Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Berufsorganist oder Nebenamtler
Na, endlich mal wieder etwas, wo ich mitreden kann.
Ich hab nach einer zweijährigen Ausbildung "so nebenbei" endlich mal wieder ein bissel Luft, und damit auch wieder guten Willen hier mitzuschreiben ... da ich aber leider weder eine midifizierbare Orgel hab (nur gelegentlich mit Keyboard und iPad unterwegs bin), noch hauptsächlich mit dem Gotteslob zu tun habe ... kann ich oft nur interessiert lesen...
Tja, ich hab "Berufsorganist" angeklickt - obwohl ich orgelmäßig auch nur einen C-Schein hab (allerdings mit Ziel B 3 Jahre an einer "ordentlichen" Ausbildungsstätte war), und damit nur "nebenberuflich anstellbar" bin ... sitze ich doch mit einer 60%-Stelle schon über 25 Jahre auf einer B-Stelle, örgel (fast) jeden Sonntag und bekomme Gehalt für diese und andere musikalische "Taten" hier in der Gemeinde ... also hab ich mal doch bei Berufsorganist geklickt.
Sollte das als anmaßend empfunden werden ... muß sich schnell ein anderer Berufsorganist finden, "meine" Stimmen nehmen und ich klick dann auf "Nebenamt" ... oder so ...
(Da sieht man mal, wie vielfältig das Orgelleben so ist ... wie auch in anderen Postings.)
Hallo Chrimo,
das klingt doch gut, würde ich meinen.
So eine Anstellung lässt genügend Freiraum für anderes und beschert wahrscheinlich mehr "Einkommen", als der sonntäglich zugesteckte Obulus für den Hobby-Organisten.
Was die derzeitigen Diskussionen und Themen hier in der Community betrifft:
Fühle dich ermutigt, deine Themen einzubringen! [smile]
Alles hat seine Vor- und Nachteile...
Bei uns liegt - offiziell - die Orgelvertretungsgebühr mit mindestens C-Schein bei 36 €. Fahrgeld ist Verhandlungssache, manche verstehen es inklusive (und andere versuchen den Aushilfsorganisten mit 10 € abzuspeisen).
In einer C-Stelle werden für einen regelmäßigen Sonntagsgottesdienst in Brandenburg 12% der Anstellung veranschlagt ... und das kommt dann so in etwa wieder auf's Gleiche raus - ich nehme sogar an, genau auf dieser Grundlage werden die Vertretungssätze ausgerechnet.
Tja, hat den Nachteil, man MUSS da sein - und den Vorteil, daß man auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall (was allerdings bei mir höchst selten ist) bezahlt wird [wink]
Bei B-Stellen gibt es nur 5% pro Gottesdienst - dafür aber 20% Übpauschale (allerdings: 8 Stunden für ALLE Instrumente, bei mir fällt auch für Blech einiges an, und für meinen gemeindlichen Gitarrenunterricht muß ich auch mal üben... und außer für Gottesdienste sitz ich ja noch für Konzerte in der eig. Gemeinde an der Orgel...).
Hab mal mit einem Berufsgeiger darüber gesprochen - über 8h Üben pro WOCHE wollte der sich totlachen.
Allerdings wird da Üben nicht explizit bezahlt, aber bei der Bezahlung der Proben- und Auftrittszeiten mit berücksichtigt.
Im aktuellen "Forum Kirchenmusik" ist ein interessanter Artikel über den Verwaltungsirrsinn, den "freilaufende" Organisten über sich ergehen lassen müssen - es wird immer schwieriger. Personalnummer für jede einzelne Gemeinde, wo man vertritt (im Beispiel: neun); Auszahlung 4 Monate später, beim entsprechenden Vorgang weder Tag, Ort noch Anlaß ersichtlich...
Zitat: "So arbeiten Verwaltungsvorschriften, Arbeitsrecht, Steuerrecht und Sozialversicherungspflicht in Dschungelmanier gegen mich, der das alles gar keinen Spaß mehr macht. Ich bin Organistin! Ich will doch nur spielen!"
Da lob ich mir schon, schlicht und einfach mein monatliches Gehalt überwiesen zu kriegen... und bei der Beerdigungsörgelei reicht der Steuer ein jährlicher Ausdruck von den zwei hier ansässigen Instituten mit den Zahlungen an mich. Fertig.
#20 RE: Berufsorganist oder Nebenamtler
Heiliger Bürokratius, ora pro nobis!
