Was ist (noch) besser als eine Panflöte?

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30.12.2022 12:04 (zuletzt bearbeitet: 30.12.2022 13:03)
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#1 Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
Gast
( gelöscht )

Na, ganz klar:
Ein Panflötenspielender mit einem ganzen Koffer voll...

2. Weihnachtstag morgens
9 Uhr 30 (in einer nicht näher genannt werden wollenden evangelischen Kirche irgendwo im Sauerland) Frisur und Organist sitzt.
ich wurde kurzfristig gefragt ob ich einspringen könnte und wusste ansonsten nicht was mich erwartet
vorne im Altarraum steht ein etwas Andentypisch Aussehender (junger?) Mann mit Smartphone, einer kleinen PA Box und oben erwähntem Koffer voller einzelner (dafür an verschiedenen Stellen gelochter) oder linear verbundener Holz (?) Rohrwerke...
aus der Box erklingt etwas, das mich stark an "James läßt zu Weihnachten grüßen Last" erinnert und der, an seinem Instrumentarium offenbar sehr versierte, Mensch bläst dazu Melodien zur Weihnachtszeit.
Ich bekomme vom Pfarrer einen Ablauf und darf mich auf die aktive Begleitung von vier mal Gemeinde Lied einstellen und auf die passive Rezeption von insgesamt sechs mal Panflöte (incl Vor und Nachspiel).
ich bin Tiefenentspannt und harre der Dinge die da kommen werden

10 Uhr Frisur und ich sitzen immer noch dafür haben die Glocken aufgehört Süßer zu klingen und aus der Box klingelt es verdächtig nach nächtlicher Stille...
zwei (zusätzliche) "Lieder" und 12 Minuten weiter (ich nehme an das war das Vorspiel) Begrüßung durch den Pfarrer mit dem Hinweis auf den Gast an der Dionysischen Hohlholzreihe und dessen hinreichendem Bekanntheitsgrad in dieser Gemeinde...
Gebet - Psalm - nochmal Panflöte und dann das erste gemeinsame Lied (Stille Nacht - es ist 10 Uhr 22 aber für Geld mache ich ja, wie bereits erwähnt, fast alles und niemals "aber nicht um diese Zeit")
leider besteht der Programmpunkt Musik Herr XYZ* aus zwei "Liedern" "Ave Maria" Schubert und der wahrscheinlich in jedem dieser oder anderen ähnlichen Fälle vollständig unvermeidliche "Einsame Hirte", beides wieder von einem unsichtbaren Karaoke Background James mir ist Übel Last begleitet (gar nicht übel - die Fenster der Kirche lassen sich nicht öffnen)
nach dem 5-6 Minuten dauernden "Zwischenspiel" nun also ich mit deutlich mehr Röhren röhrend gegen die Gemeinde (15 Besuchys) "Stille, oder wie auch immer, Nacht"
dieses "Spiel" wiederholt sich dann noch vier Mal, genau genommen wird am Ende des Schlusses mit der ganzen Gemeinde (ich sitze schon "unten" aber hinten) aus der KaraokeBox unter Zuhilfenahme von Flöten (Pan, unter, mono, Block, Schnabel - sorry aber so gut kenne ich mich da wirklich nicht aus) und Händen noch "feliz navidad" geschmettert und das Ganze von recht spärlichem Applaus gekrönt (was sicherlich an den nicht sehr zahlreichen Besuchys liegt)
es ist 11 Uhr 41 meine Frisur sitzt ich allerdings stehe auf und hoffe nun möglichst schnell dem Gotteshaus ent-eilen zu können...

