Kennt jemand dieses Orgelmodell?

18.03.2021 18:29 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2021 18:29)
#1 Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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Hallo,

einer meiner Amtsvorgänger in Frankenberg ist vor ein paar Wochen verstorben und ich wurde jetzt von den Hinterbliebenen gebeten mir seinen Nachlass an Noten und Instrumenten mal anzuschauen, was davon vielleicht für mich oder Bekannte interessant und verwendbar sein könnte. Darunter war eine Orgel der Firma "Cantor", für die ich selbst keine Verwendung habe. Sie wäre wohl auch kostenfrei abzugeben, solange sie in gute Hände käme (ich dachte vielleicht an jemanden von meinen jugendlichen Schülern, die sich in aller Regel keine Heimorgeln leisten können). Ich würde aber gerne genaueres zum Modell in Erfahrung bringen. Außer dem Firmenschild war auf Anhieb keine genauere Typbezeichnung zu finden. Ich habe sie jetzt wegen knapper Zeit nur mal kurz angespielt, war aber erstaunt, wie überzeugend sie trotz ihres offenkundigen Alters in den Registermischungen klang (die Einzelstimmen hingegen klingen für heutige Ohren schon arg synthetisch). Bis auf ein paar Registerbeleuchtungen scheint auch noch alles zu funktionieren.

Vielleicht kann mir jemand mit der Typbezeichnung helfen? Ich habe mal ein paar Bilder gemacht.

Vielen Dank schonmal.

20210318_150913.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 20210318_150920.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

20210318_150930.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 20210318_151042.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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18.03.2021 18:58 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2021 07:47)
#2 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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Moderator

M.W. baute Cantor immer nur ein Modell gleichzeitig. Ich habe die aktuelle (analoge) Orgel mal Ende der 80er auf der Musikmesse gespielt. Der Hersteller hielt sehr große Stücke auf seine Kontakte - sie waren gekapselt und aus Gold. (Korrodierende Kontakte waren damals das technische Hauptproblem elektronischer Orgeln, da bei vielen Anbietern jede Fußlage ihren eigenen Kontakt benötigte.) Klanglich waren die Cantor-Orgeln damals "state of the art", allerdings mit eigenen Generatoren für rein gestimmte Quint- und Terzregister. Bei vielen Orgeln waren das lediglich Auszüge aus den Oktavgeneratoren.
Ich habe sogar noch (irgendwo) die Demo-Cassette, die damals am Stand verteilt wurde. Preislich lag die Orgel meiner Erinnerung nach deutlich über den damaligen Platzhirschen Ahlborn und Johannus. Vertrieben wurde sie wohl vom Kölner Musikhaus Cremer. Die Verarbeitung des Spieltisches machte einen sehr guten Eindruck.

LG
Michael


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18.03.2021 20:47
avatar  Flauten
#3 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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In diesem Beitrag #10 | RE: Ehemalige Digital- und Analog-Orgel-Formen unter der Nummer 10 wird ein bisserl was über diesen Orgeltypus erzählt . . .


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18.03.2021 21:29
avatar  Aeoline
#4 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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Die "Cantor 737" (hört sich ein bisschen an wie ein Passagierjet...) war damals in den späten 80ern eine meiner Favoritinnen auf den Job der "ersten eigenen Elektronen-Orgel"... Ich habe auch noch die beiden Demo-Cassetten "Cantoresque" von damals... - mittlerweile natürlich auf MP3 überspielt...

Ich kann nur bestätigen was Wichernkantor geschrieben hat: Klanglich damals ganz weit vorne und vortrefflich verarbeitet. Gute und wertige Gehäuse bauen war schon immer ein Aushängeschild niederländischer Orgelmarken. Letztendlich hat in 1987 dann doch die Johannus Opus 520 das Rennen gemacht. Ihre Disposition war mit 45 klingenden Stimmen dann doch "kompletter" als die der Cantor 737. Außerdem warb Johannus damals damit, dass in der 520 je Werk eine "spuckende" Stimme dabei war. Sicherlich war das noch nix gesampeltes, aber die beiden Flötchen hatten eine sehr schöne Ansprache.

Falls Du die Orgel nicht los bekommst, kann ich gerne mal bei unseren Nachwuchsorganisten in der Gemeinde nachfragen.

