Warum überhaupt interne Abstrahlungen?

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05.09.2014 09:30
avatar  martin ( gelöscht )
#31 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
ma
martin ( gelöscht )

Zitat von Mikelectric
Ich erkenne an der Pfeifenorgel einen hohen Grad an Modularität, auch wenn es selbst manchem Orgelbauer vielleicht nicht mal bewusst sein sollte.



Das Problem ist aber, das die Module zwar ähnliche bzw. gleiche Funktionen erfüllen - die Module sind aber trotzdem nicht kompatibel.
Eine PCI Steckkarte hat zB: eine genormte Schnittstelle, die in alle PCs mit passenden Steckplatz passt. Orgelteile haben keine Norm, so das in der Regel Umbau-/Anpassungsarbeiten nötig sind.

Die GO/HW Welt leidet auch unter diesen Problem. Die MIDI Setups sind total unterschiedlich - von diversen DOs [auch mit verstellten MIDI Kanälen] über Selbstbaulösungen zu normalen MIDI Keyboards. Dann gibt es noch kulturell unterschiedliche Wünsche an die Orgel.
Diese "Vielfalt" kann man nicht wirklich vorkonfigurieren, so das der User bei der Installation zu einer Anpassung gezwungen ist.


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05.09.2014 22:16
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#32 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
An
Anonymous ( gelöscht )

An Gemshorn und alle anderen:

wenn ich es richtig erinnere, ist für Dich aber der Preis einer Orgel sehr wohl ein Kriterium, auch wenn Du Omi Müller nicht zum Maß der Dinge machen willst. [wink] Das Orgelliebhaberherz in mir macht natürlich wenn es Deinen Beitrag liest! Aber ich kenne eben nun auch durch viele lange Gespräche die Seite der Firmen.

Es ist genau dieser Knackpunkt um den wir in diesem Forum immer wieder diskutieren. Das was technisch möglich ist und das, was sich verkauft und zwar so, dass das Geschäft auch in zehn bis zwanzig Jahren noch läuft. Und das ist dann eben das Realistenherz in mir, das einfach weiss, dass sich bestimmte Wege, die den Tüftlern und Querdenkern unter uns mal so locker beim Frühstück einfallen (also mir fällt es jedenfalls meist beim Frühstück ein), dann eben doch überhaupt nicht umsetzen lassen, wenn die Verhältnisse in der Orgelbranche so bleiben sollen, wie sie sind.

So kann ich zu diesem Thema nur sagen, manches klingt plausibel oder wünschenswert - aber es wird so nicht umgesetzt werden, solange die Orgelbranche so bestehen bleibt, wie sie ist.

[wink]


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05.09.2014 22:46
#33 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
avatar
Administrator

Bin mir nicht sicher, warum wir nun mehr Diskussionsstoff hätten als vor Lauries Beitrag... Aber das mag schlicht daran liegen, dass ich nicht verstanden habe, was der Punkt seines langen Beitrags ist. Übrigens habe ich auch nicht verstanden, was die Abhandlung mit dem Threadthema zu tun hat. Doch wie gesagt: Ehe ich hier auch nur irgendjemandem Themenverfehlung konstatiere, räume ich lieber ein, es einfach nicht verstanden zu haben.

Aufgefallen ist mir jedoch dieser eine Satz:

Zitat von Laurie Phelps
Natürlich könnt Ihr alle jetzt sagen, er hat sich volle Kanne geirrt.


Irrtümer oder ein wenig konkreter: Nicht erfüllte Prophetien - gibt es hier ja zuhauf. Wenn ich nur daran denke, welch umwerfende Neuerungen mir/uns schon vor Jahren in Aussicht gestellt wurden... Allein, sie lassen bis zum heutigen Tage auf sich warten... Doch halt, all das ist ja kein Beinbruch; schließlich sind wir in einem Forum - und nicht bei der Glaubenskongregation. [wink]


Auf Orgelsuche.

