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Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
#1 Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Heute hatte ich die Gelegenheit, endlich einmal die neue Johannus-Produktfamilie einer gezielten Testung zu unterziehen. Absolute Priorität hatte für mich der "erste Höreindruck" in diesem Sinne, wie sich die Orgel präsentiert ohne dass ich von den Menüoptionen Gebrauch machen musste.
Vorab: Die STUDIO ist eine gelungene, wohlklingende Orgel!
Alle vier Style-Sets überzeugen in ihrer Weise, es ist nicht mehr so wie früher, als bei Johannus eine Intonation spürbar der anderen überlegen war. In der Studio findet der Orgelfreund vier ansprechende Sample-Sets, die auch mit dispositionellen Schmankerln wie Quintadena, Terzian oder Carillon aufzuwarten wissen. Sehr schön! Besondere Erwähnung verdienen die Mixturen, die ausgesprochen authentisch klingen, sowohl im Anspracheverhalten als auch im fortlaufenden Klang. In diesem Punkt hat Johannus gegenüber der Konkurrenz ganz schön aufgeholt.
Erschrocken war ich, als ich nach dem Einschalten zunächst nur den Hauptwerksprinzipal ausprobieren wollte und kaum etwas hörte. Daraufhin ungeduldig im Menü stöbernd entdeckte ich, dass die Orgel auf ca. 60 % der möglichen Lautstärke heruntergebremst war. Keine Ahnung, ob das ein Kunde oder ein Mitarbeiter des Geschäfts so eingestellt hatte - oder ob es sich gar um die Default-Einstellung ab Werk handelte. Jedenfalls war die Orgel viel zu leise, sodass ich die Lautstärke zunächst auf 100 % hochfuhr - dann passte es halbwegs. Gut möglich, dass Zuhause auch weniger als 100 % genügen... Das Volumen der Orgel scheint leider immer noch ein Schwachpunkt bei Johannus zu sein; es wäre schön, wenn mit dieser unseligen Tradition in Bälde gebrochen würde. Viscount ermöglicht ein deutlich mächtigeres Orgelvolumen; an meiner Gloria Concerto genügt bereits eine Einstellung bei ca. 30 %, damit sich im Wohnzimmer ein tragfähiger, voller Orgelklang entfalten kann.
Tatsächlich ist nun auch eine rudimentäre Art von Intonation an der Orgel möglich: Via Menü kann man an den Parametern Bass und Brillance schrauben, wodurch sich der Klang in sinnvoller Weise beeinflussen lässt. Die Einstellung betrifft allerdings die gesamte Orgel bzw. das jeweils aktive Styleset, und nicht ein einzelnes Register. Aber immerhin "geht" nun etwas, ohne sofort den Laptop an die Orgel hängen und mit der schon immer etwas instabilen Intonationssoftware herumwirtschaften zu müssen.
Ebenfalls wirkt sich die Auswahl der virtuellen Spielerposition (vier Möglichkeiten stehen zur Wahl) auf den Klang aus. Per Default ist an der Studio "Center" (ich interpretiere: Mitte des Kirchenraums) eingestellt, was auch sehr ausgewogen klingt. Die Sonique bringt als Werkseinstellung "Front" (ich interpretiere: vorne im Kirchenraum) mit, was m.E. weniger gut klingt; die Umstellung auf Center brachte in meinen Ohren eine klangliche Verbesserung. Bemerkenswert, dass sich die Defaulteinstellung bei der Studio von jener der Sonique unterscheidet. Ob man da bei Johannus schon dazu gelernt hatte, als man die Studio vom Stapel ließ?
Über die Styleauswahl war bei uns im Forum schon heftig diskutiert worden. Die bekannten vier Buttons für ROM, BAR, SYM, HIS gibt es an der Studio nicht mehr - stattdessen aber einen Button namens STYLE, der nach dem Drücken für die Anzeige des aktuell gewählten Styles im Display der Orgel sorgt. Mittels der Plus-Minus-Tasten kann rasch und umkompliziert zu den anderen Styles weitergeschaltet werden. Geladen wird ein neu gewähltes Sampleset jedoch erst, wenn man mittels ENTER (ebenfalls ein Button) bestätigt hat. Nach dem Laden wird dann im Display auch für einige Augenblicke angezeigt, welche Kirche man gerade geladen hat, z.B. Notre Dame, Paris oder Hofkirche, Dresden.
