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Repertoirebegrenzung
Zitat von EbiZitat von Tabernakelwanze
Ich kenne keine Gemeinde (rk + ev) bei uns in weitem Umfeld, die "Wachet auf" und "Wie schön leuchtet der Morgenstern" nicht kennt. Das sind doch uralte Gassenhauer.
Stimmt. Diese und viele weitere haben wir sogar in der Schule gesungen. Damals - in den 60er Jahren - war noch tägliches Choralsingen angesagt, bevor wir mit dem Unterricht anfingen und bevor wir auf den Nachhauseweg entlassen wurden....
So etwas gibt es wohl heute nicht mehr, oder? Tempi passati....
Tempora mutantur... Heute singt man nicht "Der Morgenstern ist aufgedrungen" (auch ich hab das gesungen, mein Klassenlehrer war lutherisch [grin] ) heute singt man, wenn überhaupt: We wish you a merry christmas (und preist damit den "Feigenpudding": Wer um alles in der Welt weiß in unseren Breiten was Feigenpudding ist? ) oder Rudolf the red-nosed reindeer...
P. S. Ich habe überhaupt nichts gegen Engländer, Amerikaner oder englische Weihnachtslieder oder Carols... Kann man machen, aber den Rest, das eigene Liedgut sollte man halt nicht vergessen.
Mit geistlichem Liedgut in der Schule (und anderswo außerhalb von Kirchenmauern) ist es bei uns im tiefsten Brandenburg natürlich so eine Sache. Da beschweren sich schon mal Zuhörer unseres Programms im örtlichen Seniorenklub, das Weihnachtsprogramm wäre ja so furchtbar fromm gewesen ..... wenn wir nur Lieder wie "Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen" singen...
Was mich aber fast noch mehr erschreckt - auch bei volkstümlichen Liedern zucken meine Instrumentalschüler regelmäßig mit den Achseln! Daß ausgerechnet "Jingle Bells" so bekannt ist, hat in dem Zusammenhang auch damit zu tun, daß zumindest der Refrain halt mit 5 Tönen auskommt, noch dazu mit vielen Tonwiederholungen. Da findet sich leider nicht viel Deutsches (bestenfalls "A, a, a, der Winter, der ist da" - Kindergarten-Melodie... ). So hat mein Anfänger-Sohn es diese Woche gleich in zwei "Konzerten" auf zwei Instrumenten vorgeführt: Gitarre (Melodie) und Tenorhorn...
...andererseits: Am Sonntag war bei uns Weihnachtskonzert in unserer katholisch-lutherisch genutzten Kirche. Das Konzert (Bachs Weihnachstoratorium I-III) bestritten 2 "befreundete" evangelische Kantoreien, verstärkt durch viele katholische Sänger/innen zusammen mit professionellen Musikern/innen (unter denen vermutlich viele konfessionslose). Die 350 Sitzplätze waren fast komplett ausverkauft, obwohl die Kirche mitten im Neubauviertel (Plattenbauviertel) steht. Klar gab es auch so typische Konzertbesucher/innen, aber viele von denen waren wohl noch nicht oft in einer Kirche, in einem Konzert und hören zu Hause vielleicht auch nie Musik jenseits vom Popradio. Gelegentlich liefen ein paar Kinder herum, aber sei's drum. Die Leute waren offensichtlich begeistert. Endloser Applaus, das "Lallen" gab's gleich nochmal als Zugabe. Ein voller Erfolg und das mitten im Neubauviertel. Man muss den Leuten vielleicht einfach mehr zutrauen.
Ich kenne die beiden Kantoren. Vielleicht mache ich Ihnen den Vorschlag, beim nächsten Mal ins Programmheft die Choräle mit Noten zu drucken und mitsingen zu lassen.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
@chrimo: Deine Schilderung kann womöglich erschrecken, verwundern indes wird sie den Kenner dieses Biotops nicht.