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06.09.2014 11:06
avatar  Michal ( gelöscht )
#34 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Mi
Michal ( gelöscht )

Ja, leider hat Laurie Phelps im Prinzip schon recht. Alles über was wir hier im Forum diskutieren ist eigentlich – zumindest wenn man Omi Müllers Enkel fragen würde – bereits von neuen Ordnungen (ein großes Wort – aber so ist es eben) und Systemen überholt.
Es ist tatsächlich so, dass durch die Digitalisierung und das Netz sich nahezu alle Bereiche der Wirtschaft sowie der Sozialstrukturen, also generell die Art wie gelebt wird, ändern. Noch längst nicht alle haben realisiert wie tiefgreifend die Umstrukturierung ist, die wir derzeit erleben. Social Media und Apps verändern das komplette Leben und alle Bereiche der Wirtschaft. Den Dienstleister, den es heute noch gibt, der wird morgen schon nicht mehr sein. Auch Produkte die gestern noch in jeden Haushalt üblich waren, werden morgen Geschichte sein oder sich derart verändert haben, dass sie an die ehemaligen Produkte nicht mehr erinnern werden.
Die junge Generation macht mir daher etwas Angst, da sie mit solchen Mechanismen vollständig unbekümmert hantiert und eben nicht dabei bedenkt, dass genau diese Kost-Nix-App ihren eigen Job killen wird. Auch finde ich bedenklich, wie gedankenlos und unbekümmert jegliche Privatsphäre oder jeder Anspruch auf Datenschutz aufgegeben wird. Auch tut mir diese Generation etwas leid, denn sie wird Digitalorgeln, wie wir sie kennen allenfalls noch als „Vintage“ auf eBay bestaunen können.
Aber ist das nicht mit jeder Generation und mit jedem Generationenwechsel so?
Ich denke schon, nur geht es jetzt eben alles viel schneller.
Genau deswegen sollten Fabrikanten und alle anderen Menschen stets flexibel sein und neue Strömungen schnellst möglich verstehen wollen. Die gute alte Tradition zählt heute nichts mehr.
Daher – und jetzt komme ich endlich auf unser Thema zurück – ist es zwar nur ein kleiner Schritt, aber ein unabdingbarer, dass auch DOs modularer werden. Weil die heute geforderte Individualisierung und auch der eingeschränkte Kostenrahmen gar nichts anderes übrig lassen.
Statische Geräte – out oft he box – sind tot.
Und wer meint, heute an Oma Müllers Enkel noch ein Auto verkaufen zu können welches nicht mit seinem Smartphone kommuniziert, der irrt. Das Drumherum – vom Touchdisplay bis Netzkonnektivität ist heute teils wichtiger als der Motor der drin ist.
Der neue Kleinwagen von Toyota (Aygo) und Peugeot (10 und Citroen (weil jetzt das Modell nicht) zeigt die Richtung. Mehrere Hersteller tun sich zusammen (das war auch beim Vormodell schon sehr erfolgreich) und bauen kostengünstig ein Produkt, das bei gleicher Basis (oder Inhalt) aber vollständig unterschiedlich und nahezu endlos individualiserbar daherkommt und möglichst viele unterschiedliche Käuferschichten anspricht (von Opas Kleinwagen für die Fahrt zur Massage bis zum Erstauto der kleinen Enkelin, vom „ninjaaggressiven“ Flitzer des Enkels bis zum Werbeträger und Poolauto in Firmenfuhrparks). Alles in einem Produkt. Und das auch noch sehr günstig – dank MODULARITÄT.
Also was soll das hier eigentlich, dass über die Miniforderung, Orgeln auch ohne interne Abstrahlung kaufen zu können überhaupt so viel diskutiert werden muss?
Die Hersteller, die das nicht kapieren wird es morgen jedenfalls nicht mehr geben.
In diesem Sinne rate ich gleich dazu die gesamte Klangerzeugung auf ein iPad, Smartphone (oder ähnlichem), also eine App auszulagern und nicht mehr in der DO fest einzubauen.
Und wenn jetzt jemand sagt, dass es noch Leute gibt, die kein Tablet oder Smartphone benützen wollen um Orgel spielen zu können und daher lieber eine komplette Orgel kaufen möchten, dem muss ich leider entgegnen, dass es diese Leute morgen, spätestens aber übermorgen auch nicht mehr geben wird.
Die Weichen (und Zukunft) der DO werden heute gestellt. Hersteller passt auf sonst seid ihr weg!

VG
Michal
PS: ich liebe meinen alten Plattenspieler [smile]


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07.09.2014 00:16
#35 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
cl

Zum Thema I-Pad, I-Phone, Smart-Phone, Touch-Pad....
lohnt sich evtl. auch hier ein Blick auf die Rodgers-Seite:
[url]http://www.rodgersinstruments.com/news/infinity-ii-introduces-new-bluetooth-and-wireless-controls
[/url]
Momentan betrifft es erst das Flaggschiff Die Folgen sind dann nur noch eine Frage der Zeit.

