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Physis Plus
Viscount Ensign 35 Compact: sounds very British
Etwas Neues von der Physis-plus-Welt
aus den USA (Hybrid-Lösung):
https://youtu.be/6a5xneZGXuw?si=8VAnKPUhY-VpsiBY
#438 RE: Physis Plus
Ich hänge es mal hier an. Im US-Forum bin ich gerade über zwei für mich interessante Ausagen von heute gestolpert:
1) Mit Verweis auf einen Viscount-US-Händler heisst es, Viscount hätte damals 40 (vierzig!) Entwickler an Physis gesetzt, mit drei Universitäten zusammen gearbeitet und rund 5 Mio. US-Dollar investiert. Der User meint, Viscount verwende außerdem Deep Learning.
US Forum #100
2) Paolo (DIgital Pipes) hatte allerdings unmittelbar vorher festgestellt, dass Physical Modeling zwar megatoll für Kirchenorgeln sei, dass aber die Anpassungsmöglichkeiten für die Wohnzimmer-Anwendung und vor allem der Ablieferungszustand nicht gut seien. Paolo empfahl für den Heim-Einsatz Johannus LiVE. Er hofft, dass Viscount irgendwann die Audio-Anlagen verbessert...
US-Forum #99
Wenn ich bedenke, was fünf Mio. Dollar vor einige Jahren noch wert waren, dann bin ich über das Ergebnis irgendwie ein wenig verwundert.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #439
5 Millionen Dollar - und dann kommt Johannus und reicht Sampling in hoher Qualität an die Einsteigerserie durch.
Und nun?
Viscount replaces sampling in their portable/entry-level line with Physis Plus.
For us poor saps in North America, Johannus' entry-level instruments are notably more expensive than Viscount's and Viscount seems to be developing more support here in the U.S. than Johannus.
Although, to be fair to Johannus, last time I checked, I was one of two or three LiVE owners in the whole state of California (population ~39 million), so Johannus doesn't have motivation to do much here.
#442 RE: Physis Plus
Die Aussage von Digital Pipes im US-Forum hat mich nachdenklich gemacht.
Physis funktioniert in der Kirche, wo die Orgel in ähnlicher Weise intoniert wird wie eine Pfeifenorgel. Im Wohnzimmer versagt das System offenbar und ist unfassbar viel eigener Input notwendig.
Das hatten wir im Grundsatz mit PeterW und Flute 8' vor Urzeiten mal umfangreich durchdiskutiert. Im Wohnzimmer ist eine Blockflöte lauter als eine voll aufgedrehte 8'-Flöte bei einer Digitalorgel, der digitale Orgelklang also nicht mehr "authentisch". Ändert sich die Akustik mit zunehmender Kleinheit des Raumes so massiv und unberechenbar, dass das Physical Modelling versagt, während es mit Sampling offenbar mühelos gelingt, den Höreindruck rüberzubringen? Möglicherweise ist Physical Modelling schlicht kein geeigneter bzw. effizienter Ansatz für kleinere Räume? Möglicherweise ist auch KI keine Hilfe, denn die Subjektivität des Hörens der Privatanwender kann man vermutlich nicht berechnen - denn KI kann "nur" alles, was sich berechnen lässt.
Auch die Perfektion von Klavier-Simulationen ist kein Argument, denn ein Klavier hat einen definierbaren Wohnzimmerklang, eine Orgel aber immer Kathedral-Klang (wenn man ehrlich ist, wollen doch nur wenige eine kleine Dorforgel daheim spielen sondern sich in große Kirchen träumen) und nie einen authentischen Wohnzimmerklang. Just my 3 cents.
Let's not forget that we are talking about personal opinions (even those of DigitalPipes).
For example, I do not agree at all with the statement that a Johannus Live is the way to go for a home organ.
It did not seem to me to have better reverb and/or better amplification than Sonus series.
Physis Plus, on the other hand, is still a world in evolution. It will see its full maturity in no less than a few years.