Bei uns geht es, Gott sei Dank, noch relativ unbürokratisch zu. Vertretungsdienste in anderen Gemeinden werden nach jeweiliger landeskirchlicher Dienstordnung vergütet - Kilometergeld ist selbstverständlich. Am Jahresende bekomme ich von den zuständigen Rentämtern eine Liste, aus der hervorgeht, wann ich wo gespielt und was ich dafür bekommen habe. Diese Listen reiche ich mit der Einkommensteuererklärung ein. Eher unkompliziert also.
Ich lebe ja an der "Grenze" zwischen der rheinischen und der hessen-nassauischen Landeskirche. Bei der Honorierung gibt es da gewisse Unterschiede. Mein eigener Arbeitgeber, die hessen-nassauische Kirche, zahlt generell besser.
Außerdem hat das Rentamt "im Rheinischen" mal versucht, mich über den Tisch zu ziehen. Sie haben mir ohne Rücksprache und Begründung einfach mal den C-Tarif für einen Dienst vergütet. Als ich Krach geschlagen habe, bekam ich zur Antwort, es gebe eine Bestimmung, dass eine Gemeinde, die bestenfalls eine C-Stelle besetzen dürfe, auch Vertretungsdienste nicht höher honorieren könne. Da habe ich dann erst richtig Krach geschlagen bis in die Kirchenleitung und der Pfarrerschaft des Kirchenkreises mitgeteilt, sie möge fürderhin bei Vertretungswünschen den zuständigen Sachbearbeiter im Rentamt als Organisten anfordern ... Das wirkte. Ich stand kurz davor, nicht mehr bei den Rheinländern zu spielen. Die Hessen suchen ja ständig händeringend... Allerdings bin ich mit etlichen rheinischen Pfarrern in den Nachbarorten gut befreundet und schätze ihre Predigten.
Kasualien-Honorare lasse ich mir grundsätzlich direkt bar auszahlen. Da bin ich es leid, wegen ein paar Euro wertvolle Freizeit mit Nachforschungen und Telefonaten zuzubringen.
Zum Glück habe ich keine Kasualien im Dienstumfang. In Gießen wird "zentral" beerdigt.
In Berlin-Brandenburg und in Sachsen wird ganz offensichtlich ein höherer bürokratischer Aufwand getrieben. Für zwei Dienste in der sächsischen LK (vor ein paar Jahren, urlaubender Weise) habe ich bis heute kein Honorar bekommen. Irgendwo im Dschungel zwischen Bürokrazien und Absurdistan war da der kleine grüne Aktenfresser unterwegs und ich hatte keine Lust, ihn zu jagen.
LG
Michael
Na, das ist mal auch ne Begründung, nur zahlen wie mögliche Stellenbesetzung...
Brandenburg macht es sich da ganz einfach: es gibt einen Tarif für "ohne Prüfung" (worunter auch D-Schein zählt) - und einen für "mit". Und das gilt dann unterschiedslos für A, B, C. Punkt.
Wobei ... ich habe schon wunderbar örgelnde "Scheinlose" (z.B. meinen Vater) und ganz schreckliche B-Scheinheilige erlebt ... aber das ist dann wieder ein ganz anderes Thema...
Bei einem Überfluss an Organisten ist es gewiss schwierig, höhere Tarife auszuhandeln.
Als mich ein Pfarrer vor einer halben Ewigkeit mit EUR 10,- abspeisen wollte (bin ja "ungeprüft", erzählte ich ihm was von Angebot und Nachfrage. Er hat den Wink verstanden... [wink]
#23 RE: Berufsorganist oder Nebenamtler
Der Hintergrund des Disputes mit dem Rentamt war folgender:
Die rheinische Kirche ist von unten nach oben aufgebaut. D.h. die Gemeinden sind die Empfänger der Kirchensteuer. Sie geben an Kirchenkreise und Kirchenamt das ab, was die zur Selbstfinanzierung brauchen. Die "Steuersätze" legt die Landessynode fest. Die hat nun schon vor Jahren die Gemeinden verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz ihres Etats einzusparen, damit die Quote für übergeordnete Aufgaben nicht sinkt. Da hat man es eben mal bei mir probiert ...
Dass die Probierer seither bei mir auf der Liste der Personen stehen, dem ich etwas weniger vertraue als dem Rest der Welt - damit müssen sie jetzt leben.