Die Reverbprogramme veredeln den Klang gehörig. Besonders schön, dass zum jeweiligen Sampleset auch der originale Raumhall geladen wird. Verfechter eines unverhallten Orgelklangs zum Zweck akribischen Übens können die Halllautstärke im Orgelmenü herunterdrehen. Allerdings zeigt sich dann schnell, wie wichtig der schöne Nachhall für den charakteristischen Klang der jeweiligen Orgeln ist.
Freilich können auch Reverb-Umgebungen via Menü gewählt werden, die ausdrücklich nicht zu den gewählten Samplesets gehören. Es gibt in der Studio wie in der Sonique mehr Kirchenräume bzw. (Konzert-)Hallen als Samplesets - durch diese Vielfalt an Optionen lädt Johannus zum Experimentieren ein. Der Organist kann somit selber erkunden, wie sich die Orgel in einem anderen, ihr fremdem Raum anhört.
Wechseln wir jetzt zur SONIQUE. Die Orgel wurde bekanntlich vor der Studio auf den Markt gebracht, sie war das erste Kind der neuen Orgelgeneration von Johannus - und das hört man leider auch. Obwohl auch die Sonique vier Samplesets an Bord hat und auch diese von mehr oder minder bekannten Kirchenorgeln abgenommen wurden, fällt sie im direkten Vergleich mit der Studio ab! Und das, obwohl die Sonique ein viel größeres Audiosystem an Bord hat als die diesbezüglich eher spartanisch ausgestattete Studio! Lautsprecher und Kanäle sind doch nicht alles. Surprise, surprise!
Leider habe ich mir nicht notiert, welche berühmten Orgeln die Sonique in den vier Styles beherbergt; auch auf den Johannus-Webseiten findet man dazu keinerlei Information, man lässt den Kunden bewusst im Dunkeln tappen. Warum wohl? Die Hofkirche Dresden ist jedenfalls nicht dabei, auch nicht die Bovenkerk in Kampen. Schade. Außer im romantischen Style, wo auch die Sonique halbwegs gut klingt, können die drei anderen Styles nicht mit dem klaren Klang der Studio konkurrieren. Der erwähnte romantische Style bietet auch bei der Sonique Cavaille-Coll-Klang aus Paris und klingt bei gleicher Registrierung wirklich sehr, sehr ähnlich wie auf der Studio. Die Studio wirkt im Direktvergleich etwas heller, was sich aber mit dem erwähnten Brillance-Parameter gut abfangen lässt, sodass man einen beinahe identen Klang an zwei so unterschiedlichen Orgeln wie der Sonique und der Studio erzielen kann. Auch das ist spannend.
Sehr unpraktisch fand ich die Registerwippenverteilung an der Sonique: Die Wippenbatterien sowohl des Hauptwerks als auch des Schwellwerks (es war die zweimanualige 260) sind jeweils durch einen fetten schwarzen Hochtöner unterbrochen. Das ist auf den ersten Blick irritierend und auf den zweiten immer noch höchst gewöhnungsbedürftig. Die Pedalregister sind teils rechts, teils links der Klaviaturen untergebracht. Auch das ist verwirrend. Noch dazu muss ein Mensch meiner Größe sich immer ein wenig in die eine oder andere Richtung neigen, wenn er alle Registerplättchen mit ihren Beschriftungen vollständig sehen möchte. Unmöglich!
Fein fand ich hingegen, dass bei der Sonique das Orgeldisplay schön mittig über dem Klaviaturblock in das Gehäuse eingelassen war. Das ist weitaus komfortabler und orthopädisch sinnvoller als die unseligen Seitendisplays, wie man sie nicht nur von Johannus, sondern auch von Viscount kennt.
Wöllte mir jemand eine der beiden Orgel schenken, wählte ich ohne Zögern die Studio.
Wie die Sonique jetzt ist, kann Johannus sie auf keinen Fall belassen - falls man sie verkaufen möchte.
Im Schauraum stand auch eine LiVE3T; auch sie bezog ich in den Vergleich ein. Natürlich ließ sie die Sonique deutlich hinter sich. Die Studio zeigte da schon mehr Familienähnlichkeit; rein vom Klang her betrachtet war die LiVE3T deutlich als große Schwester der Studio erkennbar. Die kleine Schwester steht der Großen in vielen Kleinigkeiten nach - das ist wahr.