nur um das noch einmal ganz deutlich zu machen
der Mann war sehr sympathisch und (soweit ich das beurteilen kann) offensichtlich ein großer Könner an seinen Instrumenten
ich hatte lediglich (aber damit war ich möglicherweise alleine in der Veranstaltung) ein Problem mit der insgesamten Länge und Häufigkeit der musikalischen Beiträge und (das aber dafür um so mehr) mit dieser süßlichen heidschibumbeidschi (nein, das hat er glücklicherweise nicht auch noch gespielt) umpapa James Last Erinnerungs (ich hoffe sehr, dass ich dem James at last nicht Unrecht tue) BegleitSoße

wahrscheinlich bin ich aber auch nur neidisch, weil ich im Gottesdienst sonst nie so viel Musik machen darf, insbesondere nicht mit Karaoke Dateien, und nicht so südamerikanisch indigen folkloristisch gut aussehe - nur oben an der Orgel versteht sich
vielleicht sollte ich doch mal anregen den Spieltisch unten in der Kirche mittig vor dem Altar zu platzieren ("ich meine ja nur es könnte vielleicht nicht schaden wenn Du mal etwas platzieren würdest...)

Herzliche Grüße
... Oliver



* ich möchte hier bewusst keine Namen nennen, er hat aber einen größeren youtu.be Kanal (was auch immer "Größe" bedeutet ;-) und erwähnt, dass er vor ein paar Tagen in Stuttgart vor 3000 Menschen gespielt hatte (was ich ohne weiteres glaube)


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30.12.2022 13:45
#2 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Moderator



Ich hätte mir das nicht angetan.

LG
Michael


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30.12.2022 14:59
avatar  wohli
#3 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Ich war am Do auf der Trauerfeier des Mannes einer lieben Kollegin. Evangelische Kirche, Teilnehmerzahl ca. 50 Personen, Altersgruppe 40 - 80 Jahre alt. Gesungen wurde: Befiehl du deine Wege, Herr, deine Liebe ist wie Gras am Ufer [gurgel] und zum Schluss So nimm denn meine Hände. Wer hat gesungen? Nur meine Frau, ich und ein ebenfalls neuapostolischer Freund der Familie. Dem Rest war das alles offensichtlich böhmische Dörfer. Entschuldigend möge gelten: Frisia non cantat ...

Wo werden wie in 5 oder 1o Jahren sein? Ist es das - was hier beschrieben wurde - was von Kirchenmusik übrigbleibt, wenn heute schon kaum noch jemand so etwas "Banales" kennt? Zugegeben, die Nr. 2 mussten wir improvisieren, da wir das nicht kannten und auf dem gereichten Zettel nur der Text und nicht die Noten waren ... Aber immerhin haben wir uns tapfer geschlagen.

Sind wir wie die Dinosaurier eine aussterbende Spezies - dem Untergang geweiht ohne Aussicht auf Rettung, oder gehören wir nur einfach in die Kategorie "wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit"

Traurige Grüße
Bernd


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30.12.2022 15:46 (zuletzt bearbeitet: 30.12.2022 15:49)
avatar  SJL
#4 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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SJL

Zitat von wohli im Beitrag #3

Wo werden wie in 5 oder 10 Jahren sein? Ist es das - was hier beschrieben wurde - was von Kirchenmusik übrigbleibt, wenn heute schon kaum noch jemand so etwas "Banales" kennt?


Solche verunglückten Veranstaltungen habe ich aber auch schon vor 30-40 Jahren erlebt. Wohlwollenderweise würde ich das also eher auf die Zusammensetzung des Publikums bei Kasualien zurückführen (das ist ja vielfach wild zusammengewürfelt und nicht zwingend kirchennah). Und Trauerfeiern sind da nochmal eine besondere Herausforderung, weil die Leute i.d.R. ohnehin nicht in großer Sangeslaune sind.

VG
Stephan


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30.12.2022 19:37
#5 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Die Sorge um die Qualität unserer Kirchenmusik und deren Ausrichtung an der liturgischen Ordnung teile ich auch. Bin ich froh, dass ich Kasualien nicht spielen muss, sondern gefragt werde, ob ich kann und will. Und wenn ich die dann geäußerten Vorstellungen über die musikalische Gestaltung nicht teile, mache ich es halt nicht. Ich breche aber nicht den Stab über diejenigen Kollegen, die sich das Ablehnen nicht leisten können bzw. dürfen.

