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Digitalorgel -"Spielgefahr"?
#16 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Zitat von MagisterPerotin im Beitrag #14
"Pass auf, dass du das Stück spielst und nicht das Stück dich spielt".
Das ist der beste Satz, den ich zu dem Thema je gehört habe!!
Genauso geht es mir (leider) oft .
Ich versuche es gerade mit Konzentrationsübungen, um nicht "aus dem Stück herauszufallen" weil meine Aufmerksamkeit gerade zu stark aufs Zuhören fixiert ist - aber wenns halt so toll klingt ...
Viele Grüße, Wolfgang
Super interessantes Thema.
Manchmal beneide ich ja die professionellen Kirchenmusiker und bin ein bisschen traurig, dass ich es selbst nie so weit gebracht habe.
Aber der Punkt mit dem "liefern müssen" ist da natürlich ein ganz Wesentlicher.
Als Hobbyorganist bin ich da wiederum froh, die Freiheit zu haben, konzentriert zu üben, wenn mir danach ist (und nur dann), und wenn ich keine Lust auf üben, dafür aber auf technische Spielereien habe, bastel ich an Intonation, Raumsimulation, Hall etc... rum.
Was für ein herrlicher Luxus.
Und trotzdem habe ich jetzt nach 10 Jahren im medizinischen Berufsleben, unter denen mein Orgelspiel massiv gelitten hat, mit meiner DO jetzt über die letzten knapp 1,5 Jahre wieder ein (für meine Verhältnisse) passables Niveau erreicht. Das beste aus 2 Welten ;-)
Auf einer klanglich schönen Orgel übt es sich für mich einfach leichter, weil es mich mehr inspiriert. Es gibt Teile, die ich langsam und mit einfachster Registrierung zuerst übe. Meine „Üborgel“ ist meistens Giubiasco - nicht zuviel Hall, nicht zuviele Register, aber doch genug von allem.
Ich übe 95% an meiner DO und bin selten in der Kirche, wo ich mich über Kälte und verstimmte Register nerve. Als Belohnung für das Üben wähle ich dann eine Orgel aus, um just for fun zu spielen, dabei kommt dann manchmal ein europäischer Orgelrundgang heraus.
#20 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Ich sehe es ganz gelassen. Meine Orgel im Wohnzimmer hat nun einmal drei Manuale mit 70+ Register mit allem Luxus den man sich vorstellen kann und ist unseren echten Orgeln von den Möglichkeiten weit überlegen. Und ja ich spiele selbst immer sehr viele Registrierungen die vielleicht auch Unsinn sind und verschwende damit etwas Zeit. Wobei verschwenden ein unpassendes Wort ist.
Ich habe bei mir im Wohnzimmer eben die Möglichkeit zum einen im Winter im warmen zu spielen/üben und kann dort auch Literatur spielen die auf unseren Orgeln z.B wegen dem Klang oder den verfügbaren Registern so nicht spielbar wären. Das sehe ich eher als Vorteil. Auch wenn ich ein großer Freund von digitalen Orgeln bin, so sind sie zum echten Orgelspiel trainieren eben nicht unbedingt immer geeignet. Eine echte Orgel klingt in einem echten Kirchenraum eben immer anders als im Wohnzimmer. Also die Idee jeden Tag Zuhause üben und einmal im Jahr ein Konzert an einer echten Orgel spielen wird meiner Meinung nach nicht funktionieren.
Ich halte allgemein nicht viel von diesem Digital vs. Echt. Es sind zwei verschiedene Dinge die beide ihre Vorteile und Nachteile haben. Das eine nicht besser oder schlechter als das andere. Zumindest eines ist für mich ganz klar. Die Atmosphäre während man in einer großen Kirche eine große Orgel spielt, die kann man digital nicht nachahmen und natürlich ist es bei digitalen Lösungen wie bei Netflix und co. Wer ein Überangebot hat an Klängen und Möglichkeiten, der wird schnell nur noch auf diese Möglichkeiten schauen und das eigentliche Spiel aus den Augen verlieren. Die Orgel in der Kirche muss man eben klanglich und technisch so nehmen wie sie ist. Die digitale Orgel verleitet dazu eben das Sampleset 100+ zu testen weil es doch besser sein könnte.
#21 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Nun sehe ich Digital vs. echt etwas anders. Die digitalen Orgeln imitieren die Echten. Mal besser mal weniger gut. Und das Spielgefühl im Zimmer wird nie dasselbe sein wie in der Kirche. Auch wenn die Kirche mal echt widrige Umstände zum Spielen bieten kann.
Auf jeden Fall betrachte ich meine Digitalorgel mit dem gehörigen Respekt. Ich könnte auch einiges Verändern, Nachintonieren und alles Ähnliche. An der Pfeifenorgel kann ich das nicht. Ich muß die Orgel so hinnehmen wie sie ist. Wenn diese mir gar nicht zusagt (kann ja vorkommen), dann höre ich auf auf dieser Orgel zu spielen. Und aus dieser Einstellung lasse ich auch meine Digitalorgel so wie sie ist. Ich habe mir schließlich dieses Modell ausgewählt, ich wollte es und jetzt habe ich es. Und lasse mich nicht in Veränderungsspielerei verfallen.
Ich kann ja gewiss verschiedene Registrierungen ausprobieren, versuchen die gehörten nachzuahmen. Es bleibt aber nur meinem musikalischen Denken zu dienen. Somit sehe ich für mich keine „Spielgefahr“.
