Neues Evangelisches Gesangbuch 2030

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02.05.2021 17:05
#61 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
tr

Zitat von MagisterPerotin im Beitrag #60
Die Liedauswahl speist sich deswegen häufig nochmal aus Alternativgesangbüchern, die bei den Jugendarbeitern populär sind, die aber in der Kerngemeinde nur eine geringe Rolle spielen.

Eher Feiert Jesus! oder Das Liederbuch - Lieder zwischen Himmel und Erde?
Mich würde tatsächlich interessieren, wie "neu" die heutzutage im Jugendgottesdienst gesungenen Lieder sind - handelt es sich tatsächlich um Neuschöpfungen oder Lieder, die aus einem anderen Frömmigkeitskontext (z.B. Hillsong, CVJM, deutsche Lobpreisliedermacher, ...) den Weg in die Gemeinde gefunden haben.

Viele Grüße
Trompetendulzian


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02.05.2021 17:46
#62 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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"Lieder zwischen Himmel und Erde" steht hier hoch im Kurs. "Feiert Jesus!" nutzen die örtlichen Freikirchen intensiv, hat aber in unserer landeskirchlichen Gemeinde keine Verbreitung.

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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02.05.2021 20:49
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#63 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Gast
( gelöscht )

Zitat von Positiv im Beitrag #57
Qualität hat Zukunft.

Das, was von Menschen als qualitativ gut empfunden wird, mag begünstigt sein, im Gedächtnis zu bleiben und damit Zukunft zu haben - wie auch immer sie zu dieser Meinung gekommen sind. Es gibt durchaus Menschen, für die ein seichter Schlager eine "höhere Qualität" besitzt, als ein Satz aus einer Bach-Kantate. Noch "crazier" wird es, wenn Meinungen durch Manipulation (bspw. Werbung) gebildet werden. Deswegen sollten wir evtl. ein wenig vorsichtig mit dem Begriff "Qualität" umgehen.


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02.05.2021 21:04
#64 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Administrator

Ich frage mich, warum man immer so ein Getue um die Jugendgottesdienste macht.
Konsumieren Jugendliche eine andere Eucharistie? Hören sie ein anderes Wort Gottes?
Haben sie einen anderen Heiland?

Jugendliche sind wenige Jahre später erwachsen. Dann sitzen sie in Erwachsenengottesdiensten - und wundern sich womöglich, warum die Musik (und die Predigt) hier so anders klingt.
Freilich: Wenn sie Woche für Woche mit den Eltern zum Gottesdienst kommen, wird das nicht passieren.
Ob jene, die nur zum Jugendgottesdienst kommen, damit sie die Zulassung zur Firmung erhalten, später auch noch kommen - das sei dahingestellt.

Man soll weder Kinder noch Jugendliche für dumm halten. Ich hätte selten bis nie gehört, dass ein klassisches Kirchenlied als unverständlich oder gar unerträglich eingeordnet worden wäre. Das meiste ist eine Frage der Erziehung. Wenn der Pfarrer oder die Religionslehrerin schon den Erstklasslern "Freu dich, erlöste Christenheit" beibringt, dann wird das bei den Kindern nicht auf Protest stoßen, im Gegenteil.

Übrigens auch nicht die Senioren: Im Altenheim gibt es kaum Diskussionen wegen der Lieder. Wenn ein neues dabei ist, hängen sich die Sangeswilligen an die Orgel dran - und singen vom Blatt mit.


Auf Orgelsuche.

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03.05.2021 09:23
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#65 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #64
Ich frage mich, warum man immer so ein Getue um die Jugendgottesdienste macht.
Konsumieren Jugendliche eine andere Eucharistie? Hören sie ein anderes Wort Gottes?
Haben sie einen anderen Heiland?


Erst wenn ich gestorben bin, bin ich tot. Ich hatte in der juristischen praktischen Ausbildung bei den Stadtwerken einen pensionierten Lehrer, der im Altenheim wohnte. Die Bewohner dort beschäftigten ihn weniger, als die Referendare bei der Stadt. Sein Spruch war: wenn ich alte Leute sehen will, muss ich nur in den Spiegel schauen.
Ich kenne Leute, die sind im Kopf mit 40 schon Rentner und warten auf den Ruhestand.

