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Das neue Gotteslob 2013
#16 RE: Das neue Gotteslob 2013
Zitat
http://www.kirchenbote.de/content/was-is...neuen-gotteslob
Behutsam aufgefrischtes Werk
Was ist neu im neuen Gotteslob?
Das neue Gotteslob, das nächste Woche offiziell vorgestellt und am ersten Advent eingeführt wird, versteht sich als Gebet- und Gesangbuch. Das Gebet also wird an erster Stelle genannt, der Gesang an zweiter. Trotzdem fragen die meisten zuerst: Welche Lieder stehen denn nun drin?…
Neu drin
- &bdquoDer Mond ist aufgegangen“ – Jau, darauf hat ja jeder gewartet…
- „Brot, das die Hoffnung nährt“ – *Grusel*
- …
Nicht mehr drin u.a.
- „Zieh an die Macht, du Arm des Herrn“ –
Letztgenanntes wird mir nicht fehlen; die Melodie bleibt ja im Pfingstlied 'Der Geist des Herrn' erhalten. Etliche NGL ... naja, die werden überblättert. Ansonsten vermisse ich im Stammteil (das offizielle Inhaltsverzeichnis steht im Eingangsposting dieses Threads) nichts so wirklich dringend, dafür aber Einiges im hiesigen Regionalteil. Dass man teils völlig unbekannte neue Lieder einschleust und österreichweit gern Gesungenes wie 'O du mein Heiland' oder 'Gelobt sei Jesus Christus' nicht berücksichtigt, ist ein Armutszeugnis.
Was mit der Melodie von 'Ihr Freunde Gottes' gemacht wurde, grenzt an Schändung... [sad]
Der von dir zitierte Artikel von http://www.kirchenbote.de ist wieder einmal exzellent recherchiert; 'Vom Himmel hoch' war natürlich auch früher schon im Stammteil, allerdings mit der nicht von Luther stammenden Einleitungsstrophe 'Es kam ein Engel' aus der Feder Valentin Trillers. Übrigens wurde auch an der Melodie dieses Liedes gefeilt; sie besteht nun nur noch aus Viertelnoten, die bisherigen Achtel-Auftakte entfallen.
Zitat von Gemshorn
Übrigens wurde auch an der Melodie dieses Liedes gefeilt; sie besteht nun nur noch aus Viertelnoten, die bisherigen Achtel-Auftakte entfallen.
Gefeilt?! Doch eher mit einer kulturbolschewistischen Axt behauen.
Irgendwann wird man dazu vernehmen: "Schaut mal, wie langweilig Luther ist...".
Wenigstens steht's im EG (24) noch ordentlich drin.
Was? Im EG stehen die Achtelauftake?
Na das ist ja katholischerseits eine tolle ökumenische Annäherung... aber Hauptsache, wir lassen die Einleitungsstrophe weg, um den puren Luthertext zu haben.
Eine ähnliche halbe Sache wurde bei 'O Haupt voll Blut und Wunden' gemacht; dort wurden die (m.E. ohnehin künstlichen) Halbe-Auftakte in Viertel rückverwandelt. Die zweite Strophe ist nun Gerhart-Original, die erste jedoch nicht...
Zitat von Gemshorn
katholischerseits eine tolle ökumenische Annäherung...
Ökumene?! Du glaubst wohl an Klapperstorch, Weihnachtsmann und Osterhase in einer Person?
In Wahrheit ist doch katholischerseits "Ökumene" bloß die lange, weiche Leine zum Nasenring der Protestanten.
Mit den als "ökumenisch" gekennzeichneten, allerdings verballhornten Liedern in neuen Gotteslob werden die 5 lutherschen Sola wieder einmal aufs feinste gerechtfertigt.
Indes habe ich einen Verdacht, wo die Viertelnotenversion herkommt: https://www.youtube.com/watch?v=MFrKmyzajak
Zitat von Gemshorn
Indes habe ich einen Verdacht, wo die Viertelnotenversion herkommt: https://www.youtube.com/watch?v=MFrKmyzajak
Eine solche Aussage aus einer Choralbearbeitung(!) abzuleiten..., tz, tz, tz.
Es gibt keine "einheitliche Bach-Fassung" dieses Weihnachtsliedes.