Aus welcher Art Sozialisierung soll denn Kenntnis und Bindung an die Kultur, deren einstiger und wichtigster Träger die Kirche war, denn kommen? Oder besser: Wie soll etwas kulturell vererbt werden, wenn die Eltern und auch schon die Großeltern keine Erbmasse mehr mitbringen? "Von außen" gelingt so etwas sowieso nicht oder nur in Ausnahmefällen.
Da haben 12 Vor- und 45 Nachkriegsjahre ganze Arbeit geleistet, ob nun besonders in der Streusandbüchse, sei dahingestellt.
Inwieweit vorher die bekannte theologische Verflachung durch die von oben staatlicherseits verordneten zwangsökumenisierten Union ab Anfang des 19. Jht. in Preußen zugleich einer Beliebigkeit und damit einer Verdünnung kirchen-kultureller Inhalte Vorschub leistete, ist schwer zu beantworten. Allerdings legt ein Vergleich mit z. B. Sachsen und Thüringen ein Nachdenken darüber nahe.
Zitat von jogo31
P. S. Ich habe überhaupt nichts gegen Engländer, Amerikaner oder englische Weihnachtslieder oder Carols... Kann man machen, aber den Rest, das eigene Liedgut sollte man halt nicht vergessen.
Prinzipiell: Ja, bin völlig bei dir.
Jedoch ist das mit dem "eigenen Liedgut" so eine Sache:
- "O du fröhliche" (Sizilien)[/*]
- "Nun freut euch, ihr Christen" (England)[/*]
- "Engel auf den Feldern singen" (Frankreich)[/*]
... und das nur, um einige Beispiele aus dem Weihnachtsrepertoire zu nennen.
Das ließe sich für alle Kirchenjahreszeiten durchexerzieren.
Was also ist das Eigene? Nur die Produkte der eigenen Region? Dieser Ansatz wird sich nicht durchhalten lassen.
Hallo,
Zitat von Gemshorn
Was also ist das Eigene? Nur die Produkte der eigenen Region? Dieser Ansatz wird sich nicht durchhalten lassen.
ja, das liegt wohl auch daran, dass Weihnachten und besonders der Advent, so wie wir es heute kennen, gar keine sooo lange Tradition hat. Der Adventskranz ist eine pfiffige Erfindung aus der BehindertenpäDagogik des 19. Jahrhundert (sorry Wichernkantor [wink] ) und auch der Weihnachtsbaum hat sich erst im 19. Jahrhundert verbreitet von Österreich bzw. dem deutschsprachigen Raum aus über die ganze Welt, heute hat er sogar die sunnitischen Golfstaaten erreicht, wird im arabischen Raum aber oft erst zum Jahreswechsel aufgestellt. Und wie die Bräuche sind auch die Lieder und Melodien heurmgewandert, was ich ganz schön finde. Ein Freund von mir (katholisch), der aus Ecuador kommt, kannte von zu Hause den Advent gar nicht, so eine Art Vorbereitungszeit auf Weihnachten sind dort nur die letzten 10 (?) Tage.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von Gemshorn
Was also ist das Eigene? Nur die Produkte der eigenen Region? Dieser Ansatz wird sich nicht durchhalten lassen.
Darauf antwortetest du:
Zitat von chp
ja, das liegt wohl auch daran, dass Weihnachten und besonders der Advent, so wie wir es heute kennen, gar keine sooo lange Tradition hat.
Den Begründungszusammenhang verstehe ich nicht. Kannst du näher ausfalten, was du damit meinst?
Das "wie wir es heute kennen" ist mir ein wenig zu schwammig. Weihnachten und auch die dem Fest vorausgehende Fastenzeit wird seit der Zeit der Alten Kirche begangen. Die heute noch in der Liturgie gepflogenen Lieder und Gesänge reichen bis ins Mittelalter zurück.