Excluding the Domus series, which is the entry level series, the full potential will be heard with the new Maestro series, which has yet to be released. This series will replace the Sonus series, and we will see if the multi-amplification together with a new and more performing reverb will give the desired results.
In my opinion the problem does not concern the sound generation (Sampling or Physical modeling), but the reproduction configuration (which in a console with built-in amplification is necessarily of the near field type), combined with reverb algorithms capable of exploiting the internal multi-amplification.
Here too, the approaches can be different.
I strongly believe in near field reproduction, and I am convinced that if well implemented it can guarantee very good results.
DigitalPipes for home use prefers a more traditional approach with speakers further away from the console, with a typical listening experience of hi-fi audio reproduction.
Wenn es wahr wäre, dass Physis im Wohnzimmer mehr Sorgfalt als in der Kirche braucht, dann wären auch die genialen Intonationen unserer Forianer davon betroffen. Sind sie aber nicht.
So bleibt der einfache Schluss, dass ab Werk mehr hätte getan werden können.
Oder ist es am Ende doch nur eine Geschmacksfrage?
PhysisALT klang über Kopfhörer schauderhaft. PhysisPLUS dagegen klingt recht anständig.
Zitat von ahlborn im Beitrag #444
Physis Plus, on the other hand, is still a world in evolution. It will see its full maturity in no less than a few years.
Dieser Satz gehört eingerahmt!
#446 RE: Physis Plus
Es ging mir weder um "Sorgfalt" noch Geschmack. Und an den selbstverständlich gelungenen Intonationen ist möglicherweise der Mensch genau der kostengünstige (!) Faktor, während eine Standardisierung für ein Plug&Play-Produkt ungeahnt komplex sein könnte. Mir scheint es daher - im Gegensatz zu meiner früher eher euphorischen Hoffnung! - nicht ganz unwahrscheinlich, dass Physical Modelling tatsächlich nur genau dann funktioniert, wenn ein Mensch dieses System bedient - mit dem bekannten hohen Aufwand an Zeit.
Ich hatte daher meine Grundsatz-Frage geteilt, ob es tatsächlich Sinn macht, in akustisch "kleinen Räumen" die Grundsätze der Orgelintonation so anzuwenden, wie man dies in einem "normalen" großen Kirchenraum tun würde.
Der riesige Vorteil eines Orgelportraits via HW oder LiVE besteht darin, dass man die komplette Intonation einer Orgel gratis mitgeliefert bekommt. Alle Stimmen wurden dort ja schon vorher von einem "Mastermind" (Intonateur) aufeinander abgestimmt! Alle Stimmen werden über den selben Prozess gespeichert und reproduziert und nach allgemeiner Meinung im Forum kommt dabei in den meisten Fällen tatsächlich so etwas heraus, das wie eine CD-Aufnahme der Orgel klingt. Die Abstrahlung ist bewährt und damit auch die Anpassung auf ein Wohnzimmer. Im Grunde ist das HiFi-Technik mit dem kleinen Unterschied, dass die Klänge durch den Orgelspieler erst individuell zusammengefügt werden.
Die Zahl der für eine Anpassung an ein Wohnzimmer nötigen Parameter ist bei HW und LiVE dadurch sehr (!) überschaubar und sehr wenig komplex im Gegensatz zum Physical Modelling! Und wie neulich erläutert löst ein Mensch Komplexität durch Erfahrungswerte (=Small Data)...
Das sind interessante Theorien - wahrscheinlich bin ich bloß zu blöd, sie zu verstehen.
Möglicherweise wären sie aber gar nicht erst aufgekommen, wenn Physis 1) die 'Spielwiese' (sprich: das Intonationsmenü) kleiner gehalten hätte und 2) die Intonation über eine ähnlich unkomfortable Krücke wie Intonat laufen hätte lassen.