Echtholzgehäuse, Holzkernklaviaturen und 5 Samplesets mit je eigenem Anwahlbutton gibt es eben nur an der LiVE, ebenso ein ausgeklügeltes Audiosystem und ein vielzeiliges, moderneres Display. Die Klangqualität hingegen überzeugt bei beiden Modellreihen - und ich könnte nicht sagen, dass die Unterschiede in dieser Hinsicht riesig gewesen wären.
Auf Orgelsuche.
#2 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Schön, dass es nun endlich einen ersten konkreten Erfahrungsbericht gibt.
Im US-Forum hat nun ebenfalls die Diskussion begonnen ob ein ganz neues Klangkapitel aufgeschlagen werden. Sogar Allen-Fans finden wohlwollende Worte für die europäischen Produkte - und das will was heißen.
Übrigens ist Allen mit einer neuen Oberklasse (über den Wolken) am Start: Man will nun der sinfonischen Orgel mit allen Oktavkoppeln und Orchestrals nacheifern. Aus meiner Sicht eine Art Monarke mit freier Registerwahl und ganz vielen Lautsprechern. Nach Deinem Bericht erscheint mir ein solches Produkt aber gerade nicht die dringendste Baustelle zu sein (so wie mir ein Update der Ecclesia auch nicht als höchste Priorität in den Sinn kommen würde).
Zitat von Gemshorn im Beitrag #1
Die kleine Schwester steht der Großen in vielen Kleinigkeiten nach
Do you know or can you find out if the Studio (or Sonique) use the room correction software that is used when installing the LiVE instruments? That is a "nicety" I have found that has a surprisingly large impact on the LiVE's sound in the room (doesn't affect headphone sound).
Zitat von Gemshorn im Beitrag #1
Im Schauraum stand auch eine LiVE3T; auch sie bezog ich in den Vergleich ein. Natürlich ließ sie die Sonique deutlich hinter sich. Die Studio zeigte da schon mehr Familienähnlichkeit; rein vom Klang her betrachtet war die LiVE3T deutlich als große Schwester der Studio erkennbar. Die kleine Schwester steht der Großen in vielen Kleinigkeiten nach - das ist wahr.
Echtholzgehäuse, Holzkernklaviaturen und 5 Samplesets mit je eigenem Anwahlbutton gibt es eben nur an der LiVE, ebenso ein ausgeklügeltes Audiosystem und ein vielzeiliges, moderneres Display. Die Klangqualität hingegen überzeugt bei beiden Modellreihen - und ich könnte nicht sagen, dass die Unterschiede in dieser Hinsicht riesig gewesen wären.
Das ist sehr interessant und untermauert die kürzlich mal in den Raum geworfene Hypothese, dass der Aufpreis von rund Faktor 2 schon sehr gut überlegt werden muss. Sicher ein Grund, wieso Johannus jetzt die 5 statt 2 Sample-Sets serienmäßig mitliefert.
#6 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Völlig unerwartet bot sich mir am Freitag ebenfalls die Gelegenheit, Studio und Sonique zu betasten. Obwohl ich nicht viel Zeit hatte, möchte ich trotzdem gerne meine ersten Eindrücke schildern.
Zunächst muss ich kurz erläutern, wieso die Möglichkeit des Orgeltests unvorhergesehen war. Eigentlich bin ich nur zu einem nicht ganz kleinen oberfränkischen Musikhaus in der Nähe von Bamberg gefahren, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Üblicherweise nutze ich den Besuch, um mal durch alle Abteilungen zu schlendern.
Am Ende der Klaviergalerie gibt es einen separaten, durch Glasscheiben abgetrennten Raum, in dem gewöhnlich eine kleine Auswahl an Sakralorgeln von Viscount, früher auch Ahlborn und Content, bereit steht. Anders jedoch an diesem Tag: Erstmals in seiner Geschichte vertreibt dieses Musikhaus nun auch Instrumente von Johannus!
Und so fand ich alle drei Studio-Modelle und die Sonique in der dreimanualigen Variante vor! Ich war völlig überrascht, denn in den letzten 20 Jahren sagte man mir dort immer, dass Johannus kein Interesse an Händler dieser Dimension hat und den kleinen, spezialisierten Fachhändler bevorzugt. Offensichtlich hat Johannus seine Philosophie geändert und ist nun auch beim "Vollsortimenter" vertreten.