Ich hatte da schon mal ein Schlüsselerlebnis - das war, bevor ich an die Wichernkirche ging. Damals hatte ich keine feste Spielverpflichtung und habe überall in der Gegend vertreten. Da fragte mich ein (rheinischer) Pfarrer mal, ob ich mir vorstellen könnte, in seiner Gemeinde für lau die Orgel zu schlagen.
"Gar kein Problem", habe ich entgegnet. "Wenn Du umsonst predigst..." Damit war das Thema vom Tisch. Über die Höhe meines Honorars hätte ich ja mit mir reden lassen. Aber zu erwarten, dass ich auch noch meine Fahrtkosten drauflege, das war schon dreist. "Du gehst doch eh sonntags in die Kirche, dann kannst Du doch auch die Orgel spielen", war die Argumentationslinie.
Dass diese Gemeinde Geld für Band-Equipment, Verstärker, Mikrophone für den "Gesang" des "Gospel-Chores" etc. hatte, erwähne ich nur am Rande.
Man hat es dann - um die teuren Organisten zu sparen - übrigens mit Orgelbegleitung aus der Konservendose versucht. Wiedergegeben aus den schmalen, alten Strässer-Lautsprechern, aus denen selbst eine Sprechstimme klingt wie aus der Mülltonne. Das Kirchen-Karaoke ging gründlich in die Hose ...
Ob ich eine gewisse, kleine Schadenfreude nicht verhehlen konnte? Neiiiiiiin, wie kommt Ihr nur DARAUF?
LG
Michael
Hallo, genau so erging es mir bei meiner ersten Stelle im Murnauer Land.
Dort wollte man eine C-Stelle nach wenigen Jahren auf eine ehrenamtliche Stelle reduzieren.
Die Begründung war, dass man für dieses Geld professionelle Gospel oder Sakralpopchöre für Konzerte einladen wollte.
Das Problem ist , dass viele Gemeinden sehr wohl das Geld hätten, sogen. Ehrenamtliche zu bezahlen, es aber Mode geworden ist, über das Gejammer angebl. nicht vorhandenerGelder für Kirchenmusik, ganze KiMU Stellen zu streichen, oder mindestens einzusparen.
Dabei geht es nicht um Qualität Ehrenamtler oder Berufsmusiker. Nein ,aber niemand der einen Beruf ausübt sieht es gern wenn seine Stelle von einem Ehrenamtler besetzt wurde. Das ist erst mal generell der Fall.
Kein Notar, keine Krankenschwester, kein Lehrer möchte so etwas erleben.
Und es ist nun mal Fakt dass mit der Nummer " wir können leider nur ehrenamtl. Stellen anbieten" in den allermeisten Fällen!! dies so weder sein müsste.
Ich habe an vielen Stellen, wo es nur Ehrenamtler ohne Bezahlung gab, erreichen können, dass Ehrenamtler auch eine Bezahlung erhalten. Das mag nur innert der evangl. Kirche Österreich anders sein, aber selbst dort gibt es immer auch Versuche, diesen Umständen des Orgelns für einen feuchten Händedruck entgegenzu wirken.
Ehrenamtliches Georgel ist letzten Endes kaschiertes Lohndumping, ausschliesslich auf Kosten der Musiker, schitegal ob mit Studium oder ohne, mit Schein oder ohne .
Letzten Endes ist selbst bei uns Evangelischen genug Geld für Krims Krams, und was nicht alles für Anlässe und Experimente da, aber die Musiker werdenzunehmend in Ehrenämter gelullt.
Und wenn man Glück hat , meint genau der Pfarrer, der soeben einer saftige Gehaltserhöhung entgegensah,wie wichtig das Ehrenamt der KiMu sei!
Von Daher ist das Krachschlagen von Wichernkantor zwingend nötig und wichtig um letztlich nicht als Stillhaltende Sonntagsdienstler zu versanden, die ohnehin alles und jedes machen und mitmachen....
Es ist doch merkwürdig wenn eine halbe B-Stelle auf Ehrenamt gestuft wird und diese nach 2 Jahren nachdem die Stelle so niemand genommen hatte, erst eine Vollzeitstelle C mit zusätzl. Sondervergütungen geschaffen wurde.
Dabei war die Begründung des Abschaffens der B-Stelle, angebl.Geldmangel. rgel:
Wie Wichernkantor schon richtig ausführte, lassen sich die Herren Prediger deren fromme Worte sehr wohl versilbern.