Könnte ich die Veranstaltungen auswählen, würde ich nach meinen ererbten Genen eher in den Jugendgottesdienst gehen. Nicht um das Alter zu verleugnen oder der Jugend zu huldigen.

Mit unserer 94jährigen Schwiegermutter sind wir über WhatsApp in täglichem Kontakt. Das Smartphone, mit dem sie auch Fotos macht, hat sie erst seit einem Jahr, nachdem der Mann gestorben war. Soweit zu anderslautenden Vorurteilen. Die kirchlichen Institute Kinder- und Jugendgottesdienst, Altennachmittag oder Seniorengottesdienst verlieren an Bedeutung, jedenfalls aus meiner Sicht. Oft geschieht das Alter im Kopf und ist nicht unbedingt im Personalausweis ablesbar.

Ein Jugendliederbuch als vorgeschobenes Testzentrum für das nachfolgende Fürallegesangbuch kann durchaus nur enttäuschend wenig repräsentative Ergebnisse bringen.



Michael


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03.05.2021 10:39 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2021 07:32)
#66 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

Zitat von Positiv im Beitrag #65
Ich kenne Leute, die sind im Kopf mit 40 schon Rentner und warten auf den Ruhestand.

Zitat von Positiv im Beitrag #65
Oft geschieht das Alter im Kopf und ist nicht unbedingt im Personalausweis ablesbar.


Zwei Beobachtungen, die ich aus einem halben Jahrhundert Mitgliedschaft in diversen kirchlichen Gremien von Kirchenvorständen und Fachausschüssen bis zu diversen Synoden nur dick unterstreichen kann.

Darüber gibt es längst religionssoziologische Untersuchungen, die das untermauern.

Versuch einer Kürzest-Zusammenfassung: Die Kirche tut sich seit Jahrzehnten äußerst schwer, diese Zielgruppe zu erreichen und zu binden. In den Gemeinden überwiegen die älteren Menschen - und qua Jugendarbeit Kinder bis zur Konfirmation.
Diejenigen aus der Generation der 40-60jährigen, die sich kirchlich engagieren, gehören überwiegend einem Typus an, die der Psychoanalytiker Fritz Riemann in seinem Standardwerk "Grundformen der Angst" einer "zwanghaften Persönlichkeitsstruktur" zuordnet. Das sind Menschen, die auf jede Veränderung mit Ablehnung reagieren und oft auch den Diskurs darüber verweigern. (In Gremien sind das die Zeitgenossen, deren Denkweise ich gern mit dem Satz "alles muss anders werden, aber nix soll sich ändern" umschreibe.)
Sie haben i.d.R. die Berufsfindungs- und Familiengründungsphase erfolgreich hinter sich, die berufliche Endposition ist erreicht, die Kinder sind aus dem Gröbsten 'raus, die eigene Hütte ist gebaut, ein gewisses Maß an sozialer Sicherheit ist da. Nun darf es eigentlich so bleiben - bis in alle Ewigkeit. Aber das "dicke Ende" lauert am Horizont. Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus (eine Phase, in der viele "eherne" Beziehungen zerbrechen), die Pensionierung rückt näher, die ersten Zipperlein werden chronisch. Mit dem Modewort "midlife-crisis" ist das nur unzureichend umschrieben.
Gegen diese Ängste glauben sich zwanghaft strukturierte Menschen zu schützen, in dem sie in ihrem Umfeld absolute Stablilität durchsetzen wollen. Auch die "letzte Sicherheit", die "religio", soll da Halt geben. Oft entwickelt sich daher in dieser Phase ein übertriebener Ritualismus, dessen Sinn nicht hinterfragt werden darf.

