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Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
#17 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
Was es alles gibt, nicht wahr?
Im Burgenland, wo ja bekanntermaßen die Uhren etwas anders gehen als im Rest des Landes, gab es bis vor noch gar nicht allzu langer Zeit sog. Messlieder, die von Anfang bis Ende nach derselben Melodie gesungen wurden. Vor dem Gotteslob1975 gab es das übrigens auch noch in der Erzdiözese Wien, vgl. die Messreihe "Wir werfen uns darnieder": Eingang, Gloria, Zwischengesang, Gabenbereitung, Sanctus, Agnus Dei, Kommuniondank und womöglich noch ein Schlusslied und (fast vergessen) eine Liedstrophe nach der Wandlung - alles brav auf dieselbe Melodie. Kein Wunder, dass die alten Melodien manchesmal auch nach Jahrzehnten noch wie zementiert in den Gedächtnissen der Leute sitzen.
Genau genommen eine Melodie. - Die einzelnen Abschnitte der Messe fanden in den Strophen sehr wohl ihren Widerhall. Freilich: Dass man an ein Glorialied aus dem 18. Jahrhundert strenge liturgischen Maßstäbe erst gar nicht anzulegen braucht, versteht sich von selbst. In einer marianisch geprägten Messreihe endete auch das Glorialied mit einem "Ave Maria", schön im 3/4-Takt schunkelnd.
Früher hab ich alte Liedzettel zum lernen aufbewahrt. Ich hab aber eher zufällig in einem alten Notenband, dieses Exemplar von meinem Vorgänger dort gefunden (muss von Anfang der 1990er sein)
Zum Antwortgesang gab es immerhin in der Woche den Hallelujaruf mit Vers, er hat ihn nie aufgeschrieben. Nummer aus dem alten GL, wörtliches Zitat des Liedzettels:
"Fest Hl. Lukas
Introitus: 257,1
Gloria: 257,2
[Hallelujaruf mit Vers]
Offertorium: 608
Sanctus: 257,3
Agnus: 620
Schluss: 257, 4"
Bei Wochen ohne gebotene Gedenktage gab es dann pro Woche eine der Messreihen.
Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Reaktionen, als ich die Liedpläne dann gemacht habe.
LG
Peter Planyavsky hat die gängige Liedauswahl-Praxis so karikiert:
„Einzug: schönes Loblied.
Gloria: freudiges Loblied, in dem das Wort Ehre (möglicherweise) vorkommt.
Nach der Lesung: nachdenkliches Loblied.
Vor dem Evangelium: stürmisches Loblied, in dem das Wort Halleluja vorkommt.
Gabenbereitung: Loblied!
Sanctus: feierliches Loblied, in dem, das Wort Heilig in irgendeinem noch so weit hergeholten Zusammenhang vorkommt.
Agnus: Loblied zum Thema Frieden.
Danklied: ganz besonders tolles Loblied.“
<Peter Planyavsky: Loblied, Loblied und Loblied. In: Singende Kirche 59 (2012) 63f., hier 63.>
#23 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
Am Weltmissionssonntag war im Wiener Stephansdom wieder alles auf Multikulti getrimmt. Zum Sanctus musizierte die Band "Ehre, Ehre sei dem König allein" (2. Str.: "Hosanna, Hosanna...").
Wie war das gleich mit dem grünen und dem dürren Holz?
Was man auf Radio Maria bei der täglichen Frühmesse serviert bekommt, spottet manchesmal auch jeder Beschreibung ("Maria, dich lieben" als Eingangslied am Fest des Evangelisten Lukas).
#25 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
Das ist in der Tat ein von den Herausgebern der Orgelbücher unterschätzter Vorteil.
Bei einer Neuauflage sollte das unbedingt mitbedacht werden.
GL 251 ist auch deckungsgleich mit dem aktuellen Orgelbuchsatz zu "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren", Nr. 392.
Leider hat sich im neuen Orgelbuch (mutmaßlich) - der Hummel-Satz stand ja auch schon im alten - ein kleiner Fehler eingeschlichen: An der Stelle "ihr Engel, in Chören" sollte im Alt ein g stehen, nicht ein a. Was die Fehlerfreiheit betrifft, vertraue ich dem alten Orgelbuch begründetermaßen mehr; außerdem war die Harmonie a-Moll zwei Viertel vor dieser Stelle (bei "froh-lo-cket") bereits dran, sodass ein C-Dur auf "ihr" logischer erscheint.
Den Murks haben wir im NAK-Orgelbuch auch ... Und zudem wegen der vielen Melodiedoppelungen auf andere Texte immer den Querverweis zu einem anderen Lied, so dass dann die große Blätterei losgeht, insbesondere, wenn es spontan heißt: "Wir singen dann mal zusammen Nr. XYZ ..."
#28 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
#29 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
Zitat von Mixtura im Beitrag #28
Genau deshalb habe ich mir das nach Corona schnell wieder abgewöhnt.
(Warum soll man eigentlich nicht mitsingen? Nur wegen der möglicherweise falschen Texte?)
Im Vorwort zum alten (1975) GL-Orgelbuch gibt es eine recht umfangreiche Einführung zum Gebrauch. Dort steht dazu folgendes: "Es wird dem Spieler nicht empfohlen, zur Überprüfung des Tempos selbst mitzusingen; denn er hört dann die Gemeinde nicht gut, und zudem dürfte das Tempogefühl des Organisten kaum dem Durchschnitt einer größeren Zahl von Sängern entsprechen."
Das trifft es m.E. recht gut. Ausnahmen mögen die Regel bestätigen.
VG Stephan
#30 RE: Orgelbuchsätze mit Alternativmelodien
Danke für die Einbringung des Zitats; ich habe das Vorwort zum alten GL-Orgelbuch als Jugendlicher wie eine Heilige Schrift studiert und meditiert, oft gelesen und immer wieder Neues darin entdeckt. Es ist ein guter und hilfreicher Text, gar keine Frage.
Verallgemeinerungsfähig scheint mir die zitierte Aussage nicht. Es hängt wohl von vielen Faktoren ab, ob ich die Gemeinde gut höre oder nicht - nicht zuletzt, ob ich wie ein Wagnerscher Heldentenor mitsinge - oder wie eine biedermeierliche Großmutter in ihrer beschaulichen Frömmigkeit im häuslichen Herrgottswinkel.
Auch dass das Tempogefühl des Organisten kaum dem Durchschnitt einer größeren Zahl von Sängern entspreche, ist nun keine großartige Offenbarung. Natürlich tut es das nicht. Gemeinden neigen zum "Ziehen", zum Langsamerwerden. Dafür gibt es ja einen Organisten, der durch geschicktes akustisches Dirigat das von ihm (nicht von der Gemeinde) vorgegebene Tempo am Leben hält.
Aus meiner Sicht sind die zitierten Aussagen des Vorworts zum Orgelbuchalt durchaus diskussionswürdig und keine ewig gültigen Dogmen.
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