Viele Grüße,
Willi


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30.12.2022 20:55
#6 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Administrator

Wir haben es über Jahrzehnte (wenn nicht noch länger) einreißen lassen, dass den Trauerfamilien ein Mitspracherecht bei der liturgischen und ergo auch musikalischen Gestaltung eingeräumt wurde.

Das könnte man behutsam wieder zurücknehmen bzw. zumindest professionalisieren - z.B. indem man eine Handvoll tauglicher Stücke vorlegt und aus diesen wählen lässt. Priester bieten bei der Auswahl der Perikopen für die Begräbnisfeier ja auch nicht den Schatz im Silbersee oder den Kleinen Prinzen an (obwohl ich für letzteres nicht die Hand ins Feuer legen würde).


Auf Orgelsuche.

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30.12.2022 23:45
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#7 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
Gast
( gelöscht )

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #2

Ich hätte mir das nicht angetan. LG Michael


das sagt / schreibt sich aber sehr leicht...
was wäre denn die Alternative gewesen? Hätte ich bei einer zugesagten Vertretung in der Kirche auf dem Absatz kehrt machen sollen und (unter Absingen nicht jugendfreien Liedgutes) lautstark die Kirche verlassen sollen?

Ich fürchte selbst ich kann mir so ein Verhalten (oder auch nur etwas ähnliches) nicht leisten...


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31.12.2022 07:39 (zuletzt bearbeitet: 31.12.2022 07:45)
avatar  SJL
#8 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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SJL

Die gelegentlich-unvermeidlichen Darbietungen des MGV "Gut Holz" oder des gemischten Chores "Discordia 1789", die dann lautstark die Empore einnehmen und von ihrem Geschnatter selbst beim Orgelvorspiel nicht ablassen, lösen allerdings ähnliche Fluchtreflexe aus.


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31.12.2022 08:23
#9 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Moderator

Zitat von kargelertfan im Beitrag #5
Die Sorge um die Qualität unserer Kirchenmusik und deren Ausrichtung an der liturgischen Ordnung teile ich auch. Bin ich froh, dass ich Kasualien nicht spielen muss, sondern gefragt werde, ob ich kann und will. Und wenn ich die dann geäußerten Vorstellungen über die musikalische Gestaltung nicht teile, mache ich es halt nicht. Ich breche aber nicht den Stab über diejenigen Kollegen, die sich das Ablehnen nicht leisten können bzw. dürfen.


Das ist ein trauriges Kapitel. So wie wir von ca. 30 Jahren die Gestaltungshoheit von Hochzeitsgottesdiensten verramscht haben, geht es uns nun mit den Trauerfeiern. Und zwar immer aus demselben Grund. Die Pfarrerschaft fällt uns in weiten Teilen und seit Jahren in den Rücken. Ich erlebe es hier im Kirchenkreis gerade in Reinkultur.
Überall dort wo Pfarrer darauf bestehen, dass eine Trauerfeier eine öffentliche Veranstaltung der Gemeinde ist, in der Kirche ihrem Auftrag gemäß die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott verkündet, kommt es auch nicht zu musikalischen oder anderen inhaltlichen Exzessen. Da muss sogar der MGV Harmonie seinem Ehrenmitglied das "Über den Sternen" über das Grab röhren - und nicht im Gottesdienst.
Wo die Pfarrer das "pastorale" Ziel haben, den Angehörigen ein unverbindliches Wellness-Erlebnis zu bereiten, herrscht Wildwuchs. Da würde sich die Trauerfamilie sinnvollerweise einen säkularen Trauerredner heuern und Auszüge aus der Hitparade aus dem Ghettoblaster goutieren.
Ich kann mich nur verweigern, an diesem peinlichen Betroffenheitsgetue mitzuwirken und in der Pfarrerschaft davor warnen. Ich argumentiere dabei nicht musikalisch, sondern rein theologisch.
Wenn z.B. verkürzte Glaubensbekenntnisse gesprochen werden, mit dem Argument, "die Fernstehenden nicht zu vereinnahmen", fehlen mir schlicht die Worte. Wenn der Markenkern bewusst versteckt wird, stirbt die Marke! Komisch, dass diese Botschaft der Mc-Kinsey-Marketing-Experten offenbar nicht Teil der sündteuren Beratungen war, die sich"meine" Kirche bei den Leuten geholt hat, die angeblich Eskimos neue Kühlschränke verkaufen können.
Puh, jetzt sind wir weit ins OT gelaufen. Aber dieses Thema wird uns noch einige Zeit mehr beschäftigen als die Panflöte ...