... wobei man anmerken muß, das VERTRETENDE Geistliche (hier hilft ein sehr fähiger PräDikant regelmäßig aus, auch immer mal Ruheständler) zumindest in Bln.-Brandenburg grundsätzlich bestenfalls Kilometerpauschale kriegen - da sind Örgelnde mit ihren 36 € (auf Honorarschein und selbst zu versteuern) immerhin schon besser dran...
Leider wird oft nicht gesehen, daß Vertretungen aller Art eben nicht 1:1 einen angestellten Kirchenmusiker ersetzen - Liedgut erarbeiten, auf Vielfalt und Qualität achten, Beziehung leben ... klappt zumindest nicht, wenn sich diverse Musiker abwechseln. Wobei es bei uns (ev.) wohl fast keine auschließlichen Orgelstellen mehr gibt - und dann hängen immer noch Gruppen dran wie Chöre ... die dann ggf. bei Stellenwegfall oft eingehen, da es mit Ehrenamtlern, die sich dauerhaft einbinden lassen, eben auch mau aussieht.
Kath. Kirchenmusiker gibt es auf dem Gebiet unseres frisch zusammengelegten, bald saarlandgroßen Kirchenkreis grad mal einen ... hier vor Ort nicht mal mehr einen Ehrenamtler, ja, die letzte Pfarrstelle ist auch gestrichen worden - das einzige, was in der riesigen, intakten Kirche noch stattfindet, sind vierzehntägig Vorabendmessen, wo meist ein Gottesdiensthelfer aus 40 km Entfernung anreist ... tiefste Diaspora eben.
#26 RE: Berufsorganist oder Nebenamtler
Das ist mir übrigens auch schon aufgefallen: Entlang von Oder und Neiße gibt es auf deutscher Seite relativ viele und große kath. Kirchen, dazu etliche barocke Klöster mit mustergültig restaurierter Bausubstanz. Personell sieht es da aber ziemlich duster aus. Da hat ein einziger kath. Pfarrer einen Bereich zu betreuen, der in Italien ein Erzbistum wäre ..
Wir waren über den Nationalfeiertag ein verlängertes Wochenende in der Gegend zwischen Bautzen, Görlitz und Zittau unterwegs und hatten Quartier in Herrnhut. Sieht man einmal von den stattlich herausgeputzten StäDtchen und der anmutigen Landschaft rund um das Zittauer Gebirge ab, ist das eine hochinteressante Orgellandschaft. Nicht nur die große "Sonnenorgel" in St. Peter und Paul, die ja Schwytzerdytsch spricht. Auch in kleinen Dörfern stehen oft mit Augenmaß restaurierte Instrumente oder Neubauten der sächsischen Traditionsfirmen.
Der Stellen-Kahlschlag in der Kirchenmusik kam übrigens nicht unerwartet. In meinen Studien- und Wanderjahren Anfang der 70er wurden in den Ballungsräumen hauptamtliche Stellen en Masse eingerichtet. Wir hatten noch nicht Examen, da hing das schwarze Brett in der MHS voll von Zetteln: "Gemeinde X sucht händeringend Kantor, Dienstwohnung (140 qm) wird gestellt - unsere neue Orgel (III/50) bauen wir nach Ihren Wünschen." Der Umstand, dass es sich bisweilen um "Luftkurorte" wie Wanne-Eickel oder Gelsenkirchen-Buer oder um Köln-Kalk, Duisburg-Rheinhausen und andere pulsierende Metropolen handelte, wurde da billigend in Kauf genommen.
Damals hatten wir einen Prof., der uns dringend riet, auf ein zweites Standbein neben der KM zu setzen. Er prognostizierte, dass der Stellenboom sich binnen 20 Jahren ins Gegenteil umkehren werde. So sind viele Kollegen, die auf solche Stellen gingen, die ersten und zugleich letzten Hauptamtlichen in diesen Gemeinden geworden. Die Kirchen werden heute profaniert, die Orgeln nach Polen verkauft.
Die Kollegen, sofern sie noch im aktiven Dienst sind, brauchen heute als "Seelsorgebereichsmusiker" einen Diensthubschrauber, wenn sie keine andere Option haben. Neue Stellen werden nur noch für "eierlegende Wollmilchsäue" ausgeschrieben. Da erwarten die Gemeinden vor allem jemanden, der den reiferen Damen der Gemeinde beibringt, wie man die Hüften rollt und dazu lasziv angelsächsische Laute in ein Mikrophon drückt ("Dschiehsass laffs juuhh". Das nennt sich dann Gospelchor. Außerdem muss er mit der Gitarre vor dem Bauch den Bi-Ba-Butzemann im Kindergottesdienst machen und möglichst viele "Kindermusicals" aufführen, in denen die kleinen Stars lernen, wie aus leisen falschen Tönen durch den Gebrauch des Mikrophons unter den verzückten Blicken der Patchwork-Familie laute falsche Töne werden ... Eine gute Vorübung für spätere Casting-Shows ...