In den kirchlichen Gremien sitzen diese Leute in einer Zwickmühle. Einerseits wollen sie "Menschen erreichen". Und so werfen sie gern die Frage auf: "Wie schaffen wir es, dass mehr Leut' in die Gottesdienste kommen?" Alle Optionen, die jetzt auf den Tisch kommen, würden andererseits konkrete Reflexion und ggf. Korrektur eigenen Verhaltens erfordern. Daher lautet am Ende der Minimalkonsens der Debatte: "Unsere Gottesdienste müssen attraktiver werden, vor allem für junge Leute". Und nun schlägt die eigene Erinnerung zu - an die schönen Freizeiten, wo man mit dem Vikar am Lagerfeuer saß, "die Affen rasen durch den Wald" zur Klampfe sang, an Kirchentage, auf denen man zu "Wir strecken uns nach Dir" enthusiasmiert die Arme in die Luft reckte und sich für soziale Gerechtigkeit in Nicaragua engagierte.
Lange vorbei. Aber eines setzt sich dann fest: "Wir brauchen modernere Musik".
Und damit schnappt die gedankliche Falle zu, aus der die Alten längst 'raus sind ...
Ich habe ja 16 Jahre lang einen meiner Sonntagsdienste in einem Seniorenzentrum geleistet. Und ich kann Klaus' Erfahrung bestätigen: Die älteren Leute waren Neuem erheblich aufgeschlossener als mancher, der noch "mit beiden Beinen im Leben" stand. Klar, Synkopenstolperer und "Denglisch" mochten sie auch nicht. Aber die neueren Sachen im EG waren durchaus vermittelbar. Und Siggi Fietz' "gute Mächte" und Manfred Siebalds "Geh' unter der Gnade" hatten da einen größeren Fanclub als in der Gesamtgemeinde.

Egal, wie das neue EG aussehen wird: Die Leute, die konkret Gemeinde vor Ort gestalten, bekommen hoffentlich ein Arbeitsbuch, das viele Optionen ermöglicht. Die Kunst des klugen Auswählens und die des Weglassens ist in Zukunft wohl mehr denn je gefragt.

LG
Michael

P.S. Falls sich jemand den Riemann 'reinziehen will - es gibt ihn immer noch in x-ter Auflage:
https://www.thalia.de/shop/home/artikeld...ID37166001.html
Hinterher ist man nicht dümmer. Und man entdeckt darin viele Bekannte - meistens auch sich selber ...


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03.05.2021 11:18
#67 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Administrator

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #66
Diejenigen aus der Generation der 40-60jährigen, die sich kirchlich engagieren, gehören überwiegend einem Typus an, die der Psychoanalytiker Fritz Riemann in seinem Standardwerk "Grundformen der Angst" einer "zwanghaften Persönlichkeitsstruktur" zuordnet.

Ui, dann sollte ich zum Heil der Seelen (auch meiner eigenen!) mein Engagement auf dem Schiff Petri bald einschränken. Ich falle inzwischen in diese Altersgruppe.


Auf Orgelsuche.

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03.05.2021 11:20 (zuletzt bearbeitet: 04.05.2021 20:12)
#68 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

Ausnahmen bestätigen die Regel ...

Zumal Riemann die vier Grundtypen nicht als "krankhaft" definiert. Jeder lässt sich in unterschiedlicher Ausprägungsform einer Kategorie zuordnen. Ausdrücklich warnt er aber auch vor Schubladendenken. Antagonist des Zwanghaften ist übrigens der Hysteriker (losgelöst von der Wortbedeutung im allgemeinen Sprachgebrauch). Das sind die "Was wollt ihr denn? Jesus hat doch alle irgendwie lieb ..."-Typen. Das sind die, die mein Liturgikprof. als "liturgische Wildsäue" bezeichnete. Auf dem Kirchentag haben sie morgens (so gegen 13 Uhr) erst mal ein Tütchen gekifft, bevor sie zum Workshop "Christus und Krishna - was sie verbindet" gingen. Sie hüpfen gern in Wallegewändern zu asiatischen Weisen und dem Gequalme von Duftkerzen um den Altar und finden in der Rushhour mitten in Frankfurt einen freien Parkplatz, weil sie vorher dafür gebetet haben. (Die haben dann auch gern eine Christophorusplakette an der Orgel ...)

LG
Michael


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07.05.2021 07:27
#69 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

Zitat von trompetendulzian im Beitrag #61
Eher Feiert Jesus! oder Das Liederbuch - Lieder zwischen Himmel und Erde?Mich würde tatsächlich interessieren, wie "neu" die heutzutage im Jugendgottesdienst gesungenen Lieder sind - handelt es sich tatsächlich um Neuschöpfungen oder Lieder, die aus einem anderen Frömmigkeitskontext (z.B. Hillsong, CVJM, deutsche Lobpreisliedermacher, ...) den Weg in die Gemeinde gefunden haben.