Lieben Gruß
Clemens

Liebe Grüße vom Clemens

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07.09.2014 00:47
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#36 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich denke nicht, dass Modularität bezüglich der Abstrahlung etwas bringt, und zwar aus folgenden Gründen.

1. Gerade im Massensegment, über das wir hier überwiegend reden, ist die Nachfrage nach Modellen ohne interne Abstrahlung gering, weil
1.1 ein Instrument benötigt wird, dass out of the Box funktioniert. Sich mit Aufstellung und Anpassung externer Abstrahlung zu befassen kostet Zeit und Know How, welches oft beim Käufer nicht vorhanden und beim Verkäufer nur gegen Geld zu kriegen ist.
1.2 diese Instrumente auch Möbel sind, die im Wohnraum optisch und platzlich eine Rolle spielen. Aufwändige externe Abstrahlung ist in beiden Punkten kontraproduktiv.
1.3 die Qualität der internen Abstrahlung heutiger Orgeln auf einem Niveau ist, das für den Heimbetrieb den Ansprüchen der breiten Käuferschaft genügt.
1.4 es aufgrund der Tatsache, dass der Raum auch Instrument ist, nur marginal hilft, die Lautsprecher woanders zu positionieren, der Fortschritt wäre damit allein gering.
1.5 es selbst in höherpreisigen Orgeln das schon gab, sich aber nicht durchgesetzt hat. So habe ich z.B. die Ahlborn DS26 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon sowohl mit als auch ohne interne Abstrahlung gesehen.

2. Modularität ist für den Hersteller nicht gerade trivial.
2.1 Es müssen für alle Varianten Ersatzteile vorgehalten werden. Wenn ich in diesem Forum lese, wie lange Laufzeiten von einem Instrument erwartet werden, ist das ein nicht unerheblicher Faktor. Während die allermeisten Autohersteller Ersatzteile selbst für hunderttausendfach gebaute Autos oft nur fünfzehn Jahre nach Einstellung des Modells vorhalten, erwarten wir eine doppelt so lange Verfügbarkeit bei Stückzahlen, die im günstigsten Falle bei wenigen tausend liegen dürften. Nebenbei: Weiß da jemand genaueres? Wie groß ist der Markt eigentlich?
2.2 Alle Varianten müssen entwickelt und getestet werden. Dazu gehören unterschiedliche Werkzeuge etc.
2.3 Varianten machen ein Produkt kaufmännisch erheblich komplizierter. Statt eines einzelnen Artikels müssen im ERP-System Varianten und Optionen angelegt werden, zulässige und unzulässige Kombinationen hinterlegt, unterschiedliche Preise kalkuliert werden. Der Verwaltungsaufwand dafür ist ungleich höher.

3. Der Kostenfaktor wird denke ich falsch eingeschätzt.
3.1 Aus 2 folgt, dass der Hersteller zunächst höhere Kosten hat, um Varianten anbieten zu können.
3.2 Autohersteller taugen als gutes Beispiel, wenn man es zu Ende denkt. Natürlich ist ein mit gut ausgestattetes Basismodell aus Japan oft teurer als ein mageres deutsches Basisprodukt. Allerdings fährt (fast) kein Mensch so eine Sparausstattung. Nimmt man nur das hinzu, was heute allgemein von einem Auto erwartet wird (Klima, ZV, EFH vorne, nicht den allerkleinsten Motor), nutzt man also die verfügbaren Optionen, hat man den Japaner preislich schon eingeholt, ohne seine Ausstattung zu erreichen. Bei den Ausstattungspaketen sieht es nicht anders aus. Hohe Diversifikation kostet Geld, viel Geld. Wer seine Fertigung einfach macht und alles, was die Mehrheit (nicht alle!) sich wünschen, ist man billiger dran.
3.3 Die Materialqualität interner Abstrahlungen ist dem Vernehmen in diesem Thema nach nicht die höchste. Der Preis, den der Hersteller dafür zahlt, kann also keine allzu großen Preisunterschiede im Verkauf erzielen. Warum sich also die Mühe machen?
3.4 Zumindest bis in die Mittelklassen müsse für den Heimbetrieb gedachte Orgeln (also nicht die Johannus Ecclesia!) optional mit interner Abstrahlung verfügbar sein. Diese zu entwickeln und anzupassen kostet etwas Geld. Sollte tatsächlich ein Hersteller Erfolg mit einer lautsprecherlosen Variante haben, müsste er diese Kosten ausschließlich auf den Aufpreis der internen Abstrahlung umlegen. Während die "nackte" Orgel kaum billiger als ein "Einheitsmodell" wäre (siehe 3.3), wäre die Orgel mit Lautsprechern deutlich teurer, womit der Kunde ggf. doch eher zum Modell desjenigen Konkurrenten griffe, der das Spiel der Modularität nicht mitspielt.