Nun zum Orgeltest:
Die Studio ist ein sensationelles Instrument! Mit den ersten Tönen stellte sich bei mir ein Gefühl ein, das ich vor etwa 10 Jahren hatte, als ich zum ersten Mal mit Hauptwerk in Berührung kam. Kein holländischer Klangbrei, auch nicht bei der romantischen Intonation! Alles, was die Orgel mitbringt, ist in dieser Preiskategorie kaum schlagbar. Um Details wirklich beschreiben zu können, werde ich noch ein zweites Date brauchen. Alles was Gemshorn schreibt, kann ich aber bestätigen! Eines ist auf jeden Fall klar: Hier werden neue Maßstäbe gesetzt! Und Hans-Dieter Karras kommt in seiner Bewertung in der okey nicht um sonst zu folgendem Schluss: So viel Orgel gab es bei Johannus noch nie für so wenig Geld.
Die Doppelbeschriftung mancher Wippen mit den alternativen Stimmen für andere Styles ist zwar nicht sonderlich elegant und gewinnt keinen Schönheitspreis, funktioniert in der Praxis aber dann doch erstaunlich gut. Man findet sich schnell in der Systematik zurecht.
Anders als in Gemshorns Fall empfand ich unter dem Strich die Sonique dann doch noch eine Spur besser. Und ich blende jetzt den Aspekt Möbel, Verarbeitung, Echtholzfurnier etc. bewusst aus. Ich empfand die Klangqualität irgendwie feiner und plastischer. Woran es liegt? Ich weiß es nicht wirklich. Ich habe mit und ohne Kopfhörer getestet, um mich von der Abstrahlung nicht blenden zu lassen. Gleichwohl finde ich die Samplesets in der Studio grundsätzlich interessanter. Auch bei der Sonquie werden mit Auswahl des Styles - Gemshorn hat dies erwähnt - die Samplesets im Display angezeigt. Bei der Sonique sind es keine Sets, die man kennt. Sie werden auch nicht beworben oder irgendwo namentlich aufgeführt. Vielleicht empfinde ich den Klang beim zweiten Besuch dann doch wieder anders...
Lange beschäftigt haben mich noch die Klaviaturen: Die prinzipiell besseren Kunststoffklaviaturen mit spürbar längeren Hebeln bei der Sonique sind dermaßen glatt, dass sie schon wieder billig wirken! Wenn schon standardmäßig kein Holzkern, dann doch bitte mit Ivory Touch! Die einfachen Fatar-Klaviaturen der Studio haben eine angenehm raue Oberfläche, einer spürbaren Druckpunkt und sind sehr geräuscharm zu traktieren. Also entweder die oder dann gleich Ivory Touch mit Holzkern (Fatar TP60/LW), aber bitte nicht diese glitschigen Teile!
Mein Fazit: Mit der Studio macht man definitiv einen guten Fang!!!
Nun stellt sich mir umso mehr die Frage, was denn die Opus so drauf hat...
#7 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Ich nehme an, du warst bei Thomann?
Inspiriert durch deinen Erfahrungsbericht, surfte ich die Seite des einziges Vollsortimenters (das war der entscheidende Hinweis), den ich kenne, an: www.thomann.de - und siehe da: Johannusorgeln, und das zu teilweise interessanten Preisen!
Spannend, dass dort zwei idente Orgeln (z.B. Studio 260 in Nautilus Teak) zu zwei verschiedenen Preisen angeboten werden.
Ebenfalls nicht uninteressant: Zumindest innerhalb Deutschlands ist die Lieferung, Aufstellung und Entsorgung der Verpackung im Preis inbegriffen.
Richtig!
Der Onlineshop ist - zumindest was Sakralorgeln betrifft - offenbar fehlerhaft.
Die Sonique wird beispielsweise mit Holzkernklaviaturen beworben. Der Preist entspricht jedoch dem des Ausstellungsinstrumentes, welches keine Holzkernklaviaturen hatte. Ich vermute solch mangelnde Sorgfalt war bislang der Grund, warum Johannus nicht bei solchen Händlern vertreten war. Ehrlich gesagt könnte ich mir kauf vorstellen, dort für den Bereich Orgel ein solch qualitativ hochwertige Beratung zu bekommen, wie wir dies von unseren bekannten Orgelhäusern gewohnt sind. Wegen der räumlichen Nähe freue ich mich, dass ich nun relativ leicht an neue Modelle rankomme. Kaufen würde ich dann doch lieber woanders.
Lieferung, Aufstellung und Entsorgung sind beispielsweise bei Kisselbach und Förg auch im Preis inbegriffen.
Vielleicht mache ich mal einen Undercover-Test und lasse mich bei Thomann beraten...
