Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde

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23.09.2023 19:01
#1 Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ma

Liebe Forumianer,

nach ca 30 Jahren "freiem" Orgel spielen, habe ich spontan bei einer studierten und ausgebildeten Organistin nach Unterrichtsstunden angefragt und tatsächlich für nächste Woche eine erste Schnupperstunde vereinbart.
Zu meiner Frage, ob ich Noten mitbringen soll, wurde mir geantwortet:
"Bringen Sie gerne Stücke mit, die Sie in letzter Zeit geübt haben, gerne auch ein Stück, dass Sie schon länger spielen und gut läuft".
Seit der Terminvereinbarung mache ich mich verrückt, welche Noten ich mitnehmen soll - ein einfacher Choralsatz, ein kleines Stück von Bach, oder doch die Suite Gothic.

Es gibt hier im Forum bestimmt Organisten, welche Unterricht geben. und auch Erfahrungen mit neuen Schülern haben.
Welche Erwartung oder Vorstellung hat ein Lehrer/in an seinen Orgelschüler beim ersten Treffen?

Sicherlich muss der Lehrer erstmal den aktuellen Leistungsstand des Schülers kennen lernen.
Halte ich hierzu erstmal mit einem mitgebrachten Choral mein Licht klein und steigere mich anschließend mit Literaturvorschlägen vom Lehrer oder falle ich mit der Tür ins Haus wie z.B. mit der Suite Gothic (welche bei mir nur zu 50% läuft) ?
Zu tief stapeln (mit einem Choral) könnte einen falschen Eindruck erwecken, aber
auch anderstrum, wenn man mit lauter Fehlern etwas vorspielt, besteht die Gefahr sich zu blamieren.

Ich weiß Ihr könnt mir meine Nervosität nicht nehmen, aber vielleicht hilft mir schon darüber zu reden....
Vielen Dank im voraus für Eure Meinungen.

Viele Grüße
Martin


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23.09.2023 19:31
#2 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Da bin ich sehr gespannt auf den Bericht nächste Woche! (Auch aus eigennützigen Gründen; nächstes Frühjahr will ich mir auch Unterricht anlachen :D)

Es lohnt sich bestimmt nicht, anzugeben oder zu versuchen, einen besonders guten Eindruck zu machen -- du gehst ja da hin, um noch was dazu zu lernen. Entsprechend glaub ich auch nicht, dass du dich "blamieren" kannst. Es fangen ja Leute auf den unterschiedlichsten Leveln an, Unterricht zu nehmen. Wenn sie eine gute Lehrerin ist, stellt sie sich dann schon richtig darauf ein.

Ich würde was mitbringen, was gut gelingt, aber vielleicht gerade auch ein zwei Sachen, die nicht perfekt klappen -- die sind ja für Unterricht eher die interessanten, oder nicht?


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23.09.2023 19:33 (zuletzt bearbeitet: 23.09.2023 19:45)
avatar  SJL
#3 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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SJL

Lieber Martin,

such dir 2-3 Stücke aus der "oberen Hälfte deiner Komfortzone" heraus, also solche, die du einigermaßen souverän und angstfrei vortragen kannst, die deine Stärken, aber auch deine Ambitionen und Grenzen andeuten. Du musst diese ja auch nicht zwingend alle von Anfang bis Ende durchspielen, vielleicht reichen ja ein paar Ausschnitte schon für den ersten Eindruck. Im Gespräch kannst du noch herausarbeiten, woran du gerade am liebsten scheiterst. Einen dir gut vertrauten Choralsatz zu präsentieren fände ich auch keine schlechte Idee, da sich beim Choralspiel recht schnell das Verständnis für Rhythmus und Gesang (m.E. essenziell für einen guten Organisten) einschätzen lässt.

M.E. solltest du keinesfalls daran denken, dass du dich "blamieren" kannst: Sieh deine Lehrerin mal primär als Consultant oder Coach, wenn ich das mal so nennen darf.

VG
Stephan


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23.09.2023 19:50
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#4 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

Zitat von SJL im Beitrag #3


M.E. solltest du keinesfalls daran denken, dass du dich "blamieren" kannst: Sieh deine Lehrerin mal primär als Consultant oder Coach, wenn ich das mal so nennen darf.




And don't forget that you are the client.