4. Ich glaube den Abgesang auf die DO nicht. Natürlich werden die Stückzahlen sinken, natürlich könnten auch noch 2-3 Hersteller mangels Umsatz die Tore schließen müssen, aber das bedeutet nicht, dass das Instrument komplett verschwindet, weil
4.1 für viel zu viele Organisten das Spielgefühl und das Umfeld am Instrument eine große Rolle spielt. Solange es aber vernünftige Manuale, Pedal etc dazu braucht, hat die DO eine gute Überlebenschance.
4.2 Orgelmusik stark traditionell ist. Wer sich ernsthaft dafür interessiert, wird mit einer App allein nicht glücklich!
4.3 viele Instrumente auch Möbel sind (siehe 1.2). Lösungen mit App, Manual an der Wand und freistehendem Pedal haben hier einen geringen WAF, da müsste der Kostenunterschied schon eklatant sein.
4.4 solche Instrumente nicht zu selten auch im öffentlichen Raum (Kirchen, Kapellen, Friedhöfe) zu finden sind. Hier spielt neben dem Klang auch eine gewisse optische Ästhetik eine Rolle.
4.5 von Orgeln eine Langlebigkeit erwartet wird, die mit Apps und Smartphones schon alleine mangels Schnittstellenkontinuität ohnehin nicht erreichbar ist.

Ich denke, wir werden auch weiterhin genau das Menü sehen, was wir kennen: Bis in die Mittelklasse weitgehend standardisierte Modelle mit guter (besser werdender!) interner Abstrahlung, der (ggf. optionalen) Möglichkeit, extern abzustrahlen und gut vorintoniertem Klang mit Eingriffmöglichkeiten für den Interessierten. Denn diese Instrumente bieten zu einem vor 25 Jahren schwer vorstellbaren Preis-Leistungs-Verhältnis ein Paket, mit dem der allergrößte Teil der Kunden zufrieden zu stellen ist und der Hersteller überleben kann. Der kleine Rest der Kundschaft muss mehr Geld ausgeben, aber das ist ja nichts Neues und schon immer und überall so gewesen. Dass dieses Fachforum genau diesen "Rest" anzieht, liegt in der Natur der Sache. Aber mal im Ernst: Wir sind nicht "alle", noch nicht einmal "Die meisten". Wir sind die Nerds!


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07.09.2014 10:47
avatar  pvh
#37 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
pv
pvh

Hallo,

@Machthorn: Abgesehen von ganz wenigen Details, sehe ich das genauso. Danke für den umfangreichen und systematischen Beitrag.

Nochmals hervorheben möchte ich, dass es die Möglichkeit, externe Lautsprecher anzuschließen, und auch modulare Konzepte ja schon gibt. Wenn diese vom Großteil der Käufer nicht genutzt werden und/oder sich die konventionellen DO dennoch besser verkaufen, spricht das doch für sich. Und ich glaube wie Machthorn auch nicht, dass durch Weglassen von internen Lautsprechern und Verstärkern viel gespart werden könnte.

Beste Grüße von der Waterkant und einen schönen Sonntag noch
Christoph P.

P.S.:

Zitat von Laurie Phelps
Auch ich würde gerne mal meine Klassik 380 aus der am Ende des folgenden Videos gezeigten Anlage hören:

http://www.handelsblatt.com/video/made-i...d/10614198.html


[eek] ...einmal hören vielleicht, aber ich möchte keinesfalls solche Ungetüme im Wohnzimmer stehen haben und keinen Platz für nichts mehr sonst haben. Wenn ich wirklich ein unverfälschtes Musikerlebnis haben möchte, gehe ich ins Konzert, egal ob klassisch, Jazz oder Kirchenmusik. Wer so viel Geld übrig hat, kann ja auch mit dem Taxi in die nächste Großstadt ins Konzert fahren oder mal eben zu einer Aufführung der Metropolitan Opera jetten. [wink]


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07.09.2014 11:53
avatar  ( gelöscht )
#38 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Gast
( gelöscht )

Es sind ja gerade die "Nerds" wie wir, die neue Trends setzen und nicht die großen Massen. Z.B. das iPhone wurde ja von solch einem Enthusiasten erfunden und heute wollen es fast alle haben. Würde die "Dumme Masse" die Richtung vorgeben, dann hätten wir wohl immernoch Abakusse statt Computer, weil es eben schon "immer" so war.

