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Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Hallo Zusammen,
In meinem Kirchenmusikstudium ist mir länger je mehr die Gefahr der Möglichkeiten der DO aufgefallen! 😧
Nach wie vor bin ich mit meiner Johannus LiVE III mehr als happy, ABER zu beginn des Studiums ist mir vermehrt aufgefallen, dass die ganzen Möglichkeiten der 50 Register und 5 Orgeln beim Üben auch eine grosse Ablenkung sein können! Ich ertappe mich oft beim ausprobieren, wie es wohl so klingen würde, oder wie ich es wohl auf der Orgel registrieren würde usw., weshalb ich mittlerweile bewusst auf eine kleine Übeorgel mit 5 Registern und 2 Manualen ausweiche, da man da üben "muss" und nicht plötzlich viel Zeit beim "ausprobieren" verliert.
Mich würde es wunder nehmen, wem es auch so ergeht und wie Ihr damit umgeht?
MfG
Franck Choral 3: https://www.youtube.com/watch?v=WbpvMTinLh0
BWV 564 Toccata an der grossen Hoforgel Luzern: https://www.youtube.com/watch?v=iSH335MGQb4
#2 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Ich denke, dass das stark davon abhängt, weswegen man sich zum Üben an die Orgel setzt.
Bin ich ein Kirchenmusikstudent, der das Orgelspiel bis zur Perfektion erlernen will, dann muss ich mit einer höheren "Ernsthaftigkeit" üben, als wenn ich als das Orgelspiel als Hobby nur für mich bzw. bei mir zu Hause betreibe.
Ein studierter A-Musiker muss "liefern", wenn es erforderlich ist.
Ein Formel 1-Pilot muss im Rennen "liefern" - da kann er auch nicht beim Training mal rechts ranfahren und an den schönen Blümchen schnuppern, weil die so bunt sind...
Damit will ich sagen, dass die "Ablenkungsmöglichkeiten", die die moderne DO-Technik bietet, nicht per se negativ gesehen werden kann - man muss sich halt ggf. mehr dazu zwingen, dass unbedingt Notwendige nicht aus den Augen zu verlieren.
Bei mir (Hobbyorganist nur für den Hausgebrauch) habe ich sogar einen gegenteiligen Effekt wahrgenommen: Manchmal hatte ich "zum Üben" überhaupt keine Lust und das Instrument blieb ausgeschaltet. Erst durch das Spiel an und mit den Klangmöglichkeiten der Orgel kam der ernste Wille zum Üben.
VG
Aeoline
#3 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Genau diese Überlegung hat mich bisher davon abgehalten, in den Sparstrumpf zu langen und mir eine Physis-Orgel (als Zweitorgel wohlgemerkt) zu beschaffen. Da wäre ich Tag und Nacht damit beschäftigt, die genialen Intonationen einiger Mitforisten zu laden und zu versuchen, alle möglichen Stilorgeln selber zu stricken. Da ich nicht mehr jünger werde, muss ich aber immer mehr üben, um das, was ich allsontäglich so von mir gebe, präsentabel zu halten.
Und es besteht vorerst keine Aussicht darauf, dass die Zahl meiner Orgeldienste pro Monat abnimmt.
LG
Michael
#5 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Ja, es ist schwierig, wenn man die Möglichkeit hat, die Disposition zu verändern. An der Prestige war ich lange gesessen und hab immer wieder verändert, bis ich halbwegs das Ergebnis hatte, das ich mir vorgestellt habe. Bei den Möglichkeiten der Physis wird man wohl noch viel mehr Zeit verbringen können. Eigentlich hatte ich die Orgel gekauft, damit meine Frau mehr üben kann...
Beste Grüße vom Ippenstein
Zitat von DigitalPipes im Beitrag #4
I know this problem very well...
Dieser Aussage möchte ich gerne beipflichten - aber:
Dank meiner Orgel und den damit verbundenen Möglichkeiten übe ich jetzt viel mehr und effektier als früher.
Beispiel: Es macht schon sehr viel Spaß alte Franzosen mit verschiedenen Registrierungen und Stimmungen auszuprobieren, und siehe da, plötzlich über man deise Stücke viel intensiver - und spielt Sie dann noch auf einer sdt. Barockorgel, dann auf einer CC, dann auf einer modernen, . . .
Und man lernt auch das rumspielen und rumbasteln an Registern, Dispositionen, Orgeln sehr viel wesentliches dazu, . . .
Als ich in Jugendjahren begonnen habe Orgel zu spielen, musste ich bei Wind und Wetter, Tag und Nacht aus dem haus, über den (dunklen) Freidhof in die kalte Kirche, um dann auf einer furchtbaren pneumatischen Orgel, an der nichts der Norm entsprach, zu üben. Und auch das Klavier zu hause taugte nichts, und ich möchte mal behaupten, dass ich, enn ich damals meine heutige DO zum üben gehabt hätte, ich ein ganz passabler Organist geworden wäre. . .
Und zum Rumbasteln an der Orgel: Wenn man diejenige Zeit, die andere vor dem Fernseher oder im Internet verbringen, oder mit der Fahrt von/zur Übeorgel in einer kalten Kirche , in Basteleien an seiner Orgel investiert, so falsch kann das nicht sein,
Mit herzlichem Gruß
Flauten
Das ist ein echtes Problem.