#9 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
#10 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Oh mann. Ich war diese Woche sogar zweimal bei Thomann im Laden zur Beschaffung eines neuen Akkordeons… die dortige „Orgelabteilung“ lass ich immer systematisch aus, weil seit Jahren gefühlt die immer gleichen Viscount Modelle drin stehen.
Wär ich nur mal reingegangen… diese Johannus hätte ich mir auch mal angehört aus reiner Neugier.
Leute, Leute, Leute,
auch wenn eigentlich "off topic".
Gerade habe ich ein Nebengewerbe aufgegeben, weil die Kunden zwar meine Beratung immer ganz toll fanden und mich deswegen gerne weiterempfohlen haben, an die nächsten, denen ich aufs Pferd geholfen habe.; nur gekauft haben sie fast alle nur ab und zu mal bei mir und meistens wo anders.
Noch toller ist es, wenn nach 1,5 Stunden Beratungsgespräch für Artikel um die 100 €, der Kunden dann sagt, ach nee, eigentlich war ich ja nur mal neugierig, und das ich davon nichts nehme stand von Anfang an ja fest; hat er nur nicht gesagt.
In meinem Hauptberuf habe ich bis vor kurzem oft und gerne in Erst-Gespräche schon einmal sehr fundierte Argumente und vieler meiner Erfahrungen eingebracht. Inzwischen ist es völlig normal, dass die potentiellen Kunden mit diesen Dingen dann zu einem anderen Beratungsunternehmen zu gehen, was zwar wenig Ahnung vom Thema dafür aber tolle Hochglanzprospekte hat und vom Namen her einfach was hermacht.
Das nur mal als Anregungen aus der ganz persönlichen Sicht.
Aus der gesellschaftlichen Sicht ist es noch viel krasser. Wenn der tolle online-Händler mit relativ gutem Gewährleistungsmanagement als Ausgleich in keinem Land der EU nennenswert Steuern zahlt und 5% billiger ist als der off-line Händler, entzieht der dem Gemeinwohl mal mindestes 40% seines Umsatzes als Abgaben an funktionierende Staaten.
Dort zu kaufen und sich anschließend über mangelnde Kulturförderung oder welcher Staatsaufgabe auch immer zu beschweren ist ein Widerspruch in sich.
Die Mentalität des Saturn-Werbespruchs hat mindestes zwei Generationen vergiftet.
Hoffnungsvolle Grüße,
Wolfgang
#14 RE: Hörvergleich Johannus Studio und Sonique
Man sollte nichts off topic produzieren, aber ich kann mich so nicht zurückhalten, somit bitte ich Admins um Entschuldigung.
Der berühmte Werbespruch hat mich schon damals kalt gelassen wie auch jetzt. Wenn auch meine gefühlte Kaufkraft deutlich eingebrochen ist. Bei mir zählte nie der Preis selbst sondern nur das Preis-Leistung-Verhältnis. Da ich egal ob im off- oder online-Kaufbereich dramatische Absenkung der Beratungsqualität sehe versuche meistens selbst zu recherchieren. Außerdem trifft man bei besonders mit großen Namen versehenen Unternehmen krasse Überheblichkeit gegenüber den End-User. Schon aus dem Grund kaufe ich bestimmte Marken einfach nicht mehr.
Allerdings sehen die Sache auch so, dass wenn man sich irgendwo beraten lässt und diese Beratung diese Bezeichnung auch verdient sollte man dort auch kaufen. Zumindest aus Fairness Gründen.
Ich wollte eigentlich zum Thema Staat nichts sagen. Aber das was ich sehe lässt mich zum Schluss kommen, dass zumindest unserer Staat seit längerer Zeit nichts Gutes seinen Bürgern tut und nur auf ihre Kosten existiert. Ich persönlich kenne 2 Kleinunternehmer die immer brav ihre Steuern gezahlt haben und schließlich in die Schweiz gegangen sind. Und die beiden nannten nur einen Grund. Durch Staatsschickanen konnten sie nicht mehr vernünftig arbeiten. Jetzt zahlen sie lieber Steuer in der Schweiz, da es eh weniger und unkomplizierter ist. Ich kann nicht erkennen, dass Gemeinwohl für unseren Staat überhaupt mal einen Gedanken wert ist.
Noch mal große Entschuldigung, das ganze hat natürlich mit unserem Hauptanliegen „Sakralorgel“ freilich nichts zu tun.