Die Kunden sind ja keine statische Masse, nach deren momentanen Kaufverhalten man sich für unbegrenzt lange Zeit richten kann. Was heute noch funktionieren kann, wird morgen so nicht mehr gehen. Und gerade ein Forum wie dieses hier kann auch dazu beitragen Begehrlichkeiten zu wecken. Was hier geschrieben steht, lesen sowohl Kunden, als auch Hersteller. Gerade die Querdenker, die Traditionelles hinterfragen, haben im neuen Medium Internet gute Chancen Weichen zu stellen für eine veränderte Welt. Und hier und heute dreht sich dadurch das Rad besonders schnell! Wer nicht mitkommt, wird unter diese RäDer kommen und auf der Strecke bleiben. Ob man dies gut finden soll ist eine andere Frage - aber es ist wohl Realität.

Sicher wird nicht alles was diskutiert wird auch tatsächlich so umgesetzt werden. Aber nur durch neue Impulse können auch Veränderungen und Verbesserungen überhaupt angeregt werden. Die Hersteller werden sonst in Ihren Traditionen verharren, wenn sie nicht durch äußere Umstände gezwungen werden ihre Produkte zu verbessern. Das ist für sie billiger und einfacher.

Welche Weichen gestellt werden und was begehrlich sein soll, wird also auch u.a. an uns hier liegen. Die bisherige Kundengeneration fand es immerhin begehrlich, eine (digitale) Sakralorgel unbedingt in verschiedenen Holzarten und Farben angeboten zu bekommen. Unabhängig davon, dass dies vermutlich einen mind. ebenso immensen logistischen Aufwand erfordert wie eine mögliche Modularität und damit das Produkt unnötig verteuert. Manche wollten auch individuellere Lösungen, wie z.B. für den Transport teilbare Spieltische oder wählbare Dispositionen die vom Standard abweichen. Ebenso ein anderes Pedal als üblich, z.B. Radialpedal statt Parallelpedal usw.

Aufgrund dieser Kundenwünsche sind ja bereits die meisten Hersteller auf diese Forderungen eingegangen und bieten solche individualisierten Orgeln auch an. Leider nicht modularisiert, sodass hier teils unverhältnismäßig hohe Aufpreise zu zahlen sind. Wenn ich an die "Schlabbertastaturen" von neueren Roland-Orgeln erinnere, die für viele ein "NoGo" darstellen und damit ein ansonsten sehr gutes Instrument von vornherein aus der persönlichen Auswahlliste fallen lässt, dann frage ich mich, ob die Chancen für einen Verkauf nicht wesentlich höher wären, wenn der Kunde von vornherein eine gewisse Auswahl an modularen Klaviaturblöcken gehabt hätte. Anderen reichen diese Klaviaturen wiederum vollkommen aus. Und der eine will unbedingt Registerwippen, der andere lieber Manubrien in Eiche rustikal und der Dritte will endlich mit der Zeit gehen und hätte gern einen flexiblen Touchscreen und das Orgelgehäuse in Metallic-Lila. So unterschiedlich sind eben heute die Anforderungen!

Also wie man sieht ist der Umstand, dass unterschiedliche Varianten verwaltet werden müssen auch bisher keineswegs neu. Wer will auch schon, um des niedrigeren Preises willen, seine Orgel nur komplett in schwarz angeboten bekommen.
Also warum nicht auch schlankere Gehäusevarianten ohne interne Abstrahlung, passend zu heutigen Wohnverhältnissen?
Diese gesteigerte Variantenzahl aber jeweils als monolithische Orgelkonstruktion zu konzipieren wie es bisher gemacht wurde, wird der informierte Kunde von morgen aber nicht bereit sein zu bezahlen.

Hier stimme ich mit Michal vollkommen überein, dass dies nur über Modularisierung gehen wird. Die heutigen Modellpaletten lassen sich viel einfacher, preiswerter und letztlich mit besserem Gewinn für den Hersteller realisieren, wenn dies über einen Modulbaukasten realisiert wird. Die jeweiligen Flaggschiffe eines Herstellers, die nur in sehr geringen Stückzahlen verkauft werden, müssen doch letztlich bisher durch die große Masse an Käufern von Orgeln der unteren Preiskategorien mitfinanziert werden.

