Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde

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03.03.2024 19:25 (zuletzt bearbeitet: 03.03.2024 19:27)
#1 Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
So

Als engagiertes Mitglied eines Kirchenbauvereins eines größeren Umkreises von vielen Gemeinden stehe ich auch vor der Frage, zu welchem Instrument und welcher Beschallung ich raten würde.

Bei den heutigen Anschaffungspreisen (selbst für "popelige", relativ unansehnliche, kastenförmige Hauptwerkspieltische; aber auch für abschließbare, neue Sakralorgeln aus Echtholz) frage ich mich, ob nicht ein gebrauchter, schöner Spieltisch und Anschluss einer Tonerzeugung, die dann ja auch modular....und damit zukunftssicherer (!) wäre......bei begrenztem Budget sinnvoll sein könnte.

Seit einem Jahr bin ich am Suchen und Überlegen. Am meisten hat mich etwas in der Art wie

Mischung verschiedener Klangerzeugungen (siehe Faden im Link)

überzeugt, ja in der klanglichen Wirkung mit 3D-Audio auch fasziniert.

Für die Kirche müsste die Beschallung natürlich ganz anders als in dieser Anzeige dimensioniert und abgewandelt werden. Aber das Prinzip: Mehrkanal und auf den Raum perfekt abgestimmter Frequenzgang, als wichtigster Teil der klanglichen Wirkung für die Gemeinde, das halte ich für die entscheidende Priorität.

Hat jemand von euch so etwas Ähnliches für eine Kirche realisiert?


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04.03.2024 06:33 (zuletzt bearbeitet: 04.03.2024 06:43)
#2 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Die Kernfrage wäre für mich, wie groß die Kirche ist, da die Abstrahlung noch vor der Orgel kommt. Im Dom von Nordstrand, der in Wirklichkeit eine schöne kleine Kirche ist, steht das Gloria Concerto P346 und da reicht die interne Abstrahlung für den Raum. (Wichtig! Hall weglassen). Die klangliche Vermischung mit dem Raum ist sehr gut. Bei einer größeren Kirche würde ich selbst aufgrund meiner Erfahrung wenigstens 8 Satelliten und einen Subwoofer über die gesamte Emporenbreite (mit Abstand zu den Seitenwänden) hinstellen und ein entsprechendes Routing in der Orgel vornehmen, so daß der Klang richtig plastisch rüberkommt und keine zwei klanglich "gleichen" Register über die selben Lautsprecher müssen. Verstärkt/verbessert wird das ganze, wenn man mit der Windladenfunktion arbeiten kann. Die Anregung kam von Clemens und das Ergebnis war schon bei meiner Prestige ein Wow-Effekt und wertete die Orgel massiv auf. Aufgrund verschiedener Gründe hatte ich das Setup bei der Concerto nicht verwirklicht - der Klang dürfte aber überwältigend sein.
"Der perfekt abgestimmte Frequenzgang" hängt auch davon ab, welche Boxerie Du einsetzen willst und wie Du die Weiche zum Subwoofer einstellst. So kann man für eine größere Kirche keine kleinen Monitore verwenden, sondern die sollten auch auf Hoch- und Tief(mitten)töner aufgeteilt sein. Meine laienhafte Erfahrung sagt mir, daß diese Boxen zuverlässig Signale bis 70 Hertz (noch etwas tiefer noch besser) runter schaffen sollten, bevor das Signal schwächer wird, damit der Subwoofer erst ab 64 Hertz greifen muß. Je tiefer der Subwoofer erst beginnt, um so stabiler ist das Baßsignal. (Beispiel: Schalte ich die Kontraposaune 32 ein und der Subwoofer ist zu hoch eingestellt, bekomme ich keinen gleichmäßigen Baßton) Achte auch darauf, daß die Boxerie freie Fahrt ins Kirchenschiff hat. Dann sollte schon viel zum Guten gewendet sein.


