Die, die künstlerisch einzigartigen Orgelklang wirklich lieben, behalten ja immer im Hinterkopf:

Es ist ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen aufs erste Hören "nach Pfeifen klingen" oder umschaltbaren "Stilen"
versus:
einer in allen musikalischen und klanglichen Aspekten von großen Meistern (Silbermann, Schnitger.....) abgestimmten Pfeifen, Registergruppen,....allen Beziehungen (Lautstärkeverhältnisse, Mischungen, Verdeckungen, komplexen räumlichen Wirkungen ....) zu einander (von Werken, "Teilorgeln" etc......

(Das ist unendlich mehr als nur von der speziellen Kirche eingefangener Hall)

Dieses höchste Orgelkunsterlebnis hat man z.Z. nur mit Sampling,
oder man kupfert von solchen historischen Meisterwerken mühsam spezielle Intonationen ab.

Von Vorwurf kann keine Rede sein. Mir ist der interne Roland-Expander gerade groß genug und grundsätzlich sind Register-Basare eine feine Sache!

Das technische und somit praktische Problem ist nur leider, dass diese Flexibilität die Komplexität enorm vergrößert, wenn man damit irgendeine Plug-&Play-Lösung anbieten will und auch normale Kunden und Anfänger berücksichtigen muss, die mit einer Intonations-Software enormen Schaden anrichten können. Und wenn man das dann nicht in den Griff bekommt, hat man eben eine Orgel für Spezialisten, die aber beim Fußvolk eben keine klanglichen Höchstleistungen bringen kann.

Wenn die 4 Werkskonfigurationen wirklich "plug and play" richtig gut (also nach echter Pfeifenorgel) klingen würden, wäre für mich alles fein. Dass man mit dem Eingriff ins "Backoffice" der Orgel diese verschlimmbessern kann und es hierfür eine kundige Hand benötigt, sollte hoffentlich jeder wissen. Aber die Werksabstimmungen sollten eigentlich ein Optimum liefern, das nicht nur ein "Rohdiamant", sondern eben ein "geschliffener Brillant" ist. Es kann m.E. nicht sein, dass der Kunde das Instrument fertigentwickeln muss, so wie es einzelne hier vorgemacht haben.

Kernproblem ist doch, daß sich die verschiedenen Charaktere die gleichen Registervorgaben teilen müssen und damit in ein Korsett gezwängt werden. Gäbe es wie bei der bisherigen Nobilis dieses Korsett nicht, würden die Werksintonationen auch gleich viel besser klingen.

Mit dem richtigen Hall kann man eine Physis-Orgel, die ansonsten zu direkt klingt, auch in ein Hallbad legen. (Dreht man den Monohall der Orgel auf "0 db" hoch, kommt man auch schon zu ganz netten Ergebnissen).
Diesen "Nachteil", daß die Orgel erst mal zu direkt klingt, kann man sich im Wohnzimmer zu nutze machen und eine kleine Hausorgel gut simulieren: Hall weg, Orgel recht laut und nur wenige hausorgeltypische Register verwenden. Fein fein...

Es ist doch die grundsätzliche Geschmacksfrage, ob man den direkten oder den verwaschenen Klang zuhause lieber möchte. In der (hallreichen) Kirche muß der Grundklang so direkt und trocken als möglich sein, da er vom Kirchenraum dann schon genug "verwaschen" wird. (Ich kann mir gut vorstellen, was Paolo gemeint hat).

Das mit dem Registerkorsett ist m.E. kein Problem. Das hat die Live 2/3 auch und kommt damit gut klar.

Auch helfen Hall oder Abstrahlung m.E. nur bedingt. Eine echte Orgelaufnahme in Youtube über 10€-Ohrstecker klingt trotz erbärmlicher Voraussetzungen immer noch "echt", und nicht elektronisch. M.E. entsteht guter Klang an der Basis. Stimmt die per se, kann ich im weiteren Prozess deutlich weniger falsch machen.

VG
Stephan

Der "gute Klang an der Basis" entsteht durch höchst künstlerische Mischung der Klangfarben von Pfeifen besonderer Qualität zu einem ästhetisch hochstehenden Gesamtklang - wie dies bei einem berühmten, außergewöhnlichen Gemälde eines echten Könners mit Farbnuancen, Formen, Licht und Schatten u.v.m. komponiert wird.

Bsp.: Silbermann Freiberg https://www.sonusparadisi.cz/en/organs/g...etrikirche.html für den, der solches liebt und ein Ohr dafür hat. Weitere Beispiele etwa: https://piotrgrabowski.pl/nancy/ oder https://www.sonusparadisi.cz/en/organs/i...ioni-organ.html u.v.a.......