Boah - seid mir nicht böse, wenn mir da der Satiregaul durchgeht. Ich will niemanden düpieren, der versucht, das so seriös wie möglich zu machen. Aber da wurde ich Augen- und Ohrenzeuge von "Events", die Löcher in die Socken brannten und bei denen sich die Fußnägel rollten ...
LG
Michael
Das sind ja vergleichsweise noch goldene Zustände...
Ihr erinnert euch an meine Unzufriedenheit mit dem Barock-Hobel vor Ort? Mein jahrelanges Betteln und Drängen - dokumentiert in etlichen Briefen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie dem Pfarrgemeinderat zur Diskussion vorgelegt wurden - verhallte ungehört, woraufhin ich mit Beginn des Neuen Jahres die Segel strich, den Staub von meinen Füßen schüttelte und weiterzog. Kommentiert wurde mein Abgang mit den Worten: "Das kommt jetzt aber unerwartet..."
So hatte man also zugehört... So ernst war mein jahrelanges Lamento genommen worden. Nun gut.
Mein Geheimdienst arbeitet indes tüchtig; ich erfuhr, dass bis auf wenige Ausnahmen und Interimsorganisten nun seit vielen Wochen die Orgel schweigt. Die Gemeinde singt abwechselnd die Schubert- und die Haydnmesse aus dem neuen Gotteslob - und niemand ist so recht unzufrieden mit der Situation.
Nun denn: So viel zum Tageswert der Kirchenmusik in Österreich.
Vielen Dank Wichernkantor für Deinen Bericht betreffs der heutigen "Stellenausschreibungen":
Es gibt heute keine einzige Ausschreibung mit der Forderung: ..."wir wünschen uns einen Kantor/Kirchenmusiker mit besonderem Schwerpunkt der Popularmusik ,mit dem Wunsch des Ausbauenes dieser Richtung".
Zu meiner Ausbildungszeit begann der Schwachsin mit der Ausrichtung auf German Gospel und Popularmusik in der Kirche.
Darum haben die Orgelklassen ausserhalb von Wunderlich in HH für einen Bach nur max. 2 Unterrichtstunden gebraucht und sollten statt dessen aus den ersten Swing oder Gospelbänden aus dem Verlag für Neue Musik spielen.
Meine letzte Stelle sollte per neuer Dienstausrichtung künftig 50 % dieses Unfugs mit Popularmusik ausmachen.
Mein Nachvolger tat dies, mit dem Erfolg, dass nunmehr nicht mal die klassischen GoDi Besucher kommen und wenigstens die Stammkollekte erhalten bleibt, sondern nun 50 % der Go Di Besucher wegbrachen in genau 16 Monaten und darüber im Kirchengemeinderat sich Fassungslosigkeit breit machen will!! [sad]
Mag sein dass meine Orgelmusiken mit Bach, Bruhnsen , Bux , Mendelssohn und P. Horn und paar Regern für manchen einseitig ausgerichtet war, aber wir hatten immerhin um 80 -200 Zuhörer zu diesen Konzerten.
Zu den Feiertagen gern auch mehr.
Diese Zahlen erreichen die Münchner Hauptkirchen heute -wo doch dort überall wie verrückt gegospelt, gegroovt und gejazzt wird- keineswegs mehr.
Aber auf die Idee, dass daran am Gesamtkonzept etwas nicht stimmt, kommt man erst sehr langsam.
In Matthäus ist man zum Glück wieder auf dem Wege dies zu ändern.....
Zitat
Mein Nachvolger tat dies, mit dem Erfolg, dass nunmehr nicht mal die klassischen GoDi Besucher kommen und wenigstens die Stammkollekte erhalten bleibt, sondern nun 50 % der Go Di Besucher wegbrachen in genau 16 Monaten und darüber im Kirchengemeinderat sich Fassungslosigkeit breit machen will!! [sad]
Mag sein dass meine Orgelmusiken mit Bach, Bruhnsen , Bux , Mendelssohn und P. Horn und paar Regern für manchen einseitig ausgerichtet war, aber wir hatten immerhin um 80 -200 Zuhörer zu diesen Konzerten.
Zu den Feiertagen gern auch mehr.