- 1. Der Choral wird im WO (BWV Nr. 9 und 17) jeweils mit Viertel aufgetaktet. Der Rhythmus wird wird durch den untergelegten Text - bes. Nr. 17 - bestimmt.[/*]
- 2. Im Magnificat (BWV 243, Anh. 1) laufen die ersten drei Töne (fugierend) als Achtel, während der c.f. in Halben kommt (das ist übrigens die Fassung, die Du auf Youtube präsentierst).[/*]
- 3. In den Kirnbergerschen (BWV 700 und 701) und den Bearbeitungen (BWV73 kommt sogar eine Halbe auf 1.[/*]
- 4. In den canonischen Veränderungn (BWV 769) Var. II: Der c.f. läuft anfangs insgesamt als Achtel (wenn man die 16-tel-"Verzierungen" auflöst), während in Var. V glatte Viertel durchlaufen.[/*]
- 5. Die Bearbeitung (BWV Anh 63) setzt mit einer Halben wie in den Kirnbergerschen ein.[/*]
Also: Den Meister als Alibi heranzuziehen, dürfte schwierig sein und im Versuch münden, ihm seine kompositorische Freiheit zu abzuerkennen. Das mache mal einer! [grin]
Von einer 'einheitlichen' Bachfassung habe ich ja nicht gesprochen, sondern von 'einer' Bachfassung; auch für 'Wer nur den lieben Gott lässt walten' gibt es einige Varianten, die ich leider nicht so lexikalisch wie du aufzählen kann.
Ach was, ich erkenne dem guten Johann Sebastian gar nichts ab. Im Gegenteil: Seine Fassungen wissen zu gefallen.
Habe gerade ein uraltes Weihnachtsliederalbum für Anfänger am Klavier durchgeblättert; auch dort fand ich 'Vom Himmel hoch' in gleichmäßigen Noten: lauter Halbe.
#27 RE: Das neue Gotteslob 2013
Wie entsteht eigentlich ein Gesangbuch? Ich habe in meiner Lebensspanne die Genese von dreien bewußt mitbekommen und übereinstimmend beobachtet:
Da geht es nach dem Motto "try and error". Die Achtel-Auftakte haben sich in der Praxis nicht bewährt. Denn vor allem die schleppend und träge singenden Gemeinden süDlich des Weißwurscht-Aquators haben sich nicht darum gekümmert und brav weiter (mindestens) ein Viertel gesungen, während der Organist seinen "Lumpensammler" ausgehalten hat. Auch der Versuch, in gleichmäßigen Viertelnoten ruhig fließende Melodien (O heil'ge Seelenspeise) durch Rückführung auf "orignale" Melodien (in Wirklichkeit handelt es sich meistens um den Discantus von Kantionalsätzen der Schütz-Zeit) durch halbe Auftaktnoten und einen polyrhythmischen Wechsel von Vierteln und Halben zu "beleben", ist danebengegangen. Denn die Gemeinden (und viele Organisten) haben einfach nicht die oben angegebene Halbe, sondern weiter das Viertel als Grundschlag genommen. Dadurch gerieten diese Melodien entsetzlich lahm und unattraktiv. Die Musikwissenschaftler wollten möglichst alte Urfassungen, die Pastoraltheologen möglichst viel seichten Schnulz - und die Praktiker konnten dann sehen, was sich draus machen lässt. Sorry, dass ich etwas grob vereinfache. Aber letztlich läuft es bei allen Gesangbucheditionen aller Konfessionen nach diesem Muster. Nicht zu vergessen die Zeitgenossen, die möglichst viel aus eigener Feder ins Buch drücken wollen - ganz egal, ob singbar oder nicht. Sowohl im EG als auch im GL gibt es einige moderne Litaneien und/oder Psalmvertonungen, die habe ich noch nie von einer Gemeinde singen hören. Und ich komme - weiß Gott - etwas herum. Ganz einfach, weil sie an den Leuten vorbei komponiert wurden.
Die wollen einfach gut und gern singbare Melodien und das zu Texten, die was mit ihrem Leben zu tun haben - hoffe ich jedenfalls.
Die Gemeinden und Organisten reagieren - gerade im ländlichen Raum - mit zivilem Ungehorsam von erstaunlichem Beharrungsvermögen. Ich habe kürzlich irgendwo in einem Taunusdörfchen vertreten, da wurden die Gemeindeakklamationen der Liturgie (die ja bei uns immer begleitet werden) nach der preußischen Agende von 1832 gesungen, die Friedrich Wilhelm IV. erlassen hat und die in der "Kirche der Rheinprovinz", der heutigen Ev. Kirche im Rheinland, bereits 1922 abgeschafft wurde und seither zwei Neufassungen erlebt hat. Das "Sanctus" übrigens nach einer Weise von Dimitri Bortnijanksy aus dem großen preußischen Armeegebet ... Hätte ich eine Pickelhaube aufgehabt (was eher selten der Fall ist), ich hätte sie demonstrativ abgenommen.
