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Redaktionsbericht zum 'Gotteslob'
#16 RE: Redaktionsbericht zum 'Gotteslob'
Zitat von Gemshorn im Beitrag #14
Vor allem ist es schwer, sich darin zurechtzufinden. Mal ne normale Notenzeile, dann zwei Zeilen wie im Chorsatz zusammengespannt, Mehrtaktpausen, Voltenklammern, Akkordsymbole... Wer soll das im "normalen" Kirchenvolk lesen können?
Viel zu schwer.
Das laste ich aber den Herausgebern an, nicht Kropf. Das Layout ist furchtbar, bin da am Anfang auch ins Stolpern gekommen.
Diese Messe klappt bei uns ziemlich gut, nur die Einsätze beim Kyrie klappen selten...
Mit Siegfried Fietz habe ich vor Jahren bei einer Kirchenbedarfs-Messe gesprochen (er hatte einen eigenen Stand mit Noten und CDs). Dass in seiner Vertonung des Bonhoeffer-Textes die als Refrain verwendete letzte Strophe dem Duktus des Gedichtes zuwiderläuft, wollte er nicht sehen.
#18 RE: Redaktionsbericht zum 'Gotteslob'
#21 RE: Redaktionsbericht zum 'Gotteslob'

Siggi Fietz wohnt hier ein paar Dörfer weiter. Wir kennen uns gut und haben schon dutzende Male miteinander musiziert. Die Arbeit mit ihm ist sehr angenehm, denn er ist ein erfahrener Profi und Routinier, dabei sozialkompetent und frei von Allüren. Und er ist durchaus kritikfähig. Immerhin achtet er auf eine sorgfältige Wort-Ton-Beziehung und vermeidet Synkopierungen, die nicht durch den Sprachfluss gerechtfertigt sind. Das unterscheidet ihn angenehm von so szenetypischen Melodieklempnern, die Holperer und Stolperer in ihre Opera einbauen, die sich die Gemeinden dann mühsam "zurechtsingen" müssen. Das seine Musik "populär" ist, betrachtet er als Auszeichnung. Hier in der Gegend haben die "guten Mächte" inzwischen den Trauerfeier-Klassikern "Stern, auf den ich schaue" und "So nimm denn meine Hände" in vielen Gemeinden den Rang abgelaufen. Ich habe anfangs damit gefremdelt. Aber ich kann nachvollziehen, dass solche eingespurten musikalischen Rituale einer Trauergemeinde Halt geben können.
LG
Michael
#22 RE: Redaktionsbericht zum 'Gotteslob'

Sogar in meiner Gegend, wo Begräbnisse langsam zu reinen Zuschauer-Veranstaltungen werden (Stichwort: Gottesdienst-Inkompetenz der Trauergemeinde), wurden bereits einige Male die "guten Mächte" gewünscht.
In der Geschichte der Kirchenmusik gibt es ja einige prominente Lieder/Choräle, die den Ansprüchen der hohen Theologie bzw. der Musiktheorie nicht genügen, aber vom gemeinen Volk sofort mit offenen Armen aufgenommen wurden.
Ich selber störe mich an der Fietz-Vertonung nicht; ohne sie wäre der Bonhoeffer-Text vermutlich niemals so populär geworden.

Zitat von Gemshorn im Beitrag #19
Es fällt Menschen generell schwer, andere Sichtweisen und Standpunkte zu akzeptieren (von verstehen möchte ich schon gar nicht reden)...
Miteinander reden macht nur Sinn, wenn man davon überzeugt ist, dass der andere Recht haben könnte ...
(Ex-FDP Minister Volker Wissing in einem Interview am 14.11.24)
Die Frage ist, ob beliebte Stücke nur wegen ihrer Popularität in ein offizielles Gesangbuch aufgenommen werden sollen. Es gibt da unterschiedliche Positionen: (1) Nicht aufnehmen und abwarten. Manche beliebte (alte wie neue) Lieder sterben vielleicht wieder aus. (2) Im Zweifelsfall aufnehmen. Denn sobald ein neues Gesangbuch erscheint, werden die Leute ihr Lieblingslied suchen, und wenn es fehlt, werden sie sagen, das sei ein schlechtes Buch.

Bin für Variante (2).
Denn gesungen werden die Gassenhauer ja allemal. Und so hat man wenigstens ein offizielles Notendokument und es bleibt einem die Flucht in die "Fledderheftchen" oder gar das Nachdemgehörspielenmüssen erspart.
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