Diese Zahlen erreichen die Münchner Hauptkirchen heute -wo doch dort überall wie verrückt gegospelt, gegroovt und gejazzt wird- keineswegs mehr.
Oh, sowas habe ich schon lange vermutet. Schön, dass es du das tatsächlich mit einem Ereignis belegen kannst! Kirche ist halt Kirche, und die hat ihre eigene Musik. Kein Wunder, um live Pop, Jazz oder Rock zu hören kann ich auch des Abends in die Stadt gehen, da bekomme ich das vierlerorten in besserer Qualität und passenderer Atmosphäre geboten als in der Kirche.
Das Problem an sich ist dass, wie von schon einmal von mir dargelegt worden war , niemand auf die Idee käme in der Oper diese nun sakral anzuhauchen oder eine Sakraloper im Nationaltheater aufzuführen.
Und es braucht nun hoffentlich nicht noch weitere Jahre der "Erfahrungen" über diesbezügliche schmerzliche Besucherzahlenrückgänge in den Orgelmusikkonzerten.
Aber es ist sicherlich auch so, dass mancherorts andere Erfahrungen oder Beobachtungen gesammelt werden.
Aber letzten Endes sollte es dabei bleiben was Drischner schon gesagt hatte:" Die Gottesdienstbesucher sind oftmals geplagte und mühseelig beladene, Halt suchende Mitmenschen, die nicht irgendetwas vorgeorgelt bekommen wollen, sondern erwarten können dürfen, dass genau ihre Seele angesprochen wird. Dafür sind wir da und das ist unsere Aufgabe." Und dies ist nicht mit dem freizeitvergnüglichen georgel , "Fun and Play", "Jazz and Church", "A Jazzy Organ Evening, "Jazz an der Orgel- für alle die mal was anderes suchen, als verstaubte Orgelklänge"----alles Originaltitel für Kirchenkonzerte, und alle können raten ,wie oft die Besucher zu solchen kamen oder in wie vielen GoDi diese Besucher kamen. Könnte alles egal sein, dann aber sollte die Kirche ein Konzertsaal werden.
"KIMu sei nicht zum Vergnügen oder gar zum Zeitvertreib gedacht"; so mahnte Wunderlich unseren Studiengang, gar noch zu einer Forderung nach einem: "SDG"!!! Wem dies nicht schmecke ,stünde ja die Pianistenlaufbahn oder gar der Unterhaltungssektor offen..... Heute überwiegt der Popkantor, der für die echte Popkarriere zu wenig drauf hat und garantiert floppen würde auf "Dem freien Markt", aber für die Kirchenmusik gerade gut genug zu sein scheint. [sad]
Und letztlich den Kasperl der KiMu darstellt und dies logischerweise zwangsläufig zu einem verschwinden der Kirchenmusik als solche,(genuin wie Präludien und Fugen, Choralvorspiele etc...)von der Bildfäche hatte. Verdi verlangte im Alter einen Kompositionssstil Palestrinas,wenn wir, so schrieb er,Authentisches und Werke von Dauer erschaffen wollen. Mozart hat seinen Kompositionsstil nach der Begegnung mit Bach Partituren neu überdacht, siehe auch seine diesbezügl.Briefe. Konstanze über seinen requiemauftrag: "Zum ersten Mal durfte er eine richtige grosse Kirchenmusik schreiben, wonach er sich sein Leben lang gesehnt hatte." Und nicht den von seinem Erzbischof geforderten Tingeltangel....
Jede Zeit hat "Ihre" Musik? Ich denke so einfach ist es nicht, zumindest gebührt der KIMu eine nicht mit anderen Zeit-und Musikströmungen zu vergleichende Position.
Dazu allen zu diesem Thema interessierten Organisten ein Buchtipp, so dies denn hier gestattet sei. Titel: "Gottesklänge" erschienen in der Evang. Verlagsanstalt in Leipzig.
Gemshorns Erfahrungen machte ich ähnlich vor etwa 18 Jahren im Ammerseegebiet an einer Gemeinde,nachdem ich die Probleme der PO abzustellen wünschte (Stimmung und Wartung der schwerstgehenden Mechanik), und als Antwort auf diese einfach ein Harmonium aus einem Kloster angeschafft wurde mit dem Hinweis, dies würde nun ja wohl kaum Probleme machen........
PS: Und freilich muss es in vorangegangener, meiner eigenen Antwort heissen: Nachfolger und nicht NachVolger ! [sad]
Gruss Chris
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!