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23.09.2023 22:48
#5 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Etwas leichtes bis mittelschweres zum Vorspielen macht auf jeden Fall Sinn. Bei solchen Stücken kann man dann prima musikalisch etwas heraus arbeiten. Und die Lehrerin kann sehen, ob alles in Ordnung ist, oder sich evtl. "Dinge" eingeschlichen haben. Und wenn Du (auch) gerne schwierige Stücke spielst, nimm das doch auch gleich mit und sage das der Lehrerin. Das muss man ja nicht gleich als erstes machen, aber "angemeldet" werden. Ich habe meist meine nächsten Stücke vorgeschlagen, meist etwas, was ich mir gerne mit Unterstützung erarbeiten wollte. Mein Lehrer hat dann oft über "die Schinken" geschmunzelt, die ich mitgebracht habe (z.B. Orgel-Sonaten von Rheinberger, Stücke von Reger oder große Bach-Werke).

Wenn die Suite Gothique nur zu 50% "läuft", wäre das dann auf jeden Fall ein guter Kandidat für den Unterricht. Und überlege Dir, wieviel Du zum Üben kommst. Ich hatte für mich persönlich z.B. Unterricht alle 14 Tage vereinbart, damit neben Familie, Job und Orgeldiensten überhaupt noch genug Zeit zum Üben bleibt. Man möchte beim Unterricht ja auch Fortschritt haben bzw. zeigen. Und nicht enttäuscht oder gar frustriert sein, wenn es beim Vorspielen nicht so gut wie sonst läuft. Irgendwie ist man ja meistens doch aufgeregt, wenn jemand zuhört - und man das weiß Ich ärgere mich immer die Pest, wenn es beim Üben zuletzt super gelaufen ist und man dann vor dem Lehrer teilweise herumstümpert und an Stellen hängenbleibt, die nie ein Problem waren. Aber auch das übt für das Vorspiel im Gottesdienst oder für Konzerte.

Viel Spaß bei der ersten Unterrichtsstunde!


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24.09.2023 18:39 (zuletzt bearbeitet: 24.09.2023 18:43)
avatar  Mixtura
#6 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Um Dir ein bisschen die Nervosität zu nehmen: eigentlich ist es völlig egal, welche Stücke ein Schüler in der ersten Stunde spielt. Als Lehrer erkennt man ziemlich schnell, was schon gut läuft und wo evtl Baustellen sind. Wenn Du sehr aufgeregt bist, spiel ein „Wohlfühlstück“ zu Beginn. Vielleicht noch ein zweites, das evtl. etwas schwieriger ist. Wenn Du ein Stück hast, an dem Du arbeiten möchtest, bring es mit. Der Rest ergibt sich schon.
Viel Freude!
Ach, noch etwas: blamieren kannst Du Dich als Schüler nie- Du kommst ja, um etwas zu lernen. Wenn Du alles perfekt könntest… ergänze selbst 😊


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24.09.2023 21:07
#7 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ro

Ach, noch etwas: blamieren kannst Du Dich als Schüler nie- Du kommst ja, um etwas zu lernen. Wenn Du alles perfekt könntest… ergänze selbst 😊[/quote]

So ist es... Fühle dich nicht in einer "Prüfungsatmosphäre"! Es ist besonders wichtig, dass Dein Lehrer spürt, dass Du motiviert bist und auch Bereitschaft zeigst, die Erfahrung und die Tipps des Lehrers Dir anzueignen.


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27.09.2023 08:56
#8 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ma

Vielen Dank für Euren positiven Zuspruch.
Es sind jetzt nur noch wenige Stunden bis zur ersten Unterrichtseinheit und meine Nervosität
hat sich mit leichter Vorfreude inzwischen gemischt.
Dank Eurer Hinweise hab ich mir jetzt 4 Stücke ausgesucht, welche u.a. 2 kleine Choräle enthält, einen kurzen Grand Choeur
und von J.S.B. eine einfache Variante "Jesus bleibet meine Freude". Diese laufen an guten Tagen relativ sicher.
Zwei Präludien mit Fugen von J.S.B. als Herausforderung zum übern hab ich auch mitgenommen und bin gespannt,
inwiefern mir die Lehrerin hierzu Hilfestellung geben kann.

Sobald ich mich morgen von diesem Ereignis erholt habe, werde ich versuchen dies in Worte zu fassen und Euch berichten :-)

Viele Grüße
Martin


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27.09.2023 09:49
avatar  wohli
#9 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Daumendrück.


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28.09.2023 09:00
#10 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ma

Hallo zusammen,

nun ist es geschafft und die erste Schnupperstunde liegt hinter mir.
Ich kann nur sagen "das Leben läuft anderst, als man es plant"
Meine ganze Vorbereitung und Bedenken im Vorfeld waren unbegründet und haben mich nur unnötig Energie gekostet.