LG und kommt gut ins neue Jahr!
Michael


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31.12.2022 08:55
#10 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Administrator

Die Frage bleibt, wie Kirche auch in kirchenfernen Kontexten Trost spenden kann.
Eine Hl. Messe wird wohl nicht das geeignete Format sein, wenn eine Trauergesellschaft, die mehrheitlich aus Agnostikern besteht, ihren Verstorbenen würdig verabschieden möchte und dazu - aus welchen Gründen auch immer - bei der Kirche anfragt.
Es gibt Begräbnisleiter - ordinierte wie säkulare - die es verstehen, mit geschickt gewählten Worten Trost spenden - auch ohne Glaubensbekenntnis, Bachchoral oder dem bei uns früher oft gewünschten "Segne du, Maria".

Ich meine, die Kirchen wären gut beraten, Anfragen nicht abzulehnen, nur weil der um Trost Bittende nicht alle Paragrafen des Katechismus unterschreibt. Es wird eine Gratwanderung bleiben; aber möglicherweise ist genau das der Auftrag.

Wem wäre denn geholfen, wenn die Kirche sich für unzuständig erklärt - möglicherweise noch mit höhnischem Gestus ala "Das habt ihr jetzt davon. Hättet ihr mal früher zugesehen, öfter bei uns zu erscheinen." Ich würde allein schon die Bitte um Übernahme der Gestaltung als jene Tür interpretieren, die zwar nur einen Spalt breit, aber immerhin offensteht. Hier abzulehnen fände ich fatal.


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31.12.2022 12:59
avatar  wohli
#11 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Da hast du irgendwo sicherlich recht, Klaus. Aber warum besteht ein Mensch oder deren Angehörige auf einer christlichen Trauerfeier, wenn er/sie letztlich kaum einen gemeinsamen Nenner damit haben? Tradition, Restglaube, "schadet ja nix, wer weiß?, "was sollen die Nachbarn denken, wenn nicht?"
Mich beklemmen solche Veranstaltungen zunehmend, und ich meide sie wo immer möglich, auch weil ich mir dann wie ein Exot vorkomme, der das Vaterunser nicht nur murmeln kann sondern eigentlich - wie im Gottesdienst auch - laut artikulieren möchte, der auch 08/15 "Begräbnislieder" aus dem Herzen mitsingen möchte, aber plötzlich als "Solist" dasteht und doof beäugt wird ...


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31.12.2022 13:04
#12 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Administrator

Zitat von wohli im Beitrag #11
Aber warum besteht ein Mensch oder deren Angehörige auf einer christlichen Trauerfeier, wenn er/sie letztlich kaum einen gemeinsamen Nenner damit haben? Tradition, Restglaube, "schadet ja nix, wer weiß?, "was sollen die Nachbarn denken, wenn nicht?"

Ich weiß es nicht - und ich möchte darüber nicht spekulieren.
Wohin aber bewegen wir uns, wenn wir ihnen solche Bitte abschlagen? Diese Frage sei auch schon mein letzter Input zu dieser - zugegeben - nicht leichten Thematik.