Nochmal: Ich verstehe nicht, worin du den Zusammenhang zwischen dem obigen Thema "Was darf als unsere 'eigenen' Lieder gelten?" und "Advent, wie wir es heute kennen" siehst.
Bringst du mir Licht ins Dunkel?
#39 RE: Repertoirebegrenzung
Zitat von chp
Der Adventskranz ist eine pfiffige Erfindung aus der BehindertenpäDagogik des 19. Jahrhundert (sorry Wichernkantor )
Na, in Johann Hinrich Wicherns "Rauhem Haus" ging es primär weniger um "Behinderte" als um Waisen und verwahrloste Jugendliche. Die Behindertenwerkstätten kamen erst zwischen den Weltkriegen dazu. Um Behinderte kümmerten sich von Anfang an die Bodelschwingh'schen Anstalten in Bethel bei Bielefeld.
Wicherns Original-Adventskranz hatte übrigens 24 Lichter. Zu besichtigen in der Gießener Wichernkirche - wir haben einen Nachbau. Der ganze Stolz unseres Küsters ... [grin]
LG
Michael
Zitat von GemshornZitat von jogo31
P. S. Ich habe überhaupt nichts gegen Engländer, Amerikaner oder englische Weihnachtslieder oder Carols... Kann man machen, aber den Rest, das eigene Liedgut sollte man halt nicht vergessen.
Prinzipiell: Ja, bin völlig bei dir.
Jedoch ist das mit dem "eigenen Liedgut" so eine Sache:
- "O du fröhliche" (Sizilien)[/*]
- "Nun freut euch, ihr Christen" (England)[/*]
- "Engel auf den Feldern singen" (Frankreich)[/*]
... und das nur, um einige Beispiele aus dem Weihnachtsrepertoire zu nennen.
Das ließe sich für alle Kirchenjahreszeiten durchexerzieren.
Was also ist das Eigene? Nur die Produkte der eigenen Region? Dieser Ansatz wird sich nicht durchhalten lassen.
Die Ursprünge mögen wo anders herkommen, zumindest das erste ist und bleibt ein typisch deutsches Weihnachtslied, auch wenn man sich die Melodie geklaut hat. Und auch die anderen gehören zum traditionellen deutschsprachigen Weihnachtsliedergut. Neulich kam wieder mal so ne Straßenumfrage, da sollten verschiedene Leute die erste Strophe deutssprachige Winter- und Weihnachtslieder vor singen, erschreckend was dabei rauskommt und selbst wenn da nur die dämlichsten Antworten herausgepickt wurden, selbst in meiner Familie kriegen die meisten bestenfalls die erste Strophe von "Stille Nacht" zusammen, ohne Liedblatt läuft da nix an Heilig Abend. Läuft aber "Last Christmas" im Radio, können die plötzlich ohne Probleme mitgröhlen. Ich find so was ziemlich traurig.
#41 RE: Repertoirebegrenzung
Zitat von jogo31
Die Ursprünge mögen wo anders herkommen, zumindest das erste ist und bleibt ein typisch deutsches Weihnachtslied, auch wenn man sich die Melodie geklaut hat. Und auch die anderen gehören zum traditionellen deutschsprachigen Weihnachtsliedergut.
Dann muß man wohl sagen, traditionell deutsch ist das, was lange genug schon auf Deutsch gesungen wurde?
Andere sind zwar wirklich ur-deutsch, aber ... :
"O Tannebaum" ist ein wirklich altes Volkslied - aber es geht ursprünglich um die untreue Geliebte! Erst als die heidnischen Bräuche (Wintersonnenwende) und damit auch der Tannenbaum zum Weihnachtsfest fanden, wurden Strophen angehängt...
Zu Luthers Zeiten gab es das Problem, daß viele Kirchenlieder nur auf Latein gesungen wurden - da wurde dann auch eifrig übersetzt und eingedeutscht (Quempas, Veni redempor -> Nun komm der Heiden Heiland) oder doch auch "neue teutsche Liedlein" geschrieben (Luther: Vom Himmel hoch).