Vielleicht kann der liebe Gemshorn diesen Teil des Threads ja in einen neuen Verschieben: „Einkaufen auf der Dunklen Seite“
Ich möchte mich trotz off-topic auch mal dazu äußern, weil ich bekennender Thomann Kunde bin und schon öfter das Gefühl in diesem Forum hatte deswegen „blöd angeschaut“ zu werden:
Ja, das jetzige Geschäftsmodell von Thomann ist als zweifelhaft zu bezeichnen. Dennoch gibts viele Menschen im Umkreis von sagen wir mal ner Stunde Autofahrt um Treppendorf herum, für die tatsächlich dieser riesige Onlinehändler gleichzeitig noch immer das lokale Musikgeschäft ist. Das Ladengeschäft ist absolut sehenswert. Es wurde und wird ständig erweitert, sodass sich da mittlerweile auch mal ein Tagesausflug von weiter her rentiert. Die vielen internationalen Autos und Camper auf dem Kundenparkplatz sprechen für sich.
Was ich damit sagen will: ich für meinen Teil kaufe nicht bei Thomann, weil er (manchmal) günstiger ist als andere, sondern weil es mein Musikladen vor Ort ist und immer war. Ich hab da ca. ne halbe Stunde mit dem Auto hin. Das lässt mich dann auch in Kauf nehmen, dass ich (wie damals bei meiner Cantorum Trio) das Teil nochmal umtauschen muss, weil die Tastaturen krumm verbaut waren und es beim Thomann aus dem Großlager niemand mehr kontrolliert hat. Sicherlich wäre das bei Kisselbach nicht passiert… aber eine Fahrt zur nächsten Kisselbach Filiale dauert fünfmal solange wie eine Fahrt zu Thomann für mich. Da kann ich einen Umtausch mit einkalkulieren und hab immer noch Zeit gespart. Zur Beratung im Orgelbereich kann ich nichts sagen… ich hab mich nicht beraten lassen. Es gab ja auch keine Alternativen. Gibts meines wissens bis heute nicht, was dreimanualige Keyboards angeht. Die Elektronik ist die gleiche, egal wo ich das Teil kaufe. Also warum den Mehraufwand für Kisselbach in Kauf nehmen? Wenn ich eine „große“ DO kaufen wollte, die vor Ort eingemessen und intoniert werden sollte… dann ist das ein anderer Fall. Da lohnt sich sicherlich der Mehraufwand. Da haben die Orgelhäuser sicherlich die größere Erfahrung und damit den besseren Service.
Aber mal weg von den Orgeln: Thomann ist wie ihr so schön formuliert ein Vollsortimenter. Das ist ein Segen für jeden der aus der Region kommt. Wir können unkompliziert so gut wie alles testen, weil so gut wie alles im Laden ausgestellt ist, bzw. auf Anfrage aus dem Lager geholt wird. Das ist kein Problem. Das machen die Mitarbeiter gerne. Das ist guter Service.
Die Beratung scheint mir bisschen abhängig von der Abteilung zu sein. Da hab ich schon sehr gute bis mäßige Erfahrungen gemacht. Der Werkstattservice kommt ebenfalls auf den Fachbereich an. Da gibts aber auch was, das man wissen muss: Es gab früher kleinere Instrumentenbauer in der Region, die großen Zulauf hatten, sich aber ebenfalls nach einem sicheren Hafen umgesehen haben und jetzt für Thomann arbeiten. Als Kunde hatte man da also kaum die Wahl, wo man jetzt hingeht, wenn man beim Instrumentenbauer seines Vertrauens bleiben wollte. Da spreche ich insbesondere von Blechblasinstrumenten. Auch der Klavierstimmer, der seit 20 Jahre zu uns ins Haus kommt, kommt von Thomann. Stimmungen super und schnell, Reparaturen 1A. Terminvereinbarung super einfach über den Thomann Service.
Ja, das ist ein riesiges Unternehmen und ja, alles was mir bei Thomann gefällt, hilft den Leuten außerhalb einer gewissen Reichweite überhaupt nichts. Ich möchte nur mal sagen: Nicht alles beim Thomann ist böse. Der ursprüngliche ländliche Musikladen steckt tief im Innern immer noch drin. Wo und wie der seine Steuern zahlt ist mir egal… der fragt ja auch nicht, wo ich meine bezahle.
Fazit: ich geh gerne zu Thomann. Soll jeder machen, wie er es für richtig hält ;-)
Viele Grüße
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