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Viscount Prestige — Viscount Unico
Zitat von Gemshorn
Ich hatte das bedrückende Gefühl, dass man uns Kunden in Mondaino für dummes Fußvolk hält, das keine Ahnung von der Materie, insbesondere vom schönen Klang hat...
Das würde ich nicht notwendigerweise unterstellen. Vermutlich wird die Abwägung eher so aussehen: Wir haben eine Beschwerde aus Österreich und gleichzeitig verkaufen wir aber soundsoviele Instrumente pro Jahr. Mit den Verkaufszahlen sind wir zufrieden, also können wir nicht soviel falsch gemacht haben.
Es ist wie mit jedem anderen Unternehmen auch, solange die Verkaufszahlen stimmen, fühlt man sich auf dem richtigen Weg.
wf
Zitat von walckerfan
kannst Du mir konkret in physikalisch greifbaren Werten sagen, wie sich die Obertonstruktur eines Prinzipals ändert, wenn ich die Mensur enger oder den Aufschnitt höher mache? Das ist schon schwieriger, als einfach zu sagen: Wenn ich die Mensur enger mache, wird der Klang streichiger.
Schon klar, walckerfan.
Drum erwarte ich von Viscount ja auch, dass diese Mensuränderung per Intonationsmenü handhabbar gemacht wird; ich habe ja auch kein Interesse, an einer Kurve zu ziehen und zu beten, dass es klappt. [wink]
Aber solange Physis schlechter klingt als Samplingorgeln der Einsteigerklasse, stimmt offenkundig etwas nicht. Mein Verdacht geht dahin, das Defizit weniger in der Technologie als beim Menschen zu suchen. Von den Unico-Verkaufszahlen weiß ich freilich nichts... Kann ja sein, dass es allen anderen supertoll gefällt und nur ich der lästige Querulant mit dem Forum bin. [grin]
Zitat von Gemshorn
Drum erwarte ich von Viscount ja auch, dass diese Mensuränderung per Intonationsmenü handhabbar gemacht wird; ich habe ja auch kein Interesse, an einer Kurve zu ziehen und zu beten, dass es klappt. [wink]
Und eben das meinte ich, mit "gibt die Technologie nicht her". Was willst Du mit Freischaltung der Parametern, wenn der einzige Weg eben ist "an einer Kurve zu ziehen und zu beten, dass es klappt" und es keine Möglichkeit gibt, es sinnvoll auf einen Parameter "Mensur" herunterzubrechen. Wenn es einfach nicht machbar ist, kann man das fordern solange man will als Kunde...
Es wäre auch durchaus mein Traum, ein Instrument zu haben, bei dem ich einfach Pfeifenmacher spielen kann und einfach ein paar Maße eintippe und tadaaaaa schon habe ich eine tolle Spitzflöte. Allerdings habe ich keine Lust mich mit kryptischen Werten per try-and-error herumzuschlagen, sodass man erst noch ein Ingenieursstudium braucht.
wf
Und warum denkst du, dass das nicht machbar ist?
Ich sehe dafür keinerlei Hinweise.
Hier übrigens das von mir vorhin erwähnte Video, für unsere Frage interessant ab 0:42.
http://www.physisorgans.com/de/video.asp...F32201E3EFCF5A4
Aus der Erfahrung mit Eminent.
Es fehlt einfach das Bindeglied zwischen den mathematischen Werten des Modells und der real erfahrbaren Klangwahrnehmung bei mechanischer Veränderung der Pfeife.
Wenn man mal nach der Technologie von Physis googlet, findet man heraus, daß dieses Waveguide-Modelling mit ziemlich merkwürdigen Parametern arbeitet (irgendwelche Filterkoeffizienten) die so garnicht etwas mit Mensur zu tun haben.
Von Vorläufertönen etc. pp. ist da nichtmal die Rede.
wf
Demnach wäre Physis also ... gescheitert?