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09.03.2024 19:12 (zuletzt bearbeitet: 09.03.2024 19:33)
#3 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
So

Freue mich, jemanden hier mit ähnlichen Erfahrungen zu treffen, lieber @Ippenstein

Ich stimme dir in folgenden Punkten absolut zu:
- Die Abstrahlung kommt vor der Orgel.
- Mehrkanalbeschallung
- erst damit klingt Orgel plastisch.
- Nicht zu viele Register über die selben Verstärker/Lautsprecher.
- In einer Kirche keine kleinen Monitore.


Bei folgenden Punkten kann ich teilweise, aber nicht ganz mit:

- Subwoofer/Satelliten-systeme haben optische Vorteile und erleichtern mobil den Transport.
Für eine Festinstallation sind sie nicht geeignet: Es fehlt die Taille der Klangs. Untere Mitten/Wärme brauchen geeignete
Membrane. Das Wesentliche für die Orgelwiedergabe.

- Du sagst: möglichst keine zwei klanglich "gleichen" Register über die selben Lautsprecher.
Extrem wichtig ist dies bei Zungen mit ihren höchst schnellen Transienten (Einschwingvorgängen).

Soll ein "Tutti" nicht verwaschen klingen, muss es auf Kanäle aufgeteilt werden, weil sonst unvermeidlich physikalisch
bedingte Interferenzen (hörbar als "Verklebungen" auftreten.
Dies geschieht bei Physis wegen einer gewissen
"Grobkörnigkeit" schon früher als bei filigraneren Samples. (Das hat im parallelen Faden auch Gemshorn beobachtet)

- Was aus den Gründen, die du auch beschreibst, gar nicht (mehr) geht, sind passive Lautsprecher. Du sagst richtig, dass man bei
mangelnder Verstärkerleistung und ungeeigneter Frequenz-Aufteilung keinen stabilen Basston bekommt.
Bei passiven Lautsprechern ist dies (außer im überschaubaren Wohnzimmer) praktisch immer der Fall: Die Verstärkerleistung für
"alles" ist völlig machtlos, wenn es einen tiefen 16er oder gar 32er wiederzugeben gilt.
Es braucht aktive Systeme mit z.B. 1000 Watt in den Bässen .....und viel, viel weniger in den Höhen, was aufgrund der
Unterschiedlichkeit der Menge der zu schiebenden Luft völlig verständlich ist.

- Die "Freie Fahrt" aller Lautsprecher ins Kirchenschiff teile ich nicht. Orgelklang besteht aus einem jeweils bestimmten Teil aus Direktklang, aber auch einem ganz erheblichen indirekten Anteil (Decke,
Wände. Der Schalldruck von Pfeifen - Längsdruck/Querdruck geht nach allen Seiten und nach oben ). Für mich klingt es nur dann NICHT störend nach "Lautsprecher", wenn der ganze Raum
auch durch indirekte Abstrahlung zu einem angenehmen Schallfeld einbezogen wird.


Trifft dies auch die Erfahrung weiterer Forenmitglieder?
Wo sind wirklich gute Abstrahlungen in Kirchen schon verwirklicht worden?
Wenn ja, mit welchen Aufteilungen und welchen Systemen?


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10.03.2024 00:27
#4 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Auch im letzten Punkt sind wir uns einig. Ich habe nur die Reflexionen nicht erwähnt. Mit "freie Fahrt" meinte ich, daß die Boxen nicht zugebaut sein sollen.

Viele Grüße

Andreas


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10.03.2024 16:58 (zuletzt bearbeitet: 10.03.2024 17:07)
#5 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
cl

Dein Besuch hier in Köln steht ja immer noch aus .... an der Dienstorgel (Rodgers 4 Manuale) haben wir für die Main-Abstrahlung neben den Resonatoren "passive" THX-zertifizierte Klangquellen 16.2 verbaut. Für das Fernwerk (incl. separatem RSS) 6.2. Eine Klangbewertung kann natürlich nur bei gefüllter Kirche erfolgen.

Privat habe ich an meiner Prestige 80 ein passives System 8.1 und ein aktives System mit 4 Viscount V 30 zu laufen.
Du kannst gerne den Kopf mal durch die Tür stecken.