Ich bin amateur organist, spiele aber regelmäßig einen Gottesdienst, viele „Singstunden“ im Altenheim und ab und zu ein „Semi-Recital“ (Kirche für Besucher/Touristen geöffnet, kein offizielles Konzert, aber es soll trotzdem gut klingen). Also auch ich muss studieren. Ich mache das meistens mit ein oder zwei Registern und das hilft mir der Versuchung des 'Klangbastelns' immer mehr zu widerstehen.
Hin und wieder plane ich eine Intonationsstunde ein.
Ja ich verstehe deine Grübelei gut.
Konzentration auf das Wesentliche ist beim Üben wichtig. Ich übe auch nur mit ganz wenigen Registern. Das erfordert die Disziplin, die anderen Register einfach nicht zu ziehen. Es ist egal, ob es eine digitale Orgel mit vielen Möglichkeiten oder Hauptwerk mit 20 verschiedenen Originalinstrumenten ist. Man hat die Qual der Wahl. ABER:
Das kann auch zum Üben, Kennenlernen neuer Literatur, Eigenheiten bestimmter Instrumente etc animieren. Hätte es in meiner Hochschulzeit schon solche Möglichkeit gegeben, wäre das toll gewesen.
#9 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
#10 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
#11 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Zitat von Gemshorn im Beitrag #10
Wenn ich (selten genug) doch einmal etwas übe, möchte ich das zumindest mit Klängen tun, die schon für sich genommen mein Ohr entzücken.
Dem würde ich zustimmen. Auch wenn das Üben mit 1-2 Registern in einer aseptischen Schuhkarton-Akustik die reine Lehre der fleißigen Asketen sein mag und zweifellos auch seine Vorzüge hat (das will ich gar nicht bestreiten), so ist das trotzdem nicht mein Ding. Ich habe schon immer (sobald ich halbwegs flüssig durch das Stück komme) tendenziell lieber in der Ziel-Akustik und mit der Ziel-Registrierung geübt, auch, damit man sich frühzeitig an den Klang gewöhnt und der Akustik angemessen artikuliert. Vom pupstrockenen Übe-8' direkt in die Basilika in Organo Pleno umzusteigen ist nämlich auch nicht ganz trivial.
VG
Stephan
Zitat von Noah im Beitrag #1
Ich ertappe mich oft beim ausprobieren, wie es wohl so klingen würde, oder wie ich es wohl auf der Orgel registrieren würde usw., weshalb ich mittlerweile bewusst auf eine kleine Übeorgel mit 5 Registern und 2 Manualen ausweiche, da man da üben "muss" und nicht plötzlich viel Zeit beim "ausprobieren" verliert.
MfG
Ich kann das gut nachvollziehen. Als "Dienstinstrumente" stehen mir 1 Positiv (6 Register), 1 Orgel 1-manualig (11 Register), 1 Orgel 2- manualig (22 Register), sowie meine Concerto 350 zur Verfügung.
Die Grundlagen erarbeite ich mir immer zu Hause an meiner Concerto 350, verwende dabei aber immer ähnliche Register und gleiche Manuale wie bei den Dienstinstrumenten. Mittlerweile kenne ich meine Dienstinstrumente gut, so dass ich eine vergleichbare Situation an meiner Concerto verwenden kann.
Den "Feinschliff" mache ich dann jeweils am Instrument vor Ort vor dem Vortrag.
Das Schöne ist, dass meine Concerto für jede Dienstorgel erweiterte Klangmöglichkeiten bietet. Ich stelle mir dann jeweils vor, wenn mir in der entsprechenden Kirche ein 3-manualiges Instrument zur Verfügung stehen würde... Das macht echt Spass.
So sehe ich keine Spielgefahr...
LG
Martin
#13 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
#14 RE: Digitalorgel -"Spielgefahr"?
Es geht mir ähnlich wie den meisten scheint mir. Da meine Orgel für mich vor allem als Üborgel fungiert habe ich eine Reihe an Standardübregistrierungen für verschiedene Standardsatztechniken und im Endeffekt verbringe ich wohl 90% meiner Zeit an der Digitalorgel mit diesen Standards und gehe nur selten darüber hinaus.
Grundsätzlich vertrete ich aber auch die nicht ganz puristische Ansicht, dass es wichtig ist früh genug auch in den Endklängen/Akustik zu üben, da man sich auch daran gewöhnen muss und bspw. Artikulation natürlich auch für größere Akustik geübt werden muss. Ferner besteht bei einer zu kurzen Eingewöhnungszeit in den späteren Originalklängen aus meiner Erfahrung häufig die Gefahr emotional zu stark mitgerissen zu werden und dadurch die technische Kontrolle zu verlieren. Mein alter Professor pflegte da zu sagen: "Pass auf, dass du das Stück spielst und nicht das Stück dich spielt".
For me the distraction (if we can call it this way, in fact it's a playful time) originates from the possibility to adjust the organ to fit the piece I am playing. But this happens when I have already studied the piece and I am preparing the stop registration. As far as the study time is concerned, I do not suffer any distraction because I first study the piece at the piano, and then go to the organ with few stops and reverb off. Total dry, total truth!
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