Oder Viscount setzt sich nochmals ins Klanglabor, wirft die Development-Software an und generiert neue Prinzipale, Mixturen etc. — am besten in Zusammenarbeit mit Leuten, die wissen, wie eine Pfeifenorgel klingen muss. rgel:
Hallo,
ich muss gestehen, dass der Versuch, das Patent zu verstehen, kein einfacher ist. Das Patent fasst die Erfindung zusammen mit folgender vereinfachten Darstellung:
Zitat
The present invention consists in an audio-digital synthesis system based on digital signal processors, which contains a programme of physical simulation of the sound generation of organ flue pipes.The programme is divided into three fundamental, conceptually independent sections: the first section generates the harmonic part of the sound; the second section generates the aleatory part of the sound; the third section processes these components by means of a transfer function with two inputs and one output, thus obtaining the sequence that represents the sound of the organ pipe.
Der besagte harmonische Teil des Tons wird erzeugt, indem eine Schwingung zeitlich variierend in Frequenz und Amplitude mit einer vordefinierten Grundfrequenz erzeugt wird. Das Ergebnis wird durch Filter geschickt und noch ein wenig nachbearbeitet ("Delay line, non linearity, gain", vgl. Fig. 3). Entscheidend ist dabei für mich folgender Absatz 33ff:
Zitat
The literature on the generation of sounds of instruments with continuous sound emission, among which aerophone instruments, by means of the physical modelling technique, proposes solutions based on a mutual interaction between a non-linear active part, normally defined as excitation, and a linear passive part, defined as resonator (56) [...]. In the case of aerophone instruments, the energy contributed to the system is in the form or sound pressure and the signal produced is the progression of the sound pressure wave irradiated by one or more suitable points of the resonator. The waveform p (t) is the progression of the air pressure that the performer exercises on the instrument mouthpiece. According to this progression and to the progression of the pressure w (t) in a suitable point inside the resonator, an oscillating acoustic pressure e (t) injected in the resonator is generated. Once the sustain phase has been reached, the pressure e (t) has the same fundamental frequency as the pressure w (t). [...] Being it a numerical simulation performed in the time domain instead of the frequency domain, the fundamental frequency of the oscillation on which the system stabilises, once the sustain phase has been reached, is extremely difficult to predict mathematically.
The synthesis system used in the present invention derives directly from the synthesis in the time domain described in general and is characterised by the total autonomy of the excitation signal from the signal produced by the resonator. In fact, the main harmonic sequence is the imitation, as faithful as possible, of the signal e (t) [...].
Für mich hört sich das leider so an, als ob das patentierte Verfahren Töne von Orgelpfeifen irgendwie erzeugen kann und nun der verzweifelte Versuch unternommen wird, das Verfahren argumentativ auf eine tatsächlich physikalisch nachvollziehbare Klangerzeugung in Pfeifen zu übertragen. In anderen Worten denke ich, dass irgendwie versucht wird, die physikalische Realität mit einer Ansammlung von Syntesizern und Filtern zu vergleichen, wobei eigentlich klar ist, dass die tatsächlichen physikalischen Vorgänge bei der Klangerzeugung nichts mit der Physis-Techologie zu tun haben. Ein direktes Übertragen der in der Realität vorhandenen physikalischen Paramter (Pfeifenlänge, Winddruck, Mensur usw.) auf die einstellbaren Parameter der Physis-Technologie ist damit meiner Meinung nach unmöglich. Das Patent formuliert das etwas freundlicher:
Zitat
The preparation of the numerical parameters of any oscillating system requires special sensitivity and skill, apart from the perfect knowledge of its mathematical model.
Die Erzeugung des aleatorischen Teils des Tons ist etwas kompliziert. Letztlich gibt es auch hier eine Mischung verschiedener Komponenten wie delay-lines, die Möglichkeit einer zeitlichen Variation des "Gains" in Abhängigkeit vom Anblasverhalten der zu imitierenden Peife (Anblasphase und Sustain-Phase) usw. Die hierzu notwendigen Parameter werden gewonnen, indem ein Sample eines Orgelpfeifen-Tons zeitlich analysiert wird und die Charakteristik dieser Analsyse auf diesen aleatorischen Teils der Klangerzeugung (vemutlich per Trial-And-Error) übertragen wird. Dies zeigt noch mehr, dass eben nicht die Klangerzeung in der Pfeife modeliert wird, indem die Klangerzeugung physikalisch nachvollzogen wird. Lediglich wird das Ergebnis einer realen Klangerzeugung analysiert und anschließend auf ein Filtermodell abgebildet.
Zusammengefasst denke ich, dass es bei der Physis-Technologie eine enorme Vielzahl von verschieden Parametern gibt, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Vermutlich ist es daher unmöglich, in vorhersagbarer Weise z.B. die Veränderung der Mensur so konkret durch Veränderung eines "Mensur-Parameters" in der Physis-Technologie zu realisieren. Übrig bleibt nur Trial-And-Error für eine Vielzahl von Parametern gleichzeitig.
Ich hatte schon einmal schüchtern vor vielen Monaten gefragt, worin ihr eigentlich den Sinn des PM seht (und keine Antwort gelesen).
Für mich ist das wie künstliches Aroma im Essen... [sad] Die wirklichen Bremsen im Sampling liegen doch primär in der Speicherkapazität. Das war vor 10 Jahren noch ein Thema und wirkliches Problem in Anbetracht der Grösse eines gescheiten Samples. Damals war also die Idee PM zu entwickeln interessant, aber diese Hürde existiert nicht mehr.
Dadurch sehe ich auch den Sinn des PM nicht mehr : Das ist doch eigentlich die Quadratur des Kreises, wenn man sich nicht in die Tasche lügt. Selbst im Französischen benutzt man in diesem Zusammenhang das deutsche Wort "Ersatz"...
Das hat dann nicht mehr viel mit Orgelspiel zu tun, genauso wenig wie der Kauf des letzten iPhone mit telefonieren zu tun hat... Oder ist mir da etwas entgangen?
So : Nun zieht mal über mich her - have fun! [wink]
Naja, physical modelling hat schon seine Vorteile. Wenn ich in der Lage wäre, wirklich (entsprechend in der Mechanik einer z.B. Finite-Elemente-Berechnung) nach Vorgabe der physikalischen Geometrie, des Winddrucks, des Materials der Pfeife den Klang der Pfeife zu 99% nachzuberechnen, dann könnte ich im Computer den Klang einer Orgel erzeugen, wie er in der Realität auftritt. Der Vorteil wäre, dass ich Pfeifen bezüglich deren Bau und Anordnung vollkommen flexibel anpassen und optimieren kann wie ich es will.
Bei Sampling muss ich ein fertiges Sample nach der Aufnahme an meine Wünsche anpassen, wodurch zwangsweise durch Filterprozesse usw. der Ton durch Nachbearbeitung verfälscht wird. Bei PM wird ein Klang unverfälscht erzeugt, entspricht also dem Klang, wie er in der "Natur" entstehen würde.
Problem ist eben, dass das mit PM Theorie und Wunschdenken ist und die Theorie in der Praxis nicht richtig umsetzbar ist.
Meschmesch
PS: Dass der Kauf des neuesten Iphone 4S was mit telefonieren zu tun hat könnte durchaus Gründe haben: Vielleicht haben die ja nun die Position der Antenne so optimiert, dass unabhängig von der Handhaltung diesmal die Antenne auch ihre Wirkung voll entfalten kann
Zitat von meschmesch
physical modelling hat schon seine Vorteile. (...) im Computer den Klang einer Orgel erzeugen, wie er in der Realität auftritt. Der Vorteil wäre, dass ich Pfeifen bezüglich deren Bau und Anordnung vollkommen flexibel anpassen und optimieren kann wie ich es will.
Ich sehe das genauso.
Und weil damit — theoretisch! — ein Klang wie direkt an der Pfeife (also quasi ohne Raumakustik) erzeugt werden kann, halte ich die Unico immer noch für eine gute Kirchenorgel, die ihren letzten klanglichen Schliff eben durch den sie umgebenden Raum erhält.
Zitat von GemshornZitat von meschmesch
physical modelling hat schon seine Vorteile. (...) im Computer den Klang einer Orgel erzeugen, wie er in der Realität auftritt. Der Vorteil wäre, dass ich Pfeifen bezüglich deren Bau und Anordnung vollkommen flexibel anpassen und optimieren kann wie ich es will.
Ich sehe das genauso.
Und weil damit — theoretisch! — ein Klang wie direkt an der Pfeife (also quasi ohne Raumakustik) erzeugt werden kann, halte ich die Unico immer noch für eine gute Kirchenorgel, die ihren letzten klanglichen Schliff eben durch den sie umgebenden Raum erhält.
Theoretisch oder als Traum, kann ich diese Sicht verstehen. Rein pragmatisch und in Anbetracht der konkreten wirtschaftlichen Marktnische des Orgelbaus schlechthin und des digitalen Orgelbaus speziell halte ich das aus mehreren Gründen für den utopischen Traum des Ikarus, wenn man sich nicht gerade mit Kunsthonig zufriedenstellen möchte, was bestimmt nicht Euer Fall ist, so wie ich Euch einschätze .
Zum einen, fehlen in dem was Ihr über PM berichtet einige sehr spezifische Aspekte des Orgelbaus, in Hinsicht des handwerkliches Könnens und den damit über viele Generationen pa: übermittelten vielen kleinen "geheimen" Handgriffen, die den Zauber eines guten Instrumentes ausmachen.
Was uns bei einer PO im Vergleich einer DO eben auch in den Bann hält, sind die vielen kleinen Feinheiten, die jedes Instrument völlig eigen machen und wo eben auch Parameter ins Spiel kommen, die ich hier im PM nie angeschnitten gesehen habe, die aber konkret auch wichtig sind, so z.B. das verwendete Material (Holz, Metall) und Charakteristika wie etwa Qualität, die Dicke des Materials oder die Art des Zusammenbaus bei Holz, der Führung der Lötnaht bei Metall etc. oder die spezifische Legierung selbsthin... Selbst eine Pfeife klingt nicht gleich, wenn ich in der Werkstatt nur reinpuste, oder wenn sie im Instrument eingebaut ist. Auslegung, Abstand, Grösse der Windladen spielt dann genauso eine Rolle, wie die Geometrie des Werkes. Haarespalterei? Glaube ich nicht, ansonsten müssten alle Orgelbauer gleich begabt sein und alle PM ähnlicher Qualität sein.
Für ein und dieselbe Disposition und Grösse zweier für veschiedene Räume geplanten Instrumente, wird ein renomierter Orgelbauer nicht dasselbe Instrument bauen, auch wenn sie sich ähneln werden. Das wie und warum der Unterschiede wird er keinem auf die Nase binden, denn das ist sein eigener Marktwert.
Das heisst, das die Anzahl und Natur der Parameter sehr viel komplizierter (und empirischer!) sind, als von Euch in diesem Thread angeschnitten. Das kann man vielleicht theoretisch modellisieren, konkret wird es aber keine Firma geben, die die dafür notwendigen Ressourcen und Mittel zur Verfügung hat. Ein professionneller Flugsimulator von Airbus hat mit Microsofts Flight Simulator nicht viel zu tun - und selbst ein so teurer und komplexer Flugsimulator wie von Airbus kann gewisse Verhalten beim Landen nicht nachvollziehen...
Zum anderen, bei allem Respekt an Eure individuellen Begabungen, die aber eben nicht denen der "Normalos", wie Laurie sie an anderer Stelle nannte, entspricht und die letzten Endes die Geldmasse darstellen, die die Firme leben lassen : Wie viele Käufer werden also dann wirklich fähig sein sich ein gescheites Instrument digital zu erstellen? Wie ich selber an anderer Stelle erwähnte, war ich bei der Intonation meines Instrumentes immer wieder verblüfft, wie der Intonateur das zu intonierende Register immer wieder im Einklang mit anderen Registern korrigierte und sich gar nicht allzulange mit dem einzelnen Register individuell beschäftigte (abgesehen von eineigien typischen Soloregistern). Dabei waren die dabei von ihm gewählten Gruppenzüge auch Epochen und Stilabhängig. Es langt nicht sich im Baumarkt einen Betonmischer zu kaufen, um fähig zu sein sich ein Traumhaus à la Frank Lloyd Wright zu bauen.
Wer von uns hat das konkrete know-how eines Orgelbauers?
Da sehe ich die finanziellen und technischen Grenzen von PM .
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