da überhaupt noch eine Verbindung. Als reine Gottesdienstbesucher kamen die jungen Familien einzig zum Osterfest und zu den Weihnachtsgottesdiensten - beides wurde im vergangenen Jahr 2020 einfach abgesagt.
Aber auch manche älteren Gemeindeglieder bleiben nun in der Krise weg, aus Angst vor einer Infektion und/oder wegen gewisser "coronabedingter Umstände" (Datenerfassung am Eingang, permanentes Masketragen, kein Gesang, sogar die Sitzkissen auf den Bänken wurden aus hygienischen Gründen entfernt). Der Altersdurchschnitt unserer Sonntagsgottesdienste liegt inzwischen jenseits der 60; wenn man Kirchengemeinderäte und Konfirmanden incl. deren Eltern abzieht, eher deutlich höher.
Die "Erreichbarkeit" der Menschen über das Internet hatte ich mir zu Beginn der Krise auch eher positiv vorgestellt. In der Zeit als die Präsenzgottesdienste im Kirchenbezirk ausgesetzt waren, wurde sonntäglich ein wenige Tage zuvor aufgezeichneter Gottesdienst aus einer der Gemeinden in YouTube eingestellt. Die durchschnittliche Anzahl der Abrufe dieser Gottesdienste von insgesamt nur ca. 300 Klicks bei einem Kirchenbezirk von ca. 20.000 Christen hat mich dann doch etwas ernüchtert.
Bis irgendjemand irgendwann sich mal traut, "Corona" medienwirksam für beendet zu erklären und es ihm auch noch geglaubt wird, wird es noch ziemlich lange dauern. Erst dann wird auch Chor- und gemeindliches Singen wieder eine Chance bekommen, die coronabedingte Stigmatisierung abzustreifen, und die Kirchenmusik kann wieder Brücken zu den Menschen aller Altersklassen schlagen. Freuen wir uns, wenn wir mit unserer Orgelmusik etwas dazu beitragen können.
Auf Radio Ö1 – kulturelles Glanzlicht in der Radiolandschaft Österreichs – war vorige Woche eine Sendung zum Thema Singen zu hören. Dort wurde bestätigt, dass wir Menschen das gemeinsame Singen dringend brauchen. Obwohl in der Sendung nicht von Gottesdienst und Kirche die Rede war, muss dies (umso mehr) dort gelten.
Wer’s hören mag: https://oe1.orf.at/programm/20210310/630...en-und-springen
Mittlerweile wird dies bei mir zu einem Ceterumcenseo: Wir müssen den Gesang so schnell wie möglich zurück in unsere Gottesdienste bringen.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #24
...dass wir Menschen das gemeinsame Singen dringend brauchen. Obwohl in der Sendung nicht von Gottesdienst und Kirche die Rede war, muss dies (umso mehr) dort gelten.
Das kann ich nur unterstreichen. Dennoch habe ich es nicht geschafft, im Sommer vergangenen Jahres meinen Chor trotz sorgsam ausgeklügelten Hygienekonzeptes "wiederzubeleben". Kein Wunder bei Medienberichten mit Überschriften à la "Wenn Singen tötet." Man muss schon eine Eselsgeduld bei so etwas haben...
Geduld ist das eine, verbleibende Lebenszeit das andere...
In der von mir verlinkten Radiosendung schaltete sich eine Hörerin zu, die – Mitte 70 – sich ein anderes Ende für ihr lange währendes Engagement als Chorsängerin gewünscht hätte. Ihre Wortmeldung hat mich tief betroffen gemacht...
Zitat von Gemshorn im Beitrag #26
Geduld ist das eine, verbleibende Lebenszeit das andere...
Kenne ich ebenfalls aus eigener Erfahrung: Mein ältester Chorsänger (und noch immer eine starke Stütze im Tenor) zählt über 80 Lenze und hat 65 Jahre aktive Chormitgliedschaft erreicht. Er hat schon ein paar Mal gefragt, wann es denn wieder weiter ginge. Das bricht einem das Herz - man weiß da gar nicht, was man sagen soll...
Kann ich gut nachvollziehen. Unseren Chor wiederzubeleben wird auch schwer. Anfangs hab ich noch Noten und dazugehörige Proben-CDs mit Einzelstimmen eingespielt und in die Postkästen verteilt.
Aber wenn man nie live miteinander singen kann, dann wirds schon mühsam.
Grad die Älteren sind oft via WhatsApp nicht erreichbar, könnten mit einer Zoom - Chorprobe nicht umgehen, sind nicht mehr so gut zu Fuss, dass man bei schönen Wetter einen Spaziergang mit Gesang machen kann (ersetzt natürlich keine kirchenmusikalische Probe, stärkt aber die Gemeinschaft), etc, etc. - und grad die leiden unter Einsamkeit am meisten.
... Ab und zu klappts, einen telefonischen Kettenbrief zu initiieren (Du, ich glaub, die sowieso würd gern mal wieder mit Dir telefonieren.).
Aber sonst..... Eine Zeit in der Wüste.... Dabei haben wir jetzt erst unseren ersten Cluster (der allerdings Potential hat, sich von den Kindergartenkindern bis zu den Großeltern durchzufressen) , bisher waren wir ziemlich verschont... Die Leute bei uns werden coronamüde, ignorieren vieles...
Zitat von Prinzipalin im Beitrag #28
Die Leute bei uns werden coronamüde, ignorieren vieles...
Ja, es wird allmählich immer schwieriger, da so etwas wie Contenance zu behalten: Untere Entscheidungsträger "hängen" sich an obere Entscheidungsträger an, diese wiederum haben keine Ahnung, auf welcher Grundlage sie überhaupt entscheiden, denn die gesamte Debatte war und ist doch mehr angst- und gefühlsgetrieben - so mein Eindruck. Das grundlegende Problem ist, dass die politische Covid-19-Strategie von Anfang an auf Zeitgewinnung und Auseinander-/Wegsperren der Menschen ausgerichtet war, statt die Menschen und insbesondere Verantwortliche in der Fähigkeit zu schulen, ihre konkrete Lage vor Ort einschätzen zu können und ihnen die Handlungsentscheidung auch zu überlassen (vgl. meine Darstellungen in Post #15 oben). Wenn eine 60- bis 70-prozentige Impfquote nicht erreicht wird oder sich resistente Mutanten bilden, platzt diese Seifenblase. Inzwischen kosten die Lockdowns eine Millarde nach der anderen (unsere Kinder danken es uns) und dennoch vielen Gewerbetreibenden und Künstlern die Existenz. Und was dieser "Sozial- und Kulturverlust" mit unserer Gesellschaft macht, auch das werden wir sehen. Aber blicken wir nach vorn und schauen, was in unserem Einflussbereich möglich ist, um zumindest Letzterem so gut als möglich gegenzuwirken...
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