Auf Orgelsuche.

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31.12.2022 13:20
#13 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Es geht mir um extreme Verwerfungen, die in einem gottesdienstlichen Rahmen nichts zu suchen haben. Oder würdest Du auf Wunsch der Angehörigen - nur um ein erlebtes Beispiel zu benennen - "Muss I denn, muss I denn zum Städtele hinaus" spielen bzw. begleiten, nur weil das ein Lieblingslied des Verstorbenen war?


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31.12.2022 13:25
#14 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Administrator

Am Wiener Zentralfriedhof ist so etwas möglich: Bevor der Zelebrant die Trauerhalle betritt oder nachdem er sie verlassen hat. Damit findet das Lieblingslied noch Platz in größtmöglicher Nähe zur Feier.

Nachtrag: Wenn du einmal bedenkst, was alles innerhalb einer Predigt Platz hat (bis hin zu Zitaten atheistischer Philosophen), werden die Grenzen der Liturgie durchlässig. Vielleicht gibt es auch in der Liturgie eine Art "Sandbox" für Außerliturgisches? Sofern damit nicht ein antichristlicher Akzent gesetzt, sondern lediglich ein Lieblingslied Platz finden soll, sehe ich die Lage entspannt(er).


Auf Orgelsuche.

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31.12.2022 14:36
#15 RE: Was ist (noch) besser als eine Panflöte?
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Moderator

Zitat von Gemshorn im Beitrag #10
Die Frage bleibt, wie Kirche auch in kirchenfernen Kontexten Trost spenden kann.
Eine Hl. Messe wird wohl nicht das geeignete Format sein, wenn eine Trauergesellschaft, die mehrheitlich aus Agnostikern besteht, ihren Verstorbenen würdig verabschieden möchte und dazu - aus welchen Gründen auch immer - bei der Kirche anfragt.
Es gibt Begräbnisleiter - ordinierte wie säkulare - die es verstehen, mit geschickt gewählten Worten Trost spenden - auch ohne Glaubensbekenntnis, Bachchoral oder dem bei uns früher oft gewünschten "Segne du, Maria".
Ich meine, die Kirchen wären gut beraten, Anfragen nicht abzulehnen, nur weil der um Trost Bittende nicht alle Paragrafen des Katechismus unterschreibt. Es wird eine Gratwanderung bleiben; aber möglicherweise ist genau das der Auftrag.
Ich würde allein schon die Bitte um Übernahme der Gestaltung als jene Tür interpretieren, die zwar nur einen Spalt breit, aber immerhin offensteht. Hier abzulehnen fände ich fatal.


Ja, der Rückgriff auf außerkirchliches Personal wäre die ehrliche Lösung. Wozu das "et exspecto ressurectionem mortuorum", wenn es auch ohne geht? Nur - dann bitte nicht Kirche und ihr Personal als Requisiten und Statisten verwenden. Es ehrt m.E. jeden Seelsorger, wenn er ohne Blick auf einen Taufschein zur individuellen seelsorglichen Begleitung und Betreuung von Hinterbliebenen bereit ist - unabhängig von deren Glaubenshintergründen. Andererseits ist ein öffentlicher Trauergottesdienst objektiviertes Handeln der Gesamtgemeinde. Ich denke, es ist nicht möglich, eine generelle Lösung zu finden, die je nach theologischer Verortung und Grad der Kirchenbindung als unbarmherzig oder rubrizistisch empfunden wird. Andererseits halte ich es für problematisch, sich von der Heilsinstitution Gottes, die Kirche ja per (Selbst-)Definition ist, zum bloßen "Dienstleister" degradieren zu lassen. Ein schwieriges Terrain.
Zudem triste Gedanken für einen Altjahrsabend. 2023 steht vor der Tür. Wir sollten es hereinlassen.

LG
Michael


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