#22 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Zitat von Gelernter Laie im Beitrag #21
Und das Spielgefühl im Zimmer wird nie dasselbe sein wie in der Kirche. Auch wenn die Kirche mal echt widrige Umstände zum Spielen bieten kann.
Genau so sehe ich es auch. Es es großartig dass wir mit den heutigen Möglichkeiten sehr authentisch Zuhause Orgeln können und nicht zum üben der Grundlagen stundenlang die Besucher nerven müssen. Aber zu einer Orgel gehört ja in der Regel der Raum dazu in dem sie steht und der Ort hat ja schon eine Wirkung auf uns. Die Mechanik der Orgeln die so in deutschen Kirchen stehen ist selten so perfekt und mal Hand aufs Herz, wie oft sitzt ihr an einer perfekt gestimmten Orgel? Die Realität ist ja eher so dass man die ganz schiefen Töne mal korrigiert. Wenn man die Posaune oder Trompete im Gottesdienst/Konzert spielen will, dann stimmt man sie grob damit es passt. Aber wehe die Tür ist zu lange offen und die Temperatur schwankt bis zum Einsatz. Dann hat man manchmal spannende Klanggebilde die aber mit dem auf dem Notenblatt nur noch entfernt etwas zutun haben. Wohingegen die digitalen Spieltische eben immer den exakten Ton bringen. Dort versucht man ja mit viel Aufwand auch wieder Unregelmäßigkeiten zu implementieren, aber es ist eben immer nur in einem gewissen Rahmen. Ich glaube beim Gesamteindruck macht diese Ungenauigkeit beim spielen viel aus. Es ist eben etwas anderes ob ich einen aufgenommenen Bombard 32" im Wohnzimmer spiele oder im großen Gewölbe nicht nur höre sondern auch fühle. Natürlich kann man das auch im Wohnzimmer nachbauen, aber vermutlich werden die meisten dann keine Wohnung mehr haben nach einigen Spielstunden :)
Kleine Geschichte aus meinen Erlebnissen:
Ein junger Orgelspieler hatte einen Gottesdienst übernommen, Zuhause fleißig geübt an seiner digitalen Orgel. Die Feuertaufe war dann an einer alten nicht sonderlich gut gewarteten Orgel. Die erste Hürde war, dass diese Orgel keinen Normen entspricht und die Register und Tasten eben so gebaut wurden wie der Orgelbauer es 1700 eben für richtig empfunden hat. Dann hatte er seinen Heuler gehabt mitten im Choral und wusste nicht wie er das Ventil wieder zurückstellen kann. Zum Schluss springt ihm noch die Pedalkoppel raus und er wusste nicht wie er sie zwischen den Stücke wieder einhängen muss/kann. Ich finde man muss unterscheiden ob man ein Instrument wie die Orgel spielen kann oder ob man auch das technische Wissen hat wie diese funktioniert und Fehler selber beheben kann.
#23 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #22
[Die Feuertaufe war dann an einer alten nicht sonderlich gut gewarteten Orgel. Die erste Hürde war, dass diese Orgel keinen Normen entspricht und die Register und Tasten eben so gebaut wurden wie der Orgelbauer es 1700 eben für richtig empfunden hat… Ich finde man muss unterscheiden ob man ein Instrument wie die Orgel spielen kann oder ob man auch das technische Wissen hat wie diese funktioniert und Fehler selber beheben kann.
Oh ja, man ist von solchen Überraschungen nie sicher. An einer Digitalorgel ausgenommen.
Ich vertrete die Auffassung, man muß das gerade bespielbare Instrument kennen. In musikalischer wie auch in technischer Hinsicht. (Gut, Trakturverläufe im Gehäuse vielleicht doch nicht ). Als auch Cembalospieler muß ich immer wieder mit technischen Störungen des schon anfälligen Instruments umgehen. Muß ich mich logischerweise dann mit der Technik auskennen. Bei der Orgel ist es nicht anders. Und bevor man losspielt sollte man die „neue“ Orgel kennenlernen. Mit der Zeit und Zahl der Orgel wird es leichter, bleibt allerdings weiter notwendig.
#24 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Absolut richtig. Beim Händler bekomme ich sofort einen Spieltisch der sämtliche Normen erfüllt was Register, Tasten und Abstände betrifft. Selbst wenn ich einen Eigenbau mit gewöhnlichen Keyboards mache halten sich selbst die billigsten China Midi Keyboards an die "Normen". An einer Kirchenorgel kann es aber mal sein dass man plötzlich vom Pedal das D unter dem C hat oder die Manualtasten einfach mal einen Millimeter breiter oder schmaler sind. Ich glaube jeder der ernsthaft Orgel spielt in Gottesdiensten und so, der wird diese Fähigkeit haben müssen sich schnell auf das Instrument einstellen zu können. Gerade wenn die Pedale anders positioniert sind, oder die Manuale schmaler sind, dann liegt man schnell mal einen Ton daneben. Ich finde es gut dass es z.B die BDO Normen gibt, diese haben ihren Sinn (zumindest wenn man dem Durchschnittsorgelspieler entspricht), in der Praxis habe ich aber noch nie eine Orgel getroffen welche nach diesen Normen auch gebaut wurde.
Mir ist es auch schon passiert dass ich ein Amen verhauen habe deswegen und auf eins neben dem b gelandet bin im Eifer. Seit dem achte ich ganz penibel beim Amen darauf :)
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