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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18.03.2021 21:44 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2021 21:48)
#5 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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@ Wichernkantor

Hallo Michael,

bist Du Dir sicher, daß seinerzeit das Musikhaus Cremer Köln "Cantor"-Orgeln vertrieben hatte?
Ich tummelte mich damals auch schon jedes Jahr auf der Frankfurter Musikmesse, schwerpunktmäßig bei den Sakralorgeln, herum.

Das Musikhaus Cremer hatte damals die Alleinvertretung für die amerikanischen "Allen"-Orgeln. Ich weiß das deshalb, weil ich damals auf eine "Allen"-Orgel hinarbeitete, die ich schließlich 1993 erwarb. Cremer war seinerzeit der Ansprechpartner und richtete auch den "Allen"-Messestand aus.

Cremer bot eine gewisse Zeit "Content"-Orgeln an, um auch im niedrigeren Preissegment präsent zu sein.

Die "Cantor"-Orgeln schaute und hörte ich mir damals auch an.
Vertreter für Deutschland war für diese holländischen Instrumente ein gewisser
Herr Foedtke, Inhaber des gleichnamigen Musikhauses in Essen-Kray...

Viele Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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18.03.2021 21:56 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2021 22:00)
avatar  PM
#6 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
PM
PM

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #2
M.W. baute Cantor immer nur ein Modell.
Ha Michael, das ist nicht ganz Korrekt. Cantor baute mehrere Modelle, u.A. 737, 733, 730, 726, auch Positivmodelle, usw. In alte magazine "De Orgelvriend" ab es damals viele Anzeigen. Irgendwo habe auch noch immer die Prospektusse aus diese Zeit.

Selbst hatte ich damals eine 737, Adriaan van der Poel hat es selbst bei mir zu Hause intoniert und auch eine von ihm 'intonierte' Roland Expander Module (RSS?) war dabei. Damals klang es hervorragend!

Leider fehlte nach einige jahre die Klaviaturen, Cantor war inzwischen fast failliet (vd Poel war schon weg da) und der 'Techniker' hat es leider nur verschlimmbessert. Daher bekam ich eine Eminent DCS 325 (auch intoniert nach mein Wunsch, durch Janco Belder).

Leider hat auch die RSS inzwischen Disfunktioniert und ich habe es abgegeben an eine Elektro Hobbyer (niemals tun mussen, später erlebte ich es war inzwischen ein seltsames stück...).

PS: ich glaube Adriaan vd Poel repariert alte Cantor Orgeln, siehe hier. Zumindestens ist es seine Adresse.

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik, auf ihm ruht und fuszt jeder wahre Fortschritt“  - Max Reger


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18.03.2021 23:58 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2021 06:47)
#7 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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Moderator

Jo, kann natürlich sein, dass ich mich irre - mein Besuch dürfte so um die 35 Jahre her sein, ich glaube, 1985. Ich habe noch den "kölschen" Slang des Verkäufers im Ohr, der mir seine "Joldkontakkte" anpries. Daher meine ich, dass es Cremer war. Und der Stand war sehr klein. Es standen nur zwei oder drei - nach meiner Erinnerung in Manualzahl und Disposition identische - Instrumente da. Damals war die Musikmesse noch eine relativ "leise" Veranstaltung. Man hat wirklich noch etwas gehört von den ausgestellten Orgeln. Und mir ging es genau wie Harald. Die Cantor-Orgel war klanglich durchaus weit vorn. Ich hab' mich dann letztlich für die 530 mit einer achtkanaligen externen Abstrahlung entschieden, die mir von '85 bis '99 gedient hat. Es war wohl die letzte Analog-Generation bei Johannus.
Die "Cantoresque"-Cassetten gab es dann wohl ein-, zwei Jahre später. Meine trägt keinen Titel.

LG
Michael


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19.03.2021 19:01
#8 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
cl

Für die 700er Reihe bot Cantor sogar zu der Zeit schon 3 Variationen bzgl. der Spielgewichte an. Ein kleiner Orgelbauer im Westfälischen hatte eine 737 als Leihinstrument und drei verschiedene Klaviaturen, die eine Person mit wenigen Handgriffen alleine wechseln konnte.

Liebe Grüße vom Clemens

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20.03.2021 02:53
#9 RE: Kennt jemand dieses Orgelmodell?
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Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Das hilft mir schonmal sehr weiter.

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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