Hier in der Region (Städteviereck Wetzlar/Gießen/Marburg/Siegen) gibt es ja eine ziemlich bunte Freikirchen-Szene in die ich einen gewissen Einblick habe. Da werden inzwischen überhaupt keine Liederbücher mehr verwendet. Alle Texte werden (ohne Noten) per Beamer projiziert. Pianierer oder Band spielen oft aus Blättern, die über den jeweiligen Textsilben nur noch Akkordsymbole haben. Offenbar kennen die Gemeinden die zugrunde liegenden Melodien bzw. haben sich ihre lokalen Varianten zurechtgesungen. Weit verbreitet ist auch die Praxis, dass jemand über Mikrophon singt und die Gemeinde "in der Spur" mitsingt.
Als Quellen dienten vor zehn, zwanzig Jahren noch Bücher von Verlagen wie Hänssler (das erwähnte "Feiert Jesus" 1 bis x und "Ich will Dir danken"), Gerth Medien ("Unser Liederbuch") oder "Feiern und Loben" als Versuch diverser Freikirchen (FeG, Baptisten) ein "Einheitsgesangbuch" zu machen. Einige dieser Bücher haben ja auch schon 30 Jahre auf dem Buckel!
Einige kleinere Verlage, oft Eigenverlage diverser Szenegrößen, haben sich darauf spezialisiert, Lobpreis aus den USA über den Teich zu holen und deutsche Verse zur Musik zu schmieden. Das ist alles wohl relativ schnellebig und stark diversifiziert. Und nach meiner Beobachtung wird da mit dem Urheberrecht eher großzügig umgegangen. Diese Gemengelage erinnert mich an die 70er Jahre, als erschwingliche Kopiergeräte allmählich flächendeckend zur Verfügung standen und viele Chöre (oft von geizigen Kirchenvorständen und Pfarrherren animiert) statt Noten einen Kopierer kauften.

Ich denke mal, dass ein EG 2030 auf jeden Fall auch als Datensatz für PC/Beamer zur Verfügung stehen wird. Aber bitte mit Noten, damit der "Urtext" zumindest dokumentiert ist - unabhängig davon, was sich die Gemeinde zurechtsingt.

LG
Michael


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07.05.2021 10:30 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2021 10:30)
#70 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
cl

Dein Wunsch nach Beamervorlage mit Notentext .... in Gottes aktiven Zuhörerkanal ;-)
Ich glaub das erst, wenn sie vorliegen

Liebe Grüße vom Clemens

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07.05.2021 11:17
#71 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

Ach, man könnte z.B. auch über ein modulares System nachdenken.

Die "Einheitsgesangbücher" sind ja seinerzeit entstanden, um dem textlichen und melodischen Wirrwarr in den vielen Landeskirchen Einhalt zu gebieten. Bis 1918 bildete ja jedes Miniatur-Fürstentum eine eigene Landeskirche. Das Oberkonsistorium der Fürsten von Solms-Braunfels übte die "geistliche Gewalt" über ein Dutzend Dörfer aus - und gab natürlich ein eigenes Gesangbuch heraus. Oder Anhalt-Dessau: Bis heute eine Kirche mit 52 Pfarrstellen. Nicht mal doppelt so viele wie im Kirchenkreis Wetzlar.
Das EKG von 1949 machte dem Durcheinander ein Ende. Und das EG von 1993 ruderte bereits leicht zurück, indem es Regionalteile zuließ, die das jeweilige Liedgut berücksichtigten, das der Nivellierung nach dem Krieg zum Opfer gefallen war.

Denkt man das konsequent weiter, könnten bei einer Neukonzeption Module herauskommen. Ein Kernteil mit verbindlichem Allgemeingut. Dann z.B. ein Regional-Modul, eines für Kindergottesdienste, für Lobpreis, für Kasualien. Bei letzterem besonders wichtig: Lieder zu Beisetzungsfeiern. Ich erlebe es in der Praxis, dass viele Gemeinden hier in der Umgebung eigene "Friedhofs-Gesangbücher" haben. Und die sind nicht mal schlecht - auch wenn mein absoluter Anti-Hit "Stern, auf den ich schaue" da absolutes "Lied vom Dienst" ist.