Die externe Abstrahlung gegenüber der internen Abstrahlung bringt nur Vorteile! Es stimmt nicht, dass dies nur mit optimierter Aufstellung und aufwändiger Einmessung funktionieren wird. Im Gegenteil, lassen sich durch einfach zu handhabende "Nahfeldaufstellung" sehr einfach die akustischen Einflüsse des jeweiligen Raumes verringern, wohingegen die interne Abstrahlung gerade den Raum äußerst ungünstig mit einbezieht, indem sie gegen die Wände abstrahlt und gegen die Knie. Ein guter Klang ist bei interner Abstrahlung also viel mehr ein Glücksfall, bzw. von aufwändiger Intonation im Raum abhängig, als bei externer Abstrahlung.

Gerade die Aufklärung der weniger informierten Kunden gegenüber den traditionellen, beharrlichen Irrtümern kann in einem Forum wie diesem zu breitflächigen Verbesserungen führen - und die DO mit einer ext. Abstrahlung muss wirklich nicht komplizierter sein als eine Stereoanlage.

Im übrigen habe ich lange genug mit großen Hornlautsprechern zur Abstrahlung meiner Orgel experimentiert um sagen zu können, dass dieses Konstruktionsprinzip nicht wirklich zum Orgelspiel taugt. Es sieht imposant aus, bringt unheimlich Schalldruck und Dynamik zum reproduzieren von Musikaufnahmen. Und ist natürlich ein großer Aufwand der richtig Geld kostet. Aber fürs Orgelspiel überwiegen deutlich die negativen Eigenschaften der Hörner in Form von Klangverfärbung und inkonstanten Frequenzverläufen. Gleich ob es sich um exponentiale, hyperbolische, sphärische oder sonstwie geformte und optimierte Hörner handelt. Außerdem hat man damit in üblichen Wohnraumgrößen eine maximale Einbeziehung der ungünstigen Raumeigenschaften in Form von Raummoden und frühen Reflexionen. Allenfalls macht das noch in Konzertsälen, Kirchen und im Freien einen Sinn um mit gegebenen Verstärkerleistungen ausreichend Schalldruck zu erzeugen. Vielleicht noch in einem akustisch stark bedampften Studio denkbar.

Gruß Michael


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07.09.2014 12:10
#39 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
avatar
Administrator

Zitat von Mikelectric
Es sind ja gerade die "Nerds" wie wir, die neue Trends setzen und nicht die großen Massen. Z.B. das iPhone wurde ja von solch einem Enthusiasten erfunden und heute wollen es fast alle haben. Würde die "Dumme Masse" die Richtung vorgeben, dann hätten wir wohl immernoch Abakusse statt Computer, weil es eben schon "immer" so war.


Sehe ich genauso. Von daher halte ich nur wenig von Denkverboten. Vorschläge sind zunächst vor allem publik zu machen; unser Forum ist ein geeigneter Ort dafür. Ob und wann die Ideen umgesetzt werden, ist nicht mehr unsere Sache.


Auf Orgelsuche.

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07.09.2014 13:18
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#40 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Das ist ja grundsätzlich alles richtig. Nur glaube ich nicht, dass der Verzicht auf externe Abstrahlung wirklich markttauglich ist. Der dafür gewährbare Preisnachlass wäre nicht riesig. Sofern es nur um das "nicht einbauen" von externer Abstrahlung geht, wäre nichts gewonnen.

Der genannte noch schlankere Spieltisch bringt aber wieder neue Entwicklungsarbeit und Kosten für ein Modell, dass dann mit interner Abstrahlung garnicht mehr baubar ist aber nicht auf große Stückzahlen käme und damit vermutlich sogar teurer wäre, als vergleichbare "Volumenmodelle". Dazu kommt, dass in der Bautiefe garnicht mehr so viel Spielraum ist, ohne die Standsicherheit zu gefährden. Wenn die scheren Lautsprecher im Unterbau wegfallen und zugleich die Standfläche verringert wird, erzielt die zwangsläufig vorn überhängende Klaviatur ein Übergewcht. Das müsste dann wiederum mit waagerechten Stützen unter/neben dem Pedal gelöst werden.

ich bleibe dabei: Auch die Fans externer Abstrahlung (das ist nicht despektierlich gemeint!) sind mit den aktuellen Modellen gut bedient. Und das Weglassen der internen Abstrahlung brächte keinen Preisvorteil. Welchen Grund sollte es dafür aber sonst noch geben?


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07.09.2014 13:46
avatar  PeterW
#41 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
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+ 12.1.2018

Zitat von Machthorn
Der dafür gewährbare Preisnachlass wäre nicht riesig.