Und hier in der Nähe, ebenfalls in einem kleinen "gallischen Dorf", amtierte bis vor kurzem ein 94jähriger Organist, für den alles nach seinem eigenen Geburtsdatum "neumodisches Zeug" war, das er nicht spielte. Er verwendete noch ein Orgelbuch mit Imprimatur des "herzoglich-nassauischen Oberkonsistoriums zu Wiesbaden" - einer Behörde, die anno 1866 aufgelöst wurde. (Lobe den Herren, den mächtigen ... in A!!) Der zuständige Pfarrer wartete auf die biologische Lösung ...
Ihr werdet mit dem neuen GGB leben müssen - und das beste daraus machen müssen. Wie schon mit dem Vorgänger. Es sei denn, ihr erklärt Eure Orgelemporen zum "gallischen Dorf".
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wann es das Teil endlich gibt und versuchen, so früh wie möglich ein "Rezensionsexemplar" zu geiern. Noch gespannter bin ich auf die "offiziellen" Begleitsätze. Die sind ja noch geheimer als die Schuhgröße des Papstes. Und die beiden Vorabdrucke, die jedermann zugänglich waren, haben mich nicht so wirklich vom Stuhl gerissen ... Wenngleich sie sauberes Handwerk sind - was man nicht von allen Sätzen des roten GL-Orgelbuches sagen konnte. Man wird sehen, lesen und hören.
LG
Michael
Lobe den Herren in A? Na dann: 'Kommet zuhauf -*gieks*...' (in Wahrheit ist schon das 'Kommet' unerreichbar)
Bislang agierte ich als Organist immer recht GL-gehorsam - ich habe in allen Gemeinden stets die aktuelle Gesangbuchsversion gespielt. Und das, obwohl es gerade für uns Österreicher es bei vielen Liedern melodische, aber noch mehr rhythmische Änderungen zu verkraften gab. Die (meistenteils Land-)Gemeinden nahmen die neuen Fassungen brav an. Dass man die Achtelauftakte bei Luthers Weihnachtslied nicht gesungen hätte, kann ich wenigstens für meinen Wirkungskreis nicht bestätigen; auch bei 'Maria, breit den Mantel aus' hielt man sich an das, was im Gesangbuch notiert war. Umso mehr ärgert es mich, dass nach Jahrzehnten wieder alte Fassungen Einzug halten. Die Generation, die noch die alten Melodien kannte, stirbt allmählich aus - und die jüngere Generation steht nun ihrerseits vor neuen Melodien.
Des Umlernens kein Ende.
Wie soll ich mich als Organist verhalten? Soll ich mich etwa vor die Gemeinde hinstellen und sagen: 'Ab sofort singen wir dieses Lied anders.' - Derlei ist weit mühsamer als gleich etwas Neues einzulernen.
Gallisches Dorf zu spielen, reizt mich nur sehr begrenzt. Was es an Liedern braucht, die im neuen GL nicht mehr enthalten sind, wird es lose Blätter geben, die fallweise ausgeteilt werden. Was aber im Gesangbuch steht, möchte ich auch weiterhin so spielen, wie es gedruckt ist. In Einzelfällen erwäge ich, gröblich veränderte Lieder aussterben zu lassen, z.B. 'Ihr Freunde Gottes'. Es wird im Prinzip nur einmal im Jahr - an Allerheiligen - gebraucht; und gerade für dieses Fest sehe ich auch 1-2 schöne neue Lieder im neuen GL. Vielleicht ist es Zeit für einen Paradigmenwechsel.
Zitat von Gemshorn
&hellipDie Generation, die noch die alten Melodien kannte, stirbt allmählich aus - und die jüngere Generation steht nun ihrerseits vor neuen Melodien…
Die ältere Generation stirbt aus und der jüngeren Generation ist es total egal, was da für eine Melodie steht, da sie sowieso nicht mitsingt. :S
#30 RE: Das neue Gotteslob 2013
Na, na, soooo in Kulturpessimismus würde ich nicht machen. Bei uns singt jeder Konfirmandenjahrgang den Uraltschlager "Tu mir auf die schöne Pforte" mit Inbrunst. Das fängt so schön tief an und erinnert an die Schlachtgesänge aus der Nordkurve. Allerdings wünscht sich fast jeder Jahrgang auch mein "Lieblingslied": "Laudato si" (*würg*) ...
LG
Michael
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