Zu diesem Klangfarben-Mischungskunstwerk gehört zwingend das spezielle Ambiente, der Raum der betreffenden Kirche, in der diese Pfeifenklangmischung künstlerisch zusammengestellt und auf höchst anspruchsvolle Weise in unglaublicher Sorgfalt wochen- oder monatelang intoniert wurde. (Man schaue und höre sich mal die Werke der Este an- wie die ineinander greifen ...... einfach wunderbar! )

Kein nur einfacher IR-Hall dieser Kirche (Eine einzige Hallfahne für alle Pfeifen und Werke gleich - das ergibt keinen stimmigen Raum ......wie z.B. bei Sweelinq: alle Orgeln klingen dann leider beinahe zum Verwechseln ähnlich), kein beliebig erzeugtes Hallbad oder nur trockene Pfeifenklänge (ebenso wie bei Gemälden nicht nur ein Farbklatsch oder Dunkelheit), nicht ein beliebig elektronisch erzeugter Kunsthall, der nur einen zunächst vielleicht manche im ersten Moment verblüffenden "Comic-Effekt" bewirkt. Keine zugefügten harmonischen oder inharmonischen Obertöne, Vitalizer.....egal ob bisherig oder KI-generiert. die auch nur kurz das Gehör (über-)reizen, dann aber als störende Effekthascherei erkannt werden, die Liebhabern direkt WEH tun kann.

Nein, diese höchste komplexe Komposition ist es, die wir (wie du @SJL) aus Aufnahmen und Erfahrungen echter, toller Orgeln kennen. Selbst wenn sie über die Audiokette "erbärmlich" wiedergegeben werden.
Unser feinster Sinn, der Hörsinn, erkennt zumindest mit etwas Übung, ob die Gesamtmischung aus Direktschall, Hall und komplexen Raumwirkungen, die herrlichen Mischungen der Pfeifenklänge und die jeweilige Resonanz im Raum stimmig ist. Ob alles nahtlos zusammenpasst und künstlerisch ausdrucksstark ist.

Unser Gehörsinn ist nicht blöd :-) Und je geübter, desto weniger

Thanks so much for all the interesting ideas in the recent posts!

A couple of small but not insignificant details:

Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag #450

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Johannus hat interessanterweise genau das Gegenteil gemacht: Komplexität massiv reduziert. Fällt nicht bei LiVE der Intonat sogar weg?

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Zitat von Soli Deo gloria im Beitrag #457

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Unser feinster Sinn, der Hörsinn, ...

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@ Soli Deo gloria ... man müsste jede denkbare Registerkombination zusammen samplen, damit die auch durch den Raum bedingte Authentizität gewährleistet wäre?

@ Wohli ... und eigentlich auch für ein realistisches Windverhalten, würde ich meinen.

... und für jede der (kontinuierlich wählbaren, also unendlich vielen) Stellungen des Schwellers am Ende auch noch..
Also da ist es ab einer gewissen Registerzahl billiger, die Kirche mitsamt Orgel zu kaufen und direkt vor Ort zu spielen *__*

Ja, am Ende schon. Das sind dann wohl einfach die natürlichen Grenzen des Samplings. Die den Klang beeinflussenden Faktoren sind so unzählbar, dass man dem nicht gerecht werden wird können.

Viel gewonnen ist aus meiner Sicht aber schon, wenn zumindest gängige Registerkombinationen als Ensemble aufgenommen werden. In manchen frühen Hauptwerkorgeln wurde das ja noch so gemacht und die Ergebnisse waren gar nicht schlecht. Ich bin leider nicht im Bilde, wie das derzeit gehandhabt wird und ob diese Praxis noch genutzt wird.

Gerade bei französischen Orgeln (sowohl barock als auch romantisch) könnte man sicherlich vergleichsweise gut die häufig standardisierten Registrierungen so abnehmen.

Pipeloops hat das mit der Madeleine so gemacht.

Meanwhile, a new update has been released for Physis Plus (1.6.0).
Some new functions are implemented, now it is possible to manage an optional card to expand to 4 other outings the Domus series (which would therefore reach 8 external outputs, not bad for an entry level series!), And this version includes support for a new model not yet released: Cantorum Uno Plus (presumably the 1 manual version that will replace the Cantorum VI).
However, there is no mention of further updating of the sound and/or voices.

https://www.viscountinstruments.com/inst...tab-vis_support

Hab mir nochmal den Herstellereditor (Physis 1) angesehen. Wenn ich die Funktionsweise des Editors richtig interpretiere, dann lassen sich da auch changierende Register erstellen. Mit entsprechendem Fachwissen würden sich da dann noch einige wunderbare (romantische) Register zaubern lassen. Mein Weihnachtswunsch wäre ja, daß Viscount den Herstellereditor freigeben würde (und wenn es an ein paar Cracks wäre, die dann noch VCEs für die Allgemeinheit zaubern würden). Ich wüsste da ja schon eine ganze Stange an Registern, die bisher noch fehlen...