Riesig sicher nicht. An der Spanne zeigt sich mal wieder die Qualität der Endstufen und Lautsprecher.

Zitat von Machthorn
Und das Weglassen der internen Abstrahlung brächte keinen Preisvorteil. Welchen Grund sollte es dafür aber sonst noch geben?

Was nicht vorhanden ist, kann nicht abrauchen, z. B. Endstufen, die schon vor > 40 Jahren auf dem Reißbrett entstanden.
Der Hauptgrund jedoch: Der Klaaang!


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07.09.2014 13:51
avatar  pvh
#42 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Mikelectric
Es sind ja gerade die "Nerds" wie wir, die neue Trends setzen und nicht die großen Massen. Z.B. das iPhone wurde ja von solch einem Enthusiasten erfunden und heute wollen es fast alle haben. Würde die "Dumme Masse" die Richtung vorgeben, dann hätten wir wohl immernoch Abakusse statt Computer, weil es eben schon "immer" so war.


Zitat von Gemshorn

Zitat von Mikelectric
Es sind ja gerade die "Nerds" wie wir, die neue Trends setzen und nicht die großen Massen. Z.B. das iPhone wurde ja von solch einem Enthusiasten erfunden und heute wollen es fast alle haben. Würde die "Dumme Masse" die Richtung vorgeben, dann hätten wir wohl immernoch Abakusse statt Computer, weil es eben schon "immer" so war.


Sehe ich genauso. Von daher halte ich nur wenig von Denkverboten. Vorschläge sind zunächst vor allem publik zu machen; unser Forum ist ein geeigneter Ort dafür. Ob und wann die Ideen umgesetzt werden, ist nicht mehr unsere Sache.



eine "Masse" sehe ich bei den DO-Interessenten und Käufern aber gar nicht, eher ein kleines Häuflein und versprengte Nerds, deren Ideen und Bedürfnisse wirtschaftlich für die Hersteller vermutlich nicht ins Gewicht fallen. Und gerade die Massen-Erfolge von Apple wurden mit unkompliziert zu bedienenden all-inklusive-Produkten erzielt, die erst einmal gar nicht mit anderen Produkten kompatibel waren/sind. Und der Erfolg wurde erzielt, obwohl die Geräte vom materiellen Wert der Bauteile her anscheinend heillos überteuert waren/sind. Oder sind die (i)Mac-PC modular aufgebaut und preisgünstig? Hingegen waren/sind ja traditionelle PC mit DOS/Windows ein Eldorado für Modularisten und Schrauber. Aber klar, dennoch sollten die eigenen Ideen und Vorschläge in einem Forum wie diesem natürlich veröffentlicht und diskutiert werden.

Zitat von Mikelectric
Sicher wird nicht alles was diskutiert wird auch tatsächlich so umgesetzt werden. Aber nur durch neue Impulse können auch Veränderungen und Verbesserungen überhaupt angeregt werden. Die Hersteller werden sonst in Ihren Traditionen verharren, wenn sie nicht durch äußere Umstände gezwungen werden ihre Produkte zu verbessern. Das ist für sie billiger und einfacher.


Veränderungen müssen aber keine Verbesserungen und können auch Verschlechterungen sein. Dies zeigen beispielsweise die Technik-Innovationen im Bildungswesen, die in empirischen Studien im Vergleich zu traditioneller Methodik keine besseren und manchmal schlechtere Lernergebnissen zeigten. Mancherorts werden Whiteboards anscheinend schon wieder abgebaut. Und wer redet noch von den Sprachlaboren und computerisierten Lernprogrammen der 70er Jahre? Ich bin deswegen im Bildungsbereich für vorsichtige und empirisch kontrollierte Veränderungen.

Der Unterschied, den ich zwischen mir und anderen Diskutanten sehe (muss man hier gar nicht gendern, oder?), ist der, dass ich glaube, dass machbare, sinnvolle und markttaugliche Vorschläge und sowieso alles, was wirtschaftlichen Erfolg erwarten lässt, schon von den Herstellern aufgegriffen werden. Was nicht aufgegriffen wird, genügte diesen Kriterien vielleicht einfach nicht.

