Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?

Gestern 08:15
#1 Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
So

Ohne leistungsfähige Subwoofer nicht einmal die Grundtöne eines 16-Fuß - Registers.
Bei den meisten Kopfhörern nicht einmal die Grundtöne eines 8-Fuß Registers.

Das ist (leider) einfache, physikalische Tatsache.

Die Frequenzangaben von Kopfhörern sind insofern völlig unrelevanter Fake, weil unser Gehör absolut nicht linear hört. Bei sehr tiefen Frequenzen braucht es bspw. den bis zu 5-10 fachen Schallpegel als bei höheren und ganz besonders den empfindlichen "Babyschrei"- Frequenzen, damit wir davon überhaupt etwas mit bekommen.


Jeder musikliebende Laie, den ich jemals getroffen habe, erkennt das: "Orgel spielen über Kopfhörer? Nein. Das hat doch nichts mit Kirchenorgel zu tun."
Keiner fand die üblichen elektronischen Hausorgeln im Raum klanglich auch nur in irgendeiner Nähe zu einer echten Pfeifenorgel.

WIR lassen uns durch die Übertragung unserer echten Hörerfahrung, durch unsere Phantasie, enormes Wunschdenken, und durch die aufwändige Optik und ähnliche Bedienung täuschen.


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Gestern 08:23 (zuletzt bearbeitet: Gestern 08:25)
avatar  SJL
#2 RE: Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
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SJL

Was soll denn die Botschaft sein?

Soll ich jetzt deinetwegen meine Kopfhörer wegschmeißen und aufs Orgelspiel verzichten (denn es geht im Mietshaus nicht anders), weil alles nur ein akustischer Fake ist? Das ist so ein praxisferner Post nach dem Motto "Autofahren macht nur im Porsche richtig Spaß, alles andere hat mit Autofahren nichts zu tun..."

Nichts für ungut. Viel Spaß mit deiner High-End-Anlage mit Erdbebensimulation, es sei dir von Herzen gegönnt. Ich muss weiter mit Kopfhörer spielen.


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Gestern 08:41
#3 RE: Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
So

Alles o.k. Wenns Spaß macht :-)

Was ich nur nicht begreife, ist aus meiner Sicht das unfassbare Missverhältnis bei den Geldausgaben:

Ein Spieltisch für Aber-Zigtausende, dann kleine Boxen für 300 oder 500 Euro dran. "Kann man später erweitern" "Besser geht immer"

Samplesets mit gewaltigen historischen Orgeln für Richtung 1000 Euro. Und dann kommt über die meisten Kopfhörer von diesen Urviehs unter 100 Hertz gar nichts, absolut gar nichts außer den Obertönen und dem dazu gedachten, phantasierten "Grundton" an. Und meist in den kritischen, aber ungeheuer wichtigen Frequenzen (z.B. der Prinzipale) mehr oder weniger überwiegend sehr typischer undifferenzierter Mulm.

Ich frage mich immer: Warum kauft man solche Sets bzw. die teuren Dispositionen in Sakralorgeln, wenn von dem herrlichen Werk, dem markerschütternden Körperschall, (auch) "Schmutz" und Erschütterung in tiefen Lagen, der Gewaltigkeit der Originale über die Abstrahlung gar nichts ankommen kann?

Für mich ein absolutes Missverhältnis.
Offenbar nie anders gehört.

(Na ja, ich muss es auch nicht begreifen . Jeder wie er mag .)


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Gestern 09:51
#4 RE: Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
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Also Netzbrummen bei 50Hz höre ich. Mein Kopfhörer gibt auch tiefere Töne wieder. Dass er mir dabei nicht das Trommelfell zerreißt oder eine Gehirnerschütterung erzeugt, dafür bin ich sehr dankbar.

Und ob das Gehirn nun aufgrund von mechanisch empfangenen Schwingungen oder von Einbildung denkt, dass es einen Ton hört, läuft aufs Gleiche hinaus. Beim Resultantbass oder beim mp3-Format wird ja auch berücksichtigt, dass das Hörsystem nicht nur aus dem Fourieranalysator (Ohr) besteht, sondern dass dessen Signale noch verarbeitet werden, bevor sie überhaupt wahrgenommen werden.

Für die teuren Spieltische gilt vielleicht ähnliches wie für die teuren Autos. Funktionell muss man eigentlich nur eine (wenns geht überdachte) Kiste auf Rädern haben, die von A nach B fahren kann, ohne zuviel Aufhebens zu machen. Realiter werden dann zwei Tonnen schwere Panzer gekauft, die ein bequemes Wohnzimmer simulieren und ein Entertainment-System haben, damit der Straßenverkehr nicht zu sehr langweilt ;)
Und bei dem einen wie dem anderen gibt es Anbieter auf dem Markt, die begriffen haben, dass Leute dafür Geld ausgeben.