Johannus schränkt die Möglichkeiten von vornherein ein: Kein enzyklopädischer Registerpool wie bei Viscount, eher unkomfortable Intonation via externem Gerät und nicht zuletzt der Charme kompletter 'Orgelabbilder', die natürlich suggerieren, dass tunlichst nicht an diesen perfekten Abbildern herumzuschrauben ist. Damit wird eine Art 'psychologische' Schranke eingezogen, die Disposition abzuändern. Wer dünkt sich schon klüger als Cavaille-Coll?
Viscount tut das nicht, im Gegenteil: Man programmiert die Orgel z.B. mit einer 'barocken' Intonation, was userseitigen Widerspruch geradezu herausfordert und zum Selberbasteln oder zumindest zum Nachbessern animiert.
Johannus hat indes begriffen oder beschlossen, dass manche User trotzdem ein bisschen herumschrauben wollen; also öffnete man den Zugriff auf Registerlautstärke und Brillanz per Orgelmenü. Ein bisschen Intonateur-Spielen gefällt dem Kunden bestimmt (so viel hat man sich bei der italienischen Konkurrenz abgeschaut).
Doch wenn eine Physis-Intonation den Beifall der Kundschaft findet: Warum sollte dann eine Implementation von der Stange nicht möglich sein?
Ich vermute, dass an Physisorgeln mehr intoniert wird, weil die Möglichkeit dazu besteht und es relativ wenig Aufwand erfordert.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #447
Doch wenn eine Physis-Intonation den Beifall der Kundschaft findet: Warum sollte dann eine Implementation von der Stange nicht möglich sein?
Das habe ich bis heute noch nicht verstanden. Ich liefere ein hochwertiges Auto mit eckigen Rädern und unabgestimmten Motor/Getriebe aus, damit es der Kunde optimieren und das volle Potenzial herauskitzeln kann. Warum nicht gleich eine Intonation aufspielen, die objektiv gut klingt? Dass das möglich ist, wurde mehrfach bewiesen.
Bewusst habe ich neutral formuliert, sodass auch eine Werksintonation gemeint sein könnte. Mir z.B. sagt die Symphonische Werksintonation durchaus zu! Ich denke, dass in der Physisdiskussion schon lange der Generalverdacht befördert wird, dass die Werksintonationen schlecht sind; dem würde ich nicht zustimmen.
Wenn's schon der Vergleich mit dem Auto sein muss: Physisorgeln haben runde Ränder und fahren gut. Aber sie können die Lackierungsfarbe wechseln.
Dass die neuen Johannüsse so stark geworden sind, liegt zu einem Gutteil auch an dem neuen Hall. Wenn Viscount hier aufholt...
#450 RE: Physis Plus
Bisher dachte ich auch, dass doch mit ein paar eingekauften Dispositionen und Intonationen ein paar vernünftige Grundintonationen bei Physis möglich sein müssten. Denkfehler meinerseits: Wenn man für eine Orgel mit 34 Registern eine Intonation anbietet, was macht man dann mit dem Basar an Schattenregistern?
Solange der Hersteller anbietet, dass jeder sich "seine" Orgel zurechtbasteln kann, müssten sich alle Schattenregister in jede Grundintonation einfügen lassen, so dass es immer stimmig klingt. Da man aber alle angeboten Registervarianten auch noch auf alle Plätze schieben kann, ist dies schlicht nicht möglich. Da mag man auf KI gehofft haben. Aber das wird nichts, weil das Trainieren der Maschine viel zu aufwendig ist und neue komplexe Abhängigkeiten entstehen.
Für mich sieht es eher so aus, dass man die eierlegende Wollmilchsau bauen wollte und die Komplexität dieses Projekts schlicht unterschätzt worden ist (was aber jedem hätte passieren können).
Johannus hat interessanterweise genau das Gegenteil gemacht: Komplexität massiv reduziert. Fällt nicht bei LiVE der Intonat sogar weg? Nun hat Physis+ nur noch drei Registervarianten an Bord. Das ist Anlass zur Hoffnung.
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