Liebe Grüße vom Clemens

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11.03.2024 18:26
#6 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
Br

Ich auessere mich hier nicht zu technischen Details wie Abstrahlung oder aktuellen Modellen, moechte aber ein paar grundsaetzliche Gedanken ergaenzen.

1. ) Bedarfsanalyse!!!
Wie oft wird die Kirche genutzt und fuer was? Wer wird die Orgel ueberhaupt bespielen? (Fester Organist, Vertretungen - Ambitionsniveau?)) Wie hoch ist das musikalische Interresse/Wertschaetzung in der Gemeinde? Kann man evt. Spender aquirieren?
2.) orgeltechnischer Bedarf
Was haette ein Orgelbauer dort verwirklicht? (Groesse, Disposition u.æ.) Gibt es akkustische Fallgruben, die in der Disposition zu beruecksichtigen waeren?
3.) Nicht alles was moeglich ist, ist auch sinnvoll!
Wie ist es mit der «Usability» fuer Fremdorganisten?
4.) Definitiv: Qualitaet vor Quantitaet
In der Fotografie gibt es das schoene Sprichwort: Ein Objektiv kauft man sich fuers Leben, ein Kameragehaeuse fuer einen Lebensabschnitt :-)
Daher ist die Abstrahlung der wichtigere Part. Die wird laenger Halten als der Tonerzeuger selbst.


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15.03.2024 22:29
#7 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
So

Zitat von Brummbass im Beitrag #6

In der Fotografie gibt es das schoene Sprichwort: Ein Objektiv kauft man sich fuers Leben, ein Kameragehaeuse fuer einen Lebensabschnitt :-)
Daher ist die Abstrahlung der wichtigere Part. Die wird laenger Halten als der Tonerzeuger selbst.


Absolut!
(Wird aber so gut wie immer anders gemacht )

Wer z.B. im außergewöhnlichen Showroom von PL-Audio in 57482 Wenden einen Nachmittag Orgel über verschiedenen Systeme anhört und dann nach vielem Probieren überwältigt bei diesem äußerlich kleinen Teil (mit weißem Gitter für die Kirche)
https://pl-audio.de/produkte/lautspreche...nge/ht-208-pro/
angekommen ist, der weiß ultimativ, dass Orgelklang nicht vom Spieltisch entschieden wird.

"Die HT 208 Pro ist nicht nur optisch anders. Wer sie einmal gehört hat, der kann nur sehr schwer „von ihr lassen“."


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16.03.2024 09:24
#8 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Empfehlungen sind immer willkomen. Da das Unternehmen keine Preise auf die Webseite stellt, wäre es schön, wenn Du mal andeuten würdest, was so ein HT 208 pro kostet. Da das Thread-Thema "für wenig betuchte Kirchengemeinde" lautet, habe ich ja noch einen Funken Hoffnung auf Bezahlbarkeit...


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18.03.2024 12:26
#9 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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hier sind die Preise von pl-audio
Gruß Wolfgang

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Viscount Sonus 40 EU (seit 6/2018)
Dateianhänge
  • PLaudio Preisliste_01.2023.pdf

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18.03.2024 12:28
#10 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Der Ht 208 kostet knapp 2500...

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Viscount Sonus 40 EU (seit 6/2018)

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18.03.2024 13:10
#11 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
tr

Zitat von Windlade im Beitrag #10
Der Ht 208 kostet knapp 2500...

Netto. Brutto also eher 3k.


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18.03.2024 14:18 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2024 14:26)
#12 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Administrator

Also genau etwas für die wenig Betuchten...

An sich großartig, was sich mit guten Lautsprechern an Klang zaubern lässt - aber irgendwann muss das Verhältnis Orgelpreis und Abstrahlungspreis auch einmal korrespondieren. Wenn ich Geld für eine 8.1 Abstrahlung mit den erwähnten Dingern hätte, kann es nicht sein, dass dann eine Johannus Opus drangehängt wird.