Und um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich würde eine DO mit eingebauter Abstrahlung kaufen, auch wenn sie 200-500 Euro teuer wäre als eine DO ohne, selbst wenn ich von vorne herein zu Hause einen eigenen Verstärker und Lautsprecher nutzen würde. Beispiele für Gründe: Wiederverkauf, kurzfristige Nutzung in Kirche/Kapelle, Nutzung in anderem Raum, Platzprobleme (im kleinen Arbeitszimmer), Weiterüben bei Defekt der externen Anlage...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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07.09.2014 14:27
avatar  ( gelöscht )
#43 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Gast
( gelöscht )

Zitat von chp
Der Unterschied, den ich zwischen mir und anderen Diskutanten sehe (muss man hier gar nicht gendern, oder?), ist der, dass ich glaube, dass machbare, sinnvolle und markttaugliche Vorschläge und sowieso alles, was wirtschaftlichen Erfolg erwarten lässt, schon von den Herstellern aufgegriffen werden. Was nicht aufgegriffen wird, genügte diesen Kriterien vielleicht einfach nicht.


Das ist sicher soweit richtig. Aber wo keine neuen Impulse kommen, kann auch nichts aufgegriffen werden. Und die Impulse können nur hauptsächlich aus den Reihen der Anwender kommen. Früher geschah das vielleicht über Gespräche auf Fachmesssen, die einmal im Jahr stattfanden und dem Hersteller Resonanz gaben, oder durch einzelne schriftliche Anfragen. Heute kann das Medium Internet viel schneller zum Austausch genutzt werden, wie z.B. hier im Forum.

Wenn ein gewisser Prozentsatz hier Änderungen gegenüber aufgeschlossen ist oder sogar dringend wünscht, so wird ein kluger Hersteller auch im Internet diese Meinungen eruieren und selbst abwägen, was er davon für wichtig und verfolgenswert erachtet. Das sind natürlich für ein Unternehmen strategisch wichtige Entscheidungen. Man kann mit Veränderungen sicher genauso daneben liegen, wie man durch das ignorieren von Trends das Unternehmen ins Abseits manövrieren kann.

Aber auch der Kreis der Kunden informiert sich zunehmend im Internet und bekommt neue Impulse und Trends rasch mit. Möglicherweise schneller als einzelne Hersteller darauf reagieren. Diese Hersteller verschlechtern dadurch dann ihre Chancen am Markt.

Die Aussage, eine interne Abstrahlung würde nicht wesentlich zum Gesamtpreis der Orgel beitragen, kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen
Wenn anscheinend ja schon ein Preisunterschied besteht, ob ein Pedal mit 27 oder 30 Tasten verwendet wird, um wieviel mehr gegenüber den 3 Pedalhölzchen wird wohl eine Abstrahlung mit 12 Lautsprecherchassis und 12 Verstärkern ins Gewicht fallen? Diese müssen auch noch alle einzeln verkabelt und mit schalldurchlässigen Abdeckungen versehen werden. Nicht zuletzt muss der ganze Käse auch noch vorintoniert werden, da es sich ja um kein lineares Abstrahlsystem handelt.

Auch das Argument der Standfestigkeit von schlanken Spieltischen kann wohl kaum mit dem "nötigen Gewicht" von schweren Lautsprechern begründet werden - dann müssten heutige Midi-Spieltische für HW/GO ja aller Nase lang umfallen [grin]


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07.09.2014 16:21
#44 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
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Administrator

Zitat von chp
Der Unterschied, den ich zwischen mir und anderen Diskutanten sehe (muss man hier gar nicht gendern, oder?)


"Diskutanten" ist doch schon ge-gendert; Tanten sind doch weiblich?
*duck und weg*


Auf Orgelsuche.

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07.09.2014 16:21
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#45 RE: Warum überhaupt interne Abstrahlungen?
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Zitat
12 Lautsprecherchassis und 12 Verstärkern


Diese Lautsprecherzahlen erreichen nur ganz wenige Orgeln, z.B. die dreimanualigen Concerto/Sonus und Unico x00.

Zitat
Nicht zuletzt muss der ganze Käse auch noch vorintoniert werden


Einmal für die ganze Serie, danach werden nur noch Daten zurückgespielt.

Zitat
Auch das Argument der Standfestigkeit von schlanken Spieltischen kann wohl kaum mit dem "nötigen Gewicht" von schweren Lautsprechern begründet werden - dann müssten heutige Midi-Spieltische für HW/GO ja aller Nase lang umfallen [grin]


Diese weisen aber in der Regel mindestens die gleiche, wenn nicht sogar noch mehr Bautiefe als herkömmliche Spieltische auf. Das Argument, war aber, dass man durch weglassen eine geringere Bautiefe erreichen könnte. Dann besteht das Risiko tatsächlich.


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