Die Lehrerin war ebenso nervös wie ich (vermute ich jetzt im nachhinein) da es zu einem kleinen Missverständniss auf beiden Seiten gekommen ist:
Nach dem ersten smalltalk, (wir waren bereits am Instrument auf der Empore) mußte sie nochmal nach unten gehen um den Strom für die Orgel einzuschalten und hat mich gebeten zwischenzeitlich meine mitgebrachten Noten aus dem Rucksack zu holen.
Dies hab ich gemacht und hab diese auf die Bankreihe gelegt und während ich auf sie gewartet habe, bin ich auf der Empore rumgelaufen um die Orgel zu betrachten.
Als sie zurückkam, sind wir zusammen zum Spieltisch gegangen und es gab eine kurze Einweisung.
Da wir anschließend beide meine mitgebrachten Noten vergessen haben (diese lagen immer noch auf der Bankreihe) hat sie direkt ein rumliegendes Gesangbuch genommen und wir haben damit angefangen.

Somit ist keines meiner vorbereitenden Stücke zum erklingen gekommen.

Soweit bin ich mit kleineren Hausaufgaben nach hause gegangen und freue mich auf den nächsten Termin in 14 Tagen.
Damit meine Übungsvorbereitung nicht umsonst war, werde ich meine Noten beim nächsten mal wieder mitnehmen, damit ich bei einer günstigen Gelegenheit die Klänge auf einer schönen Mühleisen-Orgel geniessen kann.

Vielen herzlichen Dank an alle Daumendrücker.
Martin


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28.09.2023 12:32
#11 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Or

Zitat von Martin77 im Beitrag #10
nun ist es geschafft und die erste Schnupperstunde liegt hinter mir.
Ich kann nur sagen "das Leben läuft anderst, als man es plant"
Meine ganze Vorbereitung und Bedenken im Vorfeld waren unbegründet und haben mich nur unnötig Energie gekostet.


Diese Erfahrung kennt sicherlich jeder von uns. Schön dass die erste Stunde dich positiv gestimmt hat. Was mich interessiert: was habt ihr denn anhand des Gesangbuchs gemacht? Choräle harmonisiert?


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28.09.2023 14:03
#12 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ma

Tja das liebe Gesangbuch :-)
Ich war der Meinung, Choräle sind meine Stärke und bin hierbei auch im Triospiel relativ sicher.
Aber die Lehrerin hat dies sofort erkannt und nach nur einem vierstimmigen Vorspiel eines mir unbekannten Chorals, hat sie mich gebeten, eine mir bis dato unbekannte Variante einer Choralinterpretation zu spielen.
Ich kenne den Fachbegriff dafür nicht, bzw. habe ihn vergessen, aber ich versuche es zu erklären.
Man spielt die vier Noten (Sop., Alt, Tenor,) nicht zusammen, sondern durcheinander. (Sop., Tenor, Alt) den Bass belasse ich im Pedal in Originallänge
z.B. bei einer Kombination der vier Stimmen mit einer halben Note, G D H G sollte ich diese in fließenden Achtel nacheinander spielen. War für mich neu und ungewohnt und auch dies aus dem Choralnotenbild heraus zu lesen ist mir sehr schwer gefallen.
Das sah dann im Vier/Vierteltakt so aus: Sop., Tenor, Alt und wieder Sopran als Achtel - G H D G. Der Bass im Pedal dann im Original als Halbe Note G.
Ich habe mir dies heute morgen erstmal auf ein Notenpapier aufgemalt und es hört sich gewöhnungsbedürftig an :-)


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28.09.2023 16:17
avatar  wohli
#13 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Hier und in anderen Videos der Serie hast du das noch mal im Detail ...
https://www.youtube.com/watch?v=KZf0rEuPmMM


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28.09.2023 17:06
#14 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
Ma

Vielen Dank für die Hilfestellung.
Das ist auch wieder ein sehr persönlicher Zufall, da ich exakt dieses Video vor ca 2 Wochen bereits gesehen und ausprobiert habe.
Zu meiner letzten Antwort habe ich es mir auch nachmal angeschaut und vermutet, dass event. diese Thematik damit gemeint ist.
Mit der Erklärung und Vorführung im Video fand ich es persönlich leichter, als in meiner gestrigen Abenteuerstunde.
Wahrscheinlich, weil es im Video nur um zwei Mittelstimmen geht und nicht um vier.
Es freut mich, dass in meiner Erläuterung zumindest verstanden wurde, was ich ausdrücken wollte :-) und ich auch mit dem Video
auf dem richtigen Wege bin. Der Fachausdruck ist dann wohl:
"Kontrapunktische Mittelstimme"


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28.09.2023 17:59
avatar  wohli
#15 RE: Erwartungen Lehrer/Schüler vor der ersten U-Stunde
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Da gibt's auch irgendwo von ihm eines, das das beschreibt, was du beschreibst , konnte das nur auf die Schnelle nicht finden ...


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