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Zwei Lesungen
#1 Zwei Lesungen
Hallo zusammen,
heute hatte ich mal wieder eine Diskussion mit einem Vorsteher. Es ging darum, dass jetzt (Gott sei Dank) nur eine Lesung ist, in der österlichen Bußzeit dann (leider) wieder zwei Lesungen - so ist man es in meiner Dienstpfarrei seit langen Jahren gewohnt.
Ich habe dann darauf hingewiesen, dass es aus meiner Sicht schon sinnvoll ist, beide Lesungen zu nehmen. Zumal, wenn die zweite Lesung (oft aus Paulusbriefen) ja relativ kurz ist. In dieser Pfarrei habe ich auch Glück, dass auf den Antwortpsalm Wert gelegt wird und dieser nicht pauschal durch einen "Zwischengesang" ersetzt wird. Aber außerhalb der geprägten Zeiten fällt die zweite Lesung halt einfach pauschal weg (i. d. R. wenigstens nicht die alttestamentliche).
Mich würde interessieren, wie das bei euch gehandhabt wird bzw. was ihr davon haltet. Spätestens, wenn an Weihnachten oder Ostern nur eine Lesung genommen wird, hört bei mir der Spaß auf.
LG Johannes
Hallo,
@Bombarde16: Bei uns werden immer 2 Lesungen genommen. Eigentlich werden 4 Texte vorgelesen: 1 AT, 1 x Psalm, 1 x NT ohne Evangelien, 1 x Text aus den Evangelien. Ausnahmen gibt es in Gottesdiensten, die von Kindern mitgestaltet werden (KITA, Kommunionkinder...). Psalm wird durch ein passendes Lied ersetzt oder er wird vorgelesen, wenn kein Kantor da ist. Das scheint im Norden durchgängig so zu sein, die Verkürzung auf 1 Lesung kenne ich vor allem aus dem Süden.
@Olgur: Da fragen wir doch gleich weiter: Warum ist überhaupt eine Lesung sinnvoll? Warum soll ein Gottesdienst überhaupt bestimmten Formen oder Traditionen folgen? Im freikirchlichen Bereich geht es ja auch ganz anders. ;-)
Manchmal hört man ja als Kritik, dass bei dem einen oder anderen Zelebranten der Gottesdienst zu lange dauert, besonders die Christmette, wenn eine Vigil mit 4 statios oder so vorgeschaltet wird. Ich sage dann: "Wir sind ja zum Glück nicht auf der Flucht." Das andere extrem ist Gottesdienst, den manche "S-Bahn-Gottesdienst" nennen - der passt zwischen 2 Haltestellen. :-)
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#4 RE: Zwei Lesungen
@pvh: Oh, wieder ein Nord-Süd-Problem. Das ist ja fast vergleichbar mit dem Pedalspiel, wo man im Norden teilweise hochvirtuos unterwegs war und sich im Süden mit einem Pedalton zum Schluss begnüg hat.
Schade, dass man teilweise als Oberlehrer abgekanzelt wird, wenn man auf die Notwendigkeit/Sinnhaftigkeit der zweiten Lesung hinweist. Einerseits steht es halt einfach im Messbuch, andererseits möchte ich gerne wissen, welche anderweitigen sinnstiftenden Tätigkeiten die Gottesdienstbesucher mit der "gesparten" Minute der zweiten Lesung übernehmen...
Zitat von Olgur im Beitrag #2
Mich würde vor interessieren, warum zwei Lesungen sinnvoll sind.
LG Olgur
"Die Leseordnung für die Sonntage und Hochfeste sieht die erste Lesung aus dem Alten Testament, die zweite aus den neutestamentlichen Briefen und eine Evangelienperikope (Perikope = Leseabschnitt aus der Heiligen Schrift) vor. Es sind also für jeden Sonn- und Festtag drei Lesungen vorgesehen. Aus schwerwiegenden pastoralen Gründen kann entweder die alttestamentliche oder die Brieflesung entfallen. Das Grundprinzip der Leseordnung ist jedoch, einen möglichst großen Teil der Bibel regelmäßig zu lesen und so den Gottesdienstteilnehmern vertraut zu machen."
Zitat aus dem Herder-Lexikon.
https://www.herder.de/gd/lexikon/leseordnung/
Es gibt eine liturgische Ordnung, die für die Sonntage eben vier Lesungen (Psalm inkl.) vorsieht.
