Meine Herrschaften.
Dass sich jemand über den neuen kostenlosen Editor freuen kann, kann auch nur in Sakralorgelkreisen passieren.
Man nehme - nur mal so zum Beispiel - Roland Instrumente. Gerne schon einige Jahre alt.
Da ist immer ein Editor kostenlos dabei. Der funktioniert über Android oder iOS auf jedem Handy und Tablet. Und zwar ohne Kabelverbindung - einfach via Bluetooth. App downloaden BT an und los geht's. Die Oberfläche ist natürlich grafisch logisch und für Laien verständlich und schön gestaltet (nicht so wie aus den Gründungsjahren von Microsoft). Und man kann absolut alles einstellen - bis in die tiefsten Tiefen. Alles. Und abspeichern. Ja, sogar an die jeweiligen Display- und Gerätegrößen angepasste grafische Darstellungen. Und sogar vereinfachte Darstellungen für den Live-Betrieb, wo man schnell auf was zugreifen können muss ohne das Konzert zu sabotieren. Was es alles gibt, gell.
Unglaublich: bei Bedarf können die jeweiligen Werkseinstellungen jederzeit und in jedem Untermenue wiederhergestellt werden. Nicht nur komplett das ganze Instrument.
Und - jetzt kommt's - man kann seine Einstellungen hochladen und die von anderen Usern downloaden.
Und festhalten! Man kann neue Stimmen kreieren und auch diese teilen.
Funktioniert so einfach und logisch wie andere Apps.
Und das seit Jahren. Genauer, seit es Smartphones und Tablets gibt.
Nur die Funktion des "Teilens" macht das ganze auch so interessant. Weil man kann direkt von den Powerusern profitieren.
Ach und noch was: Roland selbst bringt öfters neue Stimmen und Presets raus, die man einfach downloaden kann. Ausprobieren kann man sie sogar via App, ohne dass sie auf das Instrument geladen werden müssen. Was gefällt übernimmt man. Was nicht, halt nicht - ohne was an seinem Gerät geändert zu haben.
Boahhhh - seid Ihr Sakralorganisten jetzt ohnmächtig geworden?
Ach ja, bei Roland alles kostenlos. Denn wenn sich Poweruser und namhafte Musiker tolle Sachen kreieren, dann profitiert auch Roland davon, gell. Warum also Geld dafür verlangen? Ach ja, die Roland Instrumente kosten nur einen kleinen Bruchteil einer digitalen Sakralorgel. Und trotzdem geht viel - wenn man WILL (und es der Kunde will).



Beispiel (weil ich rede prinzipiell nur von dem was ich selbst besitze) Roland AX-Edge.

Danke für Deinen Bericht. Auf Deine Audios bin ich gespannt (das Facebook-Video überzeugt mich nicht). Ich verweise darauf, dass bei den hausinternen Videos vor vielen Monaten manche Optimus und Cantus plötzlich schon besser klang als die Concerto-Videos. Von daher muss Physis+ doch gar nicht soviel können

Ich muss ausnahmsweise aber Viscount bei allen Vorbehalten gratulieren, weil sie nach meinem Eindruck
1) einen Ansatz gewählt haben, der für sie wohl der einzig realistische ist,
2) sie damit die Konkurrenz maximal unter Druck setzen und dies
3) die Kunden freuen wird und
4) das Zeug hat, die überfällige Zeitenwende für den Digitalorgelmarkt zu bringen bzw. zu vollenden.

Fakt ist, dass die Ladenversionen der Physis-Orgeln bisher für Preise über 30.000 Euro im Vergleich zu den Mitbewerbern klanglich in manchen Ländern kaum interessant sind. Für diese Summen kauft man keine "Rohdiamanten", wenn Paolo nicht bei jedem Physis-Instrument "mitgeliefert" wird. Wenn in vielen Kirchen Italiens eine Digitalorgel mit Hosenbeinbeschallung auszureichen hat, gibt es null Anreiz für stimmigen Gesamtklang.

Eine Infinity, Monarke oder GENISYS ist nur für die Reichen leistbar. Aber die wollen dann auch Perfektion (gerade die Amis). Noch ein Grund mehr für einen Hersteller, der so aufgestellt ist, wie es ist, nicht mehr primär auf die Dickschiffe zu setzen. Wenn man ferner noch in der Situation ist, die Billig-Linie ohnehin erneuern zu müssen, dann kann man das auch gleich strategisch nutzen.

Die Preise im unteren Segment sind in den letzten drei Jahren davon galoppiert und geboten wird dort klanglich wenig, weil es ja nicht sein kann, dass eine Orgel für 6.000 Euro kaum schlechter klingt als eine Orgel für 20.000 Euro. Technisch jedoch ist das kaum mehr ein Problem. Es wird eben nur nicht gemacht. Hat lange funktioniert, weil bisher alle Hersteller stillschweigend so vorgegangen sind.