Im Übrigen traue ich den Herstellern durchaus zu, dass sie gerade bei Kircheninstallationen nicht ungeeigneten Mist, sondern in sich bzw. auf die Orgel und den Raum abgestimmte Systeme verkaufen.
Dass es immer etwas noch Besseres und noch Teureres gibt, ist klar. Die Frage ist einzig, wie weit man gehen will - und kann.


Auf Orgelsuche.

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20.03.2024 20:59
#13 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
So

Seit 2 Jahren plage ich mich nun mit der Frage dieses Fadens. Alle möglichen Händler besucht. Vieles angeschaut und angehört.

Bisher vor kurzem nichts, aber auch gar nichts, was ich vor den extrem ärmer werdenden Gemeinden rechtfertigen wollte und könnte:

-Spieltisch unverhältnismäßig teuer (frisst Budget zu 80-100% auf)

-Abstrahlung klanglich und technisch mangelhaft in Anbetracht der besonderen Schwierigkeiten bei Orgelklängen,

-:bei bezahlbaren Modellen keine freie Mehrkanalzuordnung der Register für plastische Staffelung der "Pfeifen",

- meist eher ungeeignete Passivlautsprecher, was physikalisch bei den Anforderungen für Orgel einfach nicht befriedigend funktionieren kann! (S.o.)

- Verstärker bei "Kirchenmodellen" im Spieltisch und damit keine "Monitorlautsprecher" für die Organistenperspektive!

-Keine Möglichkeit der automatischen Raumkorrektur in den verschiedenen Kanälen. Dadurch alles in allem zwangsläufig eher unbefriedigende Anpassung an die vielfältigen akustischen Schwierigkeiten der Räume.


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20.03.2024 21:38 (zuletzt bearbeitet: 20.03.2024 21:45)
#14 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
So

Im letzten Monat Besuch des Digitalorgelwerks in Ermelo/NL.
Genaue Schilderung der Anforderungen.
Aussortierung der meisten Angebote.
Ausführliche Tests und nun (nach sorgfältiger Prüfung im Abstand) das O.k.:

Cambiare Suite Ii (Sweelinq) mit stärkerem PC und besserer 12-Kanal-Soundkarte: 4 Kanäle für die internen Lautsprecher (Monitor) und 6 Kanäle für aktive externe Abstrahlung.

Nicht vollständig, aber recht befriedigende Samplesets für Gemeindebegleitung und Orgelvorspiele auch bei neuen Formaten.....

Durch den leistungsfähigeren PC und die fortgeschrittenere Soundkarte ist eine Dirac-Raumkorrektur der 6 Außenkanäle so möglich wie ich das kenne und unabdingbar bei Digital-Installationen schätze.
Bei guten Digital-Analogwandlern. Deutlich besser als im Basismodell, was für gute Außen- Abstrahlung notwendig ist.

Bedienung bei Sweelinq intuitiv und ohne jede Schwierigkeit....auch bei der freien Aufteilung der Register auf die 6 Raumkanäle und 4 Organistenperspektive-Kanäle.

Kosten: rd.10 k für die solchermaßen erweiterte Cambiare.

Mit einer hervorragenden Abstrahlung über PL-audio (s o) mit aktivem, starken Subwoofer und hochauflösenden, höchst angenehmen Höhen,

-2 weiteren Systemen der vor kurzem vorgestellten Power-Hifi-Orgellautsprecher, die indirekt und für die Kirchenbesucher unsichtbar abstrahlen werden,

und 2 weiteren kleineren Aktivboxen für hohe Register (aus der Höhe abstrahlend),

kommen wir auf insgesamt unter 20k ....
(Bei einem Verhältnis von Abstrahlung zu Spieltisch (mit Tonerzeugung) von etwa 50/50).


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20.03.2024 21:49
#15 RE: Digital-Orgel für wenig betuchte Kirchengemeinde
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Administrator

Wäre eigentlich die gerade erscheinende neue Opus von Johannus in Verbindung mit gediegener Abstrahlung keine preiswerte Option?


Auf Orgelsuche.

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