Tja, und nun? Werden unsere Kinder in 50 Jahren "Jingle Bells" auch als "urdeutsches Liedgut" empfinden, weil DEnglisch sowieso mehr oder weniger Umgangssprache ist? Oder gibt es wenigstens mal einen deutschen Text zu solchen (naja, würde mir eher andere aussuchen) englischsprachigen Liedern, der sich wirklich durchsetzt?
Ich finde eine Mischung von GUTEN Liedern verschiedener Herkunft gar nicht schlimm. Es müssen nur nicht immer die gleichen abgedroschenen sein ... wobei ich tatsächlich die alten deutschen Advents- und Weihnachtslieder am ehesten gehäuft ertrage.
Aber auch England/Amerika haben ja "geklaut". Hatten heute "Carol of the Bells" im Programm - das ist ursprünglich ein ukrainisches Neujahreslied (April! springende Lämmer, Schwalbe kommt und wünscht Glück...) ... der Komponist, Leontovich, wurde von der Tscheka ermordet ... und wir haben es als "Gedenklied" heute für alle gespielt, die im Moment KEINE schöne Weihnacht haben in der Welt...
Zitat von Wichernkantor
Wicherns Original-Adventskranz hatte übrigens 24 Lichter. Zu besichtigen in der Gießener Wichernkirche - wir haben einen Nachbau. Der ganze Stolz unseres Küsters ... [grin]
LG
Michael
Ohhhhh ... darf ich mir etwas zu Weihnachten wünschen
Ich erzähle jedes Jahr meinen Reli-Kindern und anderen vom 24-Kerzen-Kranz vom Rauhen Haus. Würde mich riesig über ein Foto "in Aktion" freuen!!!
(Wobei ich grad grüble - wie auch in diesem Jahr, liegt der 1. Advent ja öfter VOR dem 1. Dezember - dann kommt man doch mit 24 Kerzen nicht aus?!? Und auf jeden Fall ist es jedes Jahr eine andere Anzahl... es sei denn, man fängt blindlings am 1. Dezember an - und hat dann ggf. nur drei "Dicke rote Kerzen" )
#44 RE: Repertoirebegrenzung
Zitat von chrimo
(Wobei ich grad grüble - wie auch in diesem Jahr, liegt der 1. Advent ja öfter VOR dem 1. Dezember - dann kommt man doch mit 24 Kerzen nicht aus?!? Und auf jeden Fall ist es jedes Jahr eine andere Anzahl... es sei denn, man fängt blindlings am 1. Dezember an - und hat dann ggf. nur drei "Dicke rote Kerzen" )
Ist doch ganz einfach.
Nehmen wir an der 1. Advent fällt auf den 3. Dezember und somit der 4. Adventssonntag auf den 24. Dezember: Dann hatte der Adventskranz 4 große und 18 kleine Kerzen.
Nehmen wir an der 1. Advent fällt auf den 27. November und somit der 24. Dezember auf den Samstag nach dem vierten Adventssonntag, dann hatte der Kranz 4 große und 24 kleine Kerzen.
Kurz: Es gab verschiedene Größen je nachdem auf welchen Tag zwischen dem 27. November und 3. Dezember der jeweilige 1. Adventssonntag fiel. [wink]
Übrigens:
2016 wird der 1. Advent wieder auf den 27. November fallen, die längste Adventszeit von 28 Tagen steht so mit an.
2017 wird der 1. Advent wieder auf den 03. Dezember fallen, die kürzeste Adventszeit von 22 Tagen Tagen steht an und der 4. Adventssonntag fällt mit Heiligabend zusammen.
Und für alle die in den betreffenden Bundesländern nächstes Jahr, 2015, auf ein verlängertes Wochenende um den 1. November (Allerheiligen) hoffen, Pustekuchen, 2015 fällt Allerheiligen auf einen Sonntag. Dagegen: [grin]
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