Für die teuren Samplesets spricht vielleicht, dass man dafür Orgelklang erhält, bei dem die einzelnen Stimmen zueinander passen. Eben das, wo bei Physis(+) die Profis ran müssen, um eine Intonation zu basteln. Auch das scheint genügend Leuten genug wert zu sein, dass sich die Sets verkaufen lassen.


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Gestern 10:02 (zuletzt bearbeitet: Gestern 10:03)
avatar  SJL
#5 RE: Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
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SJL

Zitat von Soli Deo gloria im Beitrag #3
Alles o.k. Wenns Spaß macht :-)
(...)
(Na ja, ich muss es auch nicht begreifen . Jeder wie er mag .)


Ich fühle mich ja schon ein wenig veräppelt (oder zumindest unverstanden), um ganz offen zu sein. Nein, es macht nicht immer "Spaß", aber vielleicht hilft es dir ja beim "Begreifen", mal die Perspektive zu wechseln.

Ziehe z.B. in Erwägung, dass es Leute gibt, die mit unveränderbaren Restriktionen leben müssen (Stichwort hellhöriges Vielparteienhaus, Zeit zum Üben eher spät abends oder früh morgens). Ich selbst z.B. kann daher nun mal keine High-End Abstrahlung sinnvoll betreiben, obwohl ich es mir finanziell sogar erlauben könnte. Das heißt, das ist keine Abwägung von Prioritäten beim Budget, sondern ich brauche eine Lösung, die in genau diesem gesetzten Rahmen "möglichst gut" klingt. Da kann ich von großen Subwoofern träumen, aber ich werde sie nicht verwenden können. Soll ich nun deshalb auf eine Digitalorgel mit hochwertigen Sample-Sets verzichten, nur weil mir einige Frequenzen zum vollendeten "herrlichen markerschütternden" Klangerlebnis fehlen? Das wäre doch wirklich Unsinn.

Das Leben ist nahezu nie schwarz/weiß und besteht nun mal aus Kompromissen, und die theoretisch-optimale Lösung ist nun mal nicht überall möglich. Solche "Alles-Oder-Nichts"-Dogmen helfen nicht weiter.

VG
Stephan


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Gestern 11:13 (zuletzt bearbeitet: Gestern 11:14)
#6 RE: Kommt Pfeifenorgelklang an meine Ohren + Körper?
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Ja, Kopfhörer können keinen Körperschall und keinen Luftschall auf den gesamten Körper übertragen. Allerdings ist der Schädel als Körperoberfläche nicht ganz unerheblich an dessen Wahrnehmung beteiligt.

Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass das was wir "Hören" nennen, nicht etwa in unseren Ohren sondern alleine im Gehirn stattfinden.
Da wir zudem synästhetisch sind, kann auch die Wahrnehmung einer tiefen Frequenz über das Innenohr und die Kenntnis oder die Erinnerung bei ähnlich tiefen Frequenzen körperlichen Wahrnehmungen zu haben die gleiche Empfindungen auslösen, als wären wir dem Luftschall tatsächlich ausgesetzt.
Dass das Gehirn aus Hörwahrnehmungen etwas anderes "zaubern" kann, kann mensch bei jeder Weinprobe oder ähnlichem feststellen, wenn der hochgelobte Maestro nach der ersten Nase oder dem ersten Gaumen Geschmacks- und Geruchsnoten ausspricht(!), die wir dann anschließend selber schmecken oder riechen.
Das funktioniert auch bestens mit solchen Noten, die er gar nicht geschmeckt oder gerochen hat.

Das heißt, das Gehirn kann aus Worten, die es hört, Erinnerungen an andere Dinge abrufen, und uns kommt es dann so vor, als würden wir diese just in diesem Moment so über unsere Sinne wahrnehmen.

Nähmen wir noch die Psychoakustik dazu, dann kämen weitere Effekte dazu, die - alleine aus unserem Hochleistungsrechner generiert - uns unsere eigene Welt so machen, wie sie uns am Besten passt.

Dabei ist es sicherlich wertvoll, zu beachten, dass ein jeder seine eigene Welt hat, und dass es keine absoluten Wahrheiten gibt; auch nicht in Hinsicht auf DO-Abstrahlungen!

Liebe Grüße,
Wolfgang


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