Aber das sollen mal die machen, die später x Jahre damit arbeiten müssen. Ich werde eher nicht mehr zu diesem Kreis gehören ...

LG
Michael


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07.05.2021 11:45
avatar  wohli
#72 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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na dann fehlt dazu ja nur noch der virtuelle Gesang aus der Konservendose, dann ist die schöne neue Welt perfekt ...


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07.05.2021 12:09 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2021 12:10)
#73 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

Ich hab' in den vergangenen zwei Jahren einige Trauerfeiern erlebt, bei denen überhaupt nicht gesungen wurde ...
Hassia non cantat? Ich durfte immerhin Choräle spielen.

Das ist hier auf den Dörfern zum Glück noch anders. Wie gesagt: Der Mercedesfahrer-Choral steht weit oben auf meiner "mag-ich-garnicht-Liste". Aber da wird meistens mitgesungen, dass die Wände wackeln ...

LG
Michael


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07.05.2021 15:39
#74 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Administrator

In Österreich kriegst du bei Begräbnisses landauf landab die Schubertmesse zu hören: Wohin soll ich mich wenden.
Wenn einmal Herr, ich bin dein Eigentum oder ein anderes Lied auf dem Plan steht, befindet man sich vermutlich bereits in elitären Verhältnissen.
Hätte noch nie vernommen, dass O Welt ich muss dich lassen, Wir sind nur Gast auf Erden o.Ä. anlässlich eines Begräbnisses zum Allgemeinen Gesang vorgesetzt worden wäre. Grund ist die bunte Zusammenwürfelung der Trauergemeinden; die Schubertmesse zählt irgendwie noch halbwegs zum Allgemeingut, das wenigstens der kirchlich sozialisierte Teil der Trauergemeinde kennt.


Auf Orgelsuche.

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07.05.2021 16:04 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2021 16:05)
#75 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
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Moderator

In den kleinen Dörfern im Hintertaunus hier ist eine Beisetzung Sache der ganzen Dorfgemeinschaft und gehorcht nach wie vor strengen Regeln.

Dazu gehören auch Lieder, die seit Generationen gesetzt sind. Ich entsinne mich an die erstaunten Blicke, als bei einer "liberaleren" Feier Siggis "gute Mächte" gesungen wurden. Inzwischen tauchen sie öfter mal auf. Hier im Nachbarort kam es zu unterschwelliger Pogromstimmung, als einer meiner väterlichen Freunde beerdigt wurde und seine in einer "Kirchenband" mitwirkenden Enkel ihrem Opa ein NGL spielten. Tenor: "Das sollen die daheim machen, auf einer Beerdigung gehört sich sowas nicht. Was sollen denn die Leut' von uns denken?" Mit den "Leut'" waren die auswärtigen Trauergäste gemeint, die das unerhörte Geschehen natürlich in ihre Heimatorte kolportierten, wie "sittenlos" man inzwischen in L. beerdigt werde.
Wenn jemand aus einer alteingesessenen und weitverzweigten Familie begraben wird, kommt nicht nur das ganze Dorf, sondern auch die aus den Nachbarorten, die den Verblichenen gekannt haben. Die Aussegnungshallen in einigen Dörfern haben mehr Sitzplätze als die Kirche.
Auch hinterher beim Beerdigungskaffee im Gemeindehaus ist alles exakt geregelt. Es gibt "Begräbniswecken" - ein Hefegebäck mit Rosinen in Semmelform. Die Einheimischen kriegen zwei, die Auswärtigen vier, denn die haben ja einen weiten Heimweg.
Der Pfarrer kriegt ein Dutzend (für seine vielen Kinder), der Kantor und die Sargträger kriegen jeweils zehn.
Ich musste mal hinterher gleich weg und staunte nicht schlecht, als eine Frau aus der Küche des Gemeindehauses zum Auto gerannt kam und mir die "zustehende" Tüte mit zehn Wecken aushändigte.

LG
Michael


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