Ebenso existiert eine Rangordnung der Feiertage, Gedenktage, Hochfeste etc.
Das gläubige Volk hat ein Recht auf Zuverlässigkeit. Wenn ich am Aschermittwoch zur Messe gehe, erwarte ich selbstverständlich die Perikopen dieses Tages - und nicht eine willkürliche Auswahl davon. Die liturgische Ordnung ist etwas enorm Kunstvolles (ebenso wie ein aufwändig erstellter Liedplan) und kein Degustationskammerl für alleinstehende Theologieabsolventen.
Bei uns sind seit letztem Jahr 2 Lesungen / Psalm/ Evangelium üblich. Allerdings wird in der kalten Jahreszeit nur ein „verkürzter“ Gottesdienst angeboten, weil kaum geheizt wird. Meist nur 1 Strophe, kurze Gesänge zu den Ordinarien und eben nur 1 Lesung, aber immer mit Psalm und Ruf vor dem Evangelium. Das ist für Organist und Kantor ein bisschen stressig.
Als die 2 Lesungen wieder eingeführt wurden, haben manche nach dem Sinn gefragt. Frei nach dem Motto: man wird nicht frömmer wenn man 2 Texte hört. Oder warum den 2. Text hören wenn der Pfarrer nur über einen predigt. Den vergisst man doch sofort…
#10 RE: Zwei Lesungen
Zitat von Gemshorn im Beitrag #6
Es gibt eine liturgische Ordnung, die für die Sonntage eben vier Lesungen (Psalm inkl.) vorsieht.
Diese Aussage ist unzutreffend, zumindest irreführend. Es sind deren drei (alttestamentliche, neutestamentlich und das Evangelium). So hat es Katja auch richtig aus dem Herder-Lexikon zitiert. In der Einführung zum Römischen Messbuch steht nichts anderes, denn der Antwortpsalm ist keine Lesung, sondern eben das, was der Name schon sagt, ein Antwortgesang, mit dem der Psalmist und die Gemeinde singend antworten auf das zuvor Gehörte.
Ich stimme mit Dir aber überein, dass die unter Zelebranten weit verbreitete Sitte, die erste oder die zweite Lesung entfallen zu lassen, als Unsitte bezeichnet werden muss.
#11 RE: Zwei Lesungen
Auch bei uns musste zwischenzeitlich gegen den neuen Pfarrer für die Beibehaltung der zwei Lesungen (AT und NT) gekämpft werden. Das Evangelium ist ja eh gesetzt. Die Aussage des Herrn war: "Das Volk versteht es doch sowieso nicht."
Ich habe eher Probleme mit zusammengekürzten Lesungen, also inhaltlich entschärft. Das wurde natürlich in der Leseordnung so vorgegeben. Aber Probleme werden nicht besser, wenn man sie weglässt. Gewisse Schärfen bedürfen dann einer Auslegung.
Den Psalm singe ich regelmäßig, außer meine Stimme lässt mich im Stich. Dann käme ein Psalmlied in Frage.
Oder auch ein im Wechsel gelesener Psalm.
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Gottesdienst eine Struktur hat, die in der Regel eingehalten werden sollte. Ausnahmen sollen die Regel bestätigen und also eben die Ausnahme bleiben.
In einer evangelischen Gemeinde, wo ich gelegentlich aushelfe, weicht die Pfarrerin so oft von der Liturgie ab, dass ein Gottesdienst mit den üblichen Responsorien eher die Ausnahme ist. Mittlerweile finde ich es schon lustig wenn sie sagt: wir machen dieses Mal wieder einen klassischen Gottesdienst. Aber zum Kyrie singen wir… zum Gloria Patri … usw.
Viele Gemeindeglieder stören sich mittlerweile daran, weil die Strukturen verloren gehen. Aber so lange der KV nichts dagegen sagt, sondern das noch unterstützt, indem zB in der Fastenzeit eine eigene Liturgie gilt (von der aber auch wieder abgewichen wird…) ändert sich nichts.
"Liturgische Willkür" macht doch einen Gottesdienst interessant und lebendig.
Ich finde es also absolut in Ordnung.
Es muss nicht alles immer nach Schema F ablaufen.
Und jetzt ducke ich mich besser weg ... 😂
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