Und nun haben wir starke Veränderungen in der Kaufbereitschaft im unteren Segment. Die perfekte Umgebung, um die Konkurrenz nun im Niedrigpreis-Segement anzugreifen. Die können ihre Businesspläne nun neu schreiben, die noch auf einem langsamen Durchreichen neuer Technik nach unten ausgelegt waren. (Olaf S nennt sowas "Doppelwumms".) Die müssen nun auch noch hektisch überlegen, wie sie reagieren sollen. Und sie haben in den letzten Jahren klanglich nur sehr wenig für ihre weniger betuchten Kunden getan, auf deren Treue sie aber angewiesen sind. Wenn in den nächsten Wochen vor allem die "Kleinsten" als Vorführinstrumente in die Läden kommen, wäre sozusagen die "Bazooka".

Die kleinste neue Physis-plus-Orgel wird im Straßenpreis offenbar unter 7.000 Euro liegen, in USA dann sicher unter 9.000 Dollar? Für die Kunden bedeutet dies, dass sie endlich für ihr mit "Grießbrei statt Rumpsteak" erspartes Geld klanglich einen richtig guten Gegenwert bekommen! Wenn die kleinste Optimus ähnlich (!) gut klingt*, wie eine Maestro und sich die Instrumente eher darin unterscheiden, dass man Zugregister oder Holzgehäuse statt Billig-Taster und Spanplatte bekommt, dann wird der Klang demokratischer -- und gleichzeitig die bisher nach der Logik "je teurer, desto Klang" aufgebaute Martkordnung geschreddert.

*und wenn es nur am Kopfhörer ist

Blick in die Glaskugel:
These 1: Ab der Saison 2023/2024 wird der Kunde seine Kaufentscheidung vor allem nach Registerzahl und Möbelqualität treffen müssen und somit wieder für Hardware bezahlen und nicht mehr für den vermutlich überall ähnlichen oder gar gleichen Rechnerkern.
These 2: Die Kunden werden realisieren, dass sie jahrelang verschaukelt wurden.
These 3: Der Markt wird sich neu sortieren.
These 4: In zwei Jahren wird am Markt ganz anderes wichtig sein als heute, denn dies ist defintiv die letzte große Klangrevolution. (Die Diskussion über Zukunft der Händler und Hersteller ist aber ein Thema für einen neuen Thread)

@Gemshorn @Michal
Die Intonationen und Downloads waren bai Roland aber technisch bereits vorbereitet. Nach meiner Erinnerung scheiterte dies daran, dass im Hause Roland wohl nur der alte Besitzer und Dieter Schuster+ ein echtes Interesse an den Orgeln hatten. Der Rest der Entscheider soll dem Vernehmen nach massiv auf der Bremse gestanden haben. Mir hat mal jemand gesagt, dass man mit einer Marge wie bei einem E-Piano die Händler alle verärgert hätte. Jedenfalls haben die deutschen Händler die Rolands so schlecht vorgeführt, dass ihr Potential kaum erkennbar war. Das wundert auch nicht, denn die Roland hätte damals schon den Markt aufräumen können und damals wollte das niemand. Nun macht das Viscount...

Die Roland war eine eierlegende Wollsau, die von Orgelkämmerchen bis Kathedrale einsetzbar war. Die Händler hätten nur ein einziges Mustersintrument gebraucht mit einem Satz externer Boxen und waren für alle Fälle gerüstet. Vertriebsseitig maximal simpel gedacht und zu einem Preis, der einem heute die in die Augen treibt: Es war klanglich (fast) eine große Rodgers (aber im Billiggehäuse), die original ein Vielfaches kostete.

Wir schweifen ab...

@DigitalPipes:
Solange man mit dem Editor die Stimmen auch umsetzen kann, wären fünf Alternativen kein echtes Problem.

Es stellt sich die Frage, welchen Ansatz man für die kundenseitige Individualisierung wählen will. Sollen individuelle Dispositionen möglich sein oder die übliche Einheits-Disposition, wie man sie bei allen anderen auch findet - nur variierbar nach NL-Style, US-Style, Deutsch-Style usw..

Korrektur zum Beitrag von ca. 19.50:

These 1: Ab der Saison 2023/2024 wird der Kunde seine Kaufentscheidung vor allem nach Registerzahl und Möbelqualität treffen müssen und somit wieder für ECHTE Hardware bezahlen und nicht mehr UNTERSCHIEDLICH für den vermutlich überall ähnlichen oder gar gleichen Rechnerkern (der angeblich mal mehr und mal weniger Klang konnte).

@DigitalPipes
Darum hatte Roland ja auch nur eine Klassik in zwei Varianten (mit und ohne Rolldeckel). Schau Dir das Portfolio bei Rodgers an: Drei Reihen, drei Modelle.

Auch die letzten Klangverbesserungen bei der Digitalorgel seit ca. 2000 waren wesentlich vor allem "Kolateralschäden" von Sparmaßnahmen.

Aber das Desinteresse am Kunden war unter 10.000 Euro in den letzten Jahren so offensichtlich, dass Viscount sich jetzt auch noch zum Robin Hood machen kann....

I hope it's
c - here are 5+ shadow voices per stop and those can be moved to any other stop ad libitum. That already would create a reasonable Database. And the higher models would then get an extra-Database.